Die Nachbarn des Schlosses
Fast 100 Jahre bestimmten an dieser Stelle Uniformen das Stadtbild: Die Gebäude gegenüber dem Schloss, heute Orte der Kunst, dienten Militär und Polizei.
Die beiden von Friedrich August Stüler entworfenen und 1859 fertiggestellten Eckbauten an der Schlossstraße wurden mit ihren Neben- und Nachbargebäuden bis zum Ende des Kaiserreichs 1918 als Kasernen genutzt.
Es folgte die Polizei, darunter in den ersten Jahren der Weimarer Republik eine Hundertschaft der kasernierten Berliner Sicherheitspolizei unter Führung des ehemaligen Freikorpsführers Walther Stennes. Eigentlich zum Schutz der demokratischen Regierung gegründet, wurde die Berliner SiPo zu einem Sammelbecken rechtsradikaler Gegner der Republik und 1920 aufgelöst.
1927 wurde für den Freistaat Preußen ein Polizei-Institut gegründet, das 1929 in den westlichen Stülerbau zog. Das neue Institut sollte mit Hilfe der modernen Kriminalwissenschaft die Polizei der Republik zu einer bürgernahen, demokratischen Polizei ausbilden. Mit Beginn der NS-Diktatur 1933 wurde das Polizei-Institut zur zentralen Lehrstätte der Kriminalpolizei. 1937 in Führerschule der Sicherheitspolizei umbenannt, fanden hier unter anderem Lehrgänge für den höheren Dienst von Gestapo und Kripo statt. “Weltanschauliche Erziehung” und fachliche Ausbildung wurden eins. Der neue Leiter war ein SS-Führer. Absolventen der Kurse beteiligten sich am Terror im eigenen Land und nach Kriegsbeginn auch an der Unterdrückung und Ermordung der Zivilbevölkerung in den besetzten Ländern Europas. Klaus Barbie, Gestapo-Chef von Lyon,
war einer von ihnen. Andere, weniger bekannt geworden, mordeten als Mitglieder der Einsatzgruppen die Juden im Osten.
Zahlreiche an der Führerschule der Sicherheitspolizei ausgebildete Kriminalbeamte machten in der Bundesrepublik Karriere. Als “Charlottenburger” gehörten sie zur Gründungsgeneration des Bundeskriminalamtes – darunter Paul Dickopf, 1938/39 Lehrgangsteilnehmer, von 1965 bis 1971 BKA-Präsident.
Nach Kriegsende und seit dem Wiederaufbau werden die Stülerbauten nunmehr schon seit mehr als 50 Jahren als Ausstellungshäuser von den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz genutzt.