In dem zerstörten, in den 1970er Jahren durch einen Neubaukomplex ersetzten einst prächtigen Haus am Kurfürstendamm 146 lebten in den 1930er Jahren Wilhelm Kroner, geboren am 14. August 1870 in Aurich, und seine Frau Adelheid Kroner, geb. Simon, geboren am 1. August 1887 in Bromberg. Ihre Eltern hießen Karl und Cäcilie Simon. In der Familie wurde sie bei ihrem zweiten Vornamen „Hermine“ genannt. Sie hatten drei Kinder: Ruth (in die Schweiz geflüchtet), Ernst (nach Schweden geflüchtet) und Friedrich (Fritz, ebenfalls in die Schweiz entkommen). Kroner war von 1911 bis 1925 Landgerichtsrat und von 1925 bis Juni 1933 Oberverwaltungsgerichtsrat am Oberverwaltungsgericht Berlin, dann wurde er auf Grund der Rassegesetze der Nationalsozialisten aus dem Justizdienst entlassen.
Der liberale Jurist war Vorsitzender des der SPD nahe stehenden Republikanischen Richterbundes, der sich zur demokratischen Republik der Weimarer Verfassung und zur sozialen Gerechtigkeit bekannte, sowie Mitherausgeber und leitender Redakteur der Publikation „Die Justiz, Zeitschrift für Erneuerung des Deutschen Rechtswesens“. Der Republikanische Richterbund wurde am 14. März 1939, bald nach Adolf Hitlers Machtantritt, amtlich als aufgelöst erklärt, nachdem er einem Verbot durch formale Selbstauflösung zuvorgekommen war. Das Büro und die Redaktion wurden von der Geheimen Staatspolizei durchsucht, zahlreiche Schriftstücke wurden beschlagnahmt.
Im Mai 1939 musste das Ehepaar Kroner, er war inzwischen im Pensionsalter, die repräsentative Wohnung am Kurfürstendamm zwangsweise verlassen und in die Wernerstraße 8 nach Wannsee umziehen, wo sie bis zu ihrer Deportation in einem Zimmer lebten. Am 2.10.1942 registrierten die Nazibehörden bei einer Inventarbewertung: „Keine Vermögenswerte vorgefunden“.
Am 3. Oktober 1942 wurden Wilhelm und Adelheid Kroner mit dem so genannten 3. Großen Alterstransport in einem mit 1021 Menschen überfüllten Zug zum Ghetto Theresienstadt deportiert. Beide überstanden diese Zugfahrt nur kurze Zeit und wurden bald nach der Ankunft umgebracht.
Das Todesdatum von Wilhelm Kroner war der 15. Oktober 1942. Er litt laut Totenschein an Darmkatarrh als Folge der hygienischen Zustände im Ghetto und kam an einem Lungenoedem ums Leben. In ihrem Totenschein vom 31. Oktober 1942 (das Bundesarchiv nennt den 4. Oktober 1942 als Todestag) sind Brustkrebs, Lungenentzündung und Herzschwäche als Todesursachen angegeben.
Text: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf mit Informationen von Thomas Kroner und Katrin Johanna Kroner (Schweiz)