Stülerbauten an der Schloßstraße

Stülerbauten an der Schloßstraße

Stülerbauten

Baudenkmale an der Schloßstraße/Spandauer Damm
1851-59 als Offiziers-Kasernen der Gardes du Corps von Friedrich August Stüler nach Entwürfen Friedrich Wilhelms IV. gegenüber dem Charlottenburger Schloss erbaut. Die als Pendants errichteten beiden Kopfbauten über quadratischem Grundriss und weithin sichtbarem Monopteros wurden in den 50er Jahren nach erheblichen Kriegsbeschädigungen wiederhergestellt.
Nutzung des westlichen Baus seit 1960 als Antikemuseum, seit 1995 für die Sammlung Berggruen, des östlichen von 1967 bis 2005 als Ägyptisches Museum , das im Juni 2005 auf die Museumsinsel in Mitte umgezogen ist. Nach einem Umbau wurde hier am 10. Juli 2008 die Sammlung Scharf-Gerstenberg eröffnet.

Informationstafel vor dem Museum Berggruen, 27.11.2013, Foto: KHMM

Informationstafel vor dem Museum Berggruen, 27.11.2013, Foto: KHMM

Am 20. November 2013 wurde vor dem Museum Berggruen eine von Helga Lieser gestaltete Informationstafel enthüllt. Der Text stammt von Dietlinde Peters:

Informationstafel vor dem Museum Berggruen, 27.11.2013, Foto: KHMM

Informationstafel vor dem Museum Berggruen, 27.11.2013, Foto: KHMM

Die Nachbarn des Schlosses
Fast 100 Jahre bestimmten an dieser Stelle Uniformen das Stadtbild: Die Gebäude gegenüber dem Schloss, heute Orte der Kunst, dienten Militär und Polizei.
Die beiden von Friedrich August Stüler entworfenen und 1859 fertiggestellten Eckbauten an der Schlossstraße wurden mit ihren Neben- und Nachbargebäuden bis zum Ende des Kaiserreichs 1918 als Kasernen genutzt.
Es folgte die Polizei, darunter in den ersten Jahren der Weimarer Republik eine Hundertschaft der kasernierten Berliner Sicherheitspolizei unter Führung des ehemaligen Freikorpsführers Walther Stennes. Eigentlich zum Schutz der demokratischen Regierung gegründet, wurde die Berliner SiPo zu einem Sammelbecken rechtsradikaler Gegner der Republik und 1920 aufgelöst.
1927 wurde für den Freistaat Preußen ein Polizei-Institut gegründet, das 1929 in den westlichen Stülerbau zog. Das neue Institut sollte mit Hilfe der modernen Kriminalwissenschaft die Polizei der Republik zu einer bürgernahen, demokratischen Polizei ausbilden. Mit Beginn der NS-Diktatur 1933 wurde das Polizei-Institut zur zentralen Lehrstätte der Kriminalpolizei. 1937 in Führerschule der Sicherheitspolizei umbenannt, fanden hier unter anderem Lehrgänge für den höheren Dienst von Gestapo und Kripo statt. “Weltanschauliche Erziehung” und fachliche Ausbildung wurden eins. Der neue Leiter war ein SS-Führer. Absolventen der Kurse beteiligten sich am Terror im eigenen Land und nach Kriegsbeginn auch an der Unterdrückung und Ermordung der Zivilbevölkerung in den besetzten Ländern Europas. Klaus Barbie, Gestapo-Chef von Lyon, war einer von ihnen. Andere, weniger bekannt geworden, mordeten als Mitglieder der Einsatzgruppen die Juden im Osten.
Zahlreiche an der Führerschule der Sicherheitspolizei ausgebildete Kriminalbeamte machten in der Bundesrepublik Karriere. Als “Charlottenburger” gehörten sie zur Gründungsgeneration des Bundeskriminalamtes – darunter Paul Dickopf, 1938/39 Lehrgangsteilnehmer, von 1965 bis 1971 BKA-Präsident.
Nach Kriegsende und seit dem Wiederaufbau werden die Stülerbauten nunmehr schon seit mehr als 50 Jahren als Ausstellungshäuser von den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz genutzt.