Auszug - Vorstellung der Naturschutzorganisation "The Nature Conservancy" mit einer Einführung durch Herrn Dr. Heink (Leiter Naturschutz und Landschaftsplanung)  

 
 
43. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Natur- und Klimaschutz, Liegenschaften und Grünflächen - digitale Sitzung per Zoom Bitte melden Sie sich im BVV-Büro an. Sie erhalten dort Ihre Zugangnsdaten
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Umwelt, Natur- und Klimaschutz, Liegenschaften und Grünflächen Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 17.11.2020 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:05 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Zoom-Meeting
Ort:
 
Beschluss


Dr. Heink stellt das Vorhaben vor, den Ausschussmitgliedern wird dafür eine Präsentation via Bildschirmfreigabe gezeigt. Er bedankt sich für die Einladung und die Gelegenheit den Projektpartner „The Nature Conservancy“ (TNC) vorzustellen. Langfristig soll ein Freiraumentwicklungskonzept für den Bezirk entwickelt werden. Schwerpunkte sind Klimaanpassung und Biodiversitätsschutz. TNC hat ähnliche Ziele. Gemeinsam wurde so die Projektidee entwickelt.

Der Lebensraumtyp Grünland eignet sich gutr derartige Ziele. Das Projekt ist unabhängig von weiteren externen Geldgebern entstanden. TNC hat im Nachgang zur Konzeptvereinbarung von Amazon weitere Gelder akquirieren können.

Frau Pfliegner stellt zunächst TNC vor. Im zweiten Teil wird dargelegt, welche Inhalte und Projektziele mit dem Urbanen Grasland-Projekt verbunden sind. Kerstin Pfliegner ist Direktorin von TNC in Deutschland und Projektleiterin des Projektes.

Frau Pfliegner bedankt sich für die Einladung. TNC hat den Slogan „Creating a world where people and nature thrive together“. TNC ist eine globale Naturschutzorganisation, die sich dem Erhalt der natürlichen Ressourcen widmet. Schwerpunkte sind dabei Beiträge zu Klimaschutz, Schutz der Land- und Wasserressourcen, Nahrungsmittel- und Wasser-Nachhaltigkeit, und gesunde Städte zu gestalten. TNC ist in mehr als 70 Ländern aktiv und arbeitet wissenschaftlich basiert, von 4.000 Mitarbeitenden sind 600 in-house-Wissenschaftler. Die Arbeit findet stark in Partnerschaften und Netzwerken mit anderen Institutionen statt.

TNC wurde im Jahr 1951 gegründet und verfügt über große Kenntnisse des Natur- und Klimaschutzes. In den USA sind sie in 50 Bundesstaaten mit eigenem Vor-Ort Büro vertreten. In 25 Städten in den USA tätig. Gemeinsam mit den Städten werde naturbasierte Lösungen entwickelt. Berlin CW ist erste Partnerstadt in Europa. Im Jahr 2008 gegründet. Etwa 20 Mitarbeiter in Europa. Seit drei Jahren wird die Wiederherstellung der heimischen Auster in der Nordsee unterstützt. Städteprojekt ist eines der frühen Projekte. Sind an Umsetzung der EU-Klimaziele und Zusammenarbeit mit Behörden interessiert. So können wissenschaftliche Ansätze in die Anwendung gebracht werden.

TNCs Urbanes Screening soll den gesamten Bezirk bei der Planung in den Blick nehmen und unterschiedliche Akteure einbinden. Bestehende Vorhaben sollen sinnvoll ergänzt werden. Stadt Essen wird eventuell die zweite Partnerstadt des Programmes. Innovativer stadtplanerischer Ansatz: extreme Hitze, Hochwasserrisiko und Verlust der städtischen Artenvielfalt sollen integrativ angegangen werden. Finanzierung kommt z.T. aus Eigenmitteln. Right Now Klimafonds der Firma Amazon hat ebenfalls Gelder freigegeben. Dieses Urban Greening ist erstes Projekt außerhalb der USA das von Amazon Mittel bekommen hat.

Dr. Heink stellt das konkrete Projekt vor. Grünland umfasst alle dauerhaften Pflanzengemeinschaften, die natürlich oder durch den Menschen entstanden sind. Scher- und Zierrasen oder Dachbegrünung gehören auch dazu. Das besondere sind dabei auch Kräuter und Blumen, die Nahrung für Bestäuber darstellen. Sandmagerrasen sind sehr artenreich. Diese hohe Diversität gilt es zu fördern.

Schlossgarten Charlottenburg wird z.B. durch Schafbeweidung gepflegt. BMU Studie zeigt, dass Grünland nach Gletschern das zweitgefährdetste Biotop ist. Dagegen wäre es relativ leicht zu erhalten. Krefeld-Studie hat festgestellt, dass die Insektenvielfalt in 27 Jahren stark geschrumpft ist. CW hat starke Hitzeinseln, die Folgen wie Hitzetote mit sich bringt. In Berlin sind das etwa 1.600 Hitzetote/Jahr. Damit hat das Problem eine ähnliche Größenordnung wie die Corona-Krise. Grünland ist als Kaltluftentstehungsgebiet eine Chance für die Kühlung der Stadt.

CW weist große unerschlossene Potentiale an (große Parkplatzflächen von Supermärkten und Tankstellen-Dachflächen). Maria Knaus erläutert den Ansatz des Konzeptes. Sie bedankt sich für die Einladung in den Ausschuss. Das Projekt ist im Juni 2020 gestartet. Es gliedert sich in zwei Phasen.

Phase I: Potentiale erforschen, auch Flächenpotentiale (öffentliche und private Flächen), bspw. Dachflächen (Gründachkataster für Bezirk wird entwickelt). Dafür wird eine Datenbank aufgebaut. Dann werden Auswirkungen auf das Stadtklima szenarienbasiert entwickelt. Das dient der Begründung.

Phase II: Strategienentwicklung. Wie können die Potentiale aktiviert werden? Schwerpunktgebiete die anhand von Hauptkriterien (Handlungsbedarfe und Potentiale) identifiziert werden. Umweltgerechtigkeitskarte, die Mehrfachbelastungen sozialer und ökologischer Faktoren zeigen soll und in Umsetzung mit einfließt. Zudem sollen Modellprojekte durchgeführt werden. Bsp: Schafbeweidung Wilmersdorfer Stadion. Zudem sollen Saatgutmischungen für klimaangepasste Pflanzenarten empfohlen werden (auch für private Zwecke z.B. Balkonbepflanzung). Zudem: Strategienentwicklung um private Flächeneigentümer einzubinden welche Anreizinstrumente gibt es? Gründachförderprogramm?

BzStR Schruoffeneger weist darauf hin, dass das Projekt in eine Reihe weiterer Maßnahmen eingebettet ist. BV Burth fragt, wie das Projekt endet: „Potentialbetrachtung. Oder geht es darüber hinaus? Dr. Heink: Wir streben Analysekarte an, wo Belastungen und Potentialflächen kartiert sind. Da ist noch unklar, wie detailliert diese ist (LOR-Ebene ist dabei möglich). „Wir wollen aber da nicht stehen bleiben und soweit wie möglich in die Umsetzung gehen. Umsetzung Projekt Wilmersdorfer Stadion wird beispielsweise bereits entwickelt. Sobald man Ergebnisse hat, soll das so weit wie möglich vorangetrieben werden.

BD Dr. Berger ruft zur Dankbarkeit auf, dass TNC den Bezirk ausgewählt hat. Es sollte dafür mehr Öffentlichkeit hergestellt werden, u.a. durch Veranstaltungen. BV Fest schlägt vor, die Gewerbeflächen und Tankstellen anzufragen und Musteranalyse zu machen. Wenn gebaut wird, kann das nicht mit angedacht werden? Musterprojekt könnte gemeinsam erstellt werden, gerade im Hinblick auf die Dachbegrünung. BV Burth fragt nach finanziellen Aspekten, gibt es eine Idee, wie man private Großdachflächeneigentümer dazu überreden kann, nachträglich in die Begrünung zu gehen? BzStR Schruoffeneger: Im Wesentlichen fehlen noch die rechtlichen Grundlagen, um so etwas zu erzwingen. Man muss also mit den Menschen reden. Das kann als Trade Off passieren, darf aber nicht so offen verknüpft werden. Auf dem Grundstück selber sind Ausgleichsmaßnahmen oft nicht mehr sinnvoll zu erbringen; kann man da zu einem System kommen um zu verstehen, was der größte Wert im Bezirk wäre? Das müsste also gesamtheitlicher gesehen werden. Wenn der Block nebenan mehr Potentiale und Werte bildet, sollte es dort und nicht auf demselben Grundstück passieren. Zudem sollten in den Haushaltsberatungen Gelder dafür zur Verfügung gestellt werden.

BV Fenske fragt, wieso bestehende Grünflächen ins Visier geraten sind (Wilmersdorfer Stadion). Dr. Heink korrigiert: Die Fläche verursacht erhebliche Kosten für Fachbereich Grünflächen. Die Fläche muss jährlich von Gehölzen befreit werden, hier wachsen wilder Wein, Gartenbrombeeren und Eschengehölze. Die Arbeit würde das Amt gern sparen. Durch Beweidung würde man Geld sparen. Die Fläche ist bereits eingezäunt und der Schäfer/Schafe sind günstig. Zu anderen Möglichkeiten: Auf asphaltierten Flächen sind andere Nutzungsgruppen, man kann sich die anderen Flächen nicht einfach aneignen. Die Maßnahme erhöht die Biodiversität. Umweltbildung wie Weinanbau scheitern gerade an EU-Richtlinien. Urban Gardening wären Alternativen zur Umweltbildung.

BV Drews bedankt sich und verabschiedet die Gäste.

 
 

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