Reinhard Naumann, Bezirksstadtrat für Jugend, Schule, Familie und Sport
Treffpunkt: Henriettenplatz am Bahnhof Halensee
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 107. Kiezspaziergang. Traditionell beschäftigen wir uns beim Kiezspaziergang im November vor allem mit der jüdischen Geschichte in Charlottenburg-Wilmersdorf. Dazu gibt es viele Anlässe, denn Charlottenburg und Wilmersdorf waren in den 1920er Jahren die beiden Bezirke Berlins mit dem höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung.
Dieses Mal wollen wir zunächst zum neu benannten Kracauerplatz, dem früheren Holtzendorffplatz gehen. Unweit davon erinnert am Haus Sybelstraße 35 auch eine Gedenktafel an den bekannten Filmwissenschaftler und Publizisten Siegfried Kracauer, der mit Walter Benjamin befreundet war, der das Kaiser-Friedrich-Gymnasium an der Bleibtreustraße 43 besucht hat, die heutige Joan-Miró-Grundschule.
Nach Walter Benjamin wurde der Platz zwischen den Leibnizkolonnaden benannt. Enden werden wir auf dem George-Grosz-Platz, der in diesem Jahr neu gestaltet wurde. Dort erinnert eine Informationstafel an den berühmten Grafiker und Satiriker der Weimarer Republik.
Neben diesen Erinnerungen an bedeutende jüdische Künstler und Intellektuelle werden wir die Kunsthalle Koidl besuchen und den neuen Park zwischen Bahnhof Charlottenburg und Gervinusstraße erkunden und begutachten.
Bevor wir starten möchte ich Ihnen den Treffpunkt für den nächsten Kiezspaziergang mitteilen. Wie Sie wissen finden die Kiezspaziergänge immer am zweiten Samstag eines Monats ab 14.00 Uhr statt. Den nächsten wird wieder Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen übernehmen. Der Treffpunkt ist dann am Samstag, dem 11. Dezember, um 14.00 Uhr am Roseneck, also an der Ecke Hohenzollerndamm, Rheinbabenallee und Hundekehlestraße am neu benannten Betty-Hirsch-Platz in Schmargendorf. Von dort soll es durch die Waldtiersiedlung in den Grunewald, zum Grunewaldsee, zum Forstamt Grunewald und schließlich zum Hagenplatz in der Villenkolonie Grunewald gehen, also ein vorweihnachtlicher Waldspaziergang.
Bahnhof Halensee
Der S-Bahnhof wurde 1877 eröffnet, damals noch unter dem Namen Bahnhof “Grunewald” und etwas weiter westlich als heute. 1884 wurde er in “Bahnhof Halensee”, umbenannt und an die heutige Stelle verlegt.
1960 wurde ein Neubau im Pavillonstil errichtet. Bald nach dem Mauerbau wurde der Bahnhof stillgelegt. 1985 eröffnet Opel Hesse in dem Pavillon einen Autosalon. 1993 hat die Deutsche Bahn beschlossen, den Bahnhof ohne Empfangshalle zu betreiben und das Gebäude abgerissen. Die Bezirksverordnetenversammlung und das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf sind mit dieser Situation nicht zufrieden und haben an die Deutsche Bahn appelliert, dass der Zugang zum S-Bahnhof Halensee städtebaulich aufgewertet wird, damit er baulich als Auftakt zum Kurfürstendamm erscheint.
Kurz vor der Maueröffnung wurde 1988 überlegt, das Gelände des Güterbahnhofs Halensee zu überbauen. Der Halenseegraben sollte mit einer Art Deckel versehen werden, auf dem dann 1.400 Wohnungen entstehen sollten. 1,5 Milliarden DM hat man damals für eine solche Baumaßnahme kalkuliert.
Weil die Fläche West-Berlins begrenzt war, wollte man auf diese Art versuchen, zusätzliche Baumöglichkeiten zu schaffen. Mit der Wende wurden diese Pläne zu den Akten gelegt.
Jetzt ist auf dem Areal des Güterbahnhofs vorgesehen, einen großen Heimwerkermarkt der Firma Bauhaus und ein Hotel an der Kurfürstendammbrücke zu errichten. Außerdem sollen dahinter und bis zur Paulsborner Straße die rund 20 dort ansässigen mittelständischen Betriebe Neubauten erhalten.
Kurfürstendamm
Im nächsten Jahr feiern wir das Jubiläum “125 Jahre Kurfürstendamm”. Vielleicht wundern Sie sich darüber. Und Sie haben Recht: Es gibt keine Gründungsurkunde für den Kurfürstendamm, und bereits 1685 wurde der Churfürstendamm erstmal auf einer Karte von Berlin und Umgebung eingezeichnet, damals noch als Reitweg zwischen dem Berliner Stadtschloss und dem Jagdschloss Grunewald. Aber von 1883 bis 1886 wurde dieser Weg ausgebaut zu einer großen, breiten Prachtstraße, und am 5. Mai 1886 fuhr zum ersten Mal die Dampfstraßenbahn über die frisch gepflasterte Straße vom Bahnhof Zoo bis hierher nach Halensee.
Dieses Datum haben wir als Geburtsstunde des Kurfürstendamms als Boulevard angenommen, und deshalb starten die Jubiläumsfeierlichkeiten mit der Eröffnung einer Ausstellung in den Vitrinen auf dem Kurfürstendamm am 5. Mai 2011, und Anfang September soll der Kurfürstendamm zwei Tage lang autofrei sein für ein großes Fest auf den Kudamm-Plätzen vom Breitscheidplatz bis zum Henriettenplatz.
Kurfürstendammbrücke
Der Kurfürstendamm ist hier 12 m höher als an der Gedächtniskirche. Man hat von der Kurfürstendammbrücke einen schönen Blick nach Charlottenburg (ICC) und nach Wilmersdorf (Kraftwerk und ehemaliges BfA-Gebäude – jetzt Rentenversicherung Bund).
Henriettenplatz
Der Platz erhielt seinen Namen 1892 nach der Gemahlin von Friedrich-Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, Luise Henriette von Oranien-Nassau.
Zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 wurde der Platz im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs neugestaltet mit dem Medusenbrunnen von Anna und Patrick Poirier, den Säulenkolonaden mit der BVG-Wartehalle von Heinz Mack und einem Obelisk ebenfalls von Heinz Mack auf dieser Straßenseite. Eine Gedenkstele für Luise Henriette in Form eines kleinen Obelisken wurde von niederländischen Unternehmen gestiftet und ebenfalls 1987 aufgestellt. An der Stele sind Reliefs von Luise Henriette und ihrem Gemahl, dem Großen Kurfürsten, angebracht.
Kurfürstendamm 130
Das Haus an der Ecke Kurfürstendamm und Westfälische Straße wurde ebenfalls zur 750-Jahr-Feier 1987 restauriert und mit einer neuen, transparenten Kuppel versehen. Ursprünglich hatten alle Eckhäuser am Kurfürstendamm Türme, Türmchen oder Kuppeln.