Auszug - Vorstellung eines Bibliotheksentwicklungsplans für Charlottenburg-Wilmersdorf  

 
 
39. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur
TOP: Ö 4
Gremium: Ausschuss für Weiterbildung und Kultur Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 10.03.2020 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Gertrud-Bäumer-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin
 
Wortprotokoll
Beschluss

 

Die BzStrin legt den umfangreichen Bibliotheksentwicklungsplan des Fachbereichs Bibliotheken vor. Das Konzept für den Bezirk wurde vom Fachbereichsleiter Herrn Imhof erstellt.

Herr Imhof stellt in einer Kurzzusammenfassung den Bibliotheksentwicklungsplan 2020 für Charlottenburg-Wilmersdorf vor. Das Bibliothekskonzept für Charlottenburg-Wilmersdorf ist im Rahmen der aktuellen Bibliotheksentwicklungsplanung (BEPl) im Land Berlin zu betrachten. Die Berliner BEPl wird zur Folge haben, dass die Bezirke ohne Stärkung der Bibliotheken zukünftig bei der KLR-Budgetierung den Anschluss an die Bezirke verlieren werden, die tiefgreifende Investitionen und Weiterentwicklungen betreiben.

Der vorgelegte BEPl für Charlottenburg-Wilmersdorf umfasst einen Rückblick auf die Entwicklungen der vergangenen vier Jahre, erläutert die Funktionen, Aufgaben und Ziele einer Öffentlicher Bibliothek und nennt die Standort-Bedarfe für Charlottenburg-Wilmersdorf.  Insbesondere zur Funktion, zu den Aufgaben und Zielen der Stadtbibliothek Charlottenburg-Wilmersdorf berichtet Herr Imhof von der Bedeutung als offener, sozialer Ort mit umfassender digitaler Infrastruktur zur Sicherung der kulturellen und digitalen Teilhabe der gesamten Bevölkerung. Neben der Informationsversorgung mit physischen und digitalen Medienangeboten ist sie eine wichtige Akteurin innerhalb der digitalen Strategie des Bezirks. Die Stadtbibliothek ist vor allem auch Teil des kulturellen Bildungsangebotes, das lebenslanges Lernen, die Lesekompetenzen von Kita-Kindern und Schüler*innen sowie die Medien- und Informationskompetenz fördert und damit insgesamt zur Stärkung der Demokratie beiträgt. Neben dem Medienbestand und den Leseförderungsmaßnahmen wurde besonders auf Infrastruktur-Angebote hingewiesen wie ein geplantes end-to-end-verschlüsseltes WLAN, die vorhandenen elektronischen Spielekonsolen, der mobile Musik-Makerspace, ein in Kürze bereitgestellter mobiler Scanner-Makerspace für Dokumente, Dias und VHS-Kassetten, gemütliche Leselounges und Gruppenarbeitsräume hingewiesen. Zudem ist die Betreuung von Bürgerwissenschaften (Citizen Science) in der Stadtbibliothek als zukünftige Daueraufgabe, die dafür mit einer zusätzlichen Personalstelle ausgestattet worden ist, vorgesehen.

Die Bezirksstadträtin Frau Schmitt-Schmelz stellt im Anschluss den im BEPl 2020 für Charlottenburg-Wilmersdorf genannten Flächenbedarf für den Fachbereich Bibliotheken vor. Dieser umfasst eine Steigerung von aktuell 4.050 m² auf bis zu – von Herrn Imhof empfohlenen – 16.000 m² vor. Damit würde der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zumindest innerhalb der Sozialen Infrastruktur Konzepte (SIKo), nach denen im Land Berlin perspektivisch die Förderung von wohnumfeldbezogenen Angeboten wie beispielsweise Grünflächen, Schulen, Kitas, Sportanlagen, VHS, Musikschulen, Galerien und Bibliotheken ausgerichtet werden wird, einen Standard (von 1, zielführend, bis 5, unzureichend) zwischen zwei und drei erfüllt werden. Aktuell erreicht die Stadtbibliothek lediglich die letzte Stufe fünf von unterhalb 20 % der zielführenden Flächenbedarfe.

Flächenbedarf für Bibliotheken in Charlottenburg-Wilmersdorf

 

SIKo-Standard

Erfüllung BEPl in %

Erfüllung BEPl in qm

Bedarf für 342.000 EW

 

1

> 80 %

601 750 m² je 10.000 EW

22.230

Bei 650 m² / 10.000 EW

 

2

61 80 %

451 600 m² je 10.000 EW

17.100

Bei 500 m² / 10.000 EW

 

3

41 60 %

301 450 m² je 10.000 EW

13.680

Bei 400 m² / 10.000 EW

 

4

21 40 %

151 300 m² je 10.000 EW

10.260

Bei 300 m² / 10.000 EW

 

5

0 20 %

0 150 m² je 10.000 EW

5.130

Bei 150 m² / 10.000 EW

 

 

Der aktuelle Stand an Gesamt-Bibliotheksflächen der sieben Standorte in C-W liegt bei 4.050 m² und ist damit weit abgeschlagen die geringste Bibliotheksfche in Berlin gemessen an der Einwohner*innen-Zahl.

 

  • Mit einer Bezirkszentralbibliothek HSB an der Schillerstraße mit 6.000,
  • einer Mittelpunktbibliothek DBB mit 3.000,
  • einer 1.800 großen Stadtteilbibliothek am Halemweg,
  • einer Stadtteilbibliothek JMB in Westend in der Nähe des Theodor-Heuss-Platzes bzw. daran angrenzend in der Heer- oder Reichsstraße mit 2.200 und
  • den bestehenden Flächen der IBB mit ca. 750,
  • der ARB mit ca. 440 und
  • der EAB mit ca. 310

me C-W auf 14.100. Damit wäre erst SIKo-Standard 3 erreicht.

 

Es fehlt noch immer ein Bibliotheksstandort im westlichen Wilmersdorf südlich vom Kurfürstendamm. Dieser Kiez mit dem höchsten Altersdurchschnitt ist nicht mit einem bibliothekarischen Angebot versorgt. Daher sollte hier ein Bibliotheksstandort in der Größe von 1.800 geplant werden. Mit diesem Standort wären 15.900 m² und der SIKo-Standard 2 erreicht.

Die BzStrin betont, dass in Zukunft der bloße Erhalt des Status quo zu erheblichen finanziellen Nachteilen führen wird. Am Beispiel des Standortes Halemweg mit einer Infrastruktur für kulturelle Bildung mit Bibliothek, Musikschule, VHS und Galerie von ca. 5.300 m² belegt sie, dass dieser aufgrund der Einnahmeberechnungen vollumfänglich ausfinanziert werden kann. Gleiches gälte entsprechend für eine Bezirkszentralbibliothek mit 6.000 m² an der Schillerstraße und für eine Anbau-Erweiterung der Dietrich-Bonhoeffer-Bibliothek auf der rückseitigen Parkplatzfläche.

Der vorgestellte BEPl 2020 C-W wird zeitnah im Bezirksamt eingebracht und anschließend auch den Mitgliedern des Kulturausschusses zur Verfügung gestellt werden.

Der Kulturausschuss verschiebt anschließend eine weitere Beratung auf die folgende Ausschusssitzung, zu der dieser TOP wieder aufgerufen werden wird.

Die BzStrin teilt mit, daß von den umfänglichen Sanierungsmaßnahmen im Rathaus Charlottenburg auch die Heinrich-Schultz-Bibliothek betroffen ist. Die Bibliothek wird für die Dauer von drei Jahren in den Ratskeller verlagert. Alternative Standorte im Bezirk stehen zur Anmietung nicht zur Verfügung. Dem Bezirksamt ist bewusst, dass die Unterbringung im Ratskeller ein notwendiges Provisorium ist, um die anstehenden Arbeiten im Rathaus durchzuführen.

Frau Halten Bartels, zweite Vorsitzende des Freundeskreises der Bibliotheken Charlottenburg-Wilmersdorf, kritisiert den Umzug und befürchtet damit einhergehende Einbußen für den Standort.


 

 
 

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