Auszug - Volkspark Jungfernheide  

 
 
20. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
TOP: Ö 8.6
Gremium: Bezirksverordnetenversammlung Beschlussart: beantwortet
Datum: Do, 29.05.2008 Status: öffentlich
Zeit: 16:30 - 21:50 Anlass: ordentliche Sitzung
0873/3 Volkspark Jungfernheide
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:FDP-Fraktion 
Verfasser:Prof.Dr.Dittberner/Weuthen 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
 
Beschluss

Zur Beantwortung Herr BzStR Gröhler:

 

Zur Beantwortung Herr BzStR Gröhler:

 

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Große Anfrage darf durch das Bezirksamt wie folgt beantwortet werden und die Beantwortung basiert auf einer Zulieferung der beteiligten Abteilungen Umwelt, Jugend und Sport, Kultur und des Vertreters des Grundstückseigentümers, nämlich der Bauabteilung.

 

Zu 1.

Der Volkspark Jungfernheide, meine Damen und Herren, ist natürlich wegen seiner ökologischen, erholungsmäßigen und gartenkünstlerischen Bedeutung geschützt, sowohl als Gartendenkmal eingetragen. Darüber hinaus ist es ja Landschaftsschutzgebiet. Es stellt den südlichen Rest eines einstmals ausgedehnten Waldgebietes mit dem Namen Jungfernheide dar und wurde in wesentlichen Zügen in seiner heutigen Form durch den uns allen bekannten Erwin Barth, in seiner Funktion als Gartendirektor Charlottenburgs bzw. dann Berlins, im Jahre 1920 bis 1927, geschaffen.

 

Als großstädtische, unversiegelte Fläche hat der Park sowohl eine klimatische Entlastungsfunktion für die dichten Innenstadtbereiche. Da Barth Gott sei dank größere Eingriffe in dem Baumbestand vermieden hat bei seiner Gestaltung, vermittelt die Vegetation und das Landschaftsbild immer noch einen waldähnlichen Eindruck. Wegen seines Zustandes, der gegenüber dem Ursprungszustand kaum gestört ist, nämlich hinsichtlich des Bodenaufbaus, ist der Park auch Vorranggebiet für Bodenschutz gemäß dem Programmplan Naturhaushalt und Umweltschutz des Landschaftsprogramms. 

 

Es gibt da ein Gutachten aus dem Jahr 1995 hinsichtlich der ökologischen und vegetationskundlichen Situation. Damals, 1995, ist ein wenig her, damals vor 13 Jahren wurde festgestellt, dass 278 wildwachsende Farne und Blütenpflanzen nachgewiesen werden konnten, das ist allerdings weniger, als in anderen Parkanlagen, ein eher mittlerer Wert. 66 % davon sind als einheimisch einzustufen. Wir haben natürlich einen hohen Anteil an Waldtypen. Wir haben einen geringen Anteil allerdings an seltenen Pflanzenarten, nur 4 %. Allerdings ist bedeutsam, dass ein Erlenbruchwaldfragment noch vorhanden ist, als Rest der einstigen Meckeritzwiesen. Wirkliche Erlenbruchwälder und Bereiche von Eichenwald und Altbuchen. Sie sehen, das ist die Zulieferung aus dem Umweltbereich.

 

Der BUND hat uns mitgeteilt, dass er darüber Kenntnisse hat, dass es Bestände an Greifvögeln gibt, Fledermäusen und auch Biber. Und da es auch schon mal einen tödlich verunfallten Biber auf einer Zufahrtstraße gab, wissen wir, dass es da auch schon mal mehr als einen gab.

Ein Parkpflegewerk ist in Erstellung. Das Gartendenkmal Jungfernheide gilt als eins der bedeutendsten Freiraumprojekte Berlins aus der Zeit Weimarer Republik und als klassisches Beispiel der Volksparkbewegung. Mit dem Parkpflegewerk gilt es darum, die historische Substanz zu sichern und die charakteristischen Qualitäten zu erhalten, ggf. wieder herzustellen und weiter zu entwickeln.

Das Parkpflegeprogramm soll dann in Zukunft die Unterlage für Pflege und Unterhaltung und Weiterentwicklung sein.

 

Für Familien und deren Kinder bietet der Volkspark Jungfernheide vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und Erholung. Für Kinder sind sowohl Naturerlebnisse möglich, als auch,  ich sag mal, sich austoben zu können. Und sich im naturbelassenen Raum aufzuhalten. Die Jugendfreizeiteinrichtungen der Region nutzen diesen Ort explizit im Rahmen ihrer pädagogischen Arbeit. Dabei sind die Zielsetzung der Erschließung neuer Lebensgestaltung und Handlungsräume für Kinder- und Jugendliche, die Sensibilisierung für Naturvorgänge und das Kennenlernen ökologischer Zusammenhänge, aber auch das Begreifen von Umweltproblemen als Folgen menschlichen Handelns, bzw. eines aktiven Umweltschutzes.

 

Das Erholungsgelände in der Jungfernheide wird von Kindertagesstätten, Vereinen und Trägern im Rahmen ihrer Arbeit genutzt. Und wie beliebt der Volkspark ist, kann man ja alljährlich am 1. Mai sehen, beim großen Kinder- und Familienfest. In diesem Jahr hatte es etwa 4.500 Besucher.

 

Ein explizit ausgewiesener Kulturstandort, auch danach hatten Sie ja gefragt, ist allerdings die Jungfernheide nicht. Aber sie ist ein Sportstandort. Die Sportanlage Jungfernheide, Jungfernheideweg 70, ist die größte ungedeckte Sportanlage im Norden des Bezirks und erfüllt mit viel Naturrasen und einem Kunststoffrasen-Groß- spielfeld, zwei Multifunktionsflächen und einer Leichtathletikanlagen einen wichtigen Beitrag zur sportlichen Infrastruktur des Bezirks. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass der Park natürlich an der Peripherie des Bezirks liegt und damit natürlich immer nur praktisch in die eine Richtung, nämlich nach Süden, wirken kann und nach Spandau und nach Reinickendorf zur Versorgung in dem Sinne nicht unmittelbar beitragen kann. Darüber hinaus beherbergt der Park,  zumindest die Kollegen aus dem Bau- und aus dem Stadtplanungsausschuss wissen das ja einmal jährlich durch Besuch, auch das Ausbildungszentrum Nord unseres Gartenbauamtes und dort werden insbesondere die Auszubildenden aus dem Bereich Landschaftsgarten ausgebildet und auch die Bäume in der bezirkliche Baumschule, so wie von Barth auch geplant und damals auch schon realisiert, gezogen.

 

Zu 2.

Die in 1. beschriebene Sportanlage Jungfernheide dient dem Schulsport, dem Vereinsport und dem Individualsport, vornehmlich auch der Poelchau-Oberschule. Ferner wird sie durch das Landesleistungszentrum Rudern und dem Deutschen Fußballbund bzw. Berliner Fußballverband genutzt. Sie ist Sportanlage zahlreicher förderungswürdiger Sportorganisationen, unter anderem natürlich der SC Westend 01, der SC Siemensstadt und anderer Vereine, sowohl für Fußball als auch für Rugby. Der Auslastungsgrad ist wie bei allen anderen bezirklichen Sportanlagen sehr hoch. Die Nutzung ist sehr intensiv und wir sehen in dem Bereich keine Steigerungsfähigkeit.

 

Das Freibad Jungfernheide wird seit dem 1. Januar 1996 durch die Berliner Bäderbetriebe betrieben und ist unterverpachtet.  Das Freibad ist beliebtes Ausflugsziel in den Sommermonaten und auch fester Bestandteil im Sommerferienprogramm der Jugendfreizeiteinrichtungen. Der Jugendclub Heckerdamm bietet dort einen 15-tägigen Schwimmkurs für Kinder und Familien an, mit täglich etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Für Juli 2008, also ganz aktuell, ist eine Kinder- und Familienbeachparty unter der Federführung des Jugendclubs Heckerdamm geplant. 

 

Darüber hinaus werden durch den zuständigen Fachberater Sport der Senatsbildungsverwaltung regelmäßig Ferienschwimmkurse für Kinder und Jugendliche angeboten, auch die sind sehr gut ausgelastet.

 

Zu 3.
Nach Auffassung der Kulturabteilung ist die Auslastung nicht zufriedenstellend. Obwohl es zahlreiche Werbeversuche der Abteilung – auch in Hinblick auf Schulen – gegeben hat; darüber hinaus es immer wieder den Versuch gegeben hat, auch entsprechende Nutzer zu finden. Trotz der Attraktivität der Freilichteinrichtung und die Steigerung der Attraktivität durch die Verpachtung der gastronomischen Einrichtung als Kulturbiergarten, ist es nicht gelungen, bisher die Freilichtbühne stärker zu bespielen und in die Kulturgestaltung des Bezirks mit einzubeziehen.

 

Zu 4.

Nach wie vor besteht eine sehr große Nachfrage, hat mir der Kollege Naumann mitgeteilt. Für dieses wichtige familienpolitische Angebot im Jahr 2007 hat es zwei Durchgänge mit insgesamt 444 Kindern, davon 218 Mädchen gegeben. 51% der Eltern waren Vollzahlende, 18 % Teilzahlende und 2 % geringverdienende bzw.  28 % waren Empfängerinnen/Empfänger von ALG II, so sehen Sie auch die soziale Mischung der Kinder, die dort sich dann erholen können.

 

Zur langfristigen Sicherung, auch das darf ich der BVV mitteilen, ist es allerdings notwendig, dass die BVV die erforderlichen Mittel in Höhe von 225.000,-- Euro zur Verfügung stellt und ich komme mit Genehmigung des Herrn Vorstehers, weil bei mir schon die Lämpchen leuchten,  noch zur Beantwortung der 5. und damit  letzten Frage:

 

Zu 5.

Ich habe ja im entsprechenden Fachausschuss angekündigt, dass wir die Absicht haben, Teile des Parks zu verpachten, um dort eine Hochseilkletteranlage zu installieren. Insbesondere versprechen wir uns davon eine Mitverpachtung des leerstehenden, ungenutzten, aber unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Wasserturms, der ja auch städtebaulich die Anlage sehr prägt. Wir könnten uns gut vorstellen, dass ein Teil in eine Hochseilkletteranlage mit integriert wird. Darüber hinaus versprechen wir uns eine noch stärkere Nutzung der Anlage für Kinder, für Jugendliche, für Familie, auch für Freizeitsportaktivitäten und auch eine bessere Pflege des Parks, weil wir davon ausgehen, dass die Einnahmen, die wir durch die Verpachtung generieren, wir eins zu eins in den Erhalt der Anlage stecken, so wie wir es ja z. B. bei Verpachtung von anderen Grünflächenanlagen für gastronomische Einrichtungen inzwischen auch machen.

 

Natürlich besteht eine Verlärmung durch den nahen Flughafen Tegel. Mit einer möglichen Schließung des Flughafens würde diese Verlärmung nachlassen und damit die Erholungsqualität der Anlage noch gesteigert werden.

 

 

 

 
 

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