Drucksache - 1782/3  

 
 
Betreff: Stärkung von Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund im Bezirk
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:CDU-Fraktion 
Verfasser:Schmitt/Halten-Bartels 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
17.06.2010 
43. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin beantwortet   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Große Anfrage

Wir fragen das Bezirksamt:

Wir fragen das Bezirksamt:

 

  1. Welche Unterstützungsangebote macht das bezirkliche Wirtschaftsamt Migranten / Mirgrantinnen zum Aufbau einer selbstständigen Tätigkeit?

 

  1. Gibt es einen von der Wirtschaftsförderung organisierten bzw. gewünschten regelmäßigen Erfahrungsaustausch zu Themen der ethnischen Ökonomie mit ggf. anschließender Problemlösung durch das Bezirksamt?

 

  1. Was unternimmt das Bezirksamt, um die in der Kantstraße vorhandenen (meist asiatischen) Betriebe bei ihren Vernetzungsbemühungen zu  unterstützen bzw. eine Vernetzungschance zu geben?

 

  1. Hat das Bezirksamt Möglichkeiten in Charlottenburg-Nord gefunden, wo zahlreiche russisch sprechende Menschen leben, entsprechende Betriebe zu fördern und zu vernetzen?

 

  1. Welche Hilfestellung leistet das Bezirksamt den Mitbürgerinnen und Mitbürgern russischer Herkunft bei der Anerkennung ihrer gelernten Berufe als Voraussetzung für ihre erfolgreiche gesellschaftliche Integration?

 

 

Die Große Anfrage beantwortet das Bezirksamt schriftlich wie folgt:

 

1.

Welche Unterstützungsangebote macht das bezirkliche Wirtschaftsamt Migranten / Mirgrantinnen zum Aufbau einer selbstständigen Tätigkeit?

 

Migrantinnen und Migranten wird durch die bezirkliche Wirtschaftsförderung die Möglichkeit gegeben, die gleichen Unterstützungsangebote wahrzunehmen, die auch allen anderen Existenzgründerinnen und Existenzgründern zur Verfügung gestellt werden. So können telefonische und persönliche orientierende Beratungsgespräche sowie der Besuch von themenbezogenen Veranstaltungen in Anspruch genommen werden.

 

Die Informationen der Website sind ebenfalls allen zugänglich und der Kontakt zu Fachleuten bei speziellen Problemfeldern und Fragestellungen kann vermittelt werden. Insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund, die ein weitergehendes Beratungsangebot benötigen bzw. in Anspruch nehmen möchten, werden auf die Angebote der GUWBI e. V. hingewiesen. Ziel und Aufgabe dieses Vereins ist die Beratung von Migrantinnen und Migranten bei der Unternehmenskonzepterstellung. Es werden Existenzgründungsseminare angeboten und vor und nach der Gründung eines Geschäftes erfolgt eine intensive Begleitung.

 

Gleiches gilt für die BWK BildungsWerk in Kreuzberg GmbH, die eine bedarfsgerechte Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit bietet, gerade auch für Menschen, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Seit 2003 werden in Zusammenarbeit mit der Türkisch-Deutschen Unternehmervereinigung Berlin-Brandenburg e. V. Existenzgründungsveranstaltungen angeboten. Regelmäßig werden Informationen zum allgemeinen Gründungsprozess und zur Nutzung von Finanzierungshilfen und Fördermöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Des Weiteren wird eine spezielle Qualifizierung im betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Bereich angeboten.

 

Im Rahmen einer Projektförderung durch das Programm Lokales Soziales Kapital wurde 2008 der Türkische Unternehmer und Handwerker e. V. Berlin mit dem Projekt "Beratung der türkischen Unternehmen vor Ort in Charlottenburg-Wilmersdorf" unterstützt. Ziel des Projektes war es, die Standortzufriedenheit, Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden und Zukunftspläne zu eruieren.

 

2.

Gibt es einen von der Wirtschaftsförderung organisierten bzw. gewünschten regelmäßigen Erfahrungsaustausch zu Themen der ethnischen Ökonomie mit ggf. anschließender Problemlösung durch das Bezirksamt?

 

Ja, es findet eine regelmäßige Zusammenarbeit mit den türkischen Unternehmerverbänden TDU und Barex e. V. sowie der polnischen Unternehmerschaft durch NIKE e. V. statt. Auch der Migrantenbeauftragte, Herr Cakmakoglu, wird Themen der ethnischen Ökonomie aufgreifen.

 

3.

Was unternimmt das Bezirksamt, um die in der Kantstraße vorhandenen (meist asiatischen) Betriebe bei ihren Vernetzungsbemühungen zu  unterstützen bzw. eine Vernetzungschance zu geben?

 

Bislang wurde kein Bedarf seitens der Unternehmen an die Wirtschaftsförderung herangetragen. Alle Maßnahmen und Aktionen, die die Wirtschaftsförderung initiiert, sind mehr branchen- bzw. standortbezogen und werden dadurch weniger nach ethnischer Herkunft geplant.

 

Sobald allerdings ein Beratungs- oder Förderbedarf gegenüber der Wirtschaftsförderung formuliert wird, würde unmittelbar darauf reagiert werden, wobei die Wirtschaftsförderung immer auf Initiativen von Unternehmen vor Ort angewiesen ist, weil eine Kontinuität und nachhaltiger Erfolg nur durch Partizipation und aktive Mitarbeit der Unternehmen gesichert ist.

 

Zudem ist festzustellen, dass es unter der Gruppe der asiatischen Gewerbetreibenden eine große Bandbreite gibt, die es erschweren würde, hier eine intensive Vernetzung allein mit Bezug auf den Oberbegriff Asien zu erreichen. 

 

4.

Hat das Bezirksamt Möglichkeiten in Charlottenburg-Nord gefunden, wo zahlreiche russisch sprechende Menschen leben, entsprechende Betriebe zu fördern und zu vernetzen?

 

Anfang des Monats wurden alle Gewerbetreibenden von Charlottenburg Nord durch das Bezirksamt zu einem Runden Tisch bei der GEWOBAG eingeladen. Unternehmerinnen und Unternehmer russischer Herkunft haben leider auf diese Einladung nicht reagiert und nicht an dem Austausch teilgenommen.

 

Ab Juni 2010 wurde das Projekt aus dem Förderprogramm Partnerschaft Entwicklung Beschäftigung "Generationsübergreifende Quartiersstrategie Charlottenburg Nord vorhandene Ressourcen - neue Partnerschaften - zukünftige Arbeitsplätze" von Stadtwandler e. V. ins Leben gerufen.

 

Der Ansatz dieses Projektes besteht darin, die Vielschichtigkeit der Standortproblematik zusammenzufassen und bereits vorhandene Akteure an einen Tisch zu bringen und das fachliche Know How aus Stadtplanung/Architektur, Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und Sozialwesen zu verzahnen und zur Anwendung kommen zu lassen. Hierbei wird die Bedarfslage der russisch sprechenden Menschen natürlich mit einbezogen werden.

 

Speziell für Menschen russischer Herkunft werden seit Anfang des Jahres durch das Bezirkliche Bündnis für Wirtschaft und Arbeit zwei miteinander kooperierende LSK -Projekte mit dem Ziel der Schaffung von interkulturellen (mittel- und osteuropäischen-deutschen) Netzwerken zur Stärkung des Standortes gefördert: Die "Charlottenburger Multi-Kulti-Messe" und die "Förderung der interkulturellen Kompetenz und internationalen Kooperationen".

Die Projekte wenden sich ausschließlich an Migrantinnen und Migranten sowie mittel- und osteuropäische Unternehmen, die an internationalen Geschäftskontakten und Kooperationen interessiert sind.

Die Projektziele bestehen zum einen darin, die Konkurrenzfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen im Bezirk durch Anbahnung von Kooperationen im Rahmen einer internationalen Messe sowie die Erschließung neuer Märkte und die Entwicklung neuer Geschäftsideen zu erhöhen. Zum anderen soll die berufliche Situation und die Integration im Bezirk durch die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen und der Schaffung eines interkulturellen Netzwerkes bzw. Kooperationsforums verbessert werden.

 

5.

Welche Hilfestellung leistet das Bezirksamt den Mitbürgerinnen und Mitbürgern russischer Herkunft bei der Anerkennung ihrer gelernten Berufe als Voraussetzung für ihre erfolgreiche gesellschaftliche Integration?

 

Die Wirtschaftsförderung weist auf sämtliche Beratungsangebote und Initiativen der IHK Berlin hin, z. B. auf die gemeinsame Ausbildungsinitiative der IHK, Handwerkskammer und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales "Berlins Wirtschaft braucht Dich!".

 

 

Marc Schulte

Bezirksstadtrat

 


 

 
 

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