Auszug - „Adolph Frank nicht vergessen“  

 
 
9. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur
TOP: Ö 8
Gremium: Ausschuss für Weiterbildung und Kultur Beschlussart: ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen
Datum: Di, 10.01.2023 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Lily-Braun-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin
0353/6 „Adolph Frank nicht vergessen“
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 
Verfasser:Kempf/Weise 
Drucksache-Art:AntragAntrag
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird aufgefordert, am oder vor dem Haus Bismarckstraße 10/Ecke Marie-Elisabeth-Lüders-Straße eine Gedenktafel für Prof. Dr. Dr. Adolph Frank anzubringen. Des Weiteren ist seine Grabstätte auf dem Evangelischen Luisenfriedhof II, Königin-Elisabeth-Straße 46 in Westend (Grabstelle LII-43), in würdiger Form herzurichten. Die Gedenktafelkommission ist zu beteiligen.

 

Der BVV ist bis zum 30. Juni 2023 zu berichten.

 

Begründung:

 

Leben und Wirken von Adolph Frank ist ausführlich dargestellt in der 2021 erstellten Ausstellung „Spuren jüdischen Lebens in der Magistratsbibliothek Charlottenburg 1808 - 1945“ des bezirkseigenen Verwaltungsinformationszentrums (VIZ). Prof. Dr. Adolph Frank (geboren am 20. Januar 1834 in Klötze/Altmark, gestorben am 30. Mai 1916 in Charlottenburg) stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Nach einer 1848 begonnenen Apothekerlehre und seiner Militärzeit studierte er in Berlin Pharmazie, Naturwissenschaften und Technologie. Nach der Promotion an der Universität Göttingen arbeitete er als Chemiker in einer Zuckerfabrik und erwarb mehrere Patente für die Produktion von Zucker und Kalidünger für die Landwirtschaft. 1861 gründete er die erste Kalidüngerfabrik Deutschlands in Staßfurt, die ihren Absatz bis in die USA erstreckte. 1876 zog er nach Charlottenburg und übernahm die technisch-wissenschaftliche Leitung der Glashütte, die er bis 1885 führte. In dieser Zeit erfand er das braune Glas zum Schutz des Bieres gegen Sonnenlicht. 1895 entwickelte er mit einem Partner Verfahren zur Produktion von Kalkstoffdünger und gründete dafür 1899 die Cyanid-Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Von 1898 bis zu seinem Tod war Frank Mitglied der Jüdischen Gemeinde. Seit 1878 war er Mitglied der Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung, der er bis zu seinem Tode angehörte. Der Geheime Regierungsrat war mit 38 Jahren Dienstzeit das mit Abstand Dienstälteste Mitglied der Stadtverordnetenversammlung.

 

Als Stadtverordneter erreichte er, dass in Charlottenburg als erste Stadt in Deutschland Gaslaternen eingeführt wurden. Er war besonders in der Deputation der Gaswerke tätig. Zusammen mit seiner Ehefrau gründete Frank die Meta-Frank-Stiftung und hinterließ der Stadt testamentarisch 7500 Mark, „um sie für Kinder zu verwenden, die in die Ferienkolonien gesandt werden“. Nach Frank wurde 1918 die Frankstraße nahe dem Schlosspark benannt. Sie wurde 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft in Heubnerweg nach dem Kinderarzt Otto L. Heubner umbenannt. Auf Anregung des Geburtsorts Klötze wurden 2016 im Heubnerweg zwei Straßenergänzungsschilder angebracht.

 

Besonders wegen seiner Verdienste als Forscher für den Einsatz von Kali als Dünger in der Landwirtschaft und wegen seiner außerordentlich langen Tätigkeit als Charlottenburger Stadtverordneter ist die Ehrung mit einer Gedenktafel mehr als berechtigt. Für seine Verdienste wurde ihm 1913 der Königliche Kronen-Orden 2. Klasse verliehen, zuvor bereits der Rote Adlerorden IV. Klasse. Den Professorentitel erhielt er ehrenhalber, ohne doziert zu haben.

 

Das Haus, in dem Adolph Frank von 1910 bis zu seinem Tod im Jahr 1916 gelebt hat, existiert nicht mehr. An dessen Stelle befindet sich ein Bürogebäude aus den 1960er Jahren.

 

Das Grab von Adolph Frank und seiner Frau Meta (geb. Warburg, 26.05.1843-25.04.1910) ist erhalten und zum Teil durch Pflanzen überwuchert. Die Eisengitterumzäunung ist erhalten, bedarf aber der Restaurierung.

 

 

Herr Karwelat begründet den Antrag noch einmal mündlich.

 

Die FDP begrüßt den Antrag und fragt, ob das Vorhaben so durchführbar wäre oder man ein Ehrengrab beantragen müsse.

 

Frau Dr. Tesch berichtet, dass die Festlegung einer Grabstätte als Ehrengrab nur durch das Land Berlin erfolgen kann. Herr Karwelat ergänzt, dass die Anfragen für Ehrengräber so zahlreich sind, dass es mehr Sinn macht, das Anliegen auf bezirklicher Ebene zu belassen.

 

Frau Dr. Tesch und Frau Schmitt-Schmelz stellen fest, dass der Teil der Drucksache, der die Grabstätte betrifft, der Abteilung von Herrn Schruoffeneger, Ordnung, Umwelt, Straßen und Gnflächen, zuzuordnen ist. Frau Schmitt-Schmelz wird ihn darauf ansprechen.

 

Es wird über die Drucksache abgestimmt. 

Dafür: Einstimmig   Dagegen: 0  Enthaltungen: 0

 


BE DS-Nr.: 0353/6 – Adolph Frank nicht vergessen

 

Der Ausschuss für Weiterbildung und Kultur

empfiehlt der Gedenktafelkommission,

die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird aufgefordert, am oder vor dem Haus Bismarckstraße 10/Ecke Marie-Elisabeth-Lüders-Straße eine Gedenktafel für Prof. Dr. Dr. Adolph Frank anzubringen. Des Weiteren ist seine Grabstätte auf dem Evangelischen Luisenfriedhof II, Königin-Elisabeth-Straße 46 in Westend (Grabstelle LII-43), in würdiger Form herzurichten.

Die Gedenktafelkommission ist zu beteiligen.

 

Der BVV ist bis zum 30. Juni 2023 zu berichten.

 

Begründung:

Leben und Wirken von Adolph Frank ist ausführlich dargestellt in der 2021 erstellten Ausstellung „Spuren jüdischen Lebens in der Magistratsbibliothek Charlottenburg 1808-1945“ des bezirkseigenen Verwaltungsinformationszentrums (VIZ). Prof. Dr. Adolph Frank (geboren am 20. Januar 1834 in Klötze/Altmark, gestorben am 30. Mai 1916 in Charlottenburg) stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Nach einer 1848 begonnenen Apothekerlehre und seiner Militärzeit studierte er in Berlin Pharmazie, Naturwissenschaften und Technologie. Nach der Promotion an der Universität Göttingen arbeitete er als Chemiker in einer Zuckerfabrik und erwarb mehrere Patente für die Produktion von Zucker und Kalidünger für die Landwirtschaft. 1861 gründete er die erste Kalidüngerfabrik Deutschlands in Staßfurt, die ihren Absatz bis in die USA erstreckte. 1876 zog er nach Charlottenburg und übernahm die technisch-wissenschaftliche Leitung der Glashütte, die er bis 1885 führte. In dieser Zeit erfand er das braune Glas zum Schutz des Bieres gegen Sonnenlicht.1895 entwickelte er mit einem Partner Verfahren zur Produktion von Kalkstoffdünger und gründete dafür 1899 die Cyanid-Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Von 1898 bis zu seinem Tod war Frank Mitglied der Jüdischen Gemeinde. Seit 1878 war er Mitglied der Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung, der er bis zu seinem Tode angehörte. Der Geheime Regierungsrat war mit 38 Jahren Dienstzeit das mit Abstand Dienstälteste Mitglied der Stadtverordnetenversammlung.

 

Als Stadtverordneter erreichte er, dass in Charlottenburg als erste Stadt in Deutschland Gaslaternen eingeführt wurden. Er war besonders in der Deputation der Gaswerke tätig. Zusammen mit seiner Ehefrau gründete Frank die Meta-Frank-Stiftung und hinterließ der Stadt testamentarisch 7500 Mark, „um sie für Kinder zu verwenden, die in die Ferienkolonien gesandt werden“. Nach Frank wurde 1918 die Frankstraße nahe dem Schlosspark benannt. Sie wurde 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft in Heubnerweg nach dem Kinderarzt Otto L. Heubner umbenannt. Auf Anregung des Geburtsorts Klötze wurden 2016 im Heubnerweg zwei Straßenergänzungsschilder angebracht.

 

Besonders wegen seiner Verdienste als Forscher für den Einsatz von Kali als Dünger in der Landwirtschaft und wegen seiner außerordentlich langen Tätigkeit als Charlottenburger Stadtverordneter ist die Ehrung mit einer Gedenktafel mehr als berechtigt. Für seine Verdienste wurde ihm 1913 der Königliche Kronen-Orden 2. Klasse verliehen, zuvor bereits der Rote Adlerorden IV. Klasse. Den Professorentitel erhielt er ehrenhalber, ohne doziert zu haben.

Das Haus, in dem Adolph Frank von 1910 bis zu seinem Tod im Jahr 1916 gelebt hat, existiert nicht mehr. An dessen Stelle befindet sich ein Bürogebäude aus den 1960er Jahren.

 

Das Grab von Adolph Frank und seiner Frau Meta (geb. Warburg, 26.05.1843-25.04.1910) ist erhalten und zum Teil durch Pflanzen überwuchert. Die Eisengitterumzäunung ist erhalten, bedarf aber der Restaurierung.

 

 

WeiKu einstimmig angenommen

 

Gedenktafelkommission


Abstimmungsergebnis:

 

dafür: einstimmig dagegen:          Enthaltung: 

 
 

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