Auszug - Vorstellung und Diskussion des Gutachtens zum Olympiapark  

 
 
106. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und 51. Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur
TOP: Ö 2
Gremium: Ausschuss für Stadtentwicklung Beschlussart: erledigt
Datum: Fr, 21.05.2021 Status: öffentlich
Zeit: 15:00 - 16:30 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Zoom-Meeting
Ort:
 
Beschluss


BzStR Schruoffeneger erläutert, dass die Untere Denkmalschutzbehörde für das Gelände des Olympiaparks zuständig sei. Im letzten Jahr, so schildert er, sei eine Debatte losgetreten worden, die sich medial verbreitet hätte. Um zu klären, wie mit der historischen Bedeutung des Gebäudes umzugehen sei, ist das Institut für Zeitgeschichte München mit einem Gutachten beauftragt worden. Die Ergebnisse des Gutachtens würden vorliegen und er schlägt vor, die Ergebnisse anhand von Videostatements zusammenzufassen.

 

Die Vorsitzende, BV Klose, stimmt dem zu. Auch in Hinblick darauf, dass einigen Mitglieder das Gutachten noch nicht zugekommen sei.

 

BzStR Schruoffeneger spielt das Statement von Herrn Brechtken ein. Dieser erläutert, dass es ihm grundlegend darum ginge, einen Kommunikationsort zu schaffen. Er fasst den geschichtlichen Hintergrund zusammen, welcher durch die Taten während des dritten Reiches stark geprägt worden sei. Ab den 1990er Jahren wäre dann ein Ort entstanden, der Informationen bereitgestellt und aufgeklärt hätte. Ab den 2000er Jahren wäre dieser erinnerungspolitische Prozess ins Stocken geraten, weshalb er sein Augenmerk darauflege, einen aussagekräftigen Kommunikationsort zu errichten. Um ein Konzept hierfür zu erstellen, schlage er eine mehrtätige Beratungskonferenz vor. BzStR Schruoffeneger ergänzt, dass diese Beratungskonferenz dann im Oktober stattfinden solle. Dann spielt er das Statement des Präsidenten der UDK Norbert Pfalz ein. Dieser erläutert, dass seine Motivation an dem Projekt teilzunehmen, auf drei Grundideen basiere. Einerseits strebe er eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Institutionsgeschichte der UDK an. Andererseits möchte er auf einer zeitgenössischen Ebene den Kunst- und Kulturbegriff klären, um dann auf lange Sicht einen neuen strategischen, differenzierten und sinnvollen Umgang mit Artefakten geschichtlicher Kunst zu schaffen. Anschließend wird das Statement des Präsidenten des Landessportbundes, Thomas Härtel, wiedergegeben. Dieser sagt ausdrücklich, dass er das Gutachten begrüße. Aus seiner Sicht habe das Gelände und damit einhergehend sein denkmalerischer Wert, eine nationale Bedeutung. Gerade in Hinblick auf die Bewerbung für 2036 auf die Olympischen Spiele und den Antrag des Vereins Hertha BSC müsse sich mit der Anlage auseinandergesetzt werden. Er begrüße ein spezifisches Sportmuseum und moderne audiovisuelle Medien, um Interessierten Inhalte näher zu bringen. Zudem weist Herr Härtel auf Ungenauigkeiten hin, welche es im Gutachten gebe. Mit diesen werde er sich noch weiter auseinandersetzen und in eine Diskussion gehen. Darüber hinaus greift er auch die Problematik der Namensgebung auf. Dort gehe er einher mit einer kritischen Auseinandersetzung. Er finde es wichtig, einen klaren Blick auf die Geschichte vorzunehmen. Für ebenso bedeutsam halte er es, den Blick nach vorn zu wenden und bittet deshalb darum, bei der angesetzten Beratungskonferenz konkrete Maßnahmen für die Zukunft zu entwerfen. BzStR Schruoffeneger schließt an, dass am 08.06.2021 eine ganztägige Tagung mit dem Landesdenkmalamt und dem Landessportbund stattfinden würde.

 

Die Vorsitzende, BV Klose, bedankt sich für die Einleitung.

 

BzStRin Schmitt-Schmelz freut sich über das Gutachten und über die aufkommende Diskussion.

 

BD Dr. Lautsch bedankt sich und bezieht sich auf den Artikel „Weg mit diesen Skulpturen!“ von Peter Strieder. Er erläutert, dass der Artikel im Denkmalbeirat diskutiert worden sei und festgelegt wurde, dass die Skulpturen aus Sicht des Denkmalschutzes erhalten bleiben müssten. Sie sollen weiterhin mahnend wirken und würden zum Erscheinungsbild des Olympiaparks dazugehören.

 

Die Vorsitzende, BV Klose, sagt, dass im Chat die Frage gestellt worden sei, wie der aktuelle Stand des Sportmuseums sei.

 

BzStRin Schmitt-Schmelz informiert, dass sich die Baumaßnahme länger ziehe als geplant, sie sich diesbezüglich aber noch einmal informiere.

 

BzStR Schruoffeneger antwortet BD Dr. Lautsch, dass im Gutachten ein Schritt weitergegangen worden sei. Es werde hier speziell geschaut, wie mit den Skulpturen umgegangen werden könne.

 

BD Lampe weist darauf hin, dass es 15 Jahre lang eine Auseinandersetzung mit der Geschichte gegeben hätte. Es hätte Besucherprogramme und Führungen durch das Olympiastadion gegeben. Die zugehörigen Guides hätten zumeist einen wissenschaftlichen Hintergrund gehabt.

 

BV Recke unterstreicht die Meinung von BD Dr. Lautsch und freut sich über eine Auseinandersetzung mit dem Thema. Für ihn sei es wichtig, einen geschichtserklärenden Raum zu schaffen. Er fragt, ob es eine zeitliche Begrenzung für das Projekt gebe. Er wundere sich, warum dieses Projekt erst nach dem Artikel von Herrn Strieder in Angriff genommen wurde. Außerdem fragt er, ob es einen Anknüpfungspunkt nach der Tagung gebe.

 

BzStR Schruoffeneger erläutert, dass das Gutachten eine Reaktion auf den Artikel von Herrn Strieder sei, da dieser aufgezeigt hätte, dass es einen Diskussions- und Handlungsbedarf gebe. Die Maßnahme sei ein Versuch, einen objektiven Rahmen zu schaffen. Wichtig bei der Umsetzung sei es dann später, ein Angebot zu schaffen, was geldunabhängig sei.

 

BV Dr. Timper ergänzt, dass sie mit dem Thema bereits bekannt sei. Es laufe ein Antrag bezüglich des Hueppeplatzes und des Hueppe-Hauses, welcher seit 2 Jahren beim Senat liege.  Sie fragt sich, wo man sich das Hertha-Stadion vorstellen könne. Außerdem fragt sie BzStR Schruoffeneger, wem die Zuständigkeit unterliege.

 

BzStR Schruoffeneger antwortet, dass die Zuständigkeit allein bei der UD liege.

 

BV Dr. Timper fährt fort, dass die Führungen gut besucht seien. Des Weiteren hält sie es für diskussionswürdig, ob 2036 ein gutes Jahr für Olympische Spiele sei. Dies sei genau 100 Jahre nach den Olympiaspielen im deutschen Reich.

 

BV Wieland bedankt sich für die aufkommende Diskussion. Ihr seien die Erläuterungen, die es momentan im Olympiapark gebe, nicht ausreichend. Ihrer Meinung nach müssten diese viel auffälliger sein. Sie finde den Zeitpunkt sehr wichtig, gerade durch die aktuelle Antisemitismusdebatte.

 

BV Fenske bedankt sich und erläutert, dass der Olympiapark zwei Facetten miteinander vereinbare. Einmal handle es sich um ein städtebauliches Denkmal. Auf der anderen Seite sei es ein Sportfeldareal. Dies müsse bei Veränderungen bedacht werden. Er bittet darum, die Ausarbeitungen der Innensportverwaltung für den Bezirk zugänglich zu machen. Für seine Begriffe sei auch zu wenig Aufklärungsarbeit getan worden. BV Dr. Timper antwortet er, dass er es für eine ausgezeichnete Idee halte, 2036 auf dem Gelände eine Olympiade zu veranstalten. Man könne so zeigen, dass man die Geschichte genügend aufgearbeitet hätte.

 

BD Lampe möchte noch einmal auf das Besucherprogramm zurückkommen. Dieses müsse bei der Planung schon mitbedacht werden. Für ihn sei klar, dass nicht so viel informiert werden konnte wie beispielsweise bei einer Gedenkstätte.

 

BzStR Schruoffeneger meint, es sei aufzuarbeiten, ob dort nicht eine Art Gedenkstätte entstehen könne, die Sport und Geschichte miteinander verbindet. Dafür sei ein Gesamtkonzept zu erarbeiten. Es ginge darum, die aktuelle Nutzung, Sportwissenschaft, Kultur und Historik zusammenzuführen.

 

BzStRin Schmitt-Schmelz äußert, dass sie sich eine Verbindung von aktivem Auseinandersetzen mit der Geschichte und dem aktiven Sportgeschehen wünsche. Sie findet, man dürfe aus Denkmalsicht nicht übergeneralisieren und müsse eine gute Lösung finden. So könnten Gedenken und Sport gemeinsam bedacht werden. Zudem zeigt sich BzStRin Schmitt-Schmelz beeindruckt von den Führungen, die es dort bereits gebe. Sie lobt vor allem die Flexibilität in Hinblick auf die Anpassung an unterschiedliche Altersgruppen oder die Verschiebung der Schwerpunkte. Des Weiteren solle das Gutachten, welches von sportlicher Seite erstellt worden sei, mit in die Planung einbezogen werden. So könne Geld zielbringend investiert werden, gegebenenfalls auch in Verbindung mit dem Sportmuseum. Auch spricht sie an, dass es noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde, bis es zu den ersten Baumaßnahmen kommen würde, sie sich allerdings auf eine Diskussion und weitere Ideen freue.

 

BV Dr. Timper zeigt auf, dass sie die Sportmöglichkeiten im Olympiapark für noch nicht ausgeschöpft halte. Ein generelles Problem mit den Olympischen Spielen habe sie nicht. Es gehe ihr nur um den historischen Bezug von vor 100 Jahren. Bezüglich des Baus des Stadions habe sie nur Bedenken, wenn dieses auf dem Maifeld entstehen solle.

 

BzStR Schruoffeneger antwortet, dass das Land Berlin sich so positioniert habe, dass es dort kein Stadion für Hertha BSC geben werde.

 

Frau Hartmann (Museum Charlottenburg-Wilmersdorf) erläutert, dass sie eine enorme Chance sehe, einen Bildungs- und Vermittlungsort in Verbindung mit einer Sportstätte zu schaffen.

 

BV Wieland geht mit der Meinung von Frau Hartmann konform und findet, dass es eine tolle Gelegenheit sei, Sport und Geschichte miteinander zu verbinden.

 

BV Heyne erläutert, dass es sich hier um eine aktive Nutzung eines Denkmals handle. Damit zeige man, dass dieser Ort auf Dauer wirkungsfähig und leistungsfähig sei. Er weist außerdem darauf hin, dass Sport an sich zunächst unpolitisch sei. Bei den Olympischen Spielen gehe es seiner Meinung nach darum, Völker zu einem friedlichen Wettstreit zusammen zu führen. Dies solle beachtet werden, wenn Sport, Architektur und Ideologie gemeinsam betrachtet würden.

 

Herr Lampe ist gespannt auf die weitere Auseinandersetzung. Er möchte abschließend noch darauf hinweisen, dass das Denkzeichen Murellenschlucht, welches sich ganz in der Nähe befinde, mit beachtet werden solle.

 

BV Klose verabschiedet alle Anwesenden, die unabhängig vom Ausschuss für Stadtentwicklung da gewesen waren.

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
BVV Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker/in Auszug Realisierung
   Anwesenheit Schriftliche Anfragen