Drucksache - 1288/2
„Bewegung tut Not“ Die BVV hat am 20.01.2005 Folgendes beschlossen: „Das Bezirksamt wird
aufgefordert, in Kooperation mit dem Sportverband City-West e.V. zwischen
örtlich praktizierenden Kinderärzten, interessierten Sportvereinen und anderen
bezirklichen Einrichtungen ein Netzwerk zu bilden, um Übergewicht, Bewegungmangel
und Fehlerernährung bei Kindern und Jugendlichen im Bezirk zu bekämpfen.“ Das Bezirksamt teilt dazu mit: Auf den zweiten Zwischenbericht vom
02.05.2006 wird verwiesen. Die Stärkung der Kinder- und Jugendgesundheit
gehört zu den wichtigen und komplexeren Aufgaben der Abteilung Soziales,
Gesundheit, Umwelt und Verkehr. Die Umsetzung des Beschlusses der
Bezirksverordnetenversammlung erfordert daher ein Agieren auf mehreren
Handlungsebenen. Diese sind zielgruppenorientiert und haben die Schwerpunkte 1.
Kinder von der Geburt bis zum Eintritt in die Grundschule und 2. Kinder und
Jugendliche in Schulen und außerhalb von Schulen bis zum Erreichen der
Volljährig-keit. Im Rahmen der bestehenden
Beratungsangebote und der Projektarbeit wird grundsätzlich ein besonderes
Augenmerk auf die Vermittlung der Bedeutung einer gesunden Ernährung und mehr
Bewegung für Kinder und Jugendliche gelegt. In Umsetzung des Beschlusses der
Bezirksverordnetenversammlung war die Förderung gesunder Ernährung und
Bewegung in den Lebenswelten Kindergarten und Schule (Zielgruppen 1 und 2)
deshalb Thema einer Gesundheitskonferenz, die die Abteilung Soziales,
Gesundheit, Umwelt und Verkehr am 7. Mai 2008 veranstaltet hat. Das Bezirksamt hat dazu bereits
berichtet. Eine Dokumentation zur Veranstaltung, mit der die Beiträge einer
breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden, ist erstellt und verteilt. Bei der Veranstaltung wurde über
gesundheitsfördernde Maßnahmen informiert, wurden Erfahrungen ausgetauscht
sowie Modelle zur Verbesserung der Vernetzung und Kooperation unter den
Akteuren der Gesundheitsförderung diskutiert. An der Durchführung der
Veranstaltung waren der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Bezirksamtes
Charlottenburg-Wilmersdorf, die Techniker Krankenkasse, die Senatsverwaltung
für Bildung, Wissenschaft und Forschung, das Gesundheitsamt der
Landeshauptstadt Stuttgart, das Gesundheitsamt des Rhein-Kreis Neuss, eine
freiberufliche Ernährungswissenschaftlerin sowie Vertreterinnen und Vertreter
verschiedenster gesundheitsfördernder Projekte aus dem Bereich Kita und Schule,
die hier im Bezirk, in anderen Bezirken des Landes Berlin sowie im Land Brandenburg
aktiv tätig sind, beteiligt. Das Ziel, Wege für eine verstärkte
Präventionsarbeit für Kinder und Jugendliche zur Verbesserung deren
gesundheitlicher Lage aufzuzeigen, wurde in vollem Umgang erreicht und zeigt
nachhaltig Wirkung. Zum einen ist festzustellen, dass
das Interesse bei Kindertagesstätten und in Schulen für gesundheitsfördernde
Maßnahmen deutlich gestiegen ist. Ebenso ist eine erhöhte Bereitschaft zu
verzeichnen, den gesundheitlichen Belangen von Kindern und Jugendlichen im
Schul- und Kita-Alltag mehr Raum einzuräumen. Zum anderen hat die Veranstaltung
auch für die Arbeit der Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr
neue Perspektiven, Impulse und Handlungsansätze erbracht. Anlässlich der Auswertung der
Ergebnisse der Einschuluntersuchungen, die Untersuchungen werden regelmäßig
vom Jugendgesundheitsdienstes des Gesundheitsamtes für alle Einschulungskinder
durchgeführt, über die Ergebnisse wird im Rahmen der
Gesundheitsberichterstattung der Plan- und Leitstelle der Abteilung Soziales,
Gesundheit, Umwelt und Verkehr berichtet, hatte die Abteilung Handlungsräume
identifiziert, die für eine Implementierung des Landesprogramms für eine gute
gesunde Schule geeignet erschienen. Die Abteilung Soziales, Gesundheit,
Umwelt und Verkehr war sehr daran interessiert, für das Programm ausgewählten Schulen im Bezirk,
beginnend im Sozialraum Charlottenburg-Nord, zu etablieren und hatte dazu
bereits erste Erfolg versprechende Gespräche mit dem Träger des
Landesprogramms sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Grundschulen im
Raum Charlottenburg-Nord geführt. Leider ist es bisher nicht gelungen,
das Programm zu implementieren, da die notwendige Genehmigung von Seiten
des zuständigen Leitenden Schulrates
nicht erteilt wurde. Das Bezirksamt wird jedoch nichts unversucht lassen, die
Förderung einer gesunden Ernährung und mehr Bewegung weiter zu treiben. Zum Thema Bewegungsförderung durch
Sport hat nach der Veranstaltung ein Gespräch mit dem Abteilungsleiter
Breiten- und Freizeitsport des Landessportbundes mit dem Ziel stattgefunden,
die Möglichkeiten der Kooperation bei gesundheitsfördernden Projekten und
Veranstaltungen der Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr
auszuloten. Im Ergebnis ist festzustellen, dass
eine optionale Zusammenarbeit bei Förderung von Projekten unserer Abteilung möglich
ist. Zu dem Themenkreis gesunde Ernährung
zählt auch der Verzehr und Missbrauch Alkohol und anderen Genussmitteln, für
die gerade Jugendliche oft sehr anfällig sind. Mit jährlich stattfindenden
Kampagnen gegen das Rauchen und den Missbrauch von Alkohol hat die Abteilung
gute Erfolge in der Präventionsarbeit zu verzeichnen. Der jährlich
stattfindende Wettbewerb „Du bist gefragt“, der Kinder- und
Jugendliche zum Nachdenken über die schädlichen Folgen des Rauchens und des
Alkoholmissbrauchs anregen soll, hat stets eine große Resonanz gefunden, so
auch in diesem Jahr. Die Abteilung wird sich außerdem in
diesem Jahr an einer landesweiten Kampagne gegen den Missbrauch von Alkohol,
die vornehmlich an Schulen in allen Bezirken Berlins stattfinden soll, unter
anderem mit einem Sportfest für Kinder und Jugendliche der 7. und 8. Klassen
der in Charlottenburg-Nord gelegenen Oberschulen beteiligen. Kooperationspartner sind
Krankenkassen, Sportvereine aus der Region, Einrichtungen der
Suchthilfeberatung und der Jugendförderung, die Jugendbeauftragte der Polizeidirektion 2, die
Fachstelle für Suchtprävention, der Koordinator für schulische Suchtprophylaxe
an den Oberschulen im Bezirk sowie die bezirkliche Beauftragte für Sucht- und
Drogenfragen. Schwerpunkte sind die Akzeptanz bei
Kindern und Jugendlichen für alkoholfreie Getränke zu fördern, sowie
sportliche Aktivitäten als Ersatz für das Alkoholtrinken in den Fokus zu
rücken. Mit dem Konzept der Veranstaltung ist es gelungen, das Thema
gesunde Ernährung und Bewegungsförderung in alltagstauglicher Form
zusammenzuführen und lebendig zu gestalten. Die Abteilung erhofft sich eine gute
Resonanz bei Schülerinnen und Schülern, Kindern und Jugendlichen im Bezirk und
sichtbare Erfolge der Präventionsarbeit.
Der Kinder– und
Jugendgesundheitsdienst der Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr
leistet mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der gesunden
Ernährung und Bewegung für die eingangs genannte 1. Zielgruppe. Die im Gesundheitsdienst gewonnenen
und nachfolgend beschriebenen Erkenntnisse, sind Grundlage für Arbeitsansätze
und Konzeptionen. Demnach ist das individuelle
Übergewichts-/ Adipositasrisiko nicht nur genetisch, sondern gleichermaßen
durch Lebensstilfaktoren und -bedingungen beeinflusst. Diese ursächlichen und
aufrechterhaltenden Faktoren wirken in den verschiedenen Alters- und
Entwicklungsphasen des Kindes in unterschiedlichem Maße. Bisher sicher
identifizierte Risikofaktoren sind:
Obwohl der einzelne Beitrag der
genannten Faktoren auf das Adipositasrisiko schwer zu beziffern ist, haben sich
in neueren Studien zwei kritische Altersphasen herauskristallisiert, in denen
die Faktoren den größten Einfluss haben:
Im Kinder- und
Jugendgesundheitsdienst beginnen deshalb die Maßnahmen zur Prävention und
Intervention des kindlichen Übergewichts sehr früh, um die zu beeinflussenden
Risikofaktoren zu minimieren. Eine Verhaltensänderung bei übergewichtigen
Kindern bzw. deren Eltern zu bewirken, ist deutlich komplexer. Die Kinderkrankenschwestern und
einzelne Sozialarbeiterinnen haben Zusatzqualifikatio-nen bezüglich
Stillberatung. Speziell eine Kinderkrankenschwester besucht Mütter bereits im
Wochenbett im Krankenhaus und weist auf die Wichtigkeit des Stillens hin. Auch
bei den Ersthausbesuchen wird immer ausführlich auf Stillfragen eingegangen,
bei Schwierigkeiten wird u. U. auf freie Träger verwiesen. Nach der Stillphase wird in
Problemfamilien durch die Sozialarbeiterinnen/Sozialarbeiter bei Hausbesuchen
zu gesundheitsförderlichen Lebensstilen beraten, d.h. unter anderem gesunde
Ernährung, zuckerfreie Getränke, regelmäßiger Tagesablauf mit ausreichende
Schlafenszeiten. Im Säuglingsalter bietet der Kinder-
und Jugendgesundheitsdienst im Haus des Säuglings kostenfreie
Baby-Massage-Gruppen und eine PEKiP-Gruppe (Prager-Eltern-Kind-Programm) an,
darüber hinaus werden kostenpflichtige Gruppen bei freien Trägern vermittelt. Im Vordergrund von PEKiP-Gruppen
stehen Bewegungs- und Sinnesanleitungen für Babys im ersten Lebensjahr mit dem
Ziel, die frühkindliche Entwicklung zu begleiten und zu fördern. Physiotherapeutinnen / Physiotherapeuten des Kinder- und
Jugendgesundheitsdienstes bieten in ihren Therapieräumen mehrfach wöchentlich
für Kinder aus Kinderläden / Tagesgroßpflegestellen eine spielerische
Bewegungsförderung an. Diese „Spiel, Spaß und Bewegung“ genannte
Aktivität erfreut sich zunehmender Beliebtheit und hat regen Zulauf. Zum einen
wird den Erzieherinnen / Erziehern beispielhaft gezeigt, wie auch auf kleinem
Raum Bewegung möglich ist, zum anderen erkennen die Therapeutinnen / Therapeuten
verzögerte Entwicklungen bei einzelnen Kindern und können weitergehende Therapieschritte
veranlassen. Für Kinder zwischen 6 und 18 Monaten werden an drei
Standorten (Halemweg / Nehringstraße / Rudolf-Mosse-Straße) seit Jahren
Krabbelgruppen angeboten, um in spielerischer Form die frühkindliche Motorik zu
fördern. Alle Angebote sind auf der Website des Kinder- und
Jugendgesundheitsdienstes zu finden, daneben liegen vielerorts entsprechende
Flyer aus. Über einen Link auf der Website des Gesundheitsamtes in der
Stichwortliste sind die Sportangebote zu finden. Hier können sich Eltern über
im Bezirk beheimatete Sportvereine und Sportangebote für Kinder und
Jugendliche von 4 -16 Jahren informieren. Bei den Sportangeboten werden
Ansprechpartner und -partnerinnen namentlich genannt. Das Bezirksamt sieht in der gesundheitsfördernden Arbeit für
und mit Kindern und Jugendlichen einen stetig fortschreitenden und sich
entwickelnden Prozess, der sich an ändernde Entwicklungen in der Gesellschaft
anpasst und kontinuierlich und mit wechselnden, den aktuellen Lagen angepassten
Kooperationen weitergeführt wird. Optionales Handeln erfordert Flexibilität,
auch in der Unterstützung der Arbeit durch die Bezirksverordnetenversammlung,
für die das Bezirksamt dankbar ist. Das Bezirksamt bittet, den Beschluss
als erledigt anzusehen. Monika Thiemen Martina
Schmiedhofer Bezirksbürgermeisterin Bezirksstadträtin |
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