Im ersten Teil des Projekts wurden zwei empirische Studien durchgeführt:
In einer Hellfeldstudie haben wir staats- und amtsanwaltschaftliche Verfahrensakten zu 354 Fällen von Gewaltdelikten gegen ältere Pflegebedürftige analysiert. Ausgewertet wurden z.B. Daten zum Tatkontext, den Entstehungsbedingungen und Erscheinungsformen von Gewalt sowie zu den polizeilichen Ermittlungen und zum justiziellen Verfahrensgang, um Handlungsimplikationen für die polizeiliche Ausrichtung in diesem Problemfeld ableiten zu können.
In einer parallel durchgeführten Interviewstudie haben wir 64 Akteur:innen von Strafverfolgungsbehörden, einschlägigen Beratungs- und Beschwerdestellen, Aufsichts- und Qualitätssicherungsinstanzen, Verbänden und Interessensvertretungen sowie aus dem Opferschutz, der ambulanten und stationären Pflege und der Wissenschaft zu ihren Erfahrungen mit dem Phänomenbereich „Gewalt in der Pflege“ befragt. Der Fokus lag hierbei auf der polizeilichen Präventions- und Ermittlungsarbeit in diesem Deliktsfeld sowie auf den Möglichkeiten einer vernetzten Zusammenarbeit aller relevanten Akteure. Unser Ziel war, durch die multiperspektivische Ausrichtung Erkenntnisse zum Phänomenbereich zu erhalten, die weit über die Hellfelderkenntnisse von Polizei und Strafjustiz hinausgehen.
Basierend auf den empirischen Ergebnissen dieser beiden Studien wurden in der zweiten Phase des Projekts verschiedene Veranstaltungen durchgeführt:
- Im Rahmen von 3 polizeiinternen Workshops haben wir gemeinsam mit verschiedenen strategischen und operativen Abteilungen der Berliner Polizei und Justiz Ansätze zur Optimierung polizeilicher Prozesse im Phänomenfeld erarbeitet.
- Im Rahmen von 4 Netzwerk-Workshops wurden gemeinsam mit wichtigen Akteur:innen aus dem Handlungsfeld Strategien zur nachhaltigen Zusammenarbeit entwickelt.
Auf der Basis dieser Ergebnisse sind Konzepte zu verschiedenen Schwerpunktthemen entstanden, die wir benötigen, um pflegebedürftige Menschen besser vor Gewalt schützen zu können. Dazu gehört auch ein Schulungsmanual zur Sensibilisierung von Mitarbeitenden der Berliner Polizei, die mit pflegebedürftigen Opfern in Berührung kommen.
Grundlage aller konzeptioneller Überlegungen waren also die Befunde aus den empirischen Studien, die das Team im ersten Projektteil durchführte, um vertiefte Erkenntnisse zu dem Phänomen „Gewalt in der Pflege“ zu erlangen. Hier finden Sie eine kleine Auswahl an Ergebnissen aus der Aktenanalyse sowie der multiprofessionellen Interviewstudie.