Drucksache - 1288/2  

 
 
Betreff: Bewegung tut Not
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:CDU/Grüne/SPD/PDS (fraktionslos) 
Verfasser:Statzkowski/Engelmann/Koska/Schulte/Hornig 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beratung
20.01.2005 
37. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin      

Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Antrag
Beschluss
Vorlage zur Kenntnisnahme

Die BVV möge beschließen:

„Bewegung tut Not“

 

Die BVV hat am 20.01.2005 Folgendes beschlossen:

 

„Das Bezirksamt wird aufgefordert, in Kooperation mit dem Sportverband City-West e.V. zwischen örtlich praktizierenden Kinderärzten, interessierten Sportvereinen und anderen bezirklichen Einrichtungen ein Netzwerk zu bilden, um Übergewicht, Bewe­gungmangel und Fehlerernährung bei Kindern und Jugendlichen im Bezirk zu be­kämpfen.“

 

Das Bezirksamt teilt dazu mit:

 

Auf den zweiten Zwischenbericht vom 02.05.2006 wird verwiesen.

 

Die Stärkung der Kinder- und Jugendgesundheit gehört zu den wichtigen und kom­plexeren Aufgaben der Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr.

Die Umsetzung des Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung erfordert da­her ein Agieren auf mehreren Handlungsebenen. Diese sind zielgruppenorientiert und haben die Schwerpunkte 1. Kinder von der Geburt bis zum Eintritt in die Grund­schule und 2. Kinder und Jugendliche in Schulen und außerhalb von Schulen bis zum Erreichen der Volljährig-keit. 

Im Rahmen der bestehenden Beratungsangebote und der Projektarbeit wird grund­sätzlich ein besonderes Augenmerk auf die Vermittlung der Bedeutung einer gesun­den Ernährung und mehr Bewegung für Kinder und Jugendliche gelegt.

 

In Umsetzung des Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung war die Förde­rung gesunder Ernährung und Bewegung in den Lebenswelten Kindergarten und Schule (Zielgruppen 1 und 2) deshalb Thema einer Gesundheitskonferenz, die die Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr am 7. Mai 2008 veranstaltet hat.

Das Bezirksamt hat dazu bereits berichtet. Eine Dokumentation zur Veranstaltung, mit der die Beiträge einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden, ist erstellt und verteilt.

 

Bei der Veranstaltung wurde über gesundheitsfördernde Maßnahmen informiert, wurden Erfahrungen ausgetauscht sowie Modelle zur Verbesserung der Vernetzung und Kooperation unter den Akteuren der Gesundheitsförderung diskutiert.

 

An der Durchführung der Veranstaltung waren der Kinder- und Jugendgesundheits­dienst des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf, die Techniker Krankenkasse, die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, das Gesundheits­amt der Landeshauptstadt Stuttgart, das Gesundheitsamt des Rhein-Kreis Neuss, eine freiberufliche Ernährungswissenschaftlerin sowie Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster gesundheitsfördernder Projekte aus dem Bereich Kita und Schule, die hier im Bezirk, in anderen Bezirken des Landes Berlin sowie im Land Branden­burg aktiv tätig sind, beteiligt.

 

Das Ziel, Wege für eine verstärkte Präventionsarbeit für Kinder und Jugendliche zur Verbesserung deren gesundheitlicher Lage aufzuzeigen, wurde in vollem Umgang erreicht und zeigt nachhaltig Wirkung.

 

Zum einen ist festzustellen, dass das Interesse bei Kindertagesstätten und in Schu­len für gesundheitsfördernde Maßnahmen deutlich gestiegen ist. Ebenso ist eine er­höhte Bereitschaft zu verzeichnen, den gesundheitlichen Belangen von Kindern und Jugendlichen im Schul- und Kita-Alltag mehr Raum einzuräumen.

 

Zum anderen hat die Veranstaltung auch für die Arbeit der Abteilung Soziales, Ge­sundheit, Umwelt und Verkehr neue Perspektiven, Impulse und Handlungsansätze erbracht.

 

Anlässlich der Auswertung der Ergebnisse der Einschuluntersuchungen, die Unter­suchungen werden regelmäßig vom Jugendgesundheitsdienstes des Gesundheits­amtes für alle Einschulungskinder durchgeführt, über die Ergebnisse wird im Rah­men der Gesundheitsberichterstattung der Plan- und Leitstelle der Abteilung Sozia­les, Gesundheit, Umwelt und Verkehr berichtet, hatte die Abteilung Handlungsräume identifiziert, die für eine Implementierung des Landesprogramms für eine gute ge­sunde Schule geeignet erschienen.

 

Die Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr war sehr daran interessiert, für  das Programm ausgewählten Schulen im Bezirk, beginnend im Sozialraum Charlottenburg-Nord, zu etablieren und hatte dazu bereits erste Erfolg verspre­chende Gespräche mit dem Träger des Landesprogramms sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Grundschulen im Raum Charlottenburg-Nord geführt.

 

Leider ist es bisher nicht gelungen, das Programm zu implementieren, da die not­wendige Genehmigung von Seiten des  zuständigen Leitenden Schulrates nicht er­teilt wurde. Das Bezirksamt wird jedoch nichts unversucht lassen, die Förderung ei­ner gesunden Ernährung und mehr Bewegung weiter zu treiben.

 

Zum Thema Bewegungsförderung durch Sport hat nach der Veranstaltung ein Ge­spräch mit dem Abteilungsleiter Breiten- und Freizeitsport des Landessportbundes mit dem Ziel stattgefunden, die Möglichkeiten der Kooperation bei gesundheitsför­dernden Projekten und Veranstaltungen der Abteilung Soziales, Gesundheit, Umwelt und Verkehr auszuloten.

Im Ergebnis ist festzustellen, dass eine optionale Zusammenarbeit bei Förderung von Projekten unserer Abteilung möglich ist.

 

Zu dem Themenkreis gesunde Ernährung zählt auch der Verzehr und Missbrauch Alkohol und anderen Genussmitteln, für die gerade Jugendliche oft sehr anfällig sind.

 

Mit jährlich stattfindenden Kampagnen gegen das Rauchen und den Missbrauch von Alkohol hat die Abteilung gute Erfolge in der Präventionsarbeit zu verzeichnen. Der jährlich stattfindende Wettbewerb „Du bist gefragt“, der Kinder- und Jugendliche zum Nachdenken über die schädlichen Folgen des Rauchens und des Alkoholmiss­brauchs anregen soll, hat stets eine große Resonanz gefunden, so auch in diesem Jahr.

Die Abteilung wird sich außerdem in diesem Jahr an einer landesweiten Kampagne gegen den Missbrauch von Alkohol, die vornehmlich an Schulen in allen Bezirken Berlins stattfinden soll, unter anderem mit einem Sportfest für Kinder und Jugendli­che der 7. und 8. Klassen der in Charlottenburg-Nord gelegenen Oberschulen betei­ligen. Kooperationspartner sind Krankenkassen, Sportvereine aus der Region, Einrichtungen der Suchthilfeberatung und der Jugendförderung, die Jugendbeauftragte der Polizeidi­rektion 2, die Fachstelle für Suchtprävention, der Koordinator für schulische Sucht­prophylaxe an den Oberschulen im Bezirk sowie die bezirkliche Beauftragte für Sucht- und Drogenfragen.

Schwerpunkte sind die Akzeptanz bei Kindern und Jugendlichen für alkoholfreie Ge­tränke zu fördern, sowie sportliche Aktivitäten als Ersatz für das Alkoholtrinken in den Fokus zu rücken.

 

Mit dem Konzept der Veranstaltung ist es gelungen, das Thema gesunde Ernährung und Bewegungsförderung in alltagstauglicher Form zusammenzuführen und lebendig zu gestalten.

 

Die Abteilung erhofft sich eine gute Resonanz bei Schülerinnen und Schülern, Kin­dern und Jugendlichen im Bezirk und sichtbare Erfolge der Präventionsarbeit. 

 

Der Kinder– und Jugendgesundheitsdienst der Abteilung Soziales, Gesundheit, Um­welt und Verkehr leistet mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der gesunden Ernährung und Bewegung für die eingangs genannte 1. Zielgruppe.

Die im Gesundheitsdienst gewonnenen und nachfolgend beschriebenen Erkennt­nisse, sind Grundlage für Arbeitsansätze und Konzeptionen.

Demnach ist das individuelle Übergewichts-/ Adipositasrisiko nicht nur genetisch, sondern gleichermaßen durch Lebensstilfaktoren und -bedingungen beeinflusst. Diese ursächlichen und aufrechterhaltenden Faktoren wirken in den verschiedenen Alters- und Entwicklungsphasen des Kindes in unterschiedlichem Maße. Bisher si­cher identifizierte Risikofaktoren sind:

 

  1. Diabetes der Mutter
  2. Mütterliches Rauchen
  3. Übergewicht der Mutter
  4. Verzicht auf Stillen
  5. Geringe Schlafdauer des Kindes
  6. Geringe körperliche Aktivität des Kindes

 

Obwohl der einzelne Beitrag der genannten Faktoren auf das Adipositasrisiko schwer zu beziffern ist, haben sich in neueren Studien zwei kritische Altersphasen herauskristallisiert, in denen die Faktoren den größten Einfluss haben:

 

  • Vor Geburt bis zum 2. Lebensjahr
  • Spanne zwischen 4,6 - 6 Jahren

 

Im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst beginnen deshalb die Maßnahmen zur Prävention und Intervention des kindlichen Übergewichts sehr früh, um die zu beein­flussenden Risikofaktoren zu minimieren. Eine Verhaltensänderung bei übergewich­tigen Kindern bzw. deren Eltern zu bewirken, ist deutlich komplexer.

Die Kinderkrankenschwestern und einzelne Sozialarbeiterinnen haben Zusatzqualifi­katio-nen bezüglich Stillberatung. Speziell eine Kinderkrankenschwester besucht Mütter bereits im Wochenbett im Krankenhaus und weist auf die Wichtigkeit des Stillens hin. Auch bei den Ersthausbesuchen wird immer ausführlich auf Stillfragen eingegangen, bei Schwierigkeiten wird u. U. auf freie Träger verwiesen.

Nach der Stillphase wird in Problemfamilien durch die Sozialarbeiterin­nen/Sozialarbeiter bei Hausbesuchen zu gesundheitsförderlichen Lebensstilen be­raten, d.h. unter anderem gesunde Ernährung, zuckerfreie Getränke, regelmäßiger Tagesablauf mit ausreichende Schlafenszeiten.

Im Säuglingsalter bietet der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Haus des Säuglings kostenfreie Baby-Massage-Gruppen und eine PEKiP-Gruppe (Prager-El­tern-Kind-Programm) an, darüber hinaus werden kostenpflichtige Gruppen bei freien Trägern vermittelt.

Im Vordergrund von PEKiP-Gruppen stehen Bewegungs- und Sinnesanleitungen für Babys im ersten Lebensjahr mit dem Ziel, die frühkindliche Entwicklung zu begleiten und zu fördern.

 

Physiotherapeutinnen / Physiotherapeuten des Kinder- und Jugendgesundheits­dienstes bieten in ihren Therapieräumen mehrfach wöchentlich für Kinder aus Kin­derläden / Tagesgroßpflegestellen eine spielerische Bewegungsförderung an. Diese „Spiel, Spaß und Bewegung“ genannte Aktivität erfreut sich zunehmender Beliebtheit und hat regen Zulauf. Zum einen wird den Erzieherinnen / Erziehern beispielhaft ge­zeigt, wie auch auf kleinem Raum Bewegung möglich ist, zum anderen erkennen die Therapeutinnen / Therapeuten verzögerte Entwicklungen bei einzelnen Kindern und können weitergehende Therapieschritte veranlassen.

Für Kinder zwischen 6 und 18 Monaten werden an drei Standorten (Halemweg / Nehringstraße / Rudolf-Mosse-Straße) seit Jahren Krabbelgruppen angeboten, um in spielerischer Form die frühkindliche Motorik zu fördern.

Alle Angebote sind auf der Website des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes zu finden, daneben liegen vielerorts entsprechende Flyer aus.

Über einen Link auf der Website des Gesundheitsamtes in der Stichwortliste sind die Sportangebote zu finden. Hier können sich Eltern über im Bezirk beheimatete Sport­vereine und Sportangebote für Kinder und Jugendliche von 4 -16 Jahren informieren. Bei den Sportangeboten werden Ansprechpartner und -partnerinnen namentlich ge­nannt.

 

Das Bezirksamt sieht in der gesundheitsfördernden Arbeit für und mit Kindern und Jugendlichen einen stetig fortschreitenden und sich entwickelnden Prozess, der sich an ändernde Entwicklungen in der Gesellschaft anpasst und kontinuierlich und mit wechselnden, den aktuellen Lagen angepassten Kooperationen weitergeführt wird. Optionales Handeln erfordert Flexibilität, auch in der Unterstützung der Arbeit durch die Bezirksverordnetenversammlung, für die das Bezirksamt dankbar ist.

 

Das Bezirksamt bittet, den Beschluss als erledigt anzusehen.

 

 

Monika Thiemen                                                           Martina Schmiedhofer

Bezirksbürgermeisterin                                               Bezirksstadträtin

 

 


 

 
 

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