Palast der Republik: Untergegangen in Ruinen

  • Palast der Republik

    Palast der Republik, 1997

  • Palast der Republik Berlin (2002)

    Berliner Schlossplatz mit dem Palast der Republik (Foto vom 24.10.2002)

  • Typische Kugellampen im Palast der Republik

    Typische Kugellampen im einstigen Palast der Republik

  • Palast der Republik

    Palast der Republik, 1977

Wo zu DDR-Zeiten die Honeckers Walzer tanzten, steht heute das Humboldt Forum. Der Palast der Republik ist längst verschwunden, einige Reste kann man aber noch kaufen.

In der Mitte Berlins, gegenüber dem Dom, erinnert nichts mehr an den Palast der Republik. Nach dem Abriss in den Jahren 2006 bis 2008 lag das Gelände jahrelang brach. Jetzt steht hier das Humboldt Forum mit den historischen Fassaden des Stadtschlosses. Nicht weit entfernt befindet sich das Einheitsdenkmal "Bürger in Bewegung" im Bau. Einige Palast-Möbel und Gemälde lagern noch in Museen.

500 Millionen Ostmark für "Erichs Lampenladen"

Für den Bau des Volkshauses hatte die DDR demonstrativ historischen Boden genutzt: Einst stand dort die Residenz der preußischen Könige, die im Krieg bei einem Bombenangriff beschädigt wurde. 1950 beschloss SED-Chef Walter Ulbricht die Sprengung. Der ein Vierteljahrhundert später errichtete Palast der Republik wurde mit fast 500 Millionen Ostmark der teuerste Prachtbau der DDR-Geschichte. Weißer Marmor wurde gelegt, mehr als 10.000 Kugelleuchten aufgehängt - daher der Spottname «Erichs Lampenladen».

DDR-Parlament mit Bowlingbahn

Das mächtigste Paar der DDR, Erich und Margot Honecker, schwangen zu Walzerklängen das Tanzbein: Mit fast 4000 Gästen feierten sie am 23. April 1976 den Palast der Republik als neues «Haus des Volkes». Jahrelang tagte dort- eher unscheinbar- das DDR-Parlament. Die SED nutzte ihn für ihre Jubel-Parteitage. In der Bevölkerung war der Prestigebau vor allem wegen seiner Restaurants, kulturellen Veranstaltungen und der Bowlingbahn beliebt.

Kunst-Events in der Ruine

In nur 32 Monaten Bauzeit ließ die DDR-Führung den 180 Meter langen und 86 Meter breiten Beton- und Glasklotz hochziehen. Gut 5000 Tonnen Asbest wurden dabei als Brandschutz verwendet. Gleich nach dem Mauerfall wurde der Palast deswegen dicht gemacht. Danach gab es eine heftige Debatte über seine Zukunft. Zwischendurch lebte das Gebäude nochmal auf: Die für 87 Millionen Euro asbestentkernte, graffitiverschmierte Ruine wurde zum Schauort von mehr als 900 Kunst-Events mit schätzungsweise 650.000 Besuchern.

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Schrittweiser Abriss ab 2006

Für viele Ostdeutsche ging mit dem Palast-Abriss ein Stück ihrer Geschichte verloren. Das Gebäude am früheren Marx-Engels-Platz war auch als kultureller Treffpunkt angesagt: Stars wie Harry Belafonte, Katja Ebstein und Udo Lindenberg traten dort auf. 2006 besiegelte der Bundestag schließlich das Aus des Palastes. Wenige Wochen später rückten die Abrissbagger an. Tonnenweise Kies musste dann in das Abrissloch gekippt werden, um den benachbarten Berliner Dom nicht zu gefährden.

Der Abriss verschlang nochmal 32 Millionen, weil weitere Asbestreste gefunden wurden. Die Betonteile wurden geschreddert und für den Straßenbau verwendet. Die braungetönten Fensterscheiben gingen kostenlos an Museen und Universitäten. Auch zahlreiche Künstler transportierten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zufolge die bis zu 290 Kilogramm schweren Doppelglasscheiben ab.

Möbel stehen heute im Museum

Einige Stühle, Büromöbel und Gemälde befinden sich heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin, darunter auch die «Gläserne Blume» sowie das große Porzellanrelief aus dem Palastrestaurant. Außerdem lagert im Museumskeller der rostige Stahlrahmen, der einst an der Palastfassade das DDR-Staatswappen mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz hielt. Das Emblem war bereits 1990 an das Haus der Geschichte in Bonn gegangen. Türen, Fahnen und Lampen sowie die legendäre Milchbar liegen weiter in ehemaligen Kasernen in Berlin-Spandau.

Ausverkauf des Hausrats

Suppenteller, Kaffeekannen, Mokkatässchen oder Tischdecken aus dem Palast hatte jahrelang ein Antiquitätenhändler am Kurfürstendamm verkauft. Abnehmer dafür fand er sogar in Australien, Japan und den USA. Ganze Kaffeegedecke oder Besteckgarnituren werden immer noch im Internet angeboten. So gibt es Original-Kuchenteller mit Goldrand und «PdR»-Signet für 18 Euro.

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Quelle: dpa

Aktualisierung: 25. Januar 2022