WOGA-Komplex

Lehniner Platz und WOGA-Komplex mit Bowlingbahn (links) und Schaubühne, 9.2.2013

Baudenkmal, 1927-31 von Erich Mendelsohn
In den zwanziger Jahren wuchs das Interesse der Architekten an der Gestaltung urbaner Räume. Eines der umfangreichsten und bedeutendsten städtischen Ensembles schuf Erich Mendelsohn 1926-28 für die WOGA, die Wohnungsverwertungs-AG. Für ein Areal von 40.000 qm entwarf er einen Komplex, der verschiedene City-Funktionenzu einem dynamischen Organismus zusammenführte. Der Bau umfasste das Ufa-Erstaufführungskino Universum, das Kabarett der Komiker, Restaurant, ein Hotel, Läden und integrierte eine Wohnanlage. Die den Kurfürstendamm vom Stadtzentrum begrenzenden Häuserfronten werden am Lehniner Platz unterbrochen: zwei niedrige Kopfbauten bilden das Entree zu einem Platz, der in der Ladenstraße fortgeführt und am hinteren Ende vom Appartementhaus überbrückt wird.

WOGA-Komplex, Foto: Landesarchiv Berlin

Mendelsohn legte den Akzent neben der Gestaltung des urbanistischen Zusammenhangs, dessen Gelenke die abgerundeten Ecken und Kreuzungen sind, auf die Ausformung der architektonischen Details. Es kam eine Stahlskelettkonstruktion zur Anwendung, die ausgefacht und mit Backstein verkleidet oder verputzt wurde. Das ehemalige “Universum-Kino” besticht durch die zu den schwingenden Halbrundformen kontrastierend gesetzte aufwärtsstrebende Mauerfläche. An der Straßenseite des Wohnblocks laufen Brüstungsbänder aus Backstein entlang, die bugartig ansetzen und bei den Loggien im Kreissegment vorspringen, so dass sich eine Wellenbewegung bildet. Im Gegensatz zur dynamischen Straßenfront wurde die Hoffront mit halbzylindrischen Erkertürmen ruhig gestaltet. In den 50er Jahren wurde das “Kabarett” von Sobotka & Müller leicht verändert wieder aufgebaut. Das stark beschädigte “Universum” wurde 1978-81 von Jürgen Sawade rekonstruiert und für die Nutzung durch die Schaubühne umgebaut. Trotz der späteren Eingriffe handelt es sich beim WOGA-Komplex um die bedeutendste urbanistische Gesamtgestaltung in den Formen der “Neuen Sachlichkeit” in Berlin.

Text: Bettina Kühne