37/2024 | Schulbarometer spiegelt Sorgen von Schüler/-innen

Schüler bei Abschlussprüfung

29. November 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

wie fühlen sich Schüler/-innen in Deutschland? Das aktuelle „Deutsche Schulbarometer“ zeigt: Viele Kinder- und Jugendliche leiden unter Leistungsdruck, Zukunftsängsten und psychischer Belastung – besonders in Familien mit geringem Einkommen.

Außerdem: Ein neuer Leitfaden der Berliner Landeskommission Kinder- und Familienarmut zeigt, wie Freizeit-, Bildungs- und Betreuungsangebote armutssensibel gestaltet werden können, um Chancengleichheit zu fördern und Barrieren abzubauen.

Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre.

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Schulbarometer spiegelt aktuelle Sorgen von Schüler/-innen

Mit dem Deutschen Schulbarometer lässt die Robert Bosch Stiftung seit 2019 regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland durchführen. Für die aktuelle Studie wurden erstmals Schüler/-innen vom Meinungsforschungsinstitut forsa befragt. Die Ergebnisse zeigen: Mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen bewertet ihre Lebensqualität als niedrig, jede/-r Fünfte fühlt sich psychisch belastet – in Familien mit niedrigem Einkommen ist es sogar jede/-r dritte Schüler/in. Leistungsdruck, die Klimakrise und Zukunftsängste belasten viele zusätzlich.

Laut Studie hat sich die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen zwar seit der Corona-Pandemie kontinuierlich verbessert, liegt aber immer noch deutlich unter dem präpandemischen Niveau. „Die meisten Kinder und Jugendlichen verbringen täglich acht Stunden in der Schule. Das ist vergleichbar mit dem Arbeitsplatz von Erwachsenen, dessen Bedeutung für die Gesundheit regelmäßig untersucht wird. Für die Situation der jungen Menschen in unserer Gesellschaft klafft hier allerdings eine große Forschungslücke, die wir unbedingt schließen müssen“, so Dr. Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert Bosch Stiftung.

Mehr als ein Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen bewerten die eigene Lebensqualität als niedrig. Die Lebensqualität beinhaltet die subjektive Wahrnehmung von körperlichen, psychischen und sozialen Aspekten des Alltags. Ein Fünftel beschreibt sich selbst als psychisch belastet (21 Prozent, aus Familien mit niedrigem Einkommen 33 Prozent). Ebenso viele klagen über ein geringes schulisches Wohlbefinden (20 Prozent, aus Familien mit niedrigem Einkommen 30 Prozent). Auch die Kriege in der Welt, der Leistungsdruck in der Schule, die globale Klimakrise und die Ängste vor der eigenen Zukunft machen Schüler/-innen in Deutschland aktuell oft Sorgen.

Schüler/-innen vermissen individuelle Rückmeldungen und Unterstützung durch die Lehrkräfte

Ein Schwerpunkt der Studie: der Zusammenhang zwischen Unterricht und psychischer Gesundheit. Viele Schüler/-innen erleben die Schule als druckvoll. Fehlende Rückmeldungen und mangelnde Unterstützung durch Lehrkräfte verschärfen demnach das Problem. Ein Drittel der Kinder berichtet, kaum Gelegenheit zu haben, Probleme im Unterricht oder mit einer Lehrkraft besprechen zu können. Zudem fehlen vielen Rückmeldungen zu ihrem Lernstand oder Tipps, wie sie sich verbessern können. Wolf betont, es brauche „ein neues Unterrichtsverständnis, das den Lernprozess in den Mittelpunkt stellt.“

Was folgt aus den Ergebnissen?

Expert/-innen leiten aus den Ergebnissen Handlungsempfehlungen ab, bei denen drei Punkte im Fokus stehen:
  • Schulisches Wohlbefinden steigern: Konstruktives Feedback im Unterricht implementieren
  • Schule im Sozialraum denken: Versorgungsstrukturen inner- und außerhalb der Schule ausbauen
  • Positives Klassenklima aufbauen: Beziehungsqualität und Gesprächsklima stärken

Schulen sollten sich mehr auf das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen konzentrieren, so die Expert/-innen der Bosch Stiftung. Sie empfehlen, Schüler/-innen in alle Entscheidungen des schulischen Zusammenlebens gleichberechtigt einzubeziehen, um einen positiven Kipppunkt – hin zu einer demokratischen Schule – in Gang zu setzen.

Für die erste Ausgabe des „Deutschen Schulbarometers Schüler:innen“ wurden insgesamt 1.530 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren sowie jeweils ein Elternteil befragt.

Neben der Schüler/-innenbefragung liefert das Deutsche Schulbarometer auch mit der „Befragung Lehrkräfte“ wertvolle Einblicke in die aktuelle Situation an Deutschlands Schulen. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie aus November 2023 zeigen unter anderem, dass fast jede zweite Lehrkraft Probleme mit physischer oder psychischer Gewalt unter Schüler/-innen wahrnimmt – ein Faktor, der das Burnout- und Stressrisiko deutlich erhöht.

Fachtag Kinderarmut: Leitfaden für armutssensible Angebote

Kinderarmut zählt zu den größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Beim Fachtag der Landeskommission Kinder- und Familienarmut wurde dieses Thema in den Mittelpunkt gestellt. Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, präsentierte den neuen Leitfaden zur armutssensiblen Gestaltung von Angeboten.

Der Leitfaden zeigt anhand von Praxisbeispielen aus den Bereichen Freizeit, Sport und kulturelle Bildung, wie Angebote so gestaltet werden können, dass sie armutsbetroffene Kinder und Jugendliche sensibel und effektiv erreichen. Ziel ist es, Chancengleichheit zu fördern und Zugangshürden abzubauen. Der Leitfaden empfiehlt unter anderem
  • die Schaffung von Zugängen zu Bildung, Gesundheitsversorgung und kulturellen Angeboten sowie Förderung sozialer Teilhabe.
  • Niedrigschwellige Unterstützungsangebote und eine bessere Vernetzung von Bezirks- und Landesebene.
  • Praktische Werkzeuge zur Umsetzung in den Bereichen Bildung, Betreuung und Unterstützung.

Der Leitfaden richtet sich an Fachkräfte und Organisationen und bietet konkrete Hilfestellungen, um armutssensible Ansätze in die tägliche Arbeit zu integrieren.
Die Berliner Landeskommission Kinder- und Familienarmut ist ein Gremium, das landesweit Strategien und Maßnahmen entwickelt, um die Auswirkungen von Armut auf Kinder und Familien in Berlin nachhaltig zu reduzieren. Akteure aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Praxis finden zusammen, um zielgerichtete Lösungen zu erarbeiten. Ziel ist es, soziale Teilhabe, erfolgreiche Bildungsverläufe, gesundes Aufwachsen und die materielle Versorgung für alle Kinder und Jugendlichen in der Stadt zu stärken.

Katharina Günther-Wünsch: „Beteiligung ist ein Schlüssel für gelingende Kinderarmutsprävention vor Ort. Mit dem Leitfaden zur armutssensiblen Angebotsplanung zeigen wir, wie Zugangshürden abgebaut werden können, damit bestehende Angebote alle Berliner Kinder und Jugendlichen erreichen.“

Kurznachrichten

Bundesweit erster Kindertagespflege-Preis verliehen
Falko Liecke, Staatssekretär für Jugend und Familie, verlieh den bundesweit ersten Kindertagespflege-Preis in Berlin. Die Auszeichnung ist dotiert mit insgesamt 8.500 Euro, und wurde in den Kategorien Alltagsbildung, Partizipation und Sozialraumorientierung vergeben. Aus den jeweiligen Gewinnern wurde zusätzlich die „Berliner Kindertagespflegestelle des Jahres 2024“ gekürt.
Die Gewinner, die jeweils mit einem Preisgeld von 2.500 € ausgezeichnet wurden, sind: die Kindertagespflege Sarah Bergmann (Alltagsbildung), die Kindertagespflegestelle Seeräubernest (Partizipation) und die Kindertagespflegestelle Kleine Wichtel (Sozialraumorientierung).Zusätzlich wurde das „Seeräubernest“ als Berliner Kindertagespflegestelle des Jahres 2024 geehrt und erhielt dafür ein weiteres Preisgeld von 1.000 €.

Klassenfahrten
Ab dem 1. Dezember ist die Buchung von Klassenfahrten wieder regulär möglich, unter der Voraussetzung, dass die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel und damit das den Schulen zugewiesene Budget sowie das bezirkliche Gesamtbudget eingehalten werden. Darüber hat die Senatorin die Schulen in dieser Woche informiert. Das Budget für die Dienstreisekosten bei Klassenfahrten bleibt wie im Vorjahr bei rund 1,4 Millionen Euro und wird damit nicht gekürzt. Allerdings wird es im Laufe des Schuljahres nicht wie in den Vorjahren erhöht werden. Deshalb sind die Schulen angewiesen, alle Maßnahmen strikt innerhalb des festgelegten Budgets zu planen. Die Höhe des Ihrer Schule zur Verfügung stehenden Budgets für 2025 erhalten die Schulen in der kommenden Woche von der regionalen Schulaufsicht.

Europäisches Netzwerk „Green Cool Schools“
Das „GreenCoolSchools Network“ zielt darauf ab, ein umfassendes Netzwerk für „Green Cool Schools“ aufzubauen, welches eine internationale Zusammenarbeit zwischen Schulen, die Begrünungsprojekte durchführen oder planen, verbessern soll. Das Netzwerk wird zunächst zwischen Partnerschulen in Österreich, Deutschland und Spanien aufgebaut und ab 2025 schrittweise erweitert. Das Hauptziel besteht darin, den Erfahrungsaustausch zu fördern, indem die teilnehmenden Lehrkräfte miteinander vernetzt werden, so dass sie voneinander lernen und ihre Erfahrungen, Bedürfnisse und Erkenntnisse teilen können. Auch Ihre Schule kann Teil dieses Netzwerks werden.

Förderpreis für Praktisches Lernen 2024 verliehen
„Lernen mit Kopf, Herz und Hand“, so wird der pädagogische Ansatz des Praktischen Lernens genannt, bei dem Schülerinnen und Schüler das theoretisch Gelernte in der Praxis nutzen. Mit dem Förderpreis werden Projekte aus der Grundstufe und der Sekundarstufe I ausgezeichnet. Am 22. November zeichnete Staatssekretärin für Bildung, Christina Henke insgesamt 13 Schulen aus. Der 1. Preis ging an die Bröndby-Oberschule mit ihrer Einsendung „Ecocaching“, der 2. Preis an die Biesalski-Schule für „Bieholzki“ und der 3. Preis an die Gustav-Falke-Grundschule mit „Eule findet den Beat – mit Gefühl“. Außerdem erhielten weitere 10 Schulen einen Förderpreis.

Podcast vom Stiftung Planetarium startet mit der zweiten Staffel
Der Podcast „Einschlafen mit Weltall“ der Stiftung Planetarium Berlin in Kooperation mit Schønlein Media startet jetzt mit einer zweiten Staffel. Er ist Teil der beliebten „Einschlafen mit“-Reihe und beleuchtet jeden Dienstag ein neues kosmisches Thema, vom Dunklen Universum über Galaxien bis hin zur Eroberung des Mondes. Die Texte stammen auch diesmal von Dr. Felix Lühning, Astronom bei der Stiftung Planetarium Berlin, und werden gelesen von Dr. Monika Staesche, Stellvertretung des Vorstands der Stiftung Planetarium Berlin.

Individualisiertes Lernen in der Lernwerkstatt eXplorarium
Das Projekt Lernwerkstatt eXplorarium ist offen für neue Kooperationen mit Grundschulen, weiterführenden Schulen und Förderzentren. Mit aktivierenden Angeboten für Pädagog/-innen und Schüler/-innen sowie passgenauen Fortbildungen, greift LIFE e.V. vorhandene Schwerpunkte an der Schule auf und richtet eine schuleigene Lernwerkstatt ein. In der anregenden und vorstrukturierten Umgebung der Lernwerkstatt entstehen Erfahrungsräume, in denen handlungsorientiert und sprachsensibel gelernt wird. Kinder und Jugendliche machen Selbstwirksamkeitserfahrungen und entwickeln ihre handwerklich-technischen Fähigkeiten.

Kinderrechte-Portal
Das Kinderrechte-Portal ist eine Plattform der „National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der Kinderrechtskonvention“, die Basiswissen zu Kinderrechten gezielt an einem Ort bündelt. Auf dem Portal gibt es Materialien, die Kinderrechte in ihrer Gesamtheit oder auch tiefergehend einzeln thematisieren. Die Materialien des Kinderrechte-Portals unterstützen Lehr- und pädagogische Fachkräfte in Kitas, Grundschulen, weiterführenden Schulen und im außerschulischen Bereich, die Kinderrechte in ihren Lernsettings aufzugreifen. Enthalten sind vielfältige Medien wie Broschüren, Podcasts, Arbeitsblätter, Filme, Spiele und vieles mehr.

Termine

5. Dezember 2024, 19 Uhr: „Let’s Connect! Antisemitismus- und rassismuskritische Bildung in polarisierten Zeiten“ Im Citizen-Science-Projekt „Let’s connect!“ hat ein Team mit 12 Co-Forschenden mit Migrationserfahrung untersucht, wie Geschichtsvermittlung in einer postmigrantischen Gesellschaft gestaltet werden kann. Sie haben NS-Gedenkstätten besucht, Bildungsangebote analysiert und reflektiert, wie die Vermittlung der NS-Geschichte inklusiver, diversitätssensibler und kritischer gestaltet werden kann. Bei dieser Abschlussveranstaltung möchten die Beteiligten ihre Erfahrungen und Erkenntnisse teilen und ihre Projektpublikation vorstellen. Zudem gibt es Raum für Austausch, Diskussion und Vernetzung.

10. Dezember, 16-18 Uhr: Digitale Infoveranstaltung der TU Berlin zum Thema Etwas mit Nachhaltigkeit studieren. Möglichkeiten und Recherchetipps bei Interesse an Themen der Nachhaltigkeit im Studium. Die Allgemeine Studienberatung beantwortet diese Fragen in einem Online-Vortrag.

12. Dezember, 14.30-17.00 Uhr: Digitale Schulung Fit für den MEA der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin für Mitglieder im Mittagessensausschuss in Berliner Ganztagsschulen (Primarstufe).

18. Dezember 2024, 16 – 18 Uhr: Soziale Ungleichheit und politische Bildung
Seit geraumer Zeit wird der Zusammenhang von politischer Ungleichheit entlang der sozialen Ungleichheit analysiert. Untersucht wird dabei vor allem die Frage der Beteiligung an Wahlen, weil hierzu entsprechende Daten vorliegen. Aber handelt es sich hier ebenso um ein Phänomen, welches möglicherweise schon strukturell auch in Schulen verankert ist? Wie ist die politische Bildung im Bereich Schule im Vergleich von Schulformen und entlang vom kulturellen Kapital von Schüler/-innen aufgestellt?

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Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
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