Im historischen Wohnquartier südlich des Roten Rathauses traten unter den Fußböden eines Wohnhauses des 19. Jahrhunderts typische Spuren mittelalterlichen Berliner Stadtlebens zutage. Im Hinterhofbereich der Jüdenstraße Nr. 14 hatten sich Abfallgruben und der Rest eines Lehmkuppelofens erhalten. Südlich davon wurde ein Keller mit einer Seitenlänge von mindestens 2 m angeschnitten. Die Kellerbaugrube war im 13. Jahrhundert in den anstehenden Sand eingetieft worden, die in das Grundwasser reichende Kellersohle lag ca. 4 m unter der heutigen Geländeoberkante. Die partiell erhaltenen Kellerwände bestanden aus senkrechten, in den anstehenden Sand getriebenen Bohlen. Wohl noch im 14. Jahrhundert war dieser in seiner Bauart in Brandenburg weit verbreitete „Erdkeller“ zugeschüttet worden.
Die Verfüllschichten enthielten Haushaltsabfälle in Form von zerscherbten Gefäßresten, Tierknochen sowie einige Metallfragmente. Die Scherben stammen überwiegend von sogenannten „Kugeltöpfen“. Dabei handelt es sich um massenhaft produzierte Keramikgefäße aus grauer Irdenware mit Kugelboden, die als Kochtöpfe in das Herdfeuer gestellt wurden. Die zahlreich geborgenen Knochen verschiedener Tierarten wurden als Speiseabfälle der Bewohner dieses Quartiers in Hinterhof-Gruben entsorgt. Zahlreiche Fischgräten und -schuppen in der Verfüllung weisen auf die nahegelegene Spree als Nahrungsquelle der mittelalterlichen Berliner hin.