Verleihung der Spandauer Ehrennadel 2013

Die Spandauer Ehrennadel wurde am 20. November 2013 zum zwölften Mal an Personen verliehen, die sich über längere Zeit in besonderer und herausragender Weise für das Gemeinwohl im gesellschaftspolitischen Bereich in Spandau verdient gemacht haben.

Das Findungsgremium – bestehend aus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank, seinem Stellvertreter Carsten-M. Röding, dem Bezirksverordnetenvorsteher Frank Bewig und seiner Vertreterin Gaby Schiller – hatte in diesem Jahr erstmals fünf besondere Mitbürger ausgewählt, deren Verdienste um den Bezirk Spandau mit dieser höchsten Auszeichnung des Bezirks gewürdigt werden:

Haydar Ayar

Haydar Ayar

„Angekommen in Spandau“

Als Herr Haydar Ayar im Jahr 1969 als junger Mann aus seiner Geburtsstadt Izmir in der Türkei nach Berlin kam, war sein erster Gedanke bei der Ankunft im Flughafen Tempelhof „Ich bin im Paradies gelandet!“ Seine persönliche Lebensgeschichte gleicht der vieler anderer Zuwanderer aus seiner Generation. Sein Plan sah eigentlich vor, nach einigen Jahren der Arbeit in der Fremde wieder zurück in die türkische Heimat zu gehen. Aber wie so viele andere auch ist Herr Ayar im Laufe der Jahre doch in Berlin heimisch geworden und hat sich inzwischen einen festen Platz in Spandau erarbeitet.

Beruflich hat sich der fleißige junge Mann aus der Türkei in verschiedenen Berliner Industriebetrieben bei seinen Kollegen schnell einen guten Ruf erarbeitet. Ob es bei der Textilfirma Hudson in der Staakener Straße, der Firma Adoros am Juliusturm oder zum Ende seiner Beruflichen Tätigkeit als Monteur im Bereich Kraftwerke der Firma Orenstein und Koppel war, Herr Ayar hat sich überall bewährt und auch gern gearbeitet.

Herr Ayar, der inzwischen Rentner ist, kam durch persönliche Kontakte im Jahr 1993 in Kontakt mit dem Spandauer Gesundheitsamt und wurde schnell zu einem wichtigen ehrenamtlichen Mitarbeiter im Besuchsdienst der AIDS-Beratungsstelle. Neben seiner türkischen Muttersprache hat Herr Ayar in seiner Zeit in Berlin auch polnische Sprachkenntnisse erworben und konnte dadurch auch den Kontakt zu Menschen herstellen, die aufgrund sprachlicher Barrieren für die Mitarbeiter im Sozialdienst der Beratungsstelle nur schwer erreichbar waren und sind. Ihm gelingt es in hervorragender Weise, das sensible Thema AIDS mit Betroffenen zu erörtern und auch praktische Lebenshilfen zu geben. Auch für die Öffentlichkeitsarbeit der Beratungsstelle konnte Herr Ayar im Laufe der Jahre wichtige Impulse geben.

Über diese Tätigkeit im Besuchsdienst hinaus engagiert sich Herr Ayar auch sehr stark für die sozialpädagogische Gruppenarbeit. Unermüdlich sammelt er vor moslemischen und christlichen Feiertagen Spenden für die Gruppenarbeit mit krebskranken und von AIDS betroffenen Kindern. In zahllosen persönlichen Gesprächen mit türkischen Einzelhändlern in Spandau erreichte er deren stetige Bereitschaft, mit Lebensmittelspenden soziale Projekte und kranke Kinder zu unterstützen. Seit nunmehr fünf Jahren versorgt Herr Ayar die Betroffenengruppen in der Beratungsstelle mit kostenlosen Obstspenden. Das gespendete Obst wird von ihm selbst zweimal wöchentlich für die Frühstücksgruppen zubereitet.

Mit seinem unermüdlichen Einsatz für kranke und schwache Menschen, gleich welcher Herkunft und Religion, hat sich Herr Ayar in den letzten zwei Jahrzehnten um den Bezirk Spandau und seine Bevölkerung verdient gemacht. Ohne seinen persönlichen Einsatz wäre die Arbeit der AIDS-Beratung des Spandauer Gesundheitsamtes in der bestehenden Form nicht möglich und dafür gebührt ihm unser herzlicher Dank.

Auch oder vielleicht gerade weil es sich bei Herrn Ayar um einen Menschen handelt, der seine ehrenamtliche Tätigkeit stets sehr bescheiden und ohne großes Aufsehen verrichtet, ist es heute der richtiger Rahmen, um mit der höchsten Auszeichnung, die der Bezirk Spandau zu vergeben hat, laut und vernehmlich DANKE zu sagen.

Gudrun O’Daniel-Elmen und Jürgen Elmen

Gudrun O’Daniel-Elmen und Jürgen Elmen

„Ein aktives Duo gegen das Vergessen“

Die heutige Auszeichnung ist eine Premiere. Seit dem Jahr 2001 ehrt der Bezirk Spandau verdiente Frauen und Männer mit der Spandauer Ehrennadel. Bisher waren es immer Einzelpersonen, die geehrt wurden. In diesem Jahr gilt es erstmals ein Ehepaar zu würdigen.
Frau Gudrun O’Daniel-Elmen wuchs in Bochum auf und kam nach Ende der Schulausbildung nach Berlin. Zunächst absolvierte sie im Ev. Johannesstift Spandau ein Freiwilliges Soziales Jahr, bevor sie schließlich ein Studium aufnahm. Ihre Familie stammte aus Potsdam und so war es eine Rückkehr in die Nähe der alten Heimat. Ihre Familie stammte aus Potsdam und so war es eine Rückkehr in die Nähe der alten Heimat. Sie absolvierte ein Studium an der Pädagogischen Hochschule und begann sich neben dem Studium auch gesellschaftspolitisch zu engagieren. Später ging sie dann in den Schuldienst und war über viele Jahre engagierte Grundschullehrerin in Moabit. Einen Schwerpunkt legte sie dabei auf die Integration von überwiegend türkischstämmigen Kindern mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus war Frau O’Daniel-Elmen auch in der Personalvertretung aktiv. In der Arbeit mit Schülern hatte die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft in Deutschland einen hohen Stellenwert.

Herr Jürgen Elmen ist Spandauer in dritter Generation. Nach dem Abitur begann er ein Studium und arbeitete parallel als Pflegehelfer. Schließlich absolviert er eine Ausbildung zum Röntgen-Assistenten und arbeitete im Martin-Luther-Krankenhaus. Später betätigte er sich aktiv in der Mitarbeitervertretung des Diakonischen Werkes, in der er als Arbeitnehmervertreter auch Mitglied der deutschlandweit agierenden Arbeitsrechtskommission war.

Im Jahr 1981 lernten sich die beiden bei einer Veranstaltung im Charlottenburger Haus der Kirche kennen und heirateten einige Jahre später. 1983 zog Frau O’Daniel-Elmen schließlich nach Spandau und denkt noch heute voller Freude an die netten schriftlichen Willkommensgruß des damaligen Bezirksbürgermeisters Werner Salomon zurück. Für beide ist es die zweite Ehe und wer die beiden heute erlebt, spürt sofort, dass es die richtige Entscheidung war und ist.
Im Bereich der evangelischen Wichern-Gemeinde engagierten sich beide gemeinsam. Das gemeinsame Interesse an einer aktiven Erinnerungskultur führte in den Folgejahren zu einem immer stärkeren Engagement in diesem Thema. Das Ehepaar Elmen engagiert sich in der Mahnwache gegen rechts und arbeitet seit vielen Jahren sehr aktiv in der Arbeitsgruppe Christen und Juden des Evangelischen Kirchenkreises Spandau. Nach dem Eintritt beider in den wohlverdienten Ruhestand haben beide die Gelegenheit genutzt, diese Arbeit zu intensivieren. In Zusammenarbeit mit der Jugendgeschichtswerkstatt Spandau konnten einige Verlegungen von Stolpersteinen initiiert werden. Durch intensive Forschungen in verschiedenen Archiven und persönliche Recherchen ist es dem Ehepaar Elmen gelungen, einige persönliche Schicksale jüdischer Familien aus Spandau öffentlich zu machen. Im Rahmen dieser Bemühungen haben die beiden unzählige persönliche Gespräche mit Nachkommen der Spandauer Opfer geführt, aus denen zum Teil sehr persönliche Beziehungen mit Menschen auf der ganzen Welt entstanden.

Gut sichtbares Zeichen dieser intensiven Bemühungen ist die im vergangenen Jahr erfolgte Erweiterung des Mahnmals Lindenufer, das in unmittelbarer Nähe zum Standort der ehemaligen Spandauer Synagoge an die Schicksale der jüdischen Bevölkerung Spandaus erinnert. Auf der Mauer, die das bisherige Mahnmal seit gut einem Jahr ergänzt, sind Steine mit den Namen der 115 bisher namentlich bekannten Opfer eingelassen. Für alle Teilnehmer an der Einweihung im vergangenen Jahr war die persönliche Anwesenheit von Angehörigen zu diesem Anlass ein bewegendes Ereignis.

Der persönliche Anteil an diesem bedeutenden Zeichen des Erinnerns von Gudrun O’Daniel-Elmen und Jürgen Elmen ist unzweifelhaft besonders groß und deshalb ist es folgerichtig, beide heute mit der Spandauer Ehrennadel auszuzeichnen.

Jörg Hartmann

Jörg Hartmann

„Der Ingenieur des Weihnachtsmarktes“

Beginnen wir diese Ausführungen über Herrn Jörg Hartmann gleich mit einem Makel: Herr Hartmann ist ein „Zugereister“. Das es dennoch auch für einen echten Norddeutschen -aus Cadenberge bei Cuxhaven gebürtig- möglich ist, mit der höchsten Spandauer Auszeichnung, der Goldenen Ehrennadel geehrt zu werden, spricht sowohl für die Aufgeschlossenheit der Spandauer als auch für die Leistungen von Herrn Hartmann.

Das Studium des Maschinenbaus an der Technischen Universität und der Technischen Fachhochschule führte Herrn Hartmann im Jahr 1971 nach Berlin. Eine erste Bleibe fand er in Frohnau, ehe er sich über die Zwischenstationen Waidmannslust und Moabit endlich nach 15 Jahren darauf besann, gemeinsam mit Ehefrau Christa und Tochter Ann-Kristin die Havel- und Zitadellenstadt Spandau und hier besonders den Ortsteil Kladow als neue Heimat zu wählen.
Beruflich ist Herr Hartmann der Technik immer treu geblieben. Nach dem Abschluss seines Studiums als Diplom-Ingenieur erwog er zunächst, sich dem Bereich der Ausbildung zu widmen, ehe er dann doch einen Wechsel in die Wirtschaft vorzog, wo er noch immer als Ingenieur in einer Berliner Firma, die es allerdings zwischenzeitlich nach Brandenburg zog, tätig ist.

Schon in jungen Jahren in Niedersachsen engagierte sich Herr Hartmann beim Deutschen Roten Kreuz ehrenamtlich. Daneben war er auch als Schülersprecher aktiv und auch während des Studiums in Berlin engagiert er sich im Berech der Hochschulpolitik. Mit Unterbrechungen ist Herr Hartmann auch seit vielen Jahren als Mitglied und derzeit auch als Vorsitzender des Betriebsrates seines Arbeitgebers tätig.

All diese Aktivitäten werden aber von seinem Engagement für den Kladower Christkindlmarkt in den Schatten gestellt. Viele engagierte Menschen die ehrenamtlich tätig sind, kennt vermutlich ein besonders Phänomen: es beginnt mit dem „Mithelfen“ auf kleiner Flamme und ehe man sich versieht, hat man „den Hut auf“. Genau so verhält es sich mit Herrn Hartmann und dem Kladower Christkindlmarkt. Anfangs verkaufte Herr Hartmann Tombolalose und half in der Organisation des Marktes mit. Als sich mit Frau Ursula Maria Retzlaff, gemeinsam mit dem früheren Bezirksbürgermeister Herrn Konrad Birkholz eine der Initiatorinnen des alljährlichen Marktes aus Berlin verabschiedete, stieg Herr Hartmann dann doch tiefer ein und wurde Vorsitzender des Vereins „Cladower Dorf-Union e.V.“ der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, einen der damals noch recht wenigen regionalen Weihnachtsmärkte zu organisieren. Die Veranstaltung, die traditionell alljährlich am zweiten Advents-Wochenende stattfindet, erfreut sich immer größerer Beliebtheit und ist aus dem Spandauer Veranstaltungskalender zwischenzeitlich nicht mehr wegzudenken. Mit den steigenden Besucherzahlen wachsen natürlich auch die Anforderungen an die Organisatoren. Herr Hartmann koordinierte über viele Jahre die Arbeit von über 100 ehrenamtlichen Helfern, die sich aktiv beteiligen und es gelang ihm immer wieder, viele Mitstreiter –unabhängig von ihrem Alter- mit einzubinden und für die gute Sache zu begeistern. So konnte aus den Erlösen des Marktes in den vergangenen Jahren vielen Organisationen und Institutionen vor allem aber Jugendprojekten im Spandauer Süden mit Spenden geholfen werden. So profitierte beispielsweise die Jugendfeuerwehr, die Spandauer DLRG aber auch die Arbeit des Bezirksamtes konnte an manchen Stellen unterstützt werden, an denen es durch die bekannten Löcher des Spandauer Stadtsäckels leider nötig war, um Wünsch zu erfüllen, die sonst unerfüllt geblieben wären…

Obwohl er zwischenzeitlich den Vereinsvorsitz abgegeben hat, engagiert sich Herr Hartmann gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter weiterhin für den alljährlichen Christkindlmarkt. Für dieses langjährige Engagement für seine Wahlheimat Kladow bedankt sich der Bezirk Spandau bei Herrn Jörg Hartmann mit der Goldenen Ehrennadel 2013.

Klaus Hirsch

Klaus Hirsch

„Lebensretter und Organisator“

Herr Klaus Hirsch ist ein Spandauer, wie er im Buche steht. Ein aus lokalpatriotischer Sicht „makelloser“ Lebenslauf kann hier beschrieben werden. Geboren in Spandau und der Havel- und Zitadellenstadt niemals untreu geworden. Das Melderegister weist jedenfalls keinen Eintrag aus, der einen anderen Wohnort als „Spandau“ in den Personalpapieren aufweist.

Durch einen Schulkameraden auf die Angebote der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft aufmerksam gemacht, kam der junge Klaus Hirsch zu der wohl jedem bekannten Organisation, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern konnte. Es begann mit einem Lehrgang als Rettungsschwimmer und der damals 13-jährige Klaus Hirsch konnte sich damals sicherlich noch nicht vorstellen, welch großen Raum in seinem Leben diese ehrenamtliche Tätigkeit einmal in seinem Leben einnehmen sollte. Über fast vier Jahrzehnte war die Wasserrettungsstation „Große Badewiese“ im Ortsteil Gatow ein zweites Zuhause für den Rettungsschwimmer Klaus Hirsch. Wer die dort verbrachten Tage und Stunden zählen wollte hätte es sicher schwer, denn eigentlich ist die Station untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Glücklicherweise ließ sich die ehrenamtliche Tätigkeit im nassen Element über viele Jahrzehnten recht gut mit der beruflichen Entwicklung von Herrn Hirsch in Einklang bringen. Auch im Berufsleben legt Herr Hirsch eine ebenso bemerkenswerte Konstanz wie in seinem Ehrenamt an den Tag. Als Verwaltungslehrling begann er eine Ausbildung bei der damaligen Bundesversicherungsanstalt für Angestellte und die Rentenversicherung blieb auch während seines gesamten Berufslebens sein Arbeitgeber. Hierbei stand Herr Hirsch allerdings immer wieder für innovative Aufgaben gern zur Verfügung. Ein ganzes Berufsleben lang jeden Tag mit der Berechnung von Renten zu verbringen, hätte allerdings zu einem Menschen wie Klaus Hirsch auch nicht gepasst. Seit kurzem genießt Herr Hirsch nunmehr allerdings seine Altersteilzeit.

Das Organisationstalent von Herrn Hirsch blieb selbstverständlich auch bei der DLRG nicht lange im Verborgenen. So kam es dazu, dass er zunächst die damalige Geschäftsführerin bei deren Arbeit unterstützte und schließlich im Jahr 1975 zum Geschäftsführer der DLRG Spandau gewählt wurde. Erst in diesem Jahr hat Herr Hirsch diese Funktion nunmehr aufgegeben. Tausende Spandauerinnen und Spandauer haben in den vergangenen Jahrzehnten bei der DLRG das Schwimmen erlernt und für jeden von ihnen stand Herr Hirsch als kompetenter Ansprechpartner immer gern zur Verfügung. Doch auch die Arbeiten, die nicht im Vordergrund standen und stehen wurden von ihm über die Jahrzehnte beispielhaft ausgeführt. Klaus Hirsch wurde über die Spandauer Grenzen hinaus zu einer festen Größe in der DLRG.

Ein solches langjähriges Engagement ist natürlich nur schwer ohne die Unterstützung der Familie denkbar. Hier kommt nun wieder einmal die Berliner Verwaltung ins Spiel. Einer jungen Betreuerin eines vom Bezirksamt Neukölln durchgeführten Zeltlagers an der Ostsee gefiel der ebenfalls dort eingesetzte Spandauer Rettungsschwimmer recht gut und so verhalf das Ehrenamt bei der DLRG Herrn Hirsch zur Hochzeit mit seiner Ehefrau Anita, die ihn nun schon seit über 40 Jahren mit der DLRG teilt. Dafür gilt es ihr hier und heute selbstverständlich ebenfalls herzlich zu danken.
Es würde den Rahmen der heutigen Feierstunde sprengen, die Vielzahl von Ehrungen, die Herr Hirsch durch „seine“ DLRG, den Landessportbund Berlin und andere Organisationen bereits erhalten hat, eines sei aber gesagt: Verdient hat er sie alle!

Am heutigen Tag bedankt sich nun allerdings seine Heimat Spandau mit der Verleihung der Goldenen Ehrennadel des Bezirks bei Herrn Klaus Hirsch für viele Jahrzehnte seines unermüdlichen Einsatzes für die Spandauer Bevölkerung.

Hans-Peter Miesner

Hans-Peter Miesner

„Das Herz eines Boxers“

Der 1. Februar 1926 hat für die jetzt folgenden Ausführungen große Bedeutung. An diesem Tag gründete Herr Miesner gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten den Spandauer Box-Club 1926. Den Vereinsgründer Erwin Miesner kann seine Heimatstadt Spandau heute nicht mehr ehren, daher gilt die Anerkennung heute dem Sohn des Vereinsgründers, Herrn Hans-Peter Miesner.
Herr Miesner ist (natürlich) ein geborener Spandauer, der zur Freude seines Vaters als Jugendlicher mit dem aktiven Box-Sport begann. Leider beendete eine bei einem sportlichen Ausflug zum Fußball erlittene schwere Knieverletzung die hoffnungsvolle Aktiven-Karriere von Herrn Miesner nach nur 10 Kämpfen.

Vielleicht war es aber gerade das Pech, den Box-Sport nicht mehr als Aktiver betreiben zu können, ein echtes Glück für die Gilde der Spandauer Faustkämpfer. So ergab sich die Gelegenheit für Vater Miesner, seinen Sohn schon in jungen Jahren in die Vorstandsarbeit des Vereins einzubinden. Gute Voraussetzungen hierfür hatte Hans-Peter Miesner gleich aus zwei Gründen, denn neben seiner Liebe zum Box-Sport eignete er sich auch administrative Kenntnisse an. Nach der natürlich ebenfalls in Spandau absolvierten Schulzeit trat er beim Bezirksamt Spandau eine Ausbildung an, die er 1963 mit der Prüfung abschloss. Der Beamtenlaufbahn, die Herr Miesner größtenteils im Landesausgleichsamt Berlin verbrachte, verdankt er im Übrigen auch die Eheschließung mit seiner Marion, die beiden lernten sich im Amt kennen. Frau Miesner hat das Engagement ihres Hans-Peter über die Jahrzehnte hinweg begleitet und unterstützt.

Im Spandauer BC 26 hat Herr Miesner seit seiner Berufung in den Vereinsvorstand im Jahr 1965 viele Funktionen ausgeübt, er war Jugendwart, Kassenwart, Schriftführer und seit dem Jahr 1998 dient er seinem Verein als Vorsitzender. Herr Miesner gehörte im Jahr 1980 zu den Mitbegründern des Juliusturm-Pokalturniers. Im nächsten Jahr wird das Jugend-Turnier, das seit seiner Gründung mehr als 4800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchlaufen haben, federführend von Hans-Peter Miesner zum 35. Mal in Folge organisiert. Spätere Welt- und Europameister wie beispielsweise Sven Ottke und Thomas Ulrich wurden bei diesem Turnier entdeckt. Inzwischen wurde aus dem regionalen Nachwuchsturnier eine internationale Veranstaltung.

Der Sport -und insbesondere der Box-Sport- hat zweifellos einen großen Stellenwert bei der Integration. In den frühen 80er –Jahren hieß es bei den Norddeutschen Meisterschaften, an denen auch Teilnehmer ohne deutsche Staatsangehörigkeit teilnehmen können bisweilen aus den Kreisen der Konkurrenz „Da kommt Türken-Hanne“, wenn Hans-Peter Miesner mit seinen Nachwuchshoffnungen im Ring erschien.
Inzwischen steht der gegenseitige Respekt in einer Sportart im Vordergrund, die auch die Persönlichkeit der jungen Boxer schult.

Seit dem Jahr 1986 ist Hans-Peter Miesner auch Präsident des Berliner Box-Verbandes. In seien Amtszeit fallen viele weitere sportliche Höhepunkte wie zum Beispiel mehrere mit dem Boxring Hertha BSC Berlin errungenen Deutschen Mannschaftsmeisterschaften, zuletzt im Jahr 2009, die Veranstaltung des AIBA-Challenge-Cups im Jahr 1990, die erste Box-Veranstaltung nach der Wiedervereinigung Berlins in der Deutschlandhalle mit über 5000 Zuschauern in der Deutschlandhalle oder die Ausrichtung mehrerer Deutscher Meisterschaften. Diese Liste ließe sich fast endlos verlängern. Doch auch nach so vielen Jahren im Amt hat Herr Miesner noch immer neue Pläne im Kopf. Die Förderung des derzeit größten Talents des Vereins, Nina Meinke, weist da die Richtung. Das Boxen für Frauen und Mädchen nimmt eine immer größere Rolle ein. Eine eigene Trainingsgruppe für Mädchen soll entstehen, die Möglichkeit von Wettkämpfen für Boxer über dem bisher gültigen Alterslimit von 37 Jahren, die Ideen und Pläne von Hans-Peter Miesner reichen in jedem Fall für weitere Jahrzehnte seiner Vorstandsarbeit aus…

Heute wird jedoch Hans-Peter Miesner durch seine Heimatstadt Spandau für seine großen Verdienste um den den Spandauer und Berliner Sport zu Recht mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.