Auszug - Die Geschichte des Hauses Poelzig darstellen  

 
 
46. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur - Bitte melden Sie sich im BV-Büro an, um die Zugangsdaten zu erhalten -
TOP: Ö 5
Gremium: Ausschuss für Weiterbildung und Kultur Beschlussart: vertagt
Datum: Di, 12.01.2021 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Zoom-Meeting
Ort:
1733/5 Die Geschichte des Hauses Poelzig darstellen
NEU: Die Geschichte des Hauses Poelzig bekannt machen
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPD-Fraktion 
Verfasser:Sempf/Dr. Timper 
Drucksache-Art:AntragBeschluss
 
Wortprotokoll
Beschluss

 

Das Bezirksamt wird gebeten, in einer Ausstellung im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf die Geschichte des Hauses Poelzig (Tannenbergallee 28), seiner Architekt*innen und Eigentümer darzustellen.

 

Der BVV ist bis zum 31.3.2020 zu berichten

 

Begründung:

Die Geschichte des Hauses Poelzig ist im Bauarchiv Charlottenburg-Wilmersdorf recht gut dokumentiert, ansatzweise auch seine ehem. Gartenanlage. Das Haus Poelzig hat eine vielfältige Geschichte hinter sich, von der Weimarer Republik über die NS-Zeit, über die 1950er Jahre bis heute. Und es zeigt dabei ein interessantes Stück Charlottenburger Geschichte auf.

Das Haus Poelzig in der Tannenbergallee 28 wurde 1930 fertiggestellt nach den Plänen von Marlene Poelzig, der Ehefrau des Architekten Hans Poelzig (u.a. Haus des Rundfunks). Marlene Poelzig war bekannt als Designerin (Lichtsäulen am Großen Schauspielhaus (1919/20), Lichtsäulen am Kino „Capitol“ (1925), die noch heute erhaltenen großen Beleuchtungskörper im Foyer des Hauses des Rundfunks an der Masurenallee (1929/30)). Sie arbeitete mit im „Bauatelier Poelzig“. Ungewöhnlich für die damalige Zeit war, dass sie als Architektin ein Haus entwerfen durfte.

 

Die Familie Poelzig wohnte in dem Haus. Im Juni 1936 starb Hans Poelzig. Danach erwarb der Filmregisseur Veit Harlan (unrühmlich bekannt durch seinen antisemitischen NS-Hetzfilm „Jud Süß“, 1940) das Gebäude und ließ dort einen „Bildwerferraum“ (3x4 m) anbauen. Allein 4 Ministerien waren daran beteiligt, dass dieser Anbau umgesetzt werden konnte. Der danebenliegende ehemalige Atelierraum von Hans Poelzig wurde nun zum Vorführraum für NS-Filme, diente Veit Harlan auch, um die tagsüber gedrehten Filmstreifen zu prüfen. Harlan lebte vermutlich 1937-1945 in diesem Haus.

1954 erwarb die Westfälische Transport AG (WTAG) das Grundstück, die später in der Stinnes AG aufging. Der Architekt Willi Schreiber, eher traditionalistisch orientiert, ließ den „Bildwerferraum“ wieder abreißen und baute das Haus um. Aus dem Vorführraum (ehem. Atelierraum von Hans Poelzig) wurden nun Schlafzimmer, Bad, Schrankraum und Flur. Das Flachdach wurde abgerissen, ebenso wie das erste Obergeschoss über dem Wohntrakt zu Gunsten von Walmdächern - so wurde aus einem Flachdach-Terrassenhaus ein Walmdach-Landhaus. (Willi Schreiber ist u.a. bekannt als Architekt des Kinobaus „BeLi“ (Bleibtreu-Lichtspiele), das 1951 an der Ecke Bleibtreu-/Niebuhrstraße gebaut wurde, nach geänderter Fassade wurde daraus „Filmkunst 66“.

 

Eine Gedenktafel am Gartentor des Hauses verweist heute auf Hans Poelzig.

Inzwischen ist das Haus durch weitere Hände gegangen. Ein Investor plante es abzureißen, setzt jetzt aber den Abriss aus. Eine Initiative ist bemüht, das Gebäude zu erhalten. Ausgang offen.

 

Frau Dr. Timper stellt den Antrag vor. Der Abriss der Villa darf nicht passieren. Der Ausschuss möge sich der Initiative zum Erhalt des Hauses anschließen.

 

Das Anliegen wurde aus dem Denkmalbeirat übernommen. Haus und Garten sind als denkmalwürdig einzustufen. Das Haus und die Geschichte seiner Erbauer und seiner Bewohner sind im Museum in einer Ausstellung zu dokumentieren, d.h. Architektin Marlene Poelzig und Veit Harlan.

 

Von den Fraktionen wird der Antrag unterstützt. Frau Schmitt-Schmelz befürwortet die Unterschutzstellung als Bau- und Gartendenkmal. Primäres Anliegen ist der Erhalt. Eine Ausstellung kann den Abriss nicht verhindern.

 

Auf Vorschlag der Vorsitzenden wird der Antrag überarbeitet und neu auf die Tagesordnung aufgenommen.


 

 
 

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