Drucksache - 1093/3
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Wir fragen das Bezirksamt:
Die Große Anfrage beantwortet das Bezirksamt wie folgt:
Als Vorbemerkung sei auf die Schwierigkeit statistischer Erhebungen hingewiesen:
Wie genau werden die genannten Wirtschaftsbereiche definiert? Was gehört z. B. zur Kulturwirtschaft dazu? Ab wann ist ein Andenken- und Postkartenladen am Kudamm ein kulturwirtschaftliches Unternehmen? Gilt das Bezirksamt als ein gemeinnütziges Unternehmen?
Zudem gibt es häufig keine Aufteilung der Daten nach Bezirken. Wäre es überhaupt zielführend, bezirkliche Daten zu erheben? Welchen zusätzlichen Erkenntnisgewinn hätte man dann?
Zu 1: Laut dem Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht Berlin 2007/2008 stellt die Medien-, Informations- und Kreativbranche heute einen der größten Wirtschaftszweige in Berlin dar. Mit rund 24.500 Unternehmen, einem jährlichen Umsatz von über 20 Mrd ? und rund 190.000 Beschäftigten hat sie einen Anteil von ca. 16 % am Bruttoinlandsprodukt der Berliner Wirtschaft. Seit 2000 stieg die Zahl der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen um rund 4.000 (+19 %), die Umsätze um 3,7 Mrd ? (+ 22 %). Damit liegt Berlin weit über dem Bundesdurchschnitt. Mit ihren rund 100.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (darunter 49.000 Frauen) und einem etwa gleich hohen Anteil an freien und geringfügigen Beschäftigten stellt die Kulturwirtschaft einen bedeutsamen Arbeitsmarktfaktor in Berlin dar. Der Anteil der Kulturwirtschaft an der Gesamtwirtschaft in einem Innenstadtbezirk ist natürlich höher einzuschätzen. Bei dem am 30. Oktober 2008 durchgeführten Workshop "Bildende Kunst" in Vorbereitung der Schaffung eines Netzwerkes Kulturwirtschaft Charlottenburg-Wilmersdorf gingen die Veranstalter von einem Anteil der Kulturwirtschaft an der Wertschöpfung für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von sogar über 30 % aus. Noch einige Zahlen zur Kulturwirtschaft für das gesamte Bundesgebiet: Mit einer Bruttowertschöpfung von 58 Mrd. ? (2004) ist die Kulturwirtschaft in Deutschland größer als z.B. der Chemie (46 Mrd. ?) und Energiebereich (33 Mrd. ?).
Zu 2: Statistische Erhebungen über den Anteil gemeinnütziger Unternehmen an der Wertschöpfung im Bezirk sind uns nicht bekannt. Auch das Statische Landesamt teilte auf Anfrage mit, dass Zahlen nach dem Eigentümerverhältnissen nicht erhoben werden.
Zu 3: In Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es laut der von uns geführten Gewerbedatenbank MIGEWA ca. 250 Beherbergungsbetriebe und ca. 1600 Gaststättenbetriebe. Damit liegen 25% aller Berliner Übernachtungsbetriebe und 15 % aller Berliner Gaststätten in unseren Bezirk. Der DeHoGa weist zwar für unseren Bezirk eine geringere Zahl an Beherbergungsbetrieben aus, kommt aber sogar auf eine Quote des Anteils am Berliner Markt von über 30 Prozent. Die Beschäftigungszahlen im Gastgewerbe sind im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig, wobei der Umsatz sich etwas erhöht hat.
Zu 4: Für die Kulturwirtschaft kann angesichts der stetig wachsenden Zahlen eine positive Prognose gemacht werden. Im Hotel- und Gaststättengewerbe ist es nach den hohen Steigerungsraten der letzten Jahre eher zu einer Beruhigung gekommen. Da die Gemeinwirtschaft in vielen Bereichen stark von Zuweisungen, Spenden und Sponsoring abhängt, ist hier die Entwicklung der nächsten Monate in Folge der Finanzkrise abzuwarten.
Zu 5: Die Wirtschaftsförderung unterstützt die Ansiedlung neuer Betriebe im Bezirk aktiv und sieht als einer ihrer Aufgabenbereiche die Bestandspflege an. Dies geschieht besonders im Bereich des Einzelhandels durch Förderung und Initiierung von Geschäftsstraßen AG´s. In diesen Geschäftsstraßen sind vielfach die Vertreter von Hotels aktiv, so z.B. in der AG City Herr Lehrke vom Hotel Palace oder in der IG Kudamm-Halensee Herr Nuppenau vom Hotel Kudamm 101. Als Beispiel für die Förderung der Kulturwirtschaft sei die Firma Theaterkunst genannt mit Sitz in der Eisenzahnstraße. Sie unterhält einzigartig in Deutschland einen großen Fundus an Kostümen und sucht nach Erweiterungsflächen. Hier helfen wir und knüpfen die Kontakte zu den jeweiligen Stellen, wie z.B. der Senatswirtschaftsverwaltung, die dann bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützen können.
Im Bereich der Kulturwirtschaft wurde mit der Gründung eines "Runden Tisches Kulturwirtschaft" im Frühjahr 2007 die "Vernetzung" der beteiligten Akteure gestartet. Denn es ist schon erstaunlich: Die Erstellung von Kunst erfolgt häufig in unserem Bezirk, die Käufer von Kunst kommen häufig aus unserem Bezirk, der Verkauf aber findet oftmals außerhalb des Bezirkes statt. Damit gelten andere Bezirke als "in", obwohl sich unser Bezirk in dieser Frage überhaupt nicht verstecken muss. Das Bezirksamt plant, im Rahmen eines EFRE-Projektes (Europäischer Fonds zur regionalen Entwicklung) die Bildung eines Netzwerkes "Kulturwirtschaft" im Bezirk voranzubringen. Hierfür vorgesehen ist das Förderinstrument als Wirtschaftsdienliche Maßnahme (WdM). Ziel des Projektes wird neben der notwendigen Bestandsanalyse der bezirklichen Kulturbetriebe und ggf. der kulturwirtschaftlichen Unternehmen die Schaffung eines Netzwerkes sein, dass dann gemeinsame Aktionen, wie z.B. einer Kunstmesse im Bezirk initiieren kann. Warum sollte man zur Oberbaumbrücke zur Kunstmeile fahren, wenn im Rathaus Charlottenburg Kunst zu bestaunen und zu kaufen ist?
Noch ungeklärt ist, was sich hinter der römischen Eins (I) am Ende der Überschrift verbirgt. Hier gilt es die nächste BVV abzuwarten.
Marc Schulte Bezirksstadtrat
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