Rede des Bezirksbürgermeister Andreas Statzkowski und des Bau- und Umweltstadtrats Alexander Straßmeir zum Trigon-Richtfest am 11.10.2001, 15.00 Uhr, Prager Platz 1-3

Reden des Bezirksbürgermeister Andreas Statzkowski und des Bau- und Umweltstadtrats Alexander Straßmeir

Zum Trigon-Richtfest am 11.10.2001, 15.00 Uhr, Prager Platz 1-3

Bezirksbürgermeister Andreas Statzkowski

Sehr geehrte Frau Senatorin Krajewski!
Sehr geehrter Herr von Thermann!
Sehr geehrter Herr Heinrich!
Sehr geehrter Herr Pächter!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Vielen Dank für Ihre Einladung zu diesem Richtfest. Sie wissen: Richtfeste sind mit die schönsten Momente für die Kommunalpolitik. Richtfeste zeigen, dass sich etwas bewegt. Sie weisen in die Zukunft, zeigen, dass neue Arbeitsplätze entstehen, Menschen ein neues Zuhause finden, neue attraktive Angebote für die Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen werden.

All dies trifft bei diesem großen Bau in besonderer Weise zu, und mit diesem Richtfest geht ein langgehegter Wunsch des Bezirks Wilmersdorf in Erfüllung. Ich kann hinzufügen: Der neue Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat sich diesem Wunsch angeschlossen. Deshalb ist die Freude über das Erreichte ungeteilt, und ich bedanke mich bei allen, die an dieser großen Investition mitgewirkt haben.

Manche hatten ja befürchtet, dass die City West nach der Wiedervereinigung Berlins in Schwierigkeiten kommen würde, dass sie an Attraktivität verlieren würde gegenüber den neuen Zentren in der alten Mitte. Immer wieder wurde fast schon gewohnheitsmäßig dem Kufürstendamm von den Medien der Niedergang vorausgesagt.

Wir können aber feststellen: Das Gegenteil ist der Fall. Alle Zahlen über die Beliebtheit, die Wirtschaftskraft und die Popularität der westlichen City zeigen, dass ihre Attraktivität ungebrochen ist. Nach wie vor liegt sie weit vor dem Potsdamer Platz, der Friedrichstraße und dem Alexanderplatz. Die neue Konkurrenz hat das Geschäft für den Berliner Westen eher belebt. Und es ist ja auch keine neue Konkurrenz. Als die westliche City um den Kurfürstendamm am Ende des 19. Jahrhunderts entstand, das sprach man schnell von der City-Filiale, und seither gab es die äußerst fruchtbare, erfolgreiche Konkurrenz der Berliner Cities. Diese Konkurrenz wurde durch den Mauerbau nur unterbrochen. Seit dem Fall der Mauer können wir wieder an die gute Tradition der Multizentralität Berlins anknüpfen.

Dies tun Sie mit diesem großen Bauprojekt hier am Prager Platz in besonderem Maße. Der Prager Platz war vor allem in den 20er Jahren ein kulturelles Zentrum im Berliner Westen. Hier lebten und arbeiteten berühmte Schriftsteller wie Erich Kästner und Bert Brecht, Walter Benjamin, Heinrich Mann, Klaus Mann, Egon Erwin Kisch, Kurt Tucholsky und viele andere. In der legendären Prager Diele traf man sich mit den russischen Intellektuellen, die nach Berlin emigriert waren: Wladimir Nabokov, Boris Pasternak und Maxim Gorki waren hier Stammgäste.

Hier, im bayerischen Viertel, das teils zu Schöneberg und teils zu Wilmersdorf gehörte, lebten besonders viele jüdische Bürger, hier gab es Geschäfte des gehobenen Konsums, viele Verlage, Buchhandlungen und kulturelle Einrichtungen.

Das Viertel wurde als “jüdische Schweiz” bezeichnet, und in diesem Namen drückt sich nicht zuletzt die hohe Lebensqualität aus, die hier auch äußerlich sichtbar war. Auch an diese Tradition der gehobenen Qualität knüpft das neue Bauprojekt an.

Erich Kästner hat in seinem Kinderroman “Emil und die Detektive” dem Prager und dem Nikolsburger Platz ein Denkmal gesetzt. Er lebte damals in der Prager Straße, nur wenige Schritte vom Prager Platz entfernt. Seit dieser Platz nach dem historischen Vorbild so wunderbar umgestaltet wurde, ist er auch wieder besonders für Familien und für Kinder attraktiv. Im Sommer ist die Wiese rund um den Brunnen vor allem für die ganz Kleinen ein beliebter Tummelplatz.

Hier wird zwar jetzt eine Seniorenresidenz entstehen, aber nach wie vor wird der Prager Platz auch den Kindern gehören. Und ich hoffe, dass auch die großzügige Fläche im rückwärtigen Innenbereich für die Kita und ihre Kinder möglichst bald attraktiv gestaltet werden kann.

Dieser Bezirk hat sich immer dadurch ausgezeichnet, dass generationenübergreifende Begegnungen gefördert wurden, und gerade an dieser Stelle könnte dafür ein besonders vorbildliches Modell entstehen.

Der Bezirk feiert hier seit Jahren sein traditionelles Fest der Nationen einmal im Jahr. Es ist gleichermaßen ein Kiezfest und ein internationales Fest der Begegnung unterschiedlichster Kulturen. Ich würde mich freuen, wenn die neuen Anlieger sich in Zukunft aktiv an diesem Fest beteiligen würden und es auch zu ihrem Fest machen.

Sie sehen: Der Prager Platz ist für den Bezirk schon immer etwas Besonderes gewesen. Ich freue mich, dass jetzt hier die letzte Lücke geschlossen wird, und ich wünsche dem Unternehmen viel Erfolg und allen, die hierher ziehen alles Gute. Ich bin sicher, dass sie sich wohlfühlen werden an diesem schönen Platz in unserem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, nur wenige Schritte entfernt von der westlichen City Berlins.

Bau- und Umweltstadtrat Alexander Straßmeir

Sehr geehrte Frau Senatorin Krajewski!
Sehr geehrter Herr von Thermann!
Sehr geehrter Herr Heinrich!
Sehr geehrter Herr Pächter!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Aus der Sicht des früheren Bezirks Wilmersdorf darf ich wohl sagen, dass dies das bedeutendste Richtfest der letzten Jahre ist. Und auch aus der Sicht des heutigen Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, ist dieses Richtfest mehr als erfreulich. Mit diesem großen Bauprojekt wird die letzte Kriegslücke am Prager Platz geschlossen. Endlich wird eine durch die Internationale Bauausstellung im Vorfeld der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 angestoßene städtebauliche Entwicklung an diesem Platz abgeschlossen. Endlich wird ein Schlussstein gesetzt unter langjährige vergebliche Bemühungen, unter langwierige Auseinandersetzungen und schwierige Planungen. Umso mehr Grund zur Freude haben wir jetzt, und ich danke allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit. “Endlich geschafft!” Ich glaube, das wird die vorherrschende Stimmung von allen sein, die mit diesem 130 Millionen DM schweren Projekt zu tun hatten.

Ich freue mich, dass es geschafft ist, auch auf einem schwieriger gewordenen Markt ein erfolgversprechendes Konzept zu finden, das der vielfältigen Konkurrenz in dieser Stadt gewachsen ist.

Ich bin der Firma Trigon dankbar, dass sie dieses Konzept nicht nur als Investor, sondern letztlich auch mit einer eigenen Betreibergesellschaft realisiert.

Angeboten wird hier ein hochqulifizierter Wohn- und Freizeitstandard, wie es der stadträumlichen Lage in Wilmersdorf, unweit des Kurfürstendammes angemessen ist.

Freilich möchte ich auch anmerken dürfen, dass auch wir als öffentliche Hand Vorleistungen erbracht und damit günstige Bedingungen für ein solches Projekt geschaffen haben. Vor 15 Jahren haben wir den Prager Platz nach dem historischen Vorbild gestaltet und ihn damit verwandelt von einer unschönen Straßenkreuzung in ein Schmuckstück unseres Bezirks – ein Schmuckstück, das von den Anwohnern gern und ausgiebig genutzt wird. Eine solch aufwändige Platzgestaltung könnte sich ein Berliner Bezirk heute wohl nicht mehr leisten, und wir müssten mit einem Investor hart verhandeln, damit er sich zumindest beteiligen würde an der Gestaltung des öffentlichen Raumes.

Wir haben den Prager Platz nicht isoliert gesehen, sondern als Teil eines von Johann Anton Wilhelm von Carstenn geschaffenen historischen Grundrisses, zu dem neben dem Prager Platz auch der Nikolsburger Platz auf der anderen Seite der Bundesallee und nördlich davon der Nürnberger- und der Fasanenplatz gehören. Mit der Gestaltung dieser Plätze haben wir dafür gesorgt, dass die Aufenthaltsqualität für die Menschen in diesem Kiez nachhaltig verbessert wurde, und das kommt auch den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern dieses Bauprojektes zu Gute.

Mit der Fertigstellung dieses Baukomplexes wird nun auch hier am Prager Platz der historische Stadtgrundriss wieder hergestellt. Die Architekten Pächter und Heinrich haben mit einer zeitgemäßen Architektursprache die vorhandenen Elemente dieses Platzes aufgenommen und weiterentwickelt.

Mit einer Seniorenresidenz, einem Fitness- und Wellnessbereich und einer Restaurant-, Laden- und Geschäftspassage wird hier ein attraktives Angebot für den Kiez und weit darüber hinaus entstehen. Ich hoffe, dass mittelfristig die Ladenpassage entlang der Trautenaustraße bis zur Bundesallee verlängert werden kann.

Dieses private Projekt hatte und hat eine bedeutende öffentliche Komponente, und das wurde deutlich in dem starken Engagement der Bezirksverordnetenversammlung, die dieses Bauprojekt sehr aufmerksam und intensiv begleitet hat. Der Ausschuss für Stadtplanung hat immer wieder Einfluss genommen, und das ist dem Projekt zu Gute gekommen. Ich möchte deshalb noch einmal allen am Planungs- und Bauprozess Beteiligten für die sehr konstruktive Zusammenarbeit danken.

Ich danke meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Stadtplanungs- und Vermessungsamt und im Bau- und Wohnungsaufsichtsamt, ich danke den beteiligten Architekten, dem Investor und heute vor allem den ausführenden Firmen mit ihren Arbeitern, die all die schönen Pläne verwirklicht haben und bis zur Fertigstellung weiter verwirklichen werden.

Ich wünsche diesem Bauprojekt eine glückliche Vollendung und viel Erfolg, damit die Menschen, die hier einmal leben und arbeiten werden sich wohl fühlen.