Haus des Deutschen Handwerks

Haus des Deutschen Handwerks

Haus des Deutschen Handwerks

  • Haus des Deutschen Handwerks: Nordwest-Ansicht

    Haus des Deutschen Handwerks: Nordwest-Ansicht

  • Großer Saal im Erdgeschoss

    Großer Saal im Erdgeschoss

  • Hauptfoyer - Türen zum Windfang

    Hauptfoyer - Türen zum Windfang

  • Keramikfries – Details

    Keramikfries – Details

  • Keramikfries – Details

    Keramikfries – Details

  • Keramikfries – Details

    Keramikfries – Details

  • Keramikfries – Details

    Keramikfries – Details

  • Haus des Deutschen Handwerks - Sitzungssaal

    Haus des Deutschen Handwerks - Sitzungssaal

Scheinbar hinter den belebten Quartieren der Friedrichstadt-Passagen versteckt, doch direkt am U-Bahnhof Stadtmitte gelegen, überrascht ein Repräsentativbau mit Pilasterfront und Pfeilergalerie, der die Geschäftshäuser der alten Friedrichstadt überragt: Das heutige “Haus des Deutschen Handwerks”.

Das Gebäude wurde 1957-58 unter Einbeziehung des stark kriegsbeschädigten Bankhauses errichtet, das 1924 durch Umbau eines Geschäftshauses von 1908 entstanden war. Nach Kriegsende 1945 wurden im sowjetischen Sektor ehemalige Sitze von Banken und Versicherungen zu Volkseigentum erklärt und diese Ruine für den Ausbau zum “Parteihaus der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NDPD)” bestimmt, die sich 1948 gegründet hatte und als Vertreterin der Mittelschichten mit den Handwerkern und Gewerbetreibenden verstand.

Der Beschluss von 1951, die Friedrichstraße zu einem 66 Meter breiten Boulevard als Nord-Süd-Magistrale auszubauen, zog die Umgestaltung der westlichen Brandwand zu einer repräsentativen Straßenfassade mit turmartigem Aufbau und umlaufender Loggia nach sich, die deutlich die vor dem Krieg in dieser Gegend zulässige Bauhöhe überragte.

Der damals bereits als Friedrichstraße 65 bezeichnete und architektonisch hervorgehobene Haupteingang liegt heute in einem seitlichen Hof. In seiner seit 1958 kaum veränderten äußeren wie inneren Erscheinung erwarb der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) 1993/94 das Haus und baute es zu seinem Geschäftssitz um.

Das Baudenkmal stellt ein prägnantes Beispiel für die DDR-Architektur in der Mitte der Fünfziger Jahre dar. In der Höhenstaffelung des Baukörpers, der symmetrischen Gestaltung der Westfassade, der Werksteinverkleidung in einer reduziert neoklassizistischen Formensprache, vor allem aber mit dem durch ein umlaufendes Gesims abgesetzten Attikageschoss zeigt es Gestaltungsmerkmale der Bauten an der Karl-Marx-Allee oder des Hauses an der Weberwiese von Hermann Henselmann. Äußeres Erscheinungsbild, Grundrissgliederung und Innenausstattung bilden hier eine seltene Einheit von Denkmalwert und begründen die besondere Bedeutung dieses Baudenkmals.

Das hieraus resultierende denkmalpflegerische Ziel bot gleichfalls eine besondere Herausforderung an die Architekten und beinhaltete die weitgehende Beibehaltung wie Restaurierung der wesentlichen denkmalrelevanten Bereiche einschließlich Materialien, Oberflächen, Farben und gestalterischen Details sowie der noch vorhandenen Ausstattung: Die mit Muschelkalkstein verkleideten Fassaden mit den originalen Fenstern. Die zweigeschossige Eingangshalle mit dem 45 Meter langen szenischen Fries aus engobierten Keramikfliesen, die der Bildhauers Waldemar Grzimek in der Werkstatt von Hedwig Bollhagen schuf. Das Haupttreppenhaus mit den großzügigen Etagenfoyers, die weiträumigen Erschließungsflure. Der große Versammlungssaal mit Bühne. Oder die Sitzungssäle im Parterre und ersten Obergeschoss.

Die Fußböden der großen Halle und der Foyers sind aufwendig mit Naturstein belegt, wobei sich jede Etage in Material, Farbe und Muster voneinander unterscheidet. Die Säle haben Parkettfußböden, Wandpaneele, Heizkörperverkleidungen und Wandschränke. Darüber hinaus finden sich Stuckkanneluren an den Stützen der Halle, abgehängte Deckenspiegel aus Stuck, teilweise mit indirekter Beleuchtung, und sehr sorgfältig gestaltete Details wie Geländer, Türgriffe, geschliffene Gläser und Lampen. Die wesentlichen baulichen Eingriffe beschränkten sich auf den großen Saal im Erdgeschoss, zu dessen Erweiterung die Hoffront abgebrochen und ein Stahl-Glas-Anbau errichtet wurde, und auf das Haupttreppenhaus, hier wurde im Treppenauge ein zusätzlicher Personenaufzug eingebaut.

Durch respektvollen Umgang seitens Bauherren und Architekten sowie gestützt auf dem spezialisierten Handwerk der Restaurierung gelang für das unverwechselbare Dokument der frühen DDR-Architektur mit seiner gediegenen, handwerklich hervorragenden Innengestaltung und dem Interieur eine beispielhafte Sanierung und Modernisierung.

Stand: 2007

Zeittafel

  • 1908

    Errichtung eines Geschäftshauses anstelle zweier Vorgängerbauten auf den Grundstücken Mohrenstraße 21 und 22 (Georg A. Rathenau, Friedrich August Hartmann)

  • 1950

    das im zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Gebäude wird zum Ausbau als Parteihaus der NDPD bestimmt. (Planung Erich H. J. Kuhnert, Hans Gericke)

  • ab 1951

    Realisierung mit Bauunterbrechungen (seit J. Pässler als Nachfolger für Kuhnert, der nach West-Berlin geflohen war)

  • 1958

    bezugsfertig

  • 1993/94

    Erwerb durch den Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)

  • 1994

    Dokumentation zur Bau- und Nutzungsgeschichte / vertiefende Bestandserfassung (Kroos & Marx, Berlin), beauftragt durch das Landesdenkmalamt Berlin

  • seit 1995

    geschützt gemäß Denkmalschutzgesetz Berlin (DSchG Bln)

  • 1996/99

    denkmalgerechte Sanierung und Umbau als Sitz des ZDH (Steinebach & Weber, Berlin)

Faltblatt-Impressum

  • Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin
  • Abbildungen:
    Fotos: Wolfgang Bittner, Landesdenkmalamt Berlin
  • Text: Franziska Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin
    Redaktionsassistenz: Samir Dib
  • Idee / Konzeption: Sibylle Schulz, Landesdenkmalamt Berlin
  • Herstellung / Gestaltung: © Divergenz GmbH / Jo Hartmann
  • Aus der Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin 2007, Nr. 14
    Initiative Landesdenkmalamt Berlin