Drucksache - 1449/3
Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am
19.11.2009 folgenden Beschluss gefasst: Die Bezirksbürgermeisterin
wird gebeten, sich als Mitglied des Rundfunkrats des rbb dafür einzusetzen,
dass vermehrt Sendungen mit Untertiteln für Hörgeschädigte ausgestrahlt werden,
u. a. auch Nachrichtensendungen. Damit sollen die Bedürfnisse von Gehörlosen
und Hörgeschädigten berücksichtigt und diesen somit eine bessere Teilhabe am
öffentlichen Leben über das Medium Fernsehen ermöglicht werden. Das
Bezirksamt hat sich mit Schreiben der Bezirksbürgermeisterin vom 30.11.2009
über den Vorsitzenden des Rundfunkrates an die Vorsitzende des Programmausschusses
des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) gewandt, das Anliegen der Bezirksverordnetenversammlung
ausdrücklich unterstützt und darum gebeten, es in die zuständigen Gremien des
Senders einzubringen. Nach
einer Zwischennachricht vom 14.12.2009 ist die Angelegenheit in der 62. Sitzung
des Programmausschusses des rbb am 25.02.2010 erörtert und festgestellt worden,
dass 18% der Sendungen untertitelt werden und derzeit eine Befragung mit 52
Nutzern läuft, die konkrete Hinweise und Hilfen für die weitere Gestaltung der
Untertitelung erbringen soll. In
der 53. Sitzung des Rundfunkrates am 17.03.2010 wurde auf der Basis des Berichtes
des Programmausschusses über die Unterstützung hörbehinderter Menschen
diskutiert, u.a. darüber, wie beispielsweise durch Untertitelung oder
Gebärdensprachendolmetscher Möglichkeiten für die betroffene Zuschauergruppe
verbessert werden könnten, die rbb-Programme zu verfolgen. Mit
diesem Thema ist der Sender bereits intensiv beschäftigt und versucht, das Angebot
ständig zu erweitern. Angesichts der begrenzten finanziellen Mittel habe man
sich in diesem Jahr dafür entschieden, in die Sendungen zu investieren, die
repertoirefähig seien. Dazu gehörten beispielsweise Reportagen und Features,
die im rbb-Programm und in den anderen Dritten Programmen der ARD-Anstalten
gesendet würden. Es gibt außerdem den Wunsch der Behindertenverbände, auch die
regionalen Nachrichten zu untertiteln. Dies ist übrigens auch eines der Themen
für die Zusammenarbeit mit dem Mitteldeutschen Rundfunk. Es soll beispielsweise
geprüft werden, ob in gemeinsame Technik, Spracherkennungssoftware etc.
investiert werden kann. Ansonsten ist es ein für den rbb augenblicklich nicht
zu bewältigender finanzieller Aufwand, die regionalen aktuellen Sendungen
täglich live zu untertiteln. Das
Thema wird sehr ernst genommen. Einmal jährlich trifft sich die Intendantin des
Senders mit allen Behinderten-Verbänden, um genau darüber zu diskutieren. Dabei
ist festzustellen, dass die Bedürfnisse sehr differenziert sind: Sehr viele
Menschen können die Untertitelung in dem erforderlichen Tempo überhaupt nicht
lesen und wären eigentlich auf Gebärdendolmetscher angewiesen. Andererseits
ist bekannt, dass in Deutschland Gebärdendolmetscher die anderen Zuschauerinnen
und Zuschauer zum Umschalten animierten. Dies sei eine schwierige Bedürfnislage
und ein sehr komplexes Thema. Selbst wenn die Untertitelung finanzierbar wäre,
ist das Problem damit nicht gelöst, zumal auch die Anforderungen blinder
Menschen wieder ganz anders gelagert sind. Im
Zuge der Umstellung auf die vollständige digitale Ausstrahlung der Programme
ist man im Sendegebiet dabei, über die digital-terrestrische Ebene verschiedene
Möglichkeiten der Gestaltung der Untertitel auszuprobieren. Dazu gehört auch
die Funktionalität der Zu- und Abschaltmöglichkeit der Untertitel. Hier werden
bereits Gespräche mit der Geräteindustrie geführt, die seitens der Setup-Boxen
diese technische Maßnahme gewährleisten müsse. Das ist grundsätzlich möglich.
Darüber hinaus werden weitergehende technische Alternativen auch im Hinblick
auf die Gebärdensprache erprobt. Außerdem ist man mit den Verbänden im
Gespräch, die bei der Auswahl von Testpersonen Unterstützung gewähren, um für
eine möglichst optimale Umsetzung aus Sicht der Nutzer zu sorgen. Am
09.04.2010 informierte ARD-Text über ein neues Angebot für Gehörlose und
Hörgeschädigte aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Danach wird das Fernsehmagazin
„Bericht aus Berlin“ ab dem 11.04.2010 mit Live-Untertiteln
ausgestrahlt. Gehörlose und hörgeschädigte Zuschauerinnen und Zuschauer können
die Sendung künftig jeweils sonntags um 18.30 Uhr auf der Videotextseite 150 im
ARD-Text des Ersten verfolgen. Auch Sondersendungen von Parteitagen werden ab
April um diesen Service erweitert. Die
Redaktion von ARD-Text beim Rundfunk Berlin-Brandenburg in Potsdam und das
ARD-Hauptstadtstudio entsprechen damit den Bedürfnissen der politisch interessierten
gehörlosen Menschen im Publikum des Ersten, die sich beispielsweise bereits zur
Bundestagswahl im vergangenen Jahr mit der Videotext-Untertitelung informiert
hatten. Nach
„Monitor“ und „Report München“ ist der „Bericht
aus Berlin“ nun das dritte politische Magazin im Ersten mit diesem
Service. Am Sonntagabend setzt es im Anschluss an die „Sportschau“
die Vielzahl der Sendungen mit Untertitelung fort, gefolgt von der
„Lindenstraße“, dem „Weltspiegel“, der
„Tagesschau“, dem „Tatort“ und „Anne Will“.
Das
Bezirksamt stellt fest, dass die Dinge im Fluss sind, wird die verschiedenen
Initiativen und Vorhaben des Senders nicht zuletzt aus der Funktion der
Bezirksbürgermeisterin in den Gremien des Rundfunk Berlin-Brandenburg weiter
aufmerksam beobachten, bzw. über den Behindertenbeauftragten des Bezirks verfolgen
lassen und bittet, den Beschluss derweil als erledigt anzusehen. Monika
Thiemen |
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