Auszug - Endlich eine Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Wilmersdorf   

 
 
39. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für Weiterbildung und Kultur Beschlussart: mit Änderungen im Ausschuss beschlossen
Datum: Di, 10.03.2020 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Gertrud-Bäumer-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin
1438/5 Endlich eine Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Wilmersdorf
Neu: Gedenktafeln zur Erinnerung an die ehemaligen Zwangsarbeiterlager in Wilmersdorf
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:SPD/Grüne 
Verfasser:Sempf/Dr. Timper/Andres/Kempf/Wapler 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

 

Der Ausschuss für Weiterbildung und Kultur

empfiehlt der BVV,

die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird gebeten, den Beschluss der BVV vom 13.7.2017 bezüglich Wilmersdorf dadurch umzusetzen, dass eine Gedenktafel am Haus Wilhelmsaue 40 (ehemals Wilhelmsaue 39-41) und eine weitere Gedenktafel am Haus Wallenbergstraße 13 (ehemals Hindenburgstraße 62/63) angebracht werden.

 

Die Gedenktafel in der Wilhelmsaue 40 soll an das ehem. Zwangsarbeiterlager des Bezirksamtes Wilmersdorf an diesem Ort erinnern und seine Geschichte 1939-1945 aufzeigen (inkl. Lageplan).

 

Die Gedenktafel in der Wallenbergstr. 13 soll an das ehem. Zwangsarbeiterlager an diesem Ort erinnern, eins der größten in Wilmersdorf, in dem mindestens 1.800 Zwangsarbeiter*innen untergebracht waren, die für die “Weser“ Flugzeugbau GmbH arbeiten mussten. Zudem soll hier an die Zwangsarbeiterlager in Wilmersdorf während der NS-Zeit erinnert werden (inkl. einer Karte mit den Lagerstandorten).

r Charlottenburg ist der Ort für einer Gedenktafel noch festzulegen.

 

Des Weiteren wird das Bezirksamt gebeten, in den bezirklichen Kultureinrichtungen eine Ausstellung zum Thema Zwangsarbeit und Zwangsarbeiterlager in Wilmersdorf 1939-1945/46 zu machen, die auf den bisher bekannten historischen Dokumenten und Quellenhinweisen sowie dem „vorläufigen Forschungsbericht“ des Historikers Cord Pagenstecher „Das Zwangsarbeiterlager Wilhelmsaue Zwangsarbeit für den Bezirk Wilmersdorf (6.3.2020) basiert.

 

Der BVV ist bis zum 31.5.2020 zu berichten.

 

Ursprungstext:

Das Bezirksamt wird gebeten, die lange geplante Gedenktafel/Gedenkstele zur Erinnerung an alle Zwangsarbeiterlager in Wilmersdorf während der NS-Zeit an der Wallenbergstraße 13 (ehem. Hindenburgstraße 62/63) anzubringen.

Die Gedenktafel soll zugleich an das ehem. Zwangsarbeiterlager an diesem Ort erinnern, eins der größten in Wilmersdorf, in dem mindestens 1.800 Zwangsarbeiter/innen untergebracht waren, die für die Weser“ Flugzeugbau GmbH arbeiten mussten.


Der BVV ist bis zum 31.5.2020 zu berichten.

 

Zur Drucksache DS-Nr. 1438/ 5 liegt ein Ersetzungsantrag der SPD-Fraktion/ Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen vor:

 

Die Vorsitzende dankt Herrn Pagenstecher für den vorliegenden Bericht „Das Zwangsarbeiterlager Wilhelmsaue – Zwangsarbeit für den Bezirk Wilmersdorf. Ein vorläufiger Forschungsbricht, 6.3.2020.

 

Der Bericht liegt den Fraktionen vor. (Anlage 1)

 

Die Vorsitzende erteilt Herrn Pagenstecher das Wort für eine kurze mündliche Zusammenfassung seiner Recherchen. Der Bericht belegt die Lokalisierung des Lagers in der Wilhelmsaue 39-40 und die Zuständigkeit des Bezirks. Es sind bislang 51 Personen verschiedener Nationalitäten zu identifizieren, die hier untergebracht waren.

Die Bezirksstadträtin stellt die Forschungsergebnisse des Museums vor: 

Von Seiten des Fachbereichs sind eigene Recherchen durch die FB-Leitung, Museumsleitung und die Archivarin unternommen worden, sowie im Auftrag des Museums durch Dr. Andrea Genest, ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit, mit sich überschneidenden Ergebnissen mit weiterer Forschung der letzten Monate.

Die Recherchen enthielten Hinweise auf weitere Standorte von Lagern im Bezirk, so dass aktuell eine Liste von über 70 Standorten im Bezirk geführt wird. Einzelne Standorte sind zu verifizieren, da die Angaben oft ungenau sind und gerade in Charlottenburg-Nord aufgrund der Dichte die Standorte nicht immer einfach voneinander abzugrenzen sind.

Über die bereits bekannten und zirkulierten Dokumente hinaus erscheint ein weiteres Dokument aus dem Archiv des Museums zentral, um die Zuständigkeit des Bezirksamtes zu belegen. Der „Wegweiser durch die Bezirksverwaltung Wilmersdorf“ vom 15. Juli 1944 ist eine alphabetischer Liste von Dienststellen, dabei unter A erwähnt: „Ausländerlager“, Wilmersdorf, Wilhelmsaue 39/40.
Die betreffende Seite wird den Fraktionen als Kopie zur Verfügung gestellt. 

Als weiteres zentrales Dokument ist die Liste des Polizeireviers 151 vom 11.1.1946 aus der Akte „Ausländer, die in Berlin polizeilich gemeldet waren“ anzusehen, die über das Dokumentationszentrum vorliegt. Die Liste mit Namen der zu Kriegsende vor Ort geführten Zwangsarbeiter bietet die Grundlage für personenbezogene Recherchen, die durch das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Stichproben bereits durchgeführt wurde. Diese Recherche des Dokumentationszentrums hat als ein wichtiges Selbstdokument den Brief des Zwangsarbeiters Józef Rosiński zum Ergebnis gehabt.

Es war angestrebt, diese Recherche im Auftrag des Museums fortzusetzen, doch erst verhinderten bauliche Maßnahmen in den Arolsen Archives die Archivreise, nun wurde ein Termin in der kommenden Woche wg. des Corona-Virus abgesagt. Diese Recherchen sollen nachgeholt werden.

 

Der Fachbereich Kultur wird in zwei Ausstellungen das Thema Erinnerung an Zwangsarbeit und aktuelle Forschungsergebnisse vorstellen. Im Schoeler-Schlösschen zeigt eine Ausstellung Positionen von drei internationalen Künstler_Innen der Gegenwart und stellt Forschungsergebnisse vor; im Museum in der Villa Oppenheim werden neben aktuellen Fotografien von ehemaligen Lagerstandorten auch eine Dokumentation der Forschungsergebnisse des Museums gezeigt, wobei insbesondere Selbstzeugnisse und Biografien von Zwangsarbeitern im Lager Wilhelmsaue eine Rolle spielen werden, soweit die personenbezogenen Daten veröffentlicht werden können, sowie eine vorläufige Kartierung.

 

Das Museum wird weiterhin mit dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit zusammenarbeiten; alle Ergebnisse werden der Forschungsstelle zur Verfügung gestellt. Die BzStrin fordert auch die Fraktionen und beteiligte Einrichtungen dazu auf, eigene Rechercheergebnisse ebenfalls an das Dokumentationszentrum weiterzuleiten.

Im Rahmen des Erinnerungspfads der Planungen zum „Pfad der Erinnerung“ für Charlottenburg-Nord sind zwei Lagerstandorte in der Diskussion, an denen jeweils eine Informationstafel aufgestellt werden soll. Dieses Ergebnis sollte in der Diskussion um die Benennung von Standorte in Charlottenburg von den Ausschussmitgliedern und der Gedenktafelkommission mitberücksichtigt werden.

 

Es schließen sich die Wortmeldungen aus dem Fraktionen an:

Die Fraktionen sprechen Herrn Pagenstecher ihren Dank aus. Die Wiederaufnahme der Forschung des Museums zum Thema Zwangsarbeit wird ebenso begrüßt.

Die Fraktionen verständigen sich über die Anbringung von zwei Informationstafeln in Wilmersdorf, nämlich an der Wilhelmsaue 40 für das bezirkliche Lager und in der Wallenbergstraße; über die Standorte in Charlottenburg ist noch zu entscheiden.

Damit ist die Entscheidung über die Aufstellung von weiteren Informationstafeln an Lagerstandorten im Bezirk nicht endgültig abgeschlossen. 

 

Die Vorsitzende bittet um Abstimmung des Ersetzungsantrags:  

 

Der Ersetzungsantrag der SPD-Fraktion/ Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen wird mit folgenden Änderungen beschlossen:

Das Bezirksamt wird gebeten, den Beschluss der BVV vom 13.7.2017 bezüglich Wilmersdorf dadurch umzusetzen, dass eine Gedenktafel am Haus Wilhelmsaue 40 (ehemals Wilhelmsaue 39-41) und eine weitere Gedenktafel am Haus Wallenbergstraße 13 (ehemals Hindenburgstraße 62/63) angebracht werden.

 

Die Gedenktafel in der Wilhelmsaue 40 soll an das ehem. Zwangsarbeiterlager des Bezirksamtes Wilmersdorf an diesem Ort erinnern und seine Geschichte 1939-1945 aufzeigen (inkl. Lageplan).

 

Die Gedenktafel in der Wallenbergstr. 13 soll an das ehem. Zwangsarbeiterlager an diesem Ort erinnern, eins der größten in Wilmersdorf, in dem mindestens 1.800 Zwangsarbeiter*innen untergebracht waren, die für die “Weser“ Flugzeugbau GmbH arbeiten mussten. Zudem soll hier an die Zwangsarbeiterlager in Wilmersdorf während der NS-Zeit erinnert werden (inkl. einer Karte mit den Lagerstandorten).

Für Charlottenburg ist der Ort für eine Gedenktafel noch festzulegen.

 

Des Weiteren wird das Bezirksamt gebeten, in den bezirklichen Kultureinrichtungen eine Ausstellung zum Thema Zwangsarbeit und Zwangsarbeiterlager in Wilmersdorf 1939-1945/46 zu machen, die auf den bisher bekannten historischen Dokumenten und Quellenhinweisen sowie dem „vorläufigen Forschungsbericht“ des Historikers Cord Pagenstecher „Das Zwangsarbeiterlager Wilhelmsaue – Zwangsarbeit für den Bezirk Wilmersdorf“ (6.3.2020) basiert.

 

Der BVV ist bis zum 31.05.2020 zu berichten.

 

Über den Inhalt der einzelnen Tafeln und die Reihenfolge der Umsetzung wird die Gedenktafelkommission befinden. 

Die Vorsitzende dankt allen Beteiligten, die an der Umsetzung der Drucksache beteiligt waren, für ihren fortdauernden Einsatz und Forschungen ausdrücklich.

 


 


Abstimmungsergebnis:

 

dafür: einstimmig dagegen:          Enthaltung: 

 

Die Dringlichkeit wird beschlossen.

 

 
 

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