HIER WOHNTE
EDUARD GÄRTNER
JG. 1877
DEPORTIERT 27.11.1941
RIGA
ERMORDET 30.11.1941
Eduard Gärtner wurde am 24. Juli 1877 in Schweinfurt (Bayern) geboren und zog um die Jahrhundertwende nach Berlin. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Nach dem Krieg heiratete er Erna Wolff, mit der er zwei Töchter hatte, die 1922 geborene Mirjam und vier Jahre später Harriet. Die Kinder waren noch klein, als seine Frau Erna 1931 starb.
Im Jahr nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verließen beide Kinder aufgrund antisemitischer Ausgrenzung die staatliche Volksschule und wechselten auf eine jüdische Einrichtung. In dieser Zeit ließen sie sich auch in der Jugendalija registrieren, einer 1933 von Recha Freier, der Frau eines Berliner Rabbiners, ins Leben gerufene Organisation, die die Einwanderung jüdischer Jugendlicher ins britische Mandatsgebiet Palästina vorbereitete und verwirklichte.
Über ihre Schule, die 4. Jüdische Volksschule an der Klopstockstraße, erfuhr Mirjam von “Kristinenhov”, einem Internat in Südschweden. Diese Lehranstalt, die um 1934 mit Unterstützung der jüdischen Gemeinden in Stockholm und Berlin gegründet worden war, suchte Schüler, die sie auf die Auswanderung vorbereiten konnte. Mirjam bewarb sich um ein Stipendium und wurde Ende 1937 in “Kristinenhov” aufgenommen. Ihre Schwester Harriet folge ihr zwei Jahre später.
Im März 1939 erhielt Mirjam endlich das Zertifikat der britischen Mandatsregierung und reiste nach Palästina aus. Ein Jahr später folgte Harriet.
Der allein in Berlin zurück gebliebene Eduard Gärtner wurde am 27. November 1941 nach Riga deportiert und dort im Wald von Rumbula zusammen mit mehr als Tausend anderen Menschen aus Berlin drei Tage später erschossen.
Text: Cristina Konn-Saile, entnommen dem Band “Juden in Charlottenburg. Ein Gedenkbuch”. Berlin 2009.
Quelle: Mirjam Rottenberg, geb. Gärtner und Rachel Doron, geb. Gärtner