Drucksache - 0651/3
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Wir fragen
das Bezirksamt: 1. Wie bewertet das Bezirksamt Struktur
und Angebotsdichte der Fahrradwege, Fahrradangebotsstreifen und Fahrradstraßen
im Bezirk und wo gibt es Defizite? 2. Welche Maßnahmen und Förderprogramme
auf EU-, Bundes-, Landes- und Bezirksebene werden für Erhalt und Ausbau von
Fahrradwegen, Fahrradangebotsstreifen,
Fahrradstraßen und für die
Schaffung von Abstellmöglichkeiten in Wohngebieten ergriffen bzw. genutzt und
in welchem finanziellen Umfang? 3. Wie beurteilt das Bezirksamt den gegenwärtigen Bestand an öffentlichnutzbaren Fahrradabstellanlagen, Bike & Ride Anlagen an U-Bahnhöfen, Fahrradgaragen u.ä. im Bezirk und an welchen Orten sieht es welchen Erweiterungsbedarf? 4. Welche Maßnahmen wird das Bezirksamt
wann und mit welcher Finanzierung ergreifen, um die für FahrradfahrerInnen
gefährlichsten Straßenkreuzungen und Straßenabschnitte (vgl. Beantwortung der
Großen Anfrage Nr. 0241/3) für den Fahrradverkehr sicherer zu gestalten? 5. Was hat das Bezirksamt in der
Vergangenheit unternommen und wird es zukünftig unternehmen, um die
Rücksichtnahme im Straßenverkehr zwischen AutofahrerInnen und RadfahrerInnen
sowie zwischen RadfahrerInnen und FußgängerInnen zu befördern? Die Große
Anfrage wird wie folgt beantwortet: Wie
bewertet das Bezirksamt Struktur und Angebotsdichte der Fahrradwege,
Fahrradangebotsstreifen und Fahrradstraßen im Bezirk und wo gibt es Defizite? Die
Struktur und Angebotsdichte bewertet das Bezirksamt als relativ gut. In der
ADFC-Bezirksumfrage von 2005 zum fahrradfreundlichen Bezirk lag
Charlottenburg-Wilmersdorf gemeinsam mit drei anderen (Marzahn-Hellersdorf,
Treptow-Köpenick, Spandau) an der Spitze. Der Bezirk plant dennoch weitere
Verbesserungen. Die Nutzung
des Fahrrades hat in den letzten Jahren sprunghaft zugenommen. Der Anteil liegt
stadtweit bei ca. 10 % des Verkehrsaufkommens und soll in den nächsten Jahren
auf 15 % ansteigen. Stadtweit wurden durch Zählungen Zuwächse von 18 % zwischen
2004 und 2006 registriert. Der Zuwachs im Bezirk betrug von 2004 auf 2005 sechs
Prozent und von 2005 auf 2006 weitere drei Prozent, d.h. im gleichen Zeitraum 9
%. Zum Vergleich: in Kreuzberg nahm der
Radverkehr um 12 % im genannten Zeitraum zu. Verbesserungen
für das Fahrradfahren gibt es u.a. durch folgende Maßnahmen: Das
Fahrradrouten-Hauptnetz des Senates von 1995 mit acht Tangentialrouten und 12
Sternrouten, von denen die RR 2 (Groß-Glienicke) und RR 3 (Falkensee), die TR 2
(Jungfernheide-Hohenschönhausen) und TR 5 (Tegel –Dahlem-Dorf) durch
unseren Bezirk führen, der TR 4 “touchiert” unseren Bezirk am
Bundesplatz. Dazu kommt der Europaradweg R1. Planungen
im Rahmen der Lärmminderungsplanung. Diese hat für den Bereich Charlottenburg
ein Nebennetz entwickelt. Die
Teufelsseechaussee wurde Fahrradstraße. Weitere Straßen sollen folgen. Im
Grunewald kann auf allen breiten Wegen geradelt werden; dank der liberalen
Haltung des Grünflächenamtes gilt dies auch an einigen Parks und Grünflächen,
z. B. entlang der Spree (Ausnahme noch der Schlosspark), am Landwehrkanal, in
einigen Abschnitten des Volksparks Wilmersdorf und Jungfernheide. Auch auf
vielen Tempo 30-Straßen oder in verkehrsberuhigten Bereichen kann gut geradelt
werden. Darüber hinaus prüft das Bezirksamt weitere Einbahnstraßen für das Radfahren
entgegen der Fahrtrichtung zuzulassen. Einige Abschnitte sind ja bekanntlich
mit dem grün-weissen Routenschild gekennzeichnet, z. B. die Aßmannhauser und
Barstraße, die Prinzregenten-, Pariser Straße, die Schillerstraße, Trabener
Straße, Lynarstraße, die Busspur am Kurfürstendamm u. a. Havelchaussee und
Königsweg sind stadtweit bekannte und beliebte
“Fahrradrennstrecken”. Insgesamt
bestehen eine Vielzahl von Verbindungen und Varianten, für die unsere
Fahrradkarte eine preiswerte und praktische Orientierungshilfe ist. Seit 2000
gibt es in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen eigenen
Haushaltstitel für Radverkehrsinfrastruktur. Das Bezirksamt würde eine
vernünftige Finanzmittelausstattung im Tiefbauetat – evtl. mit einem
Zweckbindungsvermerk für den Radverkehr in einer dann zu bestimmenden Höhe
bevorzugen - aber das ist noch Zukunftsmusik. Mit der
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung werden Jahr für Jahr Vorhaben
vorbereitet. In den letzten Jahren wurden folgende Maßnahmen finanziert: Nebenfahrbahnen
der Heerstraße (Asphaltierung) Mannheimer
Straße (Asphaltierung) Warnemünder
Straße (Angebotsstreifen) Richard-Wagner-Straße
(Angebotsstreifen) Reichsstraße
(nördlicher Abschnitt, Angebotsstreifen) Wintersteinstraße
(Angebotsstreifen) Aus
bezirklichen Mitteln wurde der Angebotsstreifen beim Neubau der Uhlandstraße
eingerichtet (zwei Abschnitte). Ebenso in der Schloßstraße. Weitere
Verbesserungen für den Radverkehr gibt es durch: den Grünzug
am nördlichen Spreeufer beim ehemaligen BEWAG-Kraftwerk Die
Renaturierung des Schanzenwaldes und Öffnung für die Erholungsnutzung, die
wahrscheinlich erst im Frühjahr/Sommer richtig von Fahrradfahrerinnen und
–fahrern entdeckt und angenommen wird. Im Bau,
angeordnet oder in konkreter Planung sind: Zweirichtungsweg
Halenseestraße, Rampe zum Kronprinzendamm Westfälische
Straße (Angebotsstreifen) Spandauer
Damm-Brücke (Radweg Südseite, nach Brückenbaumaßnahme) Reichsstraße
(südlicher Abschnitt, Angebotsstreifen) Schlüterstraße
(Angebotsstreifen) Windscheidstraße
(Angebotsstreifen) Joachim-Friedrich-Straße
(Angebotsstreifen). Der
Gutachter zur Lärmminderungsplanung wird am 25.01.2008 in der gemeinsamen Ausschusssitzung
Umwelt/Verkehr, Bau, Wirtschaft Vorschläge für weitere Verbesserungen präsentieren. Natürlich
gibt es auch bei uns im Bezirk etliche Defizite. Einige Straßen könnten für die
Fahrradnutzung noch baulich verbessert werden, z. B. die Krumme Straße
(Kopfsteinpflaster), manche Straßen und Fahrradwege sind in schlechtem Zustand.
Das
Umweltamt hat den Fahr-Rat gebeten zu der Anfrage Stellung zu nehmen, um auch
die Bewertungen der dort vertretenen Verbände/Personen mit aufzugreifen. Von
dort wurden folgende Wünsche geäußert: Statt
ältere Bürgersteigradwege, die teilweise nicht den technischen Anforderungen an
benutzungspflichtige Radverkehrsanlagen entsprechen (zu schmal, schlechte
Oberflächenbeschaffenheit) mit größerem baulichen Aufwand umzubauen wird die
Anlage von Fahrradangebotsstreifen auf der Fahrbahn bevorzugt. Die Zahl
der Fahrradangebotsstreifen und Fahrradstraßen sollte erhöht werden, um ein
attraktives Angebot für den Umstieg auf das umwelt- und klimafreundliche
Fahrrad darzustellen. Angebotsstreifen sind nicht nur deutlich preiswerter
sondern auch deutlich sicherer als bauliche Radwege auf dem Gehweg, die
Sicherheit vortäuschen, die nicht gegeben ist und außerdem für zusätzliche
Konflikte mit Fußgängern sorgen. Darüber
hinaus wird dafür plädiert, dass in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung
auch für Hauptverkehrsstraßen, die sich nur schwer umfahren lassen, die
Sicherheit und Attraktivität für Radfahrer erhöht wird. Als Beispiel wird hier
die Kant-, bzw. Neue Kantstr. genannt. Der Bezirksverordnete
Dr. Murach wies im Fahr-Rat daraufhin, dass besondere Defizite in der
Nord-Süd-Richtung in Charlottenburg (z.B. zwischen Otto-Suhr-Allee und KuDamm)
auffallen, die wir mittelfristig abbauen müssen (Basis: Karte des
Radwegenetzes). So fehlen baulich angelegte Radfahrwege oder Angebotsstreifen
um die Nord-Süd-Verbindung durchgängig für Radfahrer zu erschliessen. Welche
Maßnahmen und Förderprogramme auf EU-, Bundes-, Landes- und Bezirksebene werden
für Erhalt und Ausbau von Fahrradwegen, Fahrradangebotsstreifen, Fahrradstraßen
und für die Schaffung von Abstellmöglichkeiten in Wohngebieten ergriffen bzw.
genutzt und in welchem finanziellen Umfang? Im Land
Berlin stehen für den Ausbau des Radwegenetzes aus dem Radwegeinfrastrukturprogramm
jährlich 5 Mio. € zur Verfügung. Den
Bezirken werden im Rahmen dieses Programms von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Mittel für die Planung und Ausführung von Radfahrangebotsstreifen
bereitgestellt. In Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung VII
B und der Straßenverkehrsbehörde hat das Bezirksamt zwischen 2003 und 2007
folgende Strecken geplant bzw. ausgebaut: 2003 Heerstraße
(östl. Scholzplatz) 300.000,00
EURO Gesamt : 300.000,00 EURO 2004 Heerstraße(westl.
Scholzplatz) 440.000,00 EURO Heerstraße
(Nebenfahrbahn) 175.000,00 EURO Gesamt : 615.000,00 EURO 2005 Mannheimer
Straße 120.000,00 EURO Richard-Wagner-Straße
50.000,00 EURO Warnemünder
Straße 32.500,00 EURO Reichsstraße 110.000,00 EURO Gesamt : 312.500,00 EURO 2006 Bornimer
Straße 70.000,00 EURO Westfälische
Straße (Umsetzung in 2008/2009) 30.000,00
EURO Verbindungsweg
zw. Goedelerdamm und
Reichweindamm 30.000,00 EURO Wintersteinstraße 50.000,00 EURO Halenseestraße
einschl. Radwegrampe Kronprinzend. 350.000,00
EURO Gesamt : 530.000,00 EURO 2007 Schlüterstraße
zwischen Kurfürstendamm und Schillerstraße 95.000,00 EURO Kreuzungsbereich
Schlüterstraße / Pestalozziostraße 95.000,00
EURO Gesamt : 190.000,00 EURO Wie
beurteilt das Bezirksamt den gegenwärtigen Bestand an öffentlich nutzbaren
Fahrradabstellanlagen, Bike & Ride Anlagen an U-Bahnhöfen, Fahrradgaragen
u.ä. im Bezirk und an welchen Orten sieht es welchen Erweiterungsbedarf? Durch die
Verpflichtungen aus der Bauverordnung sind in den letzten Jahren durch eine
Vielzahl von Neubauten auch Fahrradabstellanlagen geschaffen worden. Das gilt
auch für die Neuerrichtung öffentlicher Einrichtungen (z.B. Sporthalle
Forckenbeckstraße). Darüber hinaus sind auch an U- und S-Bahnhöfen im Rahmen
eines Sonderprogramms zusätzliche Abstellmöglichkeiten errichtet worden. Das
Bezirksamt ist jedoch der Auffassung, dass die bisherige Zahl von
Abstellanlagen im öffentlichen Raum nicht ausreicht. Daher wird das Bezirksamt
zur Förderung des Radverkehrs den Bestand nach und nach erweitern, auch um das
Anketten von Rädern an Bäumen zu unterbinden. Bei der Erhöhung des Bestandes
muss jedoch bei der Standortwahl die Sicherheit und Leichtigkeit des
Fußgängerverkehrs beachtet werden. Darüber hinaus erfolgt die Erhöhung des
Bestandes unter Verwendung von nur äußerst begrenzt zur Verfügung stehenden
Unterhaltungsmitteln. Auch der
ADFC hält den Bestand an öffentlichen Fahrradabstellanlagen (FAA) für nicht
ausreichend: Obwohl das
Ordnungsamt regelmäßig öffentliche FAA kontrolliert und offensichtlich nicht
mehr genutzte Fahrräder beseitigt, kommt es immer wieder zur Überbelegung an
stark frequentierten Plätzen und Nahverkehrshaltestellen (z.B. an den Bhf.
Charlottenburg und Zoo). Auch sei
die Qualität der öffentlichen Fahrradabstellanlagen (FAA) nicht ausreichend: So gibt es
immer noch FAA, die nicht den Anforderungen der AV Stellplätze genügen: FAA
müssen in ausreichendem Abstand aufgestellt werden, ein sicheres Anlehnen des
Rahmens und ein sicheres Anschließen des Rahmens und eines Rades ermöglichen. Im Bereich
der Wilmersdorfer Straße wurden viele FAA errichtet, die den Vorgaben der
kürzlich in Kraft getretenen AV Stellplätze entsprechen. Diese sind regelmäßig
sehr gut genutzt. In einigen Bereichen wäre bereits eine Erweiterung zu
erwägen. (Wilmersdorf-Arcaden). Defizite
auch bei nicht-öffentlichen FAA, die per Berliner Bauordnung gefordert und
durch das Bezirksamt genehmigt werden: Die Bike
And Ride Anlagen in der City-West sind bis auf Fehrbelliner Platz und Bahnhof
Charlottenburg im Vergleich zu anderen Bezirken besonders klein dimensioniert.
Hinsichtlich der Abstellmöglichkeiten in Wohngebieten gebe es sicherlich
Defizite, da es noch kein Programm zur Einbeziehung von
Wohnungsbaugesellschaften gibt. Das Bezirksamt hat allerdings keine faktische
Handhabe gegenüber den Gesellschaften und den Trägern des ÖPNV. Welche
Maßnahmen wird das Bezirksamt wann und mit welcher Finanzierung ergreifen, um
die für FahrradfahrerInnen gefährlichsten Straßenkreuzungen und
Straßenabschnitte (vgl. Beantwortung der Großen Anfrage Nr. 0241/3) für den
Fahrradverkehr sicherer zu gestalten? Gefährliche
Kreuzungen, die als Unfallschwerpunkte vom Polizeipräsidenten in Berlin oder
dem Bezirksamt festgestellt werden, können in die Straßenunfallkommission des
Landes Berlin eingebracht werden. Dieses Gremium mit Vertretern der
Straßenverkehrs-, der Straßenbaubehörden
und der Polizei erarbeitet Vorschläge und soll effektive Entscheidungen zur
Vermeidung von weiteren Unfällen treffen. Die Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung hat Haushaltsmittel eingestellt, die die Verkehrslenkung
Berlin zur flankierenden Finanzierung von Einzelmaßnahmen den Trägern der
Straßenbaulast im Wege der auftragsweisen Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt
werden können. Was hat das
Bezirksamt in der Vergangenheit unternommen und wird es zukünftig unternehmen,
um die Rücksichtnahme im Straßenverkehr zwischen AutofahrerInnen und
RadfahrerInnen sowie RadfahrerInnen und FußgängerInnen zu befördern? Das Umweltamt
hat auf Informationsveranstaltungen, so auf dem Straßenfest in der Westfälischen
Straße am 09.09.07 und auf der Veranstaltung zum Bürgerhaushalt am 24.09.07,
für mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr geworben. Auf der
Fahrradtour durch den Bezirk am 22.09.07 wurden die Teilnehmer auf die
Einhaltung der Verkehrsregeln und gegenseitige Rücksichtnahme hingewiesen. Auch
für dieses Jahr sind wieder Fahrradtouren geplant. Das
Umweltamt hat zum Thema eine spezielle Homepage erarbeitet, die auf der Startseite
des Umweltamtes zu finden ist. Sie beinhaltet unter anderem einen Verkehrquiz
für Erwachsene zu dem Thema Rücksichtnahme im Straßenverkehr. Hier kann jeder
auf spielerische Weise sein Wissen testen und wird dadurch motiviert auch über
Rücksichtnahme nachzudenken. Hinweise zum Verkehrquiz zur Rücksichtnahme waren
als Aushang auch in den Rathäusern zu finden. Das Thema
gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr soll für 2008 neben dem sicheren
Schulweg ein Schwerpunkt in den Jugendverkehrsschulen werden. Hier liegt aus
meiner Sicht auch der wichtigste und nachhaltigste Ansatz, denn aus Kindern
werden Erwachsene die aktiv als Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer am Verkehr
teilnehmen. M.
Schmiedhofer Bezirksstadträtin |
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