Auszug - Große Anfrage der SPD-Fraktion betr. Jugendgewalt im Bezirk - Fakten, Maßnahmen und Handlungsspielräume
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Herr Wuttig
berichtet, dass die Große Anfrage in der BVV aus zeitlichen Gründen nicht zur
Gänze beantwortet werden konnte und bittet deshalb um Ausführungen insbesondere
zu den Fragen 4 (Zusammenarbeit der Akteure) und 5 (Fortbildungsangebote). Herr Naumann
berichtet zur Frage der Kooperation: Die Jugendgerichtshilfe kooperiert mit den
anderen Akteuren fallbezogen auf der Grundlage der Verfahrensvorgaben nach dem
JGG. Eine darüber hinausgehende Institutionalisierung der Zusammenarbeit gibt
es (bisher) nicht. Unter dem Stichwort Prävention weist er auf den Runden Tisch
Demokratieerziehung hin, wo u.a. Schulen, Jugendeinrichtungen und Polizei
zusammenarbeiten, auf die Kooperationsvereinbarung zwischen Jugendamt, Schulamt
und Schulaufsicht sowie einige auf einzelne Schulen bezogene
Kooperationsvereinbarungen und verschiedene regionale Arbeitsgemeinschaften.
Schließlich sei auch die Arbeit der Landeskommission gegen Gewalt besonders
hervorzuheben. Aus Sicht des Bezirksamtes sei es erforderlich, insbesondere das
Angebot an sport- und bewegungsorientierten Projekten im Bereich der
Jungenarbeit zu erweitern. Zur Frage nach Fortbildungsangeboten führt Herr
Naumann aus, dass für die Mitarbeiter/innen der Kinder- und Jugendeinrichtungen
vor allem das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg
vielfältige Fortbildungsmöglichkeiten zu den Themen Gewalt und Gewaltprävention
anbietet. Aktuelle Angebote sind z.B. ·
Jugendliche mit
Gewalterfahrungen – Auswirkungen und hilfreicher Umgang ·
Deeskalationstraining
– Handlungsfähigkeit in Gewaltsituationen ·
Konfliktmanagement
und Mediation ·
Systemischer
Umgang mit Angst, Wut und Gewalt ·
Zertifikatskurs:
Antigewalttraining in der Jugendhilfe ·
Jugendhilfe im
Strafverfahren – Standards und Qualitätssicherung ·
Potential
ambulanter Maßnahmen für straffällig gewordene Jugendliche. Daneben haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit,
auch die Gewaltpräventionsangebote der Polizei in Anspruch zu nehmen. Darüber
hinaus gibt es zahlreiche weitere Angebot, so u.a. durch die bezirkliche
Frauenbeauftragte, die im Rahmen des diesjährigen Frauenfrühlings für Mädchen
ab 12 Jahren einen Selbstbehauptungskurs angeboten hat. Aber auch die
Sportverbände, insbesondere der Fußballverband, bieten für ihre Funktionäre bis
hin zu den Schiedsrichter/innen ein Antigewalttraining an, damit diese befähigt
sind, steuernd in ihren Vereinen aktiv zu werden. Im Angebot der
Volkshochschule City-West gibt es ebenfalls eine breite Angebotspalette, die
seit Jahren fester Bestandteil ist. Zusammenfassend stellt Herr Naumann fest, dass es die
vielfältigsten Angebote durch unterschiedliche Institutionen im Bezirk und in
Berlin gibt. Herr Wuttig
fragt, wie das Antigewalttraining in den Einrichtungen umgesetzt wird. Herr Naumann
berichtet dazu, dass der Umgang mit Gewalt fester Bestandteil der täglichen
Arbeit der Jugendförderung sei. Man bemühe sich mit großem Engagement, klare
Grenzen zu setzen und auf Gewaltvorfälle schnell zu reagieren. Herr Schwarzenauer möchte wissen, ob es Projekte gibt, die auch die Eltern in die
gewaltpräventive Arbeit einbeziehen. Herr Gutheil
verweist hierzu auf die erfolgreichen Elternseminare an den Hauptschulen. Herr Naumann
bedauert das fast völlige Fehlen von Mitteln für präventive Arbeit und verweist
hierzu beispielhaft auf die Schwierigkeiten, die Elternkurse an den
Kindertagesstätten zu finanzieren. Angesichts des beobachtbaren Wegbrechens der
Erziehungskompetenz vieler Eltern müsse man über Konsequenzen im Landeshaushalt
ab 2010 nachdenken. Herr Prof. Dr. Dittberner fordert eine verstärkte und systematische Kooperation
aller Akteure. Gerade Schule und Jugendhilfe könnten sich sehr gut ergänzen. Frau Guse-Manke
erinnert an die Problematik der Schuldistanz und fordert hier mehr Einsatz der
Schulen. Herr Gutheil
berichtet hierzu, dass es an zwei Hauptschulen und einer Gesamtschule gelungen
sei, durch zusätzliche Lehrerstunden gezielte Maßnahmen für einzelne
Schüler/innen zu ermöglichen. Diese seien durchaus erfolgreich, sofern es
gelinge, in Kontakt mit den Eltern zu kommen. Als sehr hilfreich schätzt er
auch die Sozialarbeiter/innen an den Hauptschulen ein. Frau Bauer
sieht ebenfalls in der Schuldistanz einen wesentlichen Ansatzpunkt für
präventive Arbeit. Schuldistanz sei neben dem Weglaufen schon in der
Grundschule ein zentraler und früher Indikator für eine drohende
Intensivtäter”karriere”. Herr Förschler
befürchtet, dass es durch die Änderung des Waffengesetzes zu einem
statistischen Anstieg von Straffälligkeit junger Menschen kommen könnte. Frau Bauer
berichtet dazu, dass es bei der Zahl der Delikte mit Waffen – anders als
in der öffentlichen Wahrnehmung – keinen Anstieg gebe. Hoffnung der
Polizei sei, durch die Änderung des Waffengesetzes vor allem das Problem der
sog. Anscheinswaffen besser in den Griff zu bekommen. Frau Köthe
hält die vorhandenen Angebote nicht für ausreichend. Der Alltag in Schulen, Kindertagesstätten
und Jugendfreizeiteinrichtungen sei immer wieder auch gewalttätig - und genau
da gebe es ständig finanzielle Kürzungen. Herr Naumann
verweist darauf, dass es trotz knapper Finanzmittel gelungen sei, bei der
geschlechtsbewussten Arbeit einen politischen Schwerpunkt zu setzen, indem nach
der Mädchenarbeit auch Jungenarbeit im Bezirk aufgebaut werden konnte. Von Frau
Bauer möchte er wissen, ob sich aus der Auswertung der Arbeit mit den Tätern
Hinweise für die Weiterentwicklung der Präventionsangebote ergeben. Frau Bauer
führt dazu aus, dass funktionierende Netzwerke das A-und-O jeder Prävention
seien. Zwar sei hier Vieles entstanden, das aber durchaus noch ausgebaut werden
könne. Eine weitere Erfahrung sei, dass Interventionen möglichst frühzeitig
einsetzen müssten. Frau Zeugner
äußert sich beunruhigt, weil nach ihrer Erfahrung Straftäter immer jünger
werden. Schon in den Kitas gebe es brutale Handlungen durch Kinder. Es sei
notwendig, Präventionsmittel verstärkt in Einrichtungen für Jüngere einzusetzen.
Frau Guse-Manke
fordert nochmals mehr Aufmerksamkeit für Schulschwänzer/innen. Schulen könnten
durchaus häufiger ärztliche Bescheinigungen verlangen und Eltern kontaktieren. Herr Gutheil
berichtet dazu, dass beispielsweise die Oppenheim-Oberschule bei jedem Fehlen
die Eltern anschreibt; der Effekt sei allerdings gleich Null. Frau Bauer
berichtet, dass die öffentliche Wahrnehmung von Kriminalität nicht den
statistischen Daten entspreche. Die Zahlen der Gewaltkriminalität stagnierten
auf hohem Niveau, die Jugendkriminalität insgesamt gehe sogar zurück. Geändert
habe sich allerdings das Anzeigeverhalten. Herr Riedel
kritisiert die Entwicklung, Elternaufgaben immer stärker an Kitas und Schulen
zu delegieren. Frau Klose
fragt nach dem angeblichen Drogenhandel vor einer Wilmersdorfer Schule. Herr Naumann
teilt dazu mit, dass für den 10. April ein Gespräch mit Schule und Polizei
verabredet wurde. Gleichzeitig wurde vereinbart, in Zukunft in solchen Fällen
früher miteinander zu sprechen. Zum Abschluss erläutert er, dass die jetzige
Kooperationsvereinbarung Jugendhilfe-Schule so angelegt ist, zu einem späteren
Zeitpunkt die Polizei als weiteren Partner einzubeziehen. |
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