Baudenkmal
Mit dem am 1. Januar 1907 mit Schillers “Räubern” eröffneten Schiller Theater wollte der Charlottenburger Magistrat kultur- und sozialpolitische Ziele gleichermaßen erreichen. Bereits um 1900 wurde in der Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung über entsprechende Pläne diskutiert. Da die Berliner Theater-Bühnen und das 1896 eröffnete Theater des Westens wegen der hohen Eintrittspreise nur den begüterten Schichten zugänglich waren, wollte man in Charlottenburg auch den Geringverdienern anspruchsvolle Kultur nahe bringen.
Das Projekt eines Theaters für “minderbemittelte Schichten” war umstritten. Insbesondere die Charlottenburger Haus- und Grundbesitzer wollten kein besonderes soziales Image für ihre Stadt – das könnte sich ja negativ auf die Grundstückspreise auswirken. Aber der Begründer und Direktor der Schillertheater-Gesellschaft, Raphael Löwenfeld, und Oberbürgermeister Kurt Schustehrus kämpften erfolgreich für ihre Idee.
Schustehrus bilanzierte später stolz: “Das Schillertheater ist eine der ersten Bildungsanstalten Berlins, und dass Bildung etwas ist, was die Sozialpolitik zu fördern bestrebt sein muss, wird niemand leugnen können.”
Der Magistrat arbeitete mit der Berliner Schillertheater Aktiengesellschaft zusammen, die bereits zwei gepachtete Theater betrieb und durch ein besonderes Abonnementsystem die Eintrittspreise niedrig halten und dennoch wirtschaftlich arbeiten konnte. Die Aktiengesellschaft hatte sich in ihrer Satzung auferlegt, den größeren Teil des Gewinns wieder in das Unternehmen zu investieren und den Schauspielern soziale Vergünstigungen zu gewähren, die sonst nicht üblich waren. Auch der Bildungsauftrag des Unternehmens war genau definiert: In Nachmittagsvorstellungen für Gemeindeschüler und an Dichterabenden für alle sollte für die Kultur geworben werden.
Die bauliche Gestaltung des Theaters durch den Architekten Max Littmann entsprach den demokratischen Vorstellungen seiner Gründer. Der Zuschauerraum wurde einem antiken Amphitheater nachempfunden. Ränge gab es zunächst nicht. Im Ersten Weltkrieg geriet das Theater in eine wirtschaftliche Krise, die auch in den frühen 20er Jahren nicht aus eigener Kraft bewältigt werden konnte. Deshalb wurde das Theater von 1923 bis 1931 an die Generalverwaltung der preußischen Staatstheater verpachtet.