Drucksache - DS/1128/VI  

 
 
Betreff: Grauwasserrecycling im Bezirk verbindlich einführen
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:DIE LINKEStellv. Vorsteherin Sommer-Wetter, Regine
Verfasser:Behlert, Karolin 
Drucksache-Art:AntragBeschluss Überweisung
Beratungsfolge:
BVV Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Vorberatung
24.04.2024 
Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg (BVV) überwiesen   
Ausschuss für Verwaltung, Bürgerdienste, Digitalisierung und Facility Management Vorberatung
Ausschuss für Umwelt- und Naturschutz, Grünflächen und Klimaschutz Beratung ff

Beschlussvorschlag
Anlagen:
Antrag zur DS/1128/VI  

ALLRIS net Ratsinformation

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird beauftragt, für Neubauten in bezirklicher Liegenschaft stets die Umsetzung von Betriebswassernutzung – entweder als Grauwasserrecycling mit integrierter Wärmerückgewinnung oder als Regenwassernutzung – als Kondition in die Ausschreibungen aufzunehmen. Es wird weiterhin beauftragt, im Zuge von Sanierungen von eigenen Liegenschaften stets eine Umrüstung auf Betriebswassernutzung (Grauwasserrecycling oder Regenwassernutzung) bindend umzusetzen, wenn dem keine erheblichen Gründe entgegenstehen.

 

Der BVV ist jährlich zu berichten.

 

 

Begründung:

 

In der Natur verdunsten ca. 80% und versickern ca. 20% der Niederschläge. Im urbanen Raum verdunsten hierbei nur noch 30%, es versickern etwa 15% und 55% werden in die Kanalisation abgeleitet. Diese 55% können dann nicht mehr die Luft kühlen, keine Pflanzen bewässern, sondern werden in Berlin zu einem großen Anteil mit Schwarzwasser (Abwasser aus der Toilette) in Mischkanalisation vermengt („Berliner Mischsystem“), um dann aufwendig von den Berliner Wasserbetrieben (BWB) gereinigt zu werden bzw. gelangt es zum Teil bereits bei mittleren Regenereignissen unbehandelt als Notüberlauf in die städtischen Oberflächengewässer. Dies ist durch das 150 Jahre alte und bisher nicht angepasste Kanalnetz im Stadtzentrum bedingt und bindet unnötig viele Ressourcen auf verschiedenen Ebenen. Außerdem sorgen zunehmende Starkregenereignisse und Versiegelung, im Zuge des Klimawandels, zu erhöhtem Abfluss und Überflutungen von Mischwasser, die neben dem regelmäßigen Fischsterben weitere Folgekosten mit sich bringen und dadurch auch die europäischen Anforderungen an die Wasserrahmenrichtlinie nicht einzuhalten sind.

 

70% des Trinkwasserverbrauchs findet in Gebäuden statt. Es ist leider immer noch üblich, Toilettenspülungen mit dem Lebensmittel Trinkwasser zu betreiben, was viele Ressourcen verschwendet. Hier könnte einfach Regenwasser bzw. aufbereitetes Grauwasser zum Nutzen der Umwelt sowie zur Reduzierung der Betriebskosten im Wohn- und Gewerbebereich ohne hygienisches Risiko oder Komfortverlust zur Anwendung kommen.

 

Das Grauwasserrecycling von z. B. dem Abwasser aus Duschen und Handwaschbecken stellt eine ganzjährig zuverlässige Quelle dar. Es schont die kostbaren Grundwasserressourcen, entlastet die Kläranlagen und reduziert neben den Trinkwasser- auch noch die Abwassergebühren. Die Berlinovo Immobilien Gesellschaft stellt seit 2022 auf Grauwasserrecycling mit integrierter Wärmerückgewinnung um. Die erste Anlage wird sich durch Wasser- und Energieeinsparungen schon nach 7 Jahren amortisieren.

 

Der Bezirk könnte ferner bspw. auch einen Teil der Regenableitungsentgelte von 1,80 Euro pro Quadratmeter und Jahr sparen, wenn er sich teilweise von der Kanalisation abkoppeln würde. Im Jahr 2022 beliefen sich diese Abgaben des Bezirks an die BWB auf 546.446,80 Euro (s. SA/305/VI). Dazu kommen noch Abwasserentgelte, die der Bezirk sparen kann.

 

Als Regenwassersammelflächen kommen u.a. Dachflächen, Hofflächen und Parkplätze infrage. Das Wasser könnte bspw. unterirdisch in Zisternen gesammelt und bei Überläufen versickert oder für Bewässerung von Grünflächen genutzt werden.

 

Die Techniken der Betriebswassernutzung aus Regenwasser- oder Grauwasserrecyclinganlagen ist in Berlin – nicht zuletzt durch erste, von der damaligen Senatsbauverwaltung initiierten Pilotvorhaben – seit über 30 Jahren bekannt, sie gelten als ausgereift und wurden in mehreren Regelwerken detailliert dokumentiert.

 

Die BVV sollte dann über die möglichen Mehrkosten entscheiden, die bei der Investitionsplanung zu berücksichtigen sind. Die Mehrkosten für die Baumaßnahmen sollten dann immer auch mit den Bewirtschaftungskosten (Einsparungen Wasserkosten vor Ort aber auch Verringerung des Aufwandes zur Herstellung von Trinkwasser bei den BWB) für mehrere Jahre abgeglichen werden.

 

 

BVV 24.04.2024

Die Bezirksverordnetenversammlung beschließt:

 

Überweisung:

 

  • Ausschuss für Verwaltung, Bürgerdienste, Digitalisierung und Facility Management
  • Ausschuss für Umwelt- und Naturschutz, Grünflächen und Klimaschutz (federführend)

 

 
 

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