Pädagogische Fachkräfte, Bibliothekar/-innen und Buchhändler/-innen sowie Literaturvermittelnde und Journalist/-innen trafen Ende Mai beim Salon der grafischen Literatur zusammen, um über die Nutzung von Comics im Schulkontext zu diskutieren.
In den letzten Jahren hat das Thema Kindercomics und die damit verbundenen Möglichkeiten in der Leseförderung auch auf dem Salon der grafischen Literatur immer mehr an Gewicht gewonnen. Das diesjährige Programm bot vielfältige Möglichkeiten, um Inspirationen zur fächerübergreifenden Leseförderung mit Comics im Unterricht zu erhalten. Neuerscheinungen, Comic-Lesungen, ein Beratungsstand des Medienforums, die LeseProfis und das Zentrum für Sprachbildung waren Teile des kuratierten Programms, das bei den anwesenden Lehrkräften gut ankam. „Ja, in der Tat hat mir der Workshop und die ganze Veranstaltung gut gefallen. So gut, dass ich auf dem Rückweg von einer Pause bei der Lesung von DER BÄRBEISS hängen geblieben bin. Ich konnte auf jeden Fall einige gute Ideen und viele tolle neue Buchtipps mitnehmen“, kommentierte eine Berliner Lehrkraft.
In der Mittagszeit fand eine Podiumsdiskussion zum Hauptthema des Fachtags „Leseförderung mittels Comic“ statt, an der auch Christina Henke, Staatssekretärin für Bildung, teilnahm: „Innovative Leseförderung, auch mittels Comic halte ich für sinnvoll, deshalb habe ich meine heutige Teilnahme an der Podiumsdiskussion sofort zugesagt.“ Staatssekretärin Henke tauschte sich in der von der Journalistin und Comic-Expertin, Andrea Heinze moderierten Gesprächsrunde mit dem Verleger des Reprodukt-Verlags Michael Groenewald, der Verlegerin der Edition Helden Martina Streble, Julia Lentge vom Deutschen Jugendliteraturpreis sowie Nina Severin und Dr. Brigitte Schulte vom Zentrum für Sprachbildung Berlin aus.
Severin und Dr. Schulte boten zudem eine Fortbildung mit dem Titel „Comics machen Schule – die Lesekompetenz mit Comics fördern“ an. Nebst schönen Anregungen zur Arbeit mit Comics im Schulalltag, eigenem Ausprobieren und der Bereitstellung von Materialien, wurde der Impuls als gelungene Reise zwischen Theorie, Praxis und Schulformen von den Teilnehmenden bezeichnet. Die Multiplizierenden aus diversen Schulformen, Bibliotheks- und Veranstaltungswesen wussten anschließend, warum Comics in der Schule eingesetzt werden sollten. „Der Workshop gab einen tollen Einstieg in die Leseförderung mit Comics“, kommentierte eine Lehrkraft den Workshop. „Basierend auf aktueller Forschung und Studien wird klar, dass das Potential von Comics in allen Fächern noch mehr abgerufen werden muss. Ich gehe nach Hause mit vielen Tipps für tolle Comics und Ideen zum Einsatz im Unterricht. Ich denke, dass wir uns noch locker zwei Stunden dazu ausgetauscht hätten.“
Comics können kreativ in vielen Unterrichtsfächern genutzt werden. Ob Art Spiegelmans mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnetes Doppelalbum „Maus“ im Geschichtsunterricht, der Webcomic „Weiße Wölfe“ von David Schraven und Jan Feindt für Politik, Jens Harder Evolutionscomics im Biologie- oder die verschiedenen Adaptionen von George Orwells „1984“ im Deutsch- oder Englisch-Unterricht – es gibt hervorragende Comics für fast alle Unterrichtsthemen.
Passende Materialien kann das pädagogische Personal Berliner Bildungseinrichtungen kostenfrei im Medienforum ausleihen. Der Bestand ist nach dem Berliner Rahmenlehrplan aufgestellt und ermöglicht eine intuitive Suche nach entsprechenden Medien. Darunter befinden sich viele Comics aber auch didaktisches Material zur Unterrichtsvorbereitung. Über 127 laufende Fachzeitschriften sind abonniert und viele Hefte greifen das Thema Comics auf. Weitere Impulse zur Nutzung von Comics gab die Mitbegründerin von „Comixbad“, Sarah Wildeisen, in ihrem Workshop „Comics on Stage“.
Der Fachtag war mit ungefähr 250 Teilnehmenden sehr gut besucht und der Wunsch nach mehr Fortbildungen zur Nutzung von Comics im Unterricht im Bereich Mehrsprachigkeit/Deutsch als Zweitsprache, dem Literaturunterricht und anderen Fächern wurde mehrfach geäußert. Diesbezüglich schauen Sie bitte regelmäßig in der Datenbank der Regionalen Fortbildung. Darüber hinaus besteht jeden 2. Donnerstag im Monat die Möglichkeit, sich im Zentrum für Sprachbildung auch zur Nutzung von Comics im Unterricht online beraten zu lassen. Bitte melden Sie sich bei Interesse vorab an Nina.Severin@senbjf.berlin.de.
Filip Kolek, Hauptorganisator des Salons der grafischen Literatur, äußerte sich wie folgt: „2024 haben sich im Vergleich zum Vorjahr fast doppelt so viele Fachbesucher/-innen für den Salon der grafischen Literatur angemeldet – die meisten davon aus dem lesepädagogischem und schulischen Bereich. Das alleine zeigt, wie hoch das Interesse an Comics im Zusammenhang mit Leseförderung und pädagogischer Anwendung ist und wie viel Potential in diesem Thema steckt. Diese Zusammenarbeit wollen wir in den kommenden Jahren weiter ausbauen und vertiefen.“
Der Salon der grafischen Literatur ist ein Fach-Event der deutschsprachigen Comicverlagslandschaft, die einmal im Jahr Kolleginnen und Kollegen aus der Presse, dem Buchhandel, dem Veranstaltungswesen, Bibliotheken, Lesepädagogik und Schulen in die Bibliothek am Luisenbad einlädt, um ihre aktuellen und kommenden Novitäten vorzustellen und sich über neueste Entwicklungen auf dem deutschen Comicmarkt auszutauschen.