Auszug - Zur Situation der Flüchtlingsheime im Bezirk a) Rognitzstraße b) Kaiserdamm Gast: Jens Nadolny (AWO) - Leiter des Heims am Kaiserdamm  

 
 
21. Öffentliche Sitzung des Integrationsausschusses
TOP: Ö 3
Gremium: Integrationsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 22.01.2014 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Gertrud-Bäumer-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin
 
Wortprotokoll
Beschluss

 

a) Rognitzstraße

 

Frau Rouhani informiert die Ausschussmitglieder darüber, dass der Vertrag des LAGESO mit dem Betreiber des Flüchtlingsheims Rognitzstraße - entgegen den in der vorigen Sitzung geäußerten Befürchtungen -  um ein Jahr verlängert worden ist, mit der Option auf eine weitere Verlängerung. 

 

Frau Brüning erklärt, dass sie über die ab dem 11. Dezember 2013 in der TAZ und dem Tagesspiegel erschienenen "unschönen" Presseberichte sehr bestürzt war. Der darin erhobene Vorwurf, dass BMW die Schließung des Flüchtlingsheims in den Verhandlungen mit dem Berliner Senat zur Vorbedingung für den Erwerb ihres Grundstücks gemacht habe, sei unzutreffend. Weder sie selbst noch die von ihr befragten Mitarbeiter/innen von BMW hätten von einer solchen Forderung /Vereinbarung gehört. Sie habe sich danach sofort mit den in den Zeitungen erwähnten Personen in Verbindung gesetzt. Gegenwärtig werde betriebsintern zu klären versucht, wer verantwortlich dafür sei, dass es auf Senatsseite zu dem Eindruck kommen konnte, dass das Unternehmen etwas gegen Flüchtlingsheime in seiner Nachbarschaft habe.    

 

Frau Brüning kündigt an, dass voraussichtlich ab dem 3. April eine 2 - tätige Feier zur Eröffnung der Berliner Niederlassung von BMW stattfinden wird, zu der auch die Flüchtlinge aus der Rognitzstraße herzlich eingeladen sind. Sie betont, dass BMW keinerlei Probleme damit hat, dass sich in der Nähe ein Flüchtlingsheim befindet. Eine solche Ablehnung stehe auch in völligem Widerspruch zu seiner "Corporate Identity." BMW sei dem Prinzip der sozialen Verantwortung verpflichtet und unterstütze in Berlin deswegen auch bereits eine Reihe von sozialen Projekten, darunter auch solche, die sich speziell an Migrant/innen richten. Daher könne sie sich auch gut eine Unterstützung der Flüchtlinge durch BMW vorstellen. Für entsprechende Anregungen wäre sie dankbar.

 

Zum Abschluss bittet Frau Brüning die Ausschussmitglieder darum, sich bei auftretenden Problemen sofort an sie zu wenden. Diese bedanken sich für ihr Erscheinen und ihre Kooperationsbereitschaft. 

 

Herr Naumann lädt Frau Brüning zu einem Gespräch mit ihm ein. Sie vermittelt abschließend, dass als künftiger Leiter der Berliner Niederlassung von BMW Herr Büchel vorgesehen ist.

 

Angesichts der einjährigen Verlängerung des Vertrages für das Flüchtlingsheim erübrigt sich die Behandlung des entsprechenden Antrages im Sozialausschuss.

 

 

 

b) Kaiserdamm

 

Danach berichtet Herr Nadolny, der Leiter des am 20. Dezember 2013 in den Räumen des ehemaligen Jugendhotels des Landessportbundes am Kaiserdamm 3 neu eröffneten, von der AWO verwalteten Flüchtlingsheims, über dessen bisherige Entwicklung. Er bedankt sich für die - für ihn unerwartet starke - Unterstützung, die das Haus von Anfang an von Seiten des Bezirksamtes erhielt.      

 

Herrn Nadolny zufolge stand das LAGESO zur Weihnachtszeit unter dem Druck, 300 Flüchtlinge    unterzubringen. Etwa 100 Personen konnten vorerst im Heim am Kaiserdamm untergebracht werden. Neben Familien aus Serbien und Bosnien handelt es sich bei ihnen vor allem um Flüchtlinge aus Äthiopien, Afghanistan, Pakistan, Irak, Iran und Syrien. Unter ihnen sind - neben vielen Männern -  einige schwangere Frauen, Frauen mit Kleinkindern sowie eine Reihe von schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen. Für diese mussten zuerst geeignete Schulen gesucht werden. Ein  spezifisches Problem stellt die Beschäftigung der Gruppe der nicht mehr Schulpflichtigen dar. Er weist auch darauf hin, dass das Flüchtlingsheim gegenwärtig noch eine Notunterkunft ist und noch zahlreiche Umbauarbeiten und die Installierung eines besseren Brandschutzes erforderlich sind, um es für die Flüchtlinge längerfristig bewohnbar zu machen. Er blicke aufgrund der frühzeitigen und umfassenden Unterstützung durch den Bezirk und Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft aber optimistisch in die Zukunft und sei überzeugt davon, dass sich ihm und seinen Mitarbeiter/innen die "Chance bietet, etwas Neues zu machen".

Sehr erfreut zeigt sich Herr Nadolny darüber, dass sich ein Verein bereit erklärt hat, den Flüchtlingen Deutschunterricht zu erteilen. Im Heim selbst gebe es dafür aber keinen geeigneten Raum. Als mögliche Orte zu seiner Durchführung seien zurzeit das Jugendzentrum an der Schlossstraße und die Stadtbibliothek in der Nehringstraße im Gespräch. Er zeigt sich auch sehr beeindruckt von dem Ablauf der Informationsveranstaltung für die Nachbarschaft, die er selbst am 20. Januar 2014 in Kooperation mit dem LAGESO und Stadtrat Engelmann organisiert hat. Er habe den Eindruck, dass in Charlottenburg - Wilmersdorf tatsächlich eine Willkommenskultur herrscht.    

 

Herr Huwe ist sich da nicht so sicher. Er vermutet, dass der überwiegend harmonischer Ablauf der Veranstaltung vor allem auf das Fehlen jener Nachbar/innen zurück zu führen ist, die der Einrichtung eines Flüchtlingsheims in ihrem Wohnumfeld skeptisch oder ablehnend gegenüber stehen.

 

Frau Böhm, die selbst dort wohnt, schätzt die Stimmung innerhalb der Anwohnerschaft positiver ein.

 

Eine Mitarbeiterin des MJI berichtet, dass in ihrem Verein gegenwärtig - erst einmal für zwei Monate - Deutschunterricht von arabischen Muttersprachler/innen angeboten wird. Dieser kann auch von den Bewohner/innen des Flüchtlingsheims am Kaiserdamm genutzt werden.


 

 

 
 

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