Auszug - Entwicklung spezifischer Wirtschaftsbereiche im Bezirk II  

 
 
26. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
TOP: Ö 8.8
Gremium: Bezirksverordnetenversammlung Beschlussart: beantwortet
Datum: Do, 11.12.2008 Status: öffentlich
Zeit: 16:30 - 22:00 Anlass: ordentliche Sitzung
1119/3 Entwicklung spezifischer Wirtschaftsbereiche im Bezirk II
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Linke (fraktionslos) 
Verfasser:Riedel/Tazegül 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
 
Beschluss

Zur Beantwortung Herr BzStR Schulte:

Zur Beantwortung Herr BzStR Schulte:

 

Frau Vorsteherin, meine Damen und Herren, in der Tat ist die Ermittlung von bezirklichen Daten für die beschriebenen Wirtschaftsbereiche nicht ganz einfach, aber dann muss man sich mal fragen, wozu braucht man denn solche Daten, was bringt es eigentlich ein, einen Datenfriedhofe zu machen, den man dann nicht großartig verwenden kann. Ich habe z. B. für mich auch bei der Frage entwicklungsspezifischer Wirtschaftsbereiche des Bezirks I nicht ganz verstanden, was man auch mit so einer Zahl anfangen soll, wenn man weiß, wie hoch die Anteile der Gemeinwirtschaft sind, weil natürlich dann auch immer die Frage ist, ist das jetzt im Bereich Jugend, ist es jetzt im Bereich Soziales? Also, was will man mit diesen Daten tatsächlich anfangen? Und ich hatte ja auch in der Beantwortung auch geschrieben, sind wir denn eigentlich als Bezirksamt eigentlich auch ein Unternehmen der Gemeinwirtschaft, weil wir natürlich auch vieles gemeinnützig machen und kein Profitbestreben haben, müssen wir dann die Märkte rausrechnen, weil die natürlich einen Profit anstreben, also, wie geht man dann nun vor, da ist dann immer tatsächlich die Frage der Definition und auch jetzt bei der Beantwortung der Anfrage Entwicklung spezifischer Wirtschaftsbereiche im Bezirk II haben wir wieder das gleiche Problem, wobei natürlich aussagekräftige Angaben über Gewerbetreibende im Bezirk mit Migrationshintergrund konnten nicht ermittelt werden. Eine Nachfrage beim Integrationsbeauftragten des Senats ergab, dass keine entsprechenden Statistiken bestehen.

“Welche Erhebung über die Staatsangehörigkeit werden bei der Gewerbeanmeldung erhoben?” -  und das finde ich auch richtig so, dass nicht bei einer Gewerbeanmeldung gefragt wird, ob sie Migrationshintergrund haben oder nicht. Das kann ja auch nicht sein, sondern da wird ja dann auch nur nach der Staatsangehörigkeit gefragt und die Definition Menschen mit Migrationshintergrund geht ja weit über die Staatsangehörigkeit hinaus. Bereits Menschen mit einem ausländischen Elternteil werden der Gruppe hinzugezählt, unabhängig von der jeweiligen Staatsangehörigkeit.

 

Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sind derzeit 40.988 Gewerbebetriebe registriert, Stand von gestern. Davon haben 7.342 Eigentümer eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit, das sind 17,9 %. Im Vergleich dazu in Charlottenburg-Wilmersdorf haben knapp 19 % keine deutsche Staatsangehörigkeit, insofern können wir da keine Unterscheidungen feststellen und sagen, das ist genauso, wie der Anteil in der Bevölkerung, spiegelt sich das genau bei den Gewerbetreibenden wider. Als Information des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie führen in Deutschland rund 280.000 Menschen mit Migrationshintergrund ein Unternehmen. Woher aber das Bundesministerium diese Zahl hat, hab ich nicht herausfinden können. Sie beschäftigen rund 1 Mio. Menschen. Der Anteil der deutschen Unternehmen, die Ausbildungsplätze anbieten, liegt bei 25 %, bei Migrationsunternehmen liegt der Anteil lediglich bei 15 %. Und das ist in der Tat eine Sache, an der wir auch dran sind und die wir auch kritisieren.

 

Gleichzeitig sind jugendliche Migrantinnen und Migranten bei der Absolvierung einer Berufsausbildung nach dem dualen Berufsausbildungssystem deutlich unterrepräsentiert. So absolvierten lediglich 24 % eines Jahrganges eine Berufsausbildung bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund, während der Anteil der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund 58 % beträgt. Insofern sieht man da auch gravierende Unterschiede, weil viele Jugendliche mit Migrationshintergrund in einem Geschäft eingesetzt werden, keine Ausbildung bekommen, dann irgendwann natürlich höherwertige Tätigkeiten übernehmen, aber dann tatsächlich nicht den Ausbildungsberuf erlernt haben. Insofern ist das auch eine Handlungsoption, die wir haben.

 

Zu 2.

Statistische Angaben existieren hierzu nicht.

 

Zu 3. und 4.

Da keine Grunddaten vorliegen, können natürlich auch keine branchenspezifischen oder nach Jahren aufgeschlüsselte Angaben gemacht werden. Jedenfalls lassen sich daraus keine Prognosen ableiten.

 

Zu 5.

Natürlich steht die Wirtschaftsförderung in Kontakt mit verschiedenen Vereinen und Institutionen, die sich intensiv um Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund kümmern. Einige seien hier genannt: Nike polnische Unternehmerschaft e. V., Barek -  Berliner Arbeitgeber- und Existenzgründer e. V., TDU  - Türkisch-Deutsche-Unternehmervereinigung,  Berlin-Brandenburg e. V., TUH – Türkische Unternehmer und Handwerker e. V. Berlin.

Die Vereine beraten und fördern mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung Auszubildende und Existenzgründerinnen und Existenzgründer mit Migrationshintergrund. Der TUH wurde z. B. auch vom bezirklichen Bündnis für Wirtschaft und Arbeit mit einem Projekt “Lokales soziales Kapital” aus Mitteln des europäischen Sozialfonds gefördert. Gegenstand des vom 1. Februar bis 30. September laufenden Projektes war die Beratung und der Service für Unternehmer mit Migrationshintergrund, insbesondere türkisch stämmiger Gewerbetreibenden. Und wir werden natürlich, auch wenn wir neue Projekte im Rahmen dieses bezirklichen Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit auswählen, auch natürlich sehen, dass wir diese Themenbereiche mit aufgreifen werden und gerade wenn es um die Frage der Unternehmer aus dem Kreis der Spätaussiedler geht, werden wir natürlich auch bei einem Projekt, dass sich um den Charlottenburger Norden kümmern wird, auch diese Fragestellung mit berücksichtigen und wollen das auch mitdenken. Insofern bin ich jetzt zum Abschluss auch gespannt, welche Themenbereiche dann die Anfragen 3 und 4 haben und freu mich dann, wenn wir darüber in die Diskussion treten.

 

 
 

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