Berlin unter Verwaltung der Vier Mächte 1945–1948

Freie Universität Berlin, Präsidialamt

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Erste Nachkriegspläne für Berlin

Mit der Niederlage der Nationalsozialisten zogen die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion gemeinsam als Siegermächte in die deutsche Hauptstadt ein. Pläne für die Aufteilung Berlins in unterschiedliche Sektoren hatten sich bereits während der Kriegskonferenzen konkretisiert. Auf der Moskauer Außenministerkonferenz im Oktober 1943 wurde die Gründung der Europäischen Beratungskommission beschlossen. Die dort sitzenden Vertreter arbeiteten von September bis November 1944 erste Vorschläge zur Gestaltung eines besiegten Nachkriegsdeutschlands aus. Neben der Errichtung von drei Besatzungszonen in Deutschland sollte die Fläche Groß-Berlins als “besonderes Berliner Gebiet” ausgewiesen werden und damit einen Sonderstatus erhalten. Hier sollten die Siegermächte bis zum Abschluss eines Friedensvertrages gemeinsam die Befehlsgewalt ausüben und die Verwaltung der Stadt übernehmen. Dazu war die Aufteilung des Stadtgebiets in drei Sektoren vorgesehen. Im entsprechenden Protokoll war zu lesen:

  • Das Berlin-Gebiet (unter diesem Begriff wird das Gebiet von „Groß-Berlin“ verstanden, wie es durch das Gesetz vom 27. April 1920 festgelegt wurde) wird gemeinsam von den Streitkräften des Vereinigten Königreiches, der USA, und der UdSSR besetzt werden, die von den betreffenden Oberkommandierenden bestimmt werden.[1]

Auch der Verlauf der späteren Sektorengrenzen wurde ausgearbeitet. Die damaligen Bezirke Pankow, Prenzlauer Berg, Mitte, Weißensee, Friedrichshain, Lichtenberg, Treptow und Köpenick sollten von Truppen der UdSSR besetzt werden. Für die westlichen Stadtteile war die Teilung in einen britischen und einen amerikanischen Sektor vorgesehen.

Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 wurden diese als Londoner Protokoll bekannten Ausarbeitungen von den Regierungschefs der drei verhandelnden Großmächte im Wesentlichen bestätigt. Mit der Aufnahme Frankreichs in den Kreis der Siegermächte im Mai ging die Aufteilung Deutschlands in nun vier Besatzungszonen und die Schaffung eines vierten Sektors in Berlin einher.

fn1. zitiert aus: Zonenprotokoll vom 12. September 1944, abgerufen am 16.9.2009.

Die "Alleinherrschaft" der Sowjets

Als erste Besatzungsmacht trafen Einheiten der Roten Armee in Berlin ein. Diese hatten die Stadt nach der Schlacht um Berlin, die am 16. April 1945 mit dem Sturm auf die Seelower Höhen begonnen hatte, bis Ende April vollständig eingenommen. Die Verteidigung der Hauptstadt endete offiziell am 2. Mai mit dem Befehl General Helmuth Weidlings, die Kämpfe einzustellen. Als Stadtkommandant Berlins unterzeichnete er am gleichen Tag die Kapitulation seiner Truppen in Tempelhof. Damit wurde die Befehlsgewalt über Berlin vier Tage nach Hitlers Selbstmord im Führerbunker unter der Reichskanzlei in die Hände der Roten Armee gelegt.

In den folgenden Wochen geriet die gesamte Stadt vorerst ausschließlich unter sowjetische Kontrolle. Noch vor der Unterzeichnung der gesamtdeutschen Kapitulationsurkunde in Berlin-Karlshorst am 9. Mai durch Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel begann die Rote Armee damit, in bereits eroberten Stadtgebieten eine neue Verwaltungsstruktur zu etablieren. Diese folgte sowjetischem Muster. Gleichzeitig wurde allerdings auch die Neueinrichtung von deutschen Stellen vorangetrieben. Unterstützung erhielten die Sowjets von der “Gruppe Ulbricht”, die sich aus Funktionären der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zusammensetzte und am 30. April aus dem sowjetischen Exil zurückgekehrt war. Die Devise Walter Ulbrichts, dem Namensgeber der Gruppe, lautete:

  • Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand behalten.[2]

Dies betraf auch die neu entstehende Parteienlandschaft. Zwar erlaubten die Sowjets bereits am 10. Juni 1945 die Gründung von Parteien, es zeigte sich jedoch bald, dass die KPD eindeutig bevorzugt wurde. Daneben konstituierten sich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die Christlich Demokratische Union (CDU) und die Liberalen.

Die neuen Machthaber sahen sich vor große Herausforderungen gestellt. Das Ausmaß der Zerstörungen war beträchtlich. Im gesamten Stadtgebiet waren ca. ein Drittel der Wohnungen vernichtet.[3] Vor allem die Bezirke innerhalb des S-Bahn-Ringes wiesen durch den Bombenkrieg einen hohen Zerstörungsgrad auf. Der Bezirk Tiergarten verzeichnete beispielsweise über 50 % der Wohnungen als unbewohnbar.[4] Darüber hinaus waren Gas-, Wasser- und Stromleitungen größtenteils zerstört und der öffentliche Nahverkehr zusammengebrochen.

Die Rote Armee sorgte für erste Aufräumarbeiten, die vor allem auf den Wiederaufbau des Verkehrsnetzes zielten. Straßen und Plätze wurden von Trümmerschutt befreit und ein kleiner Teil des öffentlichen Nahverkehrs bereits im Mai 1945 wieder in Betrieb genommen.

Daneben hatte die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln Priorität. Eine Rationierung der Lebensmittel sollte eine gerechte Verteilung gewährleisten. Doch nur die höchste der fünf eingeführten Lebensmittelklassen ermöglichte eine halbwegs ausreichende Ernährung. Erschwerend hinzu kam der anhaltende Flüchtlingsstrom aus den Ostgebieten: Monatlich erreichten ungefähr 500.000 Vertriebene die Stadt.[5]

Der Umgang der Sowjets mit den Berlinern war unterschiedlich. Obwohl Marschall Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski den Befehl gab, Plünderer oder Vergewaltiger vor das Kriegsgericht zu stellen oder zu erschießen, sind zahlreiche Übergriffe auf Zivilpersonen belegt.

Als die West-Alliierten im Juli 1945 Berlin erreichten, endete die Alleinherrschaft der sowjetischen Besatzungsmacht über die Stadt. Trotz des relativ kurzen Zeitraums von zwei Monaten war es den Sowjets gelungen, den Verwaltungsaufbau und die Personalpolitik maßgeblich in ihrem Interesse zu beeinflussen. Hohe Positionen im Gerichtswesen, bei der Polizei, in den Medien und an der Friedrich-Wilhelms-Universität Unter den Linden waren größtenteils mit politisch zuverlässigen Personen besetzt worden. Auch auf wirtschaftlichem Gebiet waren entscheidende Eingriffe vorgenommen worden. In den späteren westlichen Sektoren hatten die Sowjets 80 % der Industriemaschinen demontiert, im Ostteil dagegen nur 30 %. Zudem waren leistungsstarke Betriebe in die Sowjetische Aktien-Gesellschaft (SAG) umgewandelt worden. Dies stellte bereits einen ersten groben Verstoß gegen die Abmachung der Alliierten dar, eine gemeinsame Wirtschaftspolitik anzustreben.[6]

fn2. Leonhard, Wolfgang: Die Revolution entlässt ihre Kinder, 22. Auflage, Köln 2005, S. 317.

fn3. Vgl. Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Geschichte Berlins. Zweiter Band. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart, München 1987, S. 1093.

fn4. Ebd.

fn5. Ebd., S. 1032.

fn6. Vgl. Flemming, Thomas: Berlin im Kalten Krieg. Der Kampf um die geteilte Stadt, Berlin 2008, S. 12.

Berlin als Viersektorenstadt 1945–1948

Am 1. Juli 1945 trafen die ersten Truppen der Amerikaner und der Briten in der Stadt ein. Einen Tag später landete eine französische Vorausabteilung auf dem Flugplatz in Gatow.

Die Sowjets zogen sich wie im Londoner Protokoll festgelegt auf die östlichen Bezirke zurück. Neukölln, Kreuzberg, Tempelhof, Schöneberg, Steglitz und Zehlendorf wurde von den Amerikanern besetzt, Charlottenburg, Spandau, Tiergarten und Wilmersdorf den britischen Truppen zugesprochen. Als letzte Besatzungsmacht übernahmen die Franzosen am 12. August die Kontrolle über ihren Sektor. Dieser setzte sich aus den Bezirken Wedding und Reinickendorf zusammen.

Zur Klärung von Fragen, die ganz Berlin betrafen, wurde am 11. Juli als oberstes Entscheidungsgremium die Alliierte Kommandantur ins Leben gerufen. Diese sollte die Arbeit der vier Stadtkommandanten, die den einzelnen Sektoren vorstanden, koordinieren und ein gleichberechtigtes Nebeneinander der vier Siegermächte in Berlin garantieren. Der Vorsitz wechselte monatlich zwischen den einzelnen Stadtkommandanten. Militärische und zivile Fachkomitees unterstützten deren Arbeit. Zu den wichtigsten Aufgaben zählten die Sicherstellung der Versorgung, der Wiederaufbau der zerstörten Stadt, die Gewährleistung von Ruhe und Ordnung und die Entnazifizierung. Als Ausführungsorgan dieser Beschlüsse fungierte der Berliner Magistrat. Der Sitz der Alliierten Kommandantur befand sich in Zehlendorf in der Kaiserswerther Straße 16-18.

Von den Sowjets vor der Gründungssitzung erlassene Befehle und Anordnungen wurden von den westlichen Sektoren übernommen. Zukünftige Anordnungen mussten innerhalb des Gremiums einstimmig beschlossen werden. Dies hatte zur Folge, dass vorangegangene Maßnahmen der Sowjets nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten, da diese das Vetorecht für sich in Anspruch nahmen.

Auf der vierten Sitzung der Alliierten Kommandantur am 4. August 1945 wurde der Grenzverlauf zwischen den Sektoren endgültig bestätigt. Die Westsektoren erstreckten sich zusammen auf einer Fläche von 481 Quadratkilometern. Der sowjetische Sektor fiel mit 403 Quadratkilometern etwas kleiner aus. Im Sommer 1945 lebten in ganz Berlin etwa 3,3 Millionen Menschen, beinahe zwei Drittel davon im späteren Westteil der Stadt.[7]

Hatte der gemeinsame Kampf gegen Hitlerdeutschland die unterschiedlichen Systeme vereint, wurde nach Kriegsende deutlich, dass die Siegermächte jeweils sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Nachkriegsordnung hatten. Dies betraf auch Fragen hinsichtlich der zukünftigen Berlinpolitik. Während Moskau bestrebt war, den Einflussbereich der Sowjetunion auf ganz Berlin und Gesamtdeutschland auszudehnen, waren die von der sowjetisch besetzten Ostzone völlig umschlossenen Westsektoren für die Westmächte mit dem sich abzeichnenden Ost-West-Konflikt vor allem von politisch-strategischem Interesse. Zunächst markierten einfache Hinweisschilder den Verlauf der Sektorengrenze. Erst als sich die Differenzen zwischen den westlichen Bündnispartnern und der Sowjetunion in der Folgezeit verstärkten, wurde die Freizügigkeit der Berliner Bevölkerung Schritt für Schritt eingeschränkt.

fn7. Vgl. Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Geschichte Berlins. Zweiter Band. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart, München 1987, S. 1039.

Erste freie Wahlen und die Folgen

Im Vorfeld der ersten freien Wahl nach 1933, die am 20. Oktober 1946 unter Aufsicht der Alliierten stattfand, war es durch die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im sowjetischen Sektor bereits zu Missstimmungen unter den Besatzungsmächten gekommen. Da ein Großteil der Berliner SPD-Mitglieder die Fusion nicht mittragen wollte, bestand die Partei in den westlichen Sektoren eigenständig fort.

An der Wahl zur neuen Stadtverordnetenversammlung beteiligten sich 92,3 % der Bevölkerung. Mit 48,7 % der abgegebenen Stimmen ging die SPD, die im Ostsektor während des Wahlkampfs stark behindert worden war, als klarer Gewinner hervor. Die CDU erzielte 22,2 %, die SED 19,8 %, die Liberalen 9,3 %.[8]

Am 5. Dezember 1946 wählte die Stadtverordnetenversammlung den neuen Magistrat. Der von den Sowjets am 17. Mai 1945 eingesetzte Oberbürgermeister Arthur Werner musste sein Amt an den SPD-Politiker Otto Ostrowski abgeben. Dieser setzte in den folgenden Monaten auf eine Zusammenarbeit mit der SED, was parteiintern heftig umstritten war und im April 1947 zu seinem Rücktritt führte. Als sein Nachfolger wurde in geheimer Abstimmung mit 89 Ja-Stimmen, 17 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen Ernst Reuter (SPD) gewählt. Die Sowjets reagierten sofort mit einem Veto auf die Wahl. Reuters strikt antikommunistische Linie und seine Unterstützung von Seiten der Amerikaner bedrohten die Interessen Moskaus. Die Stadtverordnetenversammlung beharrte jedoch auf ihrer Entscheidung, die von den westlichen Siegermächten anerkannt wurde. Die Regierungspolitik gestaltete sich nun zunehmend schwieriger. Im sowjetischen Sektor wurden gewählte, nichtkommunistische Bezirksamtsmitglieder aus ihren Ämtern gedrängt oder an der Ausübung ihrer Arbeit gehindert. Dies hatte zur Folge, dass viele Magistratsdienststellen ihren Sitz in die Westsektoren verlegten. Große Interessengegensätze zwischen der SED und den restlichen Parteien führten dazu, dass keine Einigung über eine neue Verfassung für Berlin erzielt werden konnte.

Zur selben Zeit vollzog sich auch die Spaltung der Berliner Polizei, da die sowjetische Führung am Polizeipräsidenten Paul Markgraf festhielt, obwohl diesem im November 1947 von der Stadtverordnetenversammlung das Misstrauen ausgesprochen worden war.

Einen weiteren folgenreichen Einschnitt gab es ein Jahr später, als der Landesverband der SED am 30. November 1948 im Admiralspalast am Bahnhof Friedrichstraße zu einer außerordentlichen Stadtverordnetenversammlung zusammentrat. Neben SED-Mitgliedern nahmen beinahe 1.600 Personen, die den von den Sowjets installierten Massenorganisationen wie dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB), dem Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) und der Freien Deutschen Jugend (FDJ) angehörten, an der Sitzung teil. Als Ergebnis der Versammlung wurde der gewählte Gesamtberliner Magistrat für abgesetzt erklärt und ein neuer Magistrat bestimmt.

Die kurz darauf stattfindenden Neuwahlen zur Stadtverordnetenversammlung blieben dann auch auf die Westsektoren begrenzt und fanden ohne Beteiligung der SED statt. Die SPD unter Ernst Reuter wurde mit 64,5 % eindeutig bestätigt.[9] Die Regierungsgeschäfte des (West-)Magistrats wurden ab Dezember 1948 vom Roten Rathaus in das Schöneberger Rathaus verlegt, wo er bis zum Fall der Mauer seinen Sitz hatte.

Die administrative Spaltung der Stadt war damit vollzogen. Und auch auf wirtschaftlicher Ebene entwickelten sich die beiden Stadthälften zunehmend auseinander.

fn8. Vgl. Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Geschichte Berlins. Zweiter Band. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart, München 1987, S. 1044.

fn9. Ebd., S. 1061.

Wirtschaftlicher Wiederaufbau in den unmittelbaren Nachkriegsjahren

Ein wesentliches Ziel des Wiederaufbaus bestand darin, die durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogene Wirtschaft wieder auf die Beine zu bringen. Doch vor allem umfangreiche Demontagen, die hauptsächlich unter sowjetischer Führung, später aber auch von den Franzosen vorgenommen wurden, behinderten eine Besserung der ökonomischen Situation im Nachkriegsberlin. Erst Ende des Jahres 1949 einigten sich die Westmächte im Rahmen des Petersberger Abkommens darauf, die Demontage in Westberlin zu beenden.

Ein weiteres Hindernis für eine wirtschaftliche Entspannung stellte der Interzonenhandel dar. Obwohl die Siegermächte in mehreren offiziellen Dokumenten ihr Festhalten an einem einheitlichen deutschen Wirtschaftsraum betonten, war die Zusammenarbeit hinsichtlich wirtschaftlicher Fragen von Anfang an schwierig. Dies betraf auch Berlin, wo die Aufteilung in Sektoren den Wirtschaftsbetrieb zusätzlich behinderte. Bestimmungen der Sowjets führten dazu, dass jeder Sektor aus der Zone der jeweiligen Besatzungsmacht versorgt werden musste. Als Gründe für diese Anordnung wurden drohende Versorgungsschwierigkeiten für Berlin angegeben, sollte die gesamte Stadt weiterhin ausschließlich aus dem Umland beliefert werden. Dies war natürlich nur ein vorgeschobener Einwand, der den Einfluss der Westmächte zurückdrängen sollte. Als Konsequenz wurden die westlichen Sektoren von ihrem natürlichen Hinterland getrennt.

Während sich die Westmächte sehr schnell auf eine Zusammenarbeit einigen konnten, wurde im sowjetischen Sektor der Aufbau einer sozialistischen Planwirtschaft vorangetrieben. Bedeutende Privatbetriebe wurden in Volkseigentum umgewandelt und die Zuteilung von Rohstoffen und Maschinen zentral gesteuert. Der amerikanische General Lucius D. Clay stellte daraufhin fest, dass es sich bei der sowjetisch besetzten Stadthälfte und den westlichen Sektoren um hermetisch abgeschlossene Gebiete mit fast keinerlei freiem Austausch an Gütern, Personen und Ideen handele.[10] Die Haltung der Sowjets führte dann auch dazu, dass Westberlin, anders als ursprünglich geplant, zunehmend in die westlichen Besatzungszonen integriert wurde.

fn10. Vgl. Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Geschichte Berlins. Zweiter Band. Von der Märzrevolution bis zur Gegenwart, München 1987, S.S1052.

Die Währungsreformen im Jahr 1948

Die Differenzen auf wirtschaftlichem Gebiet betrafen auch die Geldpolitik. Nachdem die Einführung einer neuen gesamtdeutschen Währung gescheitert war, wurde in den drei westlichen Zonen am 20. Juni 1948 die alte Reichsmark durch die Deutsche Mark ersetzt. Vier Tage später wurde in der sowjetischen Zone die Ostmark eingeführt. Unklar blieb zunächst, wie die vier Besatzungsmächte im gemeinsam verwalteten Berlin verfahren würden. Während die Westalliierten auf die Einführung der D-Mark in ihren Sektoren aufgrund des Sonderstatus’ der Stadt zunächst verzichteten, schlug die Sowjetunion einen konfrontativen Kurs ein. Der sowjetische Finanzexperte Vladimir Sitnin machte deutlich, dass die Währung Berlins sich nicht von der sowjetisch besetzten Zone unterscheiden dürfe.[11] Zwar erklärten sich die westlichen Vertreter dazu bereit, die Einführung der Ostmark in ganz Berlin zu akzeptieren, stellten aber gleichzeitig die Bedingung, dass die Kompetenzen der Währungspolitik der Alliierten Kommandantur übertragen werden müssten. Dies wurde von der Sowjetunion entschieden abgelehnt. Ab dem 24. Juni wurde der Ostberliner Bevölkerung die Verwendung von Geldscheinen aus den westlichen Zonen untersagt und eine Währungsreform für Groß-Berlin durchgeführt. Die Westmächte reagierten mit der sofortigen Einführung der Westmark in ihren Sektoren. Zwei Maßnahmen zeigten, dass die Westmächte durchaus noch auf die Rückkehr zu einer einheitlichen Währung hofften: Bis zum 20. März 1949 wurde die Ostmark noch als Zahlungsmittel akzeptiert, außerdem waren die in den Westsektoren ausgegeben D-Mark-Scheine mit dem Stempelaufdruck “B” versehen.

Zu einer Währungsunion kam es jedoch nicht mehr. Gespräche zwischen den Besatzungsmächten, die sich noch bis Anfang 1949 hinzogen, scheiterten allesamt.

Als Folge der zunehmenden Differenzen zwischen den Siegermächten verließ am 16. Juni 1948 die sowjetische Delegation die Alliierte Kommandantur, nachdem sich die Sowjets schon am 20. März aus dem für Gesamtdeutschland zuständigen Alliierten Kontrollrat zurückgezogen hatten. Die Vier-Mächte-Verwaltung Berlins, die nie richtig funktioniert hatte, war damit formal beendet. Die Alliierte Kommandantur bestand zwar weiter, konnte nun allerdings keinen Einfluss mehr auf die Umsetzung ihrer Beschlüsse in den Ostsektoren nehmen. Insgesamt wurden während der etwa dreijährigen gemeinsamen Arbeit in 93 Sitzungen 1.168 Befehle und Verordnungen erlassen.[12]

Mit dem Austritt des sowjetischen Stadtkommandanten wurde spätestens im Verlauf des Jahres 1948 deutlich, dass eine dauerhafte Spaltung Berlins sowie Deutschlands sowohl auf politischer als auch wirtschaftlicher Ebene unausweichlich war.

fn11. in: Quellensammlung Berlin. Quellen und Dokumente.

fn12. Vgl. Jeschonnek, Friedrich / Riedel, Dieter / Durie, William: Alliierte in Berlin 1945-1994. Ein Handbuch zur Geschichte der militärischen Präsenz der Westmächte, Berlin 2007, S. 59.