Drucksache - 1449/3  

 
 
Betreff: Fernsehsendungen mit Untertiteln für Hörgeschädigte
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:FDP-Fraktion 
Verfasser:Dr. Fest/Block 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
17.09.2009 
34. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Kultur und Weiterbildung Beratung
24.09.2009 
31. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung vertagt   
14.10.2009 
32. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
19.11.2009 
36. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Antrag
Beschlussempfehlung
Beschluss
Vorlage zur Kenntnisnahme

Die BVV möge beschließen:

Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 19.11.2009 folgenden Beschluss gefasst:

 

Die Bezirksbürgermeisterin wird gebeten, sich als Mitglied des Rundfunkrats des rbb dafür einzusetzen, dass vermehrt Sendungen mit Untertiteln für Hörgeschädigte ausgestrahlt werden, u. a. auch Nachrichtensendungen. Damit sollen die Bedürfnisse von Gehörlosen und Hörgeschädigten berücksichtigt und diesen somit eine bessere Teilhabe am öffentlichen Leben über das Medium Fernsehen ermöglicht werden.

 

Das Bezirksamt hat sich mit Schreiben der Bezirksbürgermeisterin vom 30.11.2009 über den Vorsitzenden des Rundfunkrates an die Vorsitzende des Programmausschusses des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) gewandt, das Anliegen der Bezirksverordnetenversammlung ausdrücklich unterstützt und darum gebeten, es in die zuständigen Gremien des Senders einzubringen.

 

Nach einer Zwischennachricht vom 14.12.2009 ist die Angelegenheit in der 62. Sitzung des Programmausschusses des rbb am 25.02.2010 erörtert und festgestellt worden, dass 18% der Sendungen untertitelt werden und derzeit eine Befragung mit 52 Nutzern läuft, die konkrete Hinweise und Hilfen für die weitere Gestaltung der Untertitelung erbringen soll.


 

 

In der 53. Sitzung des Rundfunkrates am 17.03.2010 wurde auf der Basis des Berichtes des Programmausschusses über die Unterstützung hörbehinderter Menschen diskutiert, u.a. darüber, wie beispielsweise durch Untertitelung oder Gebärdensprachendolmetscher Möglichkeiten für die betroffene Zuschauergruppe verbessert werden könnten, die rbb-Programme zu verfolgen.

 

Mit diesem Thema ist der Sender bereits intensiv beschäftigt und versucht, das Angebot ständig zu erweitern. Angesichts der begrenzten finanziellen Mittel habe man sich in diesem Jahr dafür entschieden, in die Sendungen zu investieren, die repertoirefähig seien. Dazu gehörten beispielsweise Reportagen und Features, die im rbb-Programm und in den anderen Dritten Programmen der ARD-Anstalten gesendet würden. Es gibt außerdem den Wunsch der Behindertenverbände, auch die regionalen Nachrichten zu untertiteln. Dies ist übrigens auch eines der Themen für die Zusammenarbeit mit dem Mitteldeutschen Rundfunk. Es soll beispielsweise geprüft werden, ob in gemeinsame Technik, Spracherkennungssoftware etc. investiert werden kann. Ansonsten ist es ein für den rbb augenblicklich nicht zu bewältigender finanzieller Aufwand, die regionalen aktuellen Sendungen täglich live zu untertiteln.

 

Das Thema wird sehr ernst genommen. Einmal jährlich trifft sich die Intendantin des Senders mit allen Behinderten-Verbänden, um genau darüber zu diskutieren. Dabei ist festzustellen, dass die Bedürfnisse sehr differenziert sind: Sehr viele Menschen können die Untertitelung in dem erforderlichen Tempo überhaupt nicht lesen und wären eigentlich auf Gebärdendolmetscher angewiesen.

 

Andererseits ist bekannt, dass in Deutschland Gebärdendolmetscher die anderen Zuschauerinnen und Zuschauer zum Umschalten animierten. Dies sei eine schwierige Bedürfnislage und ein sehr komplexes Thema. Selbst wenn die Untertitelung finanzierbar wäre, ist das Problem damit nicht gelöst, zumal auch die Anforderungen blinder Menschen wieder ganz anders gelagert sind.

 

Im Zuge der Umstellung auf die vollständige digitale Ausstrahlung der Programme ist man im Sendegebiet dabei, über die digital-terrestrische Ebene verschiedene Möglichkeiten der Gestaltung der Untertitel auszuprobieren. Dazu gehört auch die Funktionalität der Zu- und Abschaltmöglichkeit der Untertitel. Hier werden bereits Gespräche mit der Geräteindustrie geführt, die seitens der Setup-Boxen diese technische Maßnahme gewährleisten müsse. Das ist grundsätzlich möglich. Darüber hinaus werden weitergehende technische Alternativen auch im Hinblick auf die Gebärdensprache erprobt. Außerdem ist man mit den Verbänden im Gespräch, die bei der Auswahl von Testpersonen Unterstützung gewähren, um für eine möglichst optimale Umsetzung aus Sicht der Nutzer zu sorgen.

 

Am 09.04.2010 informierte ARD-Text über ein neues Angebot für Gehörlose und Hörgeschädigte aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Danach wird das Fernsehmagazin „Bericht aus Berlin“ ab dem 11.04.2010 mit Live-Untertiteln ausgestrahlt. Gehörlose und hörgeschädigte Zuschauerinnen und Zuschauer können die Sendung künftig jeweils sonntags um 18.30 Uhr auf der Videotextseite 150 im ARD-Text des Ersten verfolgen. Auch Sondersendungen von Parteitagen werden ab April um diesen Service erweitert.


 

 

Die Redaktion von ARD-Text beim Rundfunk Berlin-Brandenburg in Potsdam und das ARD-Hauptstadtstudio entsprechen damit den Bedürfnissen der politisch interessierten gehörlosen Menschen im Publikum des Ersten, die sich beispielsweise bereits zur Bundestagswahl im vergangenen Jahr mit der Videotext-Untertitelung informiert hatten.

 

Nach „Monitor“ und „Report München“ ist der „Bericht aus Berlin“ nun das dritte politische Magazin im Ersten mit diesem Service. Am Sonntagabend setzt es im Anschluss an die „Sportschau“ die Vielzahl der Sendungen mit Untertitelung fort, gefolgt von der „Lindenstraße“, dem „Weltspiegel“, der „Tagesschau“, dem „Tatort“ und „Anne Will“.

 

 

Das Bezirksamt stellt fest, dass die Dinge im Fluss sind, wird die verschiedenen Initiativen und Vorhaben des Senders nicht zuletzt aus der Funktion der Bezirksbürgermeisterin in den Gremien des Rundfunk Berlin-Brandenburg weiter aufmerksam beobachten, bzw. über den Behindertenbeauftragten des Bezirks verfolgen lassen und bittet, den Beschluss derweil als erledigt anzusehen.

 

Monika Thiemen


 

 
 

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