Tegel

Berliner Str. Tegel

Wer auf Berlin fliegt, der landet meist auch in Tegel. Wenn Sie jetzt weniger an Kultur als an Verkehr denken, so haben Sie recht. Denn dieser Ortsteil bietet äußerst günstige Verkehrsanbindungen. S- und U-Bahn die Stadtautobahn sowie der Flughafen “Otto Lilienthal” machen Ziele schnell und bequem erreichbar.

Genauso schnell und bequem gelangen Sie in die kulturellen Einrichtungen von Tegel. Hier lebten die Gebrüder Humboldt und machten es zum Treffpunkt der geistigen Elite. Heute zieht es Wissensdurstige in die Humboldt-Bibliothek, in deren Räumlichkeiten literarische Veranstaltungen, Konzerte und Matineen stattfinden.

Ein kulturhistorisches Kleinod ist die russisch-orthodoxe Kirche. Ihre prunkvolle Ausstattung fasziniert immer wieder auf’s Neue. Zeitgemäße Kultur erleben Sie in den verschiedenen Tegeler Kinos. Filmreif ist auch die Kulisse des Tegeler Sees, die sich einem vom Hafen aus erschließt. Ausflugsschiffe, Wassersportmöglichkeiten und der Blick auf die Halbinsel Reiherwerder mit der Villa Borsig gestalten jeder Besuch zu einem kleinen Urlaub.

Tegel ist aber auch ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Unternehmen wie Herlitz und Motorola haben hier ihren Sitz. Die Schulfarm Insel Scharfenberg, Schulen und Kitas sowie eine Volkshochschule runden das Bild ab und machen Tegel zum Wohnort für Leute mit Köpfchen.

In einer Informationsdatei im Internet für mögliche Wohnungskäufer oder Investoren wird Tegel, der größte Ortsteil des Bezirkes, wie folgt beschrieben: “Tegel weist in seinem Kerngebiet eine überwiegend geschlossene Bebauung auf, darunter einige sehr hübsche Straßenzüge mit gut renovierten Mietshäusern in Alt-Tegel. Als Wohnlage begehrt sind vor allem die ruhigen, von Kastanien und Linden gesäumten Straßenzüge rund um die Kirche. Zum Wasser hin gibt es einige Hochhäuser, von denen die Mieter einen herrlichen Blick auf den Tegeler See haben. Wahrscheinlich noch reizvoller zum Wohnen: die Stadtvillen und Wohnhauskomplexe am Tegeler Hafen, die architektonisch vorbildlich äußere Gestaltung und Funktionalität verbinden. Der Bereich rund um den U-Bahnhof und entlang der Gorkistraße ist auch als Gewerbestandort (vor allem Einzelhandel und Dienstleistungen) äußerst interessant und soll weiter ausgebaut werden. Hier ist weiterhin eine gemischte Nutzung vorgesehen. Durch schrittweise Einbeziehung des südlich gelegenen Borsiggeländes an der Karolinenstraße Ecke Straße am Tegeler Hafen befindet sich ein Denkmal, das weltweit einmalig die Gebrüder von Humboldt gemeinsam auf einem Sockel stehend darstellt. Rechts davon befindet sich die “Humboldt-Bibliothek”, die ebenso wie die Bebauung am Tegeler Hafen im Zuge der Internationalen Bauausstellung 1987 errichtet wurde.

Wenn man heute als Berlinerin oder Berliner an Tegel denkt, so fallen einem spontan mindestens drei Dinge ein: die Gebrüder von Humboldt und das Schloss Tegel; der Tegeler See und die Havel mit ihren Dampferanlegestellen; der Flughafen Tegel (korrekte Bezeichnung: Flughafen “Otto Lilienthal”). Das Schloss Tegel ist im kulturhistorischen und baugeschichtlichen Sinne die Hauptattraktion des Bezirkes Reinickendorf. Um die Entstehungsgeschichte und Bedeutung dieses Schlosses darzustellen, lohnt an dieser Stelle ein kurzer historischer Exkurs. Den Ursprung bildete ein Weingut zur Versorgung der kurfürstlichen Hofhaltung, das nach 1558 von Kurfürst Joachim II. nördlich der mittelalterlichen Wassermühle von Tegel errichtet wurde. Erster Besitzer war der kurfürstliche Geheime Sekretarius Hans Bredtschneider, der auch Bürgermeister von Cölln an der Spree wurde. Nach mehreren Besitzerwechseln kam das Gut gegen Ende des 17. Jahrhunderts in kurfürstlichen Besitz. Zur Repräsentation seiner Landesmacht ließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm das Landhaus zu einem Jagdschloss, den Vorgängerbau des heutigen Schlosses, umgestalten. 1766 kamen das Jagdschloss und die dazugehörigen Ländereien und Inseln des Tegeler Sees in den Besitz der Familie von Humboldt. Aus der im selben Jahr geschlossenen Ehe Alexander Georg von Humboldts mit Marie Elisabeth von Holwede, der Witwe des letzten Gutsbesitzers, gingen die beiden berühmten Söhne Alexander und Wilhelm von Humboldt hervor, die dort ihre Kindheit verbrachten. 1803 wurde Wilhelm von Humboldt durch Erbteilung alleiniger Besitzer und ließ sich nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst am 31. Dezember 1819 endgültig in Tegel nieder.

Zwischen 1820 und 1824 wurde das Jagdschloss von Schinkel unter gewünschter Erhaltung eines Teils des alten Gebäudes umgebaut und erhielt seine heutige Form einer klassizistischen Villa von herausragender künstlerischer Qualität. Er fügte dem Landhaus vier Türme hinzu, die von Reliefs antiker Windgötter aus der Werkstatt von Daniel Rauch nach Vorbildern des “Turms der Winde” in Athen geschmückt sind. Das Tegeler Schloss liegt in der Adelheidallee 19-21 und befindet sich heute im Privatbesitz der Nachfahren der von Humboldts, die einen Teil des Schlosses bewohnen. lm Innern des Schlosses findet man im Erdgeschoss – neben dem von Schinkel einfach und klar gegliederten Vestibül, der Eingangshalle mit einer sehr schön gemalten Kassettendecke, zwei dorischen Säulen, Sitznischen, Abgüssen antiker Reliefs und einem antiken Pozzo aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. – das Arbeitszimmer und die Bibliothek Wilhelm von Humboldts. lm Obergeschoss kann man den Blauen Salon, den Antikensaal, das Blaue und das Grüne Turmkabinett mit Bildreliefs und Bildnissen der Humboldt-Familie, dazu Marmorsäulen, Skulpturen, Abgüsse und antike Originale, die Wilhelm von Humboldt während seiner Zeit als Botschafter von Rom erworben hatte, auch heute noch bewundern.

Nach der Besichtigung des Schlosses lohnt ein Rundgang durch den Schlosspark. Zu den Sehenswürdigkeiten, die die Besonderheit dieses Parkes ausmachen, zählen eine von altem Baumbestand umgrenzte Rasenfläche, in deren Mitte sich eine mehrere Jahrhunderte alte Eiche, die sogenannte “Humboldt-Eiche”, befindet, und die sich südlich anschließende Lindenallee von 1792, die direkt auf die Grabstätte der Familie von Humboldt führt. Die Grabanlage, in der Alexander und Wilhelm von Humboldt und ihre Nachfahren begraben liegen, wurde ebenfalls von Schinkel entworfen. Die Mitte der Anlage wird von einer ionischen Porphyrsäule mit einer Statue der Hoffnung (lat. “spes”) des dänischen Bildhauers Thorvaldsen (1831) geziert. Die Grabstätte ist während ihrer Entstehung im Jahre 1829 nach dem Tode von Karoline von Humboldt, der Frau Wilhelm von Humboldts, so platziert worden, dass man sie vom Schloss aus am Ende der heutigen Rasenfläche sehen kann. Oberhalb der Humboldt-Grabstätte befindet sich das Grab des Botanikers und Erziehers der Brüder Humboldt, Gottlob Johann Christian Kunth (1757-1829), der nach seinem Eintritt in den preußischen Staatsdienst in Zusammenarbeit mit Freiherr von Stein die Grundlagen für eine moderne Gewerbepolitik im damaligen Preußen schuf. Seit 1993 steht in der Gabrielenstraße an der Zufahrt zum Schloss ein Gedenkstein für Kunth.

Zum Gut und Schloss Tegel gehörte seit 1752 (erste urkundliche Erwähnung) der “Neue Krug”, der den Berlinern später als Gaststätte “Alter Fritz” bekannt geworden ist. Johann Wolfgang Goethe kehrte dort am 20.5.1778 ein und erfuhr von einer Spukgeschichte, die sich in der Tegeler Försterei zugetragen haben soll. Der große Dichter erwähnte diese Begebenheit im “Faust” (4160f.) in der Walpurgisnacht: “Das Teufelspack, es fragt nach keiner Regel. Wir sind so klug, und dennoch spukt’s in Tegel”.

Eine Anfang des 19. Jahrhunderts dem Gasthaus hinzugefügte Vorlaube, an der die Kutschen halten konnten, wurde 1934 wieder abgerissen. An lauen Sommertagen lohnt sich ein Ausflug zu dem Gasthaus, in dem man zu seinen Speisen selbstgebrautes Bier trinken kann. Direkt gegenüber des “Alten Fritz” lag in einem 1770 errichteten Kolonistenhaus die “Waldschenke”, die 1995 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde, jedoch nach historischem Vorbild aus Originalteilen, die noch verwendbar sind, wieder neu aufgebaut wurde, für die aber noch keinen Pächter gefunden werden konnte. Eine Besichtigung von Alt-Tegel sollte man nicht versäumen. Mit der U-Bahn-Linie 6 fährt man direkt dorthin. Vom U-Bahn-Ausgang folgt man der Straße Alt-Tegel bis zur Greenwichpromenade. An die dörfliche Vergangenheit des heute mit 33,7 Quadratkilometern größten Ortsteils Reinickendorfs erinnert nur noch wenig. Direkt an der U-Bahn jedoch steht auf dem Grundstück Nr. 2 das “Gasthaus Hax´n-Haus” aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ebenfalls historische Gebäude sind das Haus Nr. 9, das um 1879 entstand, die beiden Schulgebäude Nr.35 und 37 aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und das Haus Nr.51 aus dem Jahre 1835, in dem früher die Lehnschulzen Friedrich und August Ziekow wohnten. Die Dorfkirche befindet sich im Kern des alten Dorfes. Sie wurde als gedrungener Backsteinbau von Jürgen Dröger im Jahre 1912 errichtet und ersetzt seitdem die ein Jahr zuvor abgerissene Steinkirche von 1756.

Vom alten Dorfkern aus erreicht man bereits nach wenigen Schritten – vorbei an den “Seeterrassen” – die Greenwichpromenade, an der sich die Schiffanlegestellen befinden.

Heute wie vor über hundert Jahren nach dem Anschluss Tegels durch die Pferde-Eisenbahn nach 1881 strömen am Wochenende Berliner Ausflügler, Touristen und Besucher aus dem Umland ins Grüne. Am Ende von Alt-Tegel, etwa 100 Meter vom Tegeler See entfernt, stehen während der Saison Hinweisschilder oder Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter der einzelnen Schiffsreedereien, die auf die Rundfahrten über den Tegeler See zur Havel Richtung Potsdam und Siemensstadt aufmerksam machen.

Der Tegeler See ist vier Kilometer lang, einen Kilometer breit und durchschnittlich knapp acht Meter tief. Er wird hauptsächlich durch das Tegeler Fließ mit einem Einzugsgebiet von 100 Quadratkilometern im Kreis Niederbarnim, den Nordgraben – einem Entwässerungsgraben, der die Panke in der Nähe des S-Bahnhofs Blankenburg mit dem Tegeler See verbindet -, dem Packereigraben – einem Nebenlauf des Nordgrabens -, und dem Schwarzen Graben – einem heute vollständig kanalisierten Abflusssystem, das vom Schäfersee über den Kienhorstpark in den See führt – gespeist.

Der Tegeler See gehört zu den schönsten Seen Berlins und hat Tegel zu seiner Beliebtheit verholfen. Die Wald- und Seenlandschaft Reinickendorfs, die insgesamt beinahe ein Drittel der Bezirksfläche ausmachen, haben ihm den Beinamen “Der Grüne Norden” gegeben. Gottfried Kellers Gedicht “Am Tegelsee” zeigt, dass die Reize der Tegeler Landschaft schon im vorigen Jahrhundert von Fremden erkannt wurden.

Ursprünglich existierte die Greenwichpromenade noch nicht, und das Wasser des Sees reichte bis an die Bauerngrundstücke, die heute noch durch die Zaunreihe oder Mauer von der Uferpromenade abgetrennt werden. Das Ufer des Tegeler Sees war einst mit Schilf bewachsen und mit Wasservögeln belebt, und auf dem Schwemmland, das im Laufe der Zeit angespült worden war, weideten die Tegeler Kühe. Ein 20 Meter breiter Uferstreifen war schon vor der Jahrhundertwende als kurzer Weg befestigt worden und bildete den Anfang der Strandpromenade. Die erste Erweiterung erfolgte 1909 durch Sand, der beim Bau des zweiten Gasometers der Berliner Gasanstalt ausgehoben worden war. Doch mussten die Arbeiten an der Promenade unterbrochen werden, weil die Anlieger des Tegeler Sees Restitutionsklage dagegen erhoben hatten, dass der befestigte Uferstreifen als öffentlicher Weg erklärt worden war. So bestand die alte Strandpromenade nur etwa bis zur Hälfte ihrer jetzigen Länge von der Hafenbrücke an und konnte erst 1911 nach Abweisung der Klage zu ihrer gesamten Länge ausgebaut und auf 80 Meter verbreitert werden.
Die Greenwichpromenade trägt den Namen des Londoner Partnerbezirkes Reinickendorfs. Direkt am Zugang von Alt-Tegel symbolisiert eine Alt-Londoner Telefonzelle die freundschaftlichen Kontakte. Am südlichen Ende der Promenade befinden sich auf einer steinernen Plattform zwei von Greenwich geschenkte Kanonen.

Dort, wo die Greenwichpromenade in den Borsigdamm mündet, steht heute, hinter den Bäumen versteckt, ein im Jahre 1956 errichteter Schmuckbogen, auf dem mehrere Mosaike, die aus dem Trümmerschutt des Zweiten Weltkrieges hergestellt wurden, die Sport- und Erholungsmöglichkeiten am Tegeler See darstellen.

Von der anderen Seite der Greenwichpromenade gelangt man vorbei an den von 1963 bis 1967 von Heinz Schnudnagies errichteten neun- und 16geschossigen Wohnhäusern zur Sechserbrücke, die über die Einfahrt zum Tegeler Hafen und die Mündung des Tegeler Fließes führt. Eine Ende der achtziger Jahre an der Buddestraße errichtete Phosphat-Eliminierungsanlage sorgt dafür, dass heute das Wasser des in den Tegeler Hafen mündenden Nordgrabens und das Fließwasser von Phosphaten, die in der Vergangenheit zu einem vermehrten Algenwachstum im Tegeler See führten, gereinigt ist. Der Name “Sechserbrücke” der 1909 errichteten Konstruktion erinnert daran, dass man hier einst einen “Sechser” (5 Pfennige) Brückenzoll entrichten musste. Von der Sechserbrücke aus kann man Spaziergänge um den großen Malchsee herum unternehmen, an dem sich das von den französischen Alliierten errichtete Restaurant “Pavillon du Lac” (zur Zeit geschlossen) befindet. Es geht sich gut, entweder teilweise am Wasser entlang und teilweise durch den Wald in Richtung des Freibades Tegelsee und Tegelort oder vom großen Malchsee in nordwestlicher Richtung direkt durch den Wald nach Heiligensee. Man kann dabei den südlichen Teil des Tegeler Forstes durchwandern, der sich mit 2000 Hektar Baumbestand (60 Prozent märkische Kiefern, Buchen, Laubmischwald) westlich und nördlich des Tegeler Sees erstreckt. Trotz des beständigen Näherrückens der Zivilisation durch neue Wohn-, Geschäfts- und Dienstleistungsgebäude, durch Straßen- und Parkplatzbauten bietet der Tegeler Forst als Erholungsgebiet mit zahlreichen Wanderwegen, einigen Trimmpfaden, mehreren Kinderspielplätzen, mit Reitwegen und Hundeauslaufgebieten, Schutzhütten und Ruhebänken den Besucherinnen und Besuchern aller Altersklassen eine Vielzahl von Möglichkeiten, hier ihre Freizeit zu verbringen.

Auf der sich an die Große Malche anschließenden Halbinsel Reiherwerder befindet sich die Villa Borsig. Die Halbinsel entstand erst um die Jahrhundertwende aus zwei natürlichen Inseln, die Ernst von Borsig, ein Enkelsohn des Firmengründers August Borsig, im Jahre 1898 gekauft hatte und der den See zwischen den beiden Inseln und von der einen Insel zum Ufer zuschütten ließ. Die auf diesem gewonnenen Gelände von den Architekten Eugen Schmohl und Alfred Salinger um 1910 errichtete Villa hat den Charakter eines schlossartigen Landhauses. Vom Stil her ist die Villa mit barocken Elementen verziert, und die gewölbte Dachkuppel über dem halbrunden Eingang erinnert mit den seitlich angefügten Arkaden an die des Schlosses Sanssouci in Potsdam. Um das Haus wurde von Borsig ein großzügiger Park mit teilweise exotischen Pflanzen angelegt. Die Villa wurde bis 1933 von Borsig genutzt und ging 1937 in den Besitz des Reichsfinanzministeriums über. Nach 1945 wurde die Villa die Residenz des Oberkommandierenden der französischen Truppen in Deutschland und dann Sitz des Hohen Kommissars Francois-Poncet, danach Gästehaus der Stadt Berlin und der Bundesrepublik ab 1959 Sitz der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung und ab 2003 Gästehaus sowie Aus- und Fortbildungsstätte für Diplomaten des Bundesministeriums für Auswärtige Angelegenheiten. Nach dem Mauerfall und Beschluss, dass Berlin die künftige Bundeshauptstadt sei, war die Villa für eine kurze Zeit als Residenz des Bundeskanzlers im Gespräch. Die Villa Borsig und ihr Park sind nicht öffentlich zugänglich. Eine Möglichkeit zur Besichtigung des Geländes besteht lediglich an einem Wochenende im Sommer, an dem vom Kunstamt Reinickendorf direkt vor der Villa Borsig das alljährliche Open-Air-Konzert -die “Serenade am See”-veranstaltet wird.

Neben der Halbinsel Reiherwerder zählen zu den Inseln des Tegeler Sees noch Hasselwerder, Lindwerder, Reiswerder, Baumwerder, Maienwerder, Valentinswerder und die bekannteste unter ihnen, die Insel Scharfenberg. “Werder” bedeutet Insel im Fluß oder auch Landstrich zwischen Fluss und stehendem Gewässer.

1777 gingen die Inseln Scharfenberg und Baumwerder in den Besitz der von Humboldts über. 1831 erhielt Wilhelm von Humboldts Kammerdiener Sandrock sie in Erbpacht, der sie bald an den Landwirt Krause verkaufte. 1867 kaufte der Botaniker Dr. Carl Bolle die Inseln, der sich nach seinen Studienreisen zu den Kapverdischen und Kanarischen Inseln hier niederließ. Er pflanzte 752 ausländische Gehölze an. Sein Inselfrieden wurde durch die Geschosse des Tegeler Schießplatzes (heute der Flughafen Tegel) gestört, so dass er die Insel, auf der nach seinem Tode 1909 ein Erinnerungsstein errichtet wurde, zeitweilig verlassen musste. 1922 wurde die Schulfarm Scharfenberg, zunächst eine Sommerschule im Wohnhaus von Bolle, als reformpädagogische Schule eingerichtet. Der Gründungsvater war der Lehrer Wilhelm Blume. Erstmalig wurden Kern- und Kursunterricht anstelle von Unterricht vor dem Klassenverband erprobt, und die Schüler, die bei wichtigen Entscheidungen gleichberechtigt in der Vollversammlung der Schulfarm waren, erlernten hier auch Handwerke und die Arbeit in der Landwirtschaft. 1931 gründete der Reinickendorfer Widerstandskämpfer Hans Coppi auf der Schulfarm eine Zelle des kommunistischen Jugendverbandes, der sich auch seine Freunde Hans Lautenschläger, Hermann Natterrodt, Heinrich Scheel und andere anschlossen. Hans Coppi und seine Frau Hilde wurden neben anderen Freunden als Mitglieder der Widerstandsgruppe “Rote Kapelle” 1942 und 1943 hingerichtet. Heute befindet sich eine Gedenktafel auf Scharfenberg, die an Hans Coppi erinnert. Nachdem die Schulfarm 1933 gleichgeschaltet war, wurde nach 1945 der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Sie leistete Vorarbeit bei der Einführung der gymnasialen Oberstufenreform. Heute befindet sich ein Gymnasium und Internat auf der Insel.

Direkt am östlichen Ausgang des U-Bahnhofs Alt-Tegel, schräg gegenüber von Alt-Tegel selbst, erstreckt sich über die Fußgängerzone Gorkistraße und die angrenzenden Straßen zwischen der Berliner Straße und dem S-Bahnhof Tegel das Haupteinkaufszentrum Tegels, Tegel-Center, mit größeren und kleineren Geschäften, einem Kaufhaus, einem großen überdachten Markt, Lebensmittelsupermärkten, einem Möbelladen, einem großen Baumarkt und einem mehrstöckigen Parkhaus (Zufahrt: Bernstorff-/Ecke Buddestraße).

Eine beinahe vergessene und nicht mehr vollständig erhaltene Kuriosität des 1970 erbauten Tegel-Centers ist das über den Markt im Innenhof zu erreichende Straßenmöbelmuseum mit Original-Sandsteinfragmenten des Ephraim-Palais, Wasserpumpen und Brückengeländer aus dem alten Berlin und einem noch vollständig erhaltenen Pissoir.

Am Tegeler Hafen, wo einst bis zu 20 Lastkähne ihre Ladung löschten, erstrecken sich heute 352 um ein Wasserbecken mit einer künstlichen Insel geschaffene, moderne, mit individuellen Zügen ausgestattete Wohnungen in zwei- bis siebengeschossigen Wohnhäusern, die als Projekt der Internationalen Bauausstellung 1984/87 “Wohnen, Freizeit, Kultur am Tegeler Hafen” errichtet wurden.

Als besondere architektonische Leistung fällt einem direkt an der Karolinenstraße die Humboldt-Bibliothek, die Zentralbibliothek des Bezirkes Reinickendorf, auf. Sie wurde als einziges Gebäude eines geplanten “Kulturzentrums Tegeler Hafen” nach den Entwürfen des berühmten amerikanischen Architekten Charles Moore für 21 Mio. DM im Dezember 1988 fertiggestellt. Weitere Gebäude für kulturelle Zwecke, die für die Insel vorgesehen waren, konnten wegen der knappen Haushaltsmittel nicht mehr errichtet werden.

Die Humboldt-Bibliothek wurde als ein mit besonderen architektonischen Elementen ausgestatteter, von einem mit Holzpaneel versehenen Tonnengewölbe überdachter rechteckiger Längsbau mit einer Hauptnutzungsfläche von 2820 Quadratmetern errichtet. Die besondere Konzeption dieses im Inneren als große offene Halle errichteten Gebäudes zeichnet sich dadurch aus, dass die Zentralbücherei zugleich ein Ort kultureller Begegnung ist. Neben der Buch- und Medienausleihe werden die Räumlichkeiten regelmäßig auch für literarische Veranstaltungen und Lesungen, für Musikkonzerte und Matinees sowie für Ausstellungen genutzt.

An der Grenze zwischen Tegel und Waidmannslust, mit dem Bus 222 über den Waidmannsluster Damm von Alt-Tegel aus zu erreichen, liegt die Freie Scholle, eine Siedlung, deren Architektur der Rationalisierung und Sachlichkeit nur wenige Gestaltungselemente aufweist. Die Freie Scholle wurde am 17. September 1895 mit dem Ziel gegründet, “dem kapitallosen Arbeiter die Vorteile der Kapital besitzenden Mitbürger zu verschaffen, ihm ein freundliches, unkündbares Heim und eine wohlfeile Hauswirtschaft zu sichern.”(Wietholz, S. 384 ff.) Prominentester Gründungsvater war der Sozialreformer Gustav Lilienthal, Bruder des Flugpioniers Otto Lilienthal. Er wollte die Arbeiter aus ihrem Wohnungselend befreien. Über den Grunderwerb und den Wohnungsbau hinaus sollte an die Siedlung eine Produktionsgenossenschaft angegliedert werden, daneben waren ein Kindergarten und eine Schule vorgesehen. Ein Konsumverein sollte die Versorgung der Bewohner sichern. In einem Gemeinschaftshaus sollten Feiern und Festlichkeiten durchgeführt werden. Trotz aller Schwierigkeiten, die die Gemeinde Tegel dem Vorhaben bereitet hatte, und der Ablehnung der Sozialisten, die aus den klassenbewussten Arbeitern durch Privateigentum an Häusern keine Kleinbürger machen wollten, wurden im Jahre 1900 die ersten vier Wohnungen mit Mietergärten fertiggestellt. Das Konzept einer vollständig unabhängigen Arbeitersiedlung scheiterte am Geldmangel. Staatliche Kredite, die der Genossenschaft vor dem Ersten Weltkrieg zur Verfügung gestellt wurden, waren an die Bedingung geknüpft, dass zu etwa einem Drittel auch Beamte in die Siedlung, die dann später von der “Gehag” übernommen wurde, einzogen. Bruno Taut betrieb von 1924 bis 1931 den weiteren Ausbau der Siedlung, dessen Kernstück und gesellschaftliches Zentrum der Schollenhof (1927- 29) bildet.

Bis heute hat sich als Tradition des genossenschaftlichen Gedankens das alljährliche Schollenfest erhalten, das jeweils im September stattfindet. Es beginnt an einem Sonnabend mit einem Umzug, der jeweils unter einem bestimmten Motto steht. Direkt am Waidmannsluster Damm wird während der Woche des Schollenfestes aus diesem Anlass auf einer Wiese zwischen der Freien Scholle und dem Steinbergpark ein kleiner Rummel veranstaltet.

Die Berliner Straße bildet die Verbindung zwischen Alt-Tegel, dem Geschäftszentrum, den Wohnvierteln mit mehrstöckigen Geschosswohnungsbauten, die sich westlich des S-Bahnhofs Tegel über die Brunow-, Schlieper- und Veitstraße bis zum Eisenhammerweg erstrecken, und dem Berliner Zentrum. Folgt man dieser Straße von Alt-Tegel einige hundert Meter oder über die Länge einer U-Bahnstation, stößt man in südöstlicher Richtung zwischen der Veit- und Egellsstraße auf ein ehemaliges Industrieareal, auf dem sich ab 1898 die Borsigwerke befanden. Nach der Errichtung der Werke in Tegel auf einem 100 Morgen umfassenden Terrain wurde die alte Fabrik in Moabit geschlossen. Bereits 1902 wurde in Tegel die 5000ste Lokomotive von Borsig, nach dessen Ansiedlung die Industrialisierung des Bezirkes begann, produziert.
Heute erinnern außer dem Namen der U-Bahnstation verschiedene Bauten an die ehemaligen Werke, in denen Lokomotiven, Druckkessel, Dampfpflüge und Schlepper, chemische Anlagen, Kessel, Dampfmaschinen, Pumpen, Kompressoren und Kältemaschinen und während der Weltkriege auch Waffen- und Rüstungsmaterialien produziert worden waren.

Direkt an der Berliner Straße befindet sich am ehemaligen Haupteingang der Werke das unter Denkmalschutz stehende Eingangstor. Das von den Architekten Reimer und Körte in burgartigem Stil mit zwei Rundtürmen aus Backstein und einem zinnenbekrönten Torbogen errichtete Portal ist heute zu einem Wahrzeichen des Bezirkes geworden; ebenso der 1922 bis 1924 von Eugen Schmohl errichtete Büroturm, der einst das erste Hochhaus Berlins gewesen war und heute ebenfalls unter Denkmalschutz steht.

Dort, wo die Enkel August Borsigs, dem Begründer der Borsigwerke in Moabit, eine der modernsten Fabriken Europas errichtet hatten, wurde im Jahre 1997 das Gründerzentrum “Phönix” eröffnet. In dem neu errichteten Klinkerbau mit 10.000 Quadratmetern siedelten sich 50 Existenzgründer an, und 200 Arbeitsplätze entstanden. Der Eigentümer des Geländes, die Firma Herlitz-Falkenhöh, heute RSE, schuf hier bundesweit das erste Gründerzentrum, das privat finanziert wurde. lm Mietpreis einbegriffen ist ein Betreuungspaket des Investors für die Existenzgründer und ein Training für die Verkäufer neuer Produkte, die durch Marktanalysen und mit Hilfestellungen von Herlitz erschlossen werden. Neben dem Gründerzentrum entstanden auf dem ehemaligen Fabrikgelände ein Freizeit-, Erholungs- und Shoppingcenter, ein Hotel, Büros und Wohnungen. Südlich des ehemaligen Borsiggeländes, vom U-Bahnhof Holzhauser Straße in einigen Gehminuten zu erreichen, liegt an der Wittestraße 37 inmitten von Gewerbe- und Industriebauten der 1893/94 angelegte Friedhof der Russisch-orthodoxen Gemeinde Berlins.

Bei der Anlage des Friedhofs wurden 4000 Tonnen russische Erde aufgeschüttet, um die Toten nach russisch-orthodoxen Vorstellungen in ihrer Heimaterde zu bestatten. lm Zentrum des Friedhofs, der am Tage besucht werden kann, steht die St-Konstantin-und-Helena-Kirche, die von dem Hofbaumeister Albert Bohm als Zentralbau mit einer achteckigen, heute blau angestrichenen Kuppel errichtet wurde und der Basiliuskathedrale vor den Kremlmauern am Roten Platz in Moskau nachempfunden ist. Die prachtvolle Ausstattung des Inneren der Kirche hat sich ebenfalls bis heute erhalten. Neben den Ikonen der Kirchenheiligen Konstantin und Helena befinden sich in der Kirche noch weitere Ikonen des St. Petersburger Malers Rapoppow und zwei freistehende Ikonen, die als Geschenke der Mönche Parfenij und Penasij vom heiligen Berg Athos nach Reinickendorf gebracht wurden. Auf dem Friedhof, auf dem für den russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka eine Ehrengrabstelle eingerichtet wurde, liegen viele berühmte Persönlichkeiten wie der russische Kriegsminister Wladimir Alexandrowitsch Suchomlinow oder Michail Ossipowitsch Eisenstein, der Vater des berühmten Film- und Theaterregisseurs Sergej Eisenstein, aber auch zahlreiche Vertreter des russischen Hochadels wie z. B. der Fürst Feodor Sergejewitsch Golizyn (1850-1919), der unter Zar Nikolaus II. einer der reichsten Grundbesitzer Russlands gewesen war und aus einem uralten Bojarengeschlecht stammte, begraben. Bis 1975 befand sich direkt gegenüber dem Friedhofseingang, der 1896 als Glockenportal errichtet wurde und auch heute noch bestaunt werden kann, das Kaiser-Alexander-Heim, eine Zufluchtsstätte für aus ihrer Heimat vertriebene russische Emigranten, in dem auch um die Jahrhundertwende ein Museum für Russische Geschichte im Ausland untergebracht war. Das Gebäude, ein Kulturdenkmal besonderen Ranges, wurde 1975 abgerissen und musste der Industrieansiedlung und den Gewerbegebäuden weichen.

Unmittelbar gegenüber dem U-Bahnhof Holzhauser Straße an der Seidelstraße, der südlichen Fortsetzung der Berliner Straße, liegt die 1898 errichtete Justizvollzugsanstalt Tegel. Der alte Gebäudekomplex bestand ursprünglich nur aus drei Zellengebäuden, die parallel zueinander gebaut worden waren. Die jeweils vier Zellentrakte der einzelnen Gebäudeteile verliefen sternförmig von einem Zentrum aus, von dem man alle vier Gänge beobachten konnte. Die Gebäude wurden aus rotem Backstein gebaut und sind einem Gefängnis, das erstmalig in den USA im Bundesstaat Pennsylvania errichtet worden war, nachempfunden. Neben den Zellen existierten und existieren zum Teil bis heute Wohnhäuser für das Aufsichtspersonal, ein Koch- und Backhaus sowie ein Wasch- und Badehaus. In der bis heute um zahlreiche Gebäude und neue Zellentrakte erweiterten Justizvollzugsanstalt waren einst 1600 Gefangene untergebracht. Nach 1933 wurde eine große Zahl von Mitgliedern der KPD und SPD eingeliefert. In Tegel befand sich während der NS-Zeit das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis. Nach dem 20. Juli 1944 waren zahlreiche Angehörige des Widerstands in Tegel inhaftiert. Zu den prominentesten Vertretern gehörten Pfarrer Delp, Domprobst Bernhard Lichtenberg, James Graf von Moltke und Dietrich Bonhoeffer. Aber auch ein Prominenter ganz anderer Art saß hier einmal, nämlich der “Hauptmann von Köpenick”. Damals wie heute werden von den ausschließlich männlichen Strafgefangenen in zahlreichen Werkstätten unter anderem Möbel und Büroeinrichtungen hergestellt. In der eigenen Druckerei werden z. B. Formulare, Broschüren und sonstige Druckerzeugnisse für den öffentlichen Dienst des Landes Berlin produziert.

Südlich der Justizvollzugsanstalt, von der Seidelstraße aus über die “Avenue Jean Mermoz” zu erreichen, erstreckt sich die “Cité Guynemer”. Sie ist 1954 für das Personal der französischen Luftwaffe, der “Base aérienne 165”, im ehemaligen französischen Sektor Berlins errichtet worden. Wie auch andernorts sind hier die Spuren der französischen Streitkräfte im Bezirk Reinickendorf, die zusammen mit den anderen Alliierten Berlin im Herbst 1994 verlassen haben, noch zu sehen. Die Siedlung erkennt man heute noch an den blauen Straßenschildern mit den französischen Straßennamen wie “Rue de Capitaine Jean-M. Maridor”, “Rue Marin la Meslée” oder “Avenue St. Exupery”. Die Siedlung besteht aus Ein- und Zweifamilienhäusern und kleineren Mietwohnhäusern. Die “Cite Guynemer” schließt sich direkt an den älteren militärischen und später auch für Zivilflüge genutzten Teil des Flughafens Tegel an, der auf dem Terrain des französischen Sektors in wenigen Monaten während der Berliner Blockade 1948 errichtet worden war. Die Wohnungen und Einfamilienhäuser sind in das Bundesvermögen übergegangen und wurden, vorrangig für Bundesbeamte freigehalten. Auf dem ehemals militärischen Teil des Flughafens Tegel ist heute eine Flugbereitschaftsstaffel der Bundeswehr stationiert. Mit der 3. Lufttransportstaffel verbindet den Bezirk Reinickendorf seit 2002 eine Patenschaft. Westlich, direkt hinter der Siedlung, liegt der Flughafensee, der durch die Ausbeutung einer Kiesgrube zwischen 1953 und 1978 entstanden ist. Seine Ufer- und Wasservegetation steht unter Naturschutz, und an seiner östlichen Seite befindet sich ein Vogelschutzreservat.

Direkt gegenüber dem militärischen Teil des Flughafens befindet sich der für den Zivilflugverkehr genutzte innerstädtische Flughafen Tegel “Otto Lilienthal”. Zum Abfertigungsterminal fahren die Busse 128 vom U-Bahnhof Osloer Straße über U-Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz, Bus TXL von Alexanderplatz und X9 über U- + S-Bahnhof Zoo und U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz. Mit dem Taxi oder Auto kann man den Flughafen von der Stadtautobahn über den Zubringer, der über die General-Ganeval-Brücke den Hohenzollernkanal überquert, bzw. über den Saatwinkler Damm erreichen. Das Flughafengebäude wurde nach Plänen von Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Klaus Nickels von 1969 bis 1974 errichtet und am 1. September 1975 für den Flugbetrieb freigegeben. Der rote sechseckige Terminal, an den sich die Haupthalle rechteckig anschließt, ist mit seinen Abfertigungsschaltern und Brücken um einen großen Innenhof errichtet worden, in den man mit Fahrzeugen hineinfahren kann. Dort befinden sich ein großer Parkplatz direkt im Zentrum und eine kleinere Anzahl von Parkplätzen in unmittelbarer Nähe der durch Flugsteignummern gekennzeichneten Terminals, auf denen auch die jeweiligen Flüge mit Zielorten angezeigt werden, so dass man sie bereits vom Pkw aus erkennen kann. Parkt man in der Nähe eines Terminals, so sind vom Auto bis zum Abflugschalter nur wenige Meter zurückzulegen. Für Langzeitparker befinden sich außerhalb des Empfangsgebäudes an der Zufahrt Parkmöglichkeiten. Direkt an der Zufahrt befindet sich an einer Seite des sechseckigen Empfangsgebäudes das Zentralgebäude, das man auch mit dem Bus oder Pkw erreichen kann. Neben den Parkplätzen vor dem Empfangsgebäude, im Inneren des Sechsecks und direkt an den Eingängen zu den Terminals gibt es noch im Untergeschoss Parkdecks.

Das Gelände des Flughafens war im 19. Jahrhundert ein Exerzier- und Schießplatz. lm Jahre 1909 landete Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff Z 3 auf dem Areal der Tegeler Heide. In den dreißiger Jahren wurden hier die ersten Raketenflugversuche unternommen. Zu den Raketenpionieren in Tegel gehörten Herrman Oberth und Wernher von Braun, der während des Zweiten Weltkriegs in Peenemünde die Raketen V 1 und V 2 produzierte, wobei Tausende von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen ihren Tod fanden. Er war nach dem Krieg maßgeblich am US-Raumfahrtprogramm der NASA beteiligt. Der Flughafen Tegel wurde 1948 zur Versorgung der Stadt errichtet. 1960 wurde damit begonnen, Tegel als Zivilflughafen auszubauen, und 1966 wurde der gesamte Charterverkehr nach Tegel verlagert. Die französischen Alliierten setzten im Berlin-Verkehr Düsenflugzeuge des Typs “Caravelle” ein, für die die Landebahn in Tempelhof zu kurz war.

Neben dem innerstädtischen Flughafen Tempelhof, der nur für Propellermaschinen und kleinere Düsenmaschinen geeignet war, und dem Flughafen Schönefeld im Süden Berlins war der Flughafen Tegel der größte innerstädtische Flughafen.

Doch der Flughafen Tegel ist seit dem 08. November 2020 geschlossen. Der gesamte Flugverkehr der Region wird nun über den neuen Flughafen Berlin Brandenburg BER Willy Brandt abgewickelt.

Auf dem 500 ha großen einstigen Flughafen-Areal in Tegel entstehen ein Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien: Berlin TXL – The Urban Tech Republic und ein neues Wohnviertel: das Schumacher Quartier; zudem ein Landschaftsraum, der von Grün Berlin entwickelt wird. In der Urban Tech Republic werden bis zu 1.000 große und kleinere Unternehmen mit 20.000 Beschäftigten forschen, entwickeln und produzieren. Und mehr als 2.500 Studierende werden mit der Berliner Hochschule für Technik in das ehemalige Terminalgebäude einziehen. Insgesamt sollen rund 5.000 Studierende den Campus Berlin TXL besiedeln. Im Fokus von Berlin TXL steht, was die wachsenden Metropolen des 21. Jahrhunderts am Leben erhält: der effiziente Einsatz von Energie, nachhaltiges Bauen, umweltschonende Mobilität, Recycling, die vernetzte Steuerung von Systemen, sauberes Wasser und der Einsatz neuer Materialien. Berlin TXL – The Urban Tech Republic ist ein derzeit in Europa, wenn nicht weltweit, einzigartiges Vorhaben.