KiTS aktuell: Der Mädchentreff im Café am Dorfteich

3 Mädchen mit Laptop
  • 23.03.2023
Ein Mädchen malt ein Glitzertattoo auf den Arm eines anderen

Es glitzert im „Jugendcafé am Dorfteich“: Auf den Fluren funkeln Lamettagirlanden, im Schwarzlicht leuchten neonfarbene Tattoos auf der Haut und ganz besonders strahlen die Augen der etwa 20 Mädchen, die heute Nachmittag zur Party in die Jugendfreizeiteinrichtung gekommen sind. Die meisten von ihnen sind Lichtenraderinnen und kennen das Jugendcafé schon länger. Sie bewegen sich ganz selbstverständlich im Haus, so als wäre es ihr zweites Zuhause. Einige Mädchen sind aber auch zum ersten Mal hier, gemeinsam mit einer Freundin, einer Nachbarin oder der Cousine. Sie wollten eigentlich nur mal kurz gucken, wie der neue Mädchentag aussieht – aber bei diesem zurückhaltenden Vorsatz bleibt es nicht lange: Im Bewegungsraum studieren die 12- bis 16-Jährigen vor der Spiegelwand eine Choreografie ein. Im Bastelzimmer fixieren einige Mädchen Schablonen auf dem Unterarm der Freundin, bemalen vorsichtig die freien Flächen und krümeln bunten Glitzerstaub in die frische Farbe. Und immer mal wieder schlendern die Jugendlichen in der Küche vorbei, aus der es verführerisch nach Crêpes duftet. Niemand steht hier allein an der Seite, alle sind mittendrin, egal, ob sie tanzen, quatschen, kochen, essen oder sich gegenseitig schminken.
Das gilt auch für die Leiterin der Einrichtung. Mit einem Lippenstift-Herzchen auf der Wange und selbst bemaltem T-Shirt übt Rosa Martins Samuel genauso fokussiert wie die anderen Teilnehmerinnen die neuen Bewegungsabläufe ein. Sie ist ein bisschen aus der Puste, aber sie freut sich, dass sie in ihrem Jugendcafé ab sofort jeden Dienstag so ein besonderes Angebot ausschließlich für die Lichtenrader Mädchen machen kann. Die Sozialarbeiterin und Medienpädagogin leitet die Einrichtung seit mehr als 20 Jahren und hat in dieser Zeit unzählige Formate entwickelt oder unterstützt, die zur Angebotsvielfalt in der Jugendarbeit gehören. Schon seit Längerem liegt ihr die Stärkung der sogenannten geschlechtersensiblen Angebote am Herzen. Für die Umsetzung des Mädchentags konnte sie nun zwei qualifizierte Honorarkräfte gewinnen, die sie zusätzlich zum Stammpersonal unterstützen. „Die Mädchen können sich aussuchen, worauf sie Lust haben. Der Bewegungsworkshop läuft parallel zum kreativen Programm“, erklärt Rosa Martins Samuel. Wichtig ist, dass die Mädchen sich wohl fühlen, mitmachen, sich beteiligen. Über diese Interaktion kommen die Sozialarbeiterinnen dann mit ihnen ins Gespräch – das ist die eigentliche Beziehungsarbeit.

Handschriftlich formulierte Wünsche an den Mädchentreff im Café am Dorfteich

Geschlechtersensible Angebote gehören mittlerweile zum Standard der Jugendförderung. Sie sind Teil der Rahmenkonzeption der Jugendarbeit in Tempelhof-Schöneberg, die davon ausgeht, dass Jugendfreizeiteinrichtungen zunächst einmal offen für alle Jugendlichen sind, sich dann aber eine Vielfalt von Angeboten je nach Standort, Zielgruppen und Bedarfen der unterschiedlichen Nutzer*innen abbilden muss. Für Mädchen* und junge Frauen* sind geschützte Räume deshalb so wichtig, weil sie hier spüren, dass sie genau so richtig sind, wie sie sind und lernen, dass sie sich nicht in ein bestimmtes Rollenbild drängen lassen müssen. In den „safe spaces“ geht es um Empowerment, die Auseinandersetzung mit Mädchenrechten und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Und schließlich kann ein Mädchentreff auch ein Element der Integrationsarbeit sein, weil er Zugänge für bestimmte Zielgruppen eröffnet, die die Angebote der Jugendarbeit nicht nutzen würden, wenn auch Jungen und Männer im Haus wären. Das „Jugendcafé am Dorfteich“ mit seinem großzügigen Außengelände bietet viel Platz und noch mehr Möglichkeiten. Auseinandersetzungen, Streit und Konkurrenz bleiben nicht aus, wenn Jungs und Mädchen im Teenie-Alter hier aufeinandertreffen. Das konnte auch Rosa Martins Samuel immer wieder beobachten. „Die Mädchen erleben den Dienstag jetzt ganz anders, sie sind einfach unter sich und dadurch viel mehr bei sich selbst“ erklärt sie. „Es gibt keine Ablenkung, wenn keine Jungs da sind. Dann öffnen sich plötzlich ganz andere Erfahrungsräume. Die Mädchen kommen zur Ruhe und zu ihren eigenen Werten.“
In den kommenden Wochen wird der Mädchentreff beständig weiterentwickelt. Die Bedürfnisse der Nutzerinnen stehen dabei jeweils im Vordergrund. Je mehr Mädchen das neue Angebot nutzen und ihre Wünsche formulieren, desto abwechslungsreicher kann neue Dienstag werden.

Öffnungszeiten:

dienstags ist Mädchen*tag
von 14:00 – 19:00 Uhr
mittwochs für alle
von 14:00 – 20:00 Uhr
donnerstags für alle
von 14:00 – 22:00 Uhr
freitags ist Gruppentag
sonntags für alle
von 14:00 – 19:00 Uhr