Mommsenstadion
Das Mommsenstadion feiert in diesem Jahr sein 75jähriges Bestehen, und ich freue mich sehr, dass der langjährige Präsident des Sport Clubs Charlottenburg SCC, Heinz Kluth, zu uns gekommen ist und uns einiges aus der Geschichte dieses Stadions erzählen wird. Er kann dies überwiegend aus eigenem Erleben, und ich danke Ihnen, Herr Kluth, dass Sie sich zur Verfügung stellen, obwohl Sie sich erst vor wenigen Tagen einer Herzoperation unterziehen mussten. Der Vizepräsident des SCC, Jörg Wischhusen, hat ihn zu Hause abgeholt und hierher gebracht. Herzlichen Dank auch dafür, Herr Wischhusen.
1910 hat der Sportclub Charlottenburg SCC seinen ersten Sportplatz am heutigen Standort des ICC eröffnet – mit sechs 400-m-Rundbahnen mit überhöhten Kurven – damals eine Sensation. 1920 gründete der SCC eine eigenständige Leichtathletikabteilung, die in den folgenden Jahrzehnten bei nationalen und internationalen Wettkämpfen für viele Erfolge sorgte. Seit 1926 war der SCC im damaligen Stadion an der AVUS zu Hause, das später für das Messegelände aufgegeben wurde. Am 17. August 1930 schließlich wurde das SCC-Stadion vom Charlottenburger Bezirksbürgermeister Karl Augustin an den SCC übergeben. Die Baumaßnahmen waren vom SCC und seinen Mitgliedern gemeinsam mit dem Bezirksamt finanziert und ausgeführt worden. Seitdem sind das Stadion, das Stadiongebäude, die drei Sportplätze für Hockey, Handball und Fußball und die wenig später in Eigenarbeit entstandene Tennisanlage Heimat des SCC.
In guter Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt wurden die Sportanlagen seit 1945 immer wieder saniert, modernisiert und ergänzt. Drei Plätze wurden mit Flutlichtanlagen versehen, zwei Kunstrasenplätze geschaffen, die Kunststofflaufbahn und die Fassade des Hauptgebäudes überholt und die Sanitäranlagen modernisiert. Der neue Hockeyplatz ist zusammen mit der von der Hockeyabteilung selbst errichteten Hockeybaude und der erweiterten Terrasse ein Vorzeigestück für die beiden Hockey-Bundesligamannschaften.
Das Stadion mit einem Fassungsvermögen von rund 14.000 Zuschauern, davon 1775 überdachte Sitzplätze, ist inzwischen nicht nur die Heimstätte des SCC, sondern auch des Berliner Tennis-Clubs Borussia e.V., auch bekannt unter dem Namen Tennis Borussia Berlin (TE BE). Beide Vereine haben im Jahre 2002 ihr 100-jähriges Vereinsbestehen gefeiert. Im Vergleich dazu ist das Mommsenstadion ja noch ein “recht junges” Stadion.
Waldschulallee
Die Waldschulallee erhielt ihren Namen 1925. Der Name hängt zusammen mit dem großen sozialen Engagement der früheren Stadt Charlottenburg und ihrer Bürgerinnen und Bürger. Bereits am 1. August 1904 errichtete der Charlottenburger Magistrat für gesundheitlich schwache Schüler aus den engen Mietshäusern der Stadt die erste deutsche Waldschule in der Nähe des damaligen Sachsenplatzes, des heutigen Brixplatzes in Westend. Als das Gelände dort für die Stadterschließung gebraucht wurde, verlegte man die Schule hierher in den Grunewald. Heute befinden sich am Ende der Waldschulallee zwei Waldschulen, eine Grundschule und ein Gymnasium. Wir werden diese Schulen bei einem späteren Kiezspaziergang besichtigen.
Links das Sportgelände des Tennisclubs des SCC, und dahinter sind sehr nahe die Radartürme vom Teufelsberg zu sehen. Auch sie erinnern uns daran, dass wir uns hier im Grunewald befinden.
Siedlung Heerstraße
1914 wurde der Gutsbezirk Heerstraße aus einem Teil des Gutsbezirkes Grunewald-Forst gebildet. Er kam 1920 zu Groß-Berlin, und Berlin errichtete hier von 1920 bis 1926 die Gartenstadtsiedlung zwischen Heerstraße und Waldschulallee nach einem Bebauungsplan von Bruno Möhring. Wie die Siedlungen Eichkamp und Ruhleben wurde auch die Siedlung Heerstraße mit ein- und zweigeschossigen Häusern nach Plänen von Max Taut und Frank Hoffmann bebaut. Die Siedlung samt den beiderseits der Heerstraße verlaufenden Alleen wird ihrer Straßennamen wegen auch “Ostpreußenviertel” genannt.
Kurzgeschichte der Siedlung Heerstraße (von Ronald Hartung, Vorsitzender des Siedlungsvereins)
Der erste Bebauungsentwurf zwischen den Vorortbahnhöfen Heerstraße, Eichkamp und Grunewald fertigte Max Taut 1919 für die “Märkische Heimstatten GmbH” an – dieser wurde nicht ausgeführt. Es gab zu viele Teilhaber und Ideen zu den Jagen 79 & 80 im Dauerwald / Grunewald: Wilmersdorf, Charlottenburg, Domäne Dahlem und Teltow.
Noch 1919 wurde mit Beteiligung der Stadt Charlottenburg die “Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße” gegründet um Wohnraum für städtische Beamte und Lehrer zu schaffen – durch Beschluss vom 14.7.1920.
Ein neuer Bebauungsplan (für den nördlichen Teil des Gartenstadtentwurfs von Max Taut) mit etwa 200 Siedlungshäusern vom Architekten Bruno Möhring, wurde schon 1920 vom Charlottenburger Tiefbauamt umgesetzt – mit Billigung durch den Wohnungsverband Berlin, sowie dem Preußischen Landwirtschaftsminister. Im Herbst desselben Jahres begann die Straßenanlegung in der zukünftigen Siedlung Heerstraße nach dem Möhringschen Bebauungsplan und bis 1926 wurden 252 Häuser (meist Doppelhaushälften) errichtet.
Der südöstliche Teil der Marienburger Allee (ab Nr. 42) wurde zwischen 1935 und 37 privat errichtet.
Die ältesten Häuser in der heutigen Siedlung – in der Boyenallee 1a bis 4 – baute die “Königliche Preußische Eisenbahnverwaltung” schon 1909.
Keine Gartenstadt ohne Siedlungsverein.
Der Verein Siedlung Heerstraße feiert im Dezember 2006 seinen 85. Geburtstag – einer der ältesten Siedlungsvereine Deutschlands. Seinerzeit war die wichtigste Vereinsaufgabe: Nachbarschaftshilfe bei der Siedlungserrichtung! Heute gilt sie der Nachbarschaftshilfe zu Schutz, Erhalt und Pflege unserer Siedlung, die seit 1995 (als Gesamtanlage) unter Denkmalschutz steht!
Harbigstraße
Die Straße erhielt 1958 ihren Namen. Davor war es die Straße Nr.58. Rudolf Harbig wurde 1913 in Dresden geboren. Er starb schon 1944 im Zweiten Weltkrieg. Als Leichathlet wurde er der zu seiner Zeit beste Mittelstreckenläufer. !939 hielt er die Weltrekordzeit über 400 Meter mit 46,0 Sekunden und über 800 Meter mit 1 Minute 46,6 Sekunden: Dieser Weltrekord von Rudolf Harbig über 800 Meter blieb 16 Jahre lang, bis 1955, bestehen. 1941 lief er über 1.000 Meter die Weltrekordzeit von 2 Minuten, 21,5 Sekunden. 1950 wurde der Rudolf-Harbig-Preis gestiftet, der seither jährlich bei den Deutschen Leichtatlethikmeisterschaften dem würdigsten Sportler als Wanderpreis verliehen wird. Im letzten Jahr ging er an Frank Busemann, der bei den Olympischen Spielen 1996 im Zehnkampf die Silbermedaille gewann.
Harbigstraße 14
Internationales Studentenwohnheim Eichkamp.
Die Studentensiedlung wurde vom Studentenwerk Charlottenburg in den Jahren 1950, 1958/59 und 1967 gebaut. Die Architekten waren Hans Christian Müller, Georg Heinrichs und Ludwig Leo. Fünf viergeschossige Wohnbauten wurden gruppiert um einen Zentralbau mit einer Mensa inmitten einer weitläufigen Parkanlage. Es gibt ein Clubhaus und ein Ateliergebäude. Die Fassaden sind teilweise mit gelbem Backstein verblendet, teilweise dunkelrot verputzt. Bemerkenswert ist die Trennung von Schlaf- und Arbeitsbereich: Es gibt Doppelzimmer mit Schlafgalerie und Einzelzimmer mit Arbeitspodest. Diese Anordnung ist auch von außen ablesbar.
Marienburger Allee 43
1988 wurde hier die Berliner Gedenktafel für die Brüder Klaus und Dietrich Bonhoeffer enthüllt:
BONHOEFFERHAUS
Elternhaus der Brüder Klaus und
Dietrich Bonhoeffer.
Mit ihnen starben im Widerstand gegen
den Nationalsozialismus
die Männer ihrer Schwestern
Rüdiger Schleicher und Hans von Dohnanyi
im April 1945
In unserem Bezirk gibt es weitere Gedenktafeln, die an Dietrich Bonhoeffer und seine Familie erinnern. In der Kolonie Grunewald an dem Haus Wangenheimstraße 14, wo die Familie Bonhoeffer von 1916 bis 1935 lebte und am Walther-Rathenau-Gymnasium, dem ehemaligen Grunewaldgymnasium an der Herbertstraße 2-6, wo Dietrich Bonhoeffer die Schule besucht und sein Abitur gemacht hat.
Zu diesem Bonhoeffer-Haus wird uns jetzt der Leiter der Erinnerungs- und Begegnungsstätte, Pfarrer (? oder der Mitarbeiter Knut Hämmerling) etwas erzählen. Herzlichen Dank dafür.
Dieses Haus wurde 1935 von Jörg Schleicher für die Eltern Dietrich und Klaus Bonhoeffers als Alterssitz erbaut. Hier fanden konspirative Gespräche des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten unter maßgeblicher Beteiligung von Familienmitgliedern statt.
Nach einer Zwischennutzung durch die Evangelische Studentengemeinde wurde das Haus umgebaut. Seit 1987 ist es eine “Erinnerungs- und Begegnungsstätte” in Trägerschaft der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Es steht nach telefonischer Rücksprache für Besuche und Klausurtagungen offen und bietet eine ständige Ausstellung über Leben und Werk Dietrich Bonhoeffers, eine Präsenzbibliothek und eine Videothek an.
Dietrich Bonhoeffer wurde am 4.2.1906 als Sohn des berühmten Psychologen und Nervenarztes Karl Bonhoeffer geboren. Er wurde ein bedeutender evangelischer Theologe und Leiter des Predigerseminars der Bekennenden Kirche.
Als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus war er aktiv im Widerstand tätig. 1943 wurde er aus diesem Haus heraus von der Gestapo verhaftet und am 9.4.1945 im KZ Flossenbürg erhängt.
Dichtrich Bonhoeffers älterer Bruder Klaus wurde am 5.1.1901 geboren. Als Jurist wurde er Syndikus der Lufthansa und war ebenfalls als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus aktiv. Er war in die Attentatspläne der Verschwörer um General Ludwig Beck und Carl Friedrich Goerdeler eingeweiht. Im Oktober 1944 wurde er verhaftet und in der Nacht vom 23. zum 24.Apirl 1945 auf einem Ruinengelände vor dem Gestapo-Gefängnis in Berlin-Tiergarten erschossen.
Marienburger Allee
Die Straße wurde 1925 nach der westpreußischen Kreisstadt Marienburg benannt, heute liegt die Stadt in Polen und hat den polnischen Namen Malbork.