Kinder und Jugendliche sind die Expert/-innen ihrer Welt | Newsletter 22/2022

KInderclub im Theater an der Parkaue

Liebe Leserinnen und Leser,

wussten Sie, dass Avatare Schule machen? Auch schon jetzt, mitten in Berlin? Nun, was wie Zukunftsmusik klingt, ist bereits Wirklichkeit. In einem Gastbeitrag erklärt Dana Wolfram vom Otto-Nagel-Gymnasium, wie genau das funktioniert und warum das Partizipation und Inklusion ermöglicht.

Außerdem blicken wir noch einmal auf das BarCamp zum hybriden Lehren und Lernen, berichten von den Berliner Siegerschulen beim bundesweiten Diversitätswettbewerb und blicken gemeinsam mit Christina Schulz, Intendantin am Jungen Staatstheater an der Parkaue auf das Hort- und Ferienangebot sowie das neue Programm.

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Kinder und Jugendliche sind die Expert/-innen ihrer Welt

Ein Gespräch mit Christina Schulz, der Intendantin des Jungen Staatstheaters Berlin, über das Sommerferien- und Hortangebot des Theaters und das Programm in der nächsten Saison.

Frau Schulz, die Sommerferien stehen an. Was bietet das Theater an der Parkaue Kindern und Heranwachsenden in den Ferien?

In die Ferien starten wir mit dem Kinderstück „Schattensprung“ für die 1. bis 4. Klasse. Thema ist die Angst: die großen und kleinen Sorgen der Kinder, aber auch ihr Spaß am Grusel und Erschrecken. „Schattensprung“ verbindet Tanz, Theater und Konzert, mit Live-Musik und Songs und zeigt uns allen, wie gut es tut, auch mal über den eigenen Schatten zu springen.

Es wird auch wieder ein Sommerferienprogramm für Horte geben. Wie binden Sie die Bedarfe von Horten dabei ein?

Horten bieten wir zusätzlich ein Begleitmaterial zum Download auf unserer Website. Hier finden Erzieher/-innen Hintergrundwissen und spielpraktische Übungen, die sie vor oder nach dem Theaterbesuch direkt mit den Kindern umsetzen können. Tolle Erfahrungen machen wir mit den interaktiven Publikumsgesprächen. Angeleitet können die Kinder Bewegungen ausprobieren und mit Klängen experimentieren, ihre Eindrücke zu Papier bringen und Fragen stellen. So viele fantasievolle Bilder sind schon entstanden, dass wir eine Foyer-Wand temporär zur Galerie umfunktioniert haben.

Wie läuft das mit der Anmeldung und den Ticketreservierungen?

Theaterkarten können bequem über die Website oder den Besucher/-innenservice gebucht werden. Mit dem Ermäßigungsschein des JugendKulturService zahlen Berliner Schulen und Horte einen reduzierten Kartenpreis von 4,50 € pro Kind. Das Theater an der Parkaue ist bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, und die Tickets können als VBB-Kombi-Ticket genutzt werden.

Was bieten Sie außerhalb der Ferienzeiten den Schulen?

Wir planen für die neue Theatersaison, die im September startet, insgesamt neun Premieren. Eingeladen haben wir dafür Künstler/-innen, die in den unterschiedlichen Spielformen des Theaters zu Hause sind und diese für ein junges Publikum öffnen – auf den Bühnen, im Klassenzimmer oder in der Stadt. Räume zu öffnen auch für das eigene Aktivsein von jungen Menschen ist uns wichtig. Die Choreografin und Bildende Künstlerin Magda Korsinsky wird ab November eine partizipative Inszenierung mit und für Jugendliche und junge Erwachsene erarbeiten. Thema ist die Pause als Widerstand.

Dazu beschäftigt uns sehr die Frage, wie sich Theater und Schule begegnen können. Die Schule ist ein ganz eigener Kosmos mit spezifischen Regeln – und zugleich gibt es keinen diverseren Ort als die Schule. Wir erproben weiter neue Projekte, wie die „Drei-Tage-Performances“ in den Grundschulen. Da gibt es begeisterte Rückmeldungen von den Lehrkräften, die Termine sind schnell ausgebucht. Neu ins Klassenzimmer kommen wir ab November mit „Wutschweiger“, ein Zweipersonenstück über Armut und Freundschaft. Dazu planen wir ein interaktives Format über Berufswünsche für die Oberschulen.

Als Theater haben Sie einen engen Draht zu ihrem jungen Publikum. Welche Themen beschäftigen die Kinder und Jugendlichen aus Ihrer Sicht am meisten?

Wir beobachten, dass sich Kinder und Jugendliche stark mit der Frage beschäftigen, wie finde ich meinen Platz in dieser Welt – und welche Veränderungen in der Gesellschaft wünsche ich mir. In den Spielclubs wie Workshops erleben wir immer wieder, dass Schüler/-innen sich mit einer Offenheit und Neugier, aber auch einer großen Ernsthaftigkeit den Fragen stellen.
Hier setzt auch das Format „Kunst & Politik“ an. Die Reihe stellt gesellschaftspolitische Themen ins Zentrum und verbindet Kunst, Diskurs und Begegnung. Zum Jahrestag des Anschlags von Hanau haben wir den Dokumentarfilm „Der zweite Anschlag“ mit anschließendem Gespräch gezeigt, eine Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt seit den 1980er Jahren bis in unsere Gegenwart hinein. Gerade auch für junge Menschen, die selbst Rassismuserfahrungen gemacht haben und machen, war Hanau einschneidend. Hier ein Angebot zu machen, das aufklärt und für Rassismus sensibilisiert und gleichzeitig empowert, ist für uns sehr wertvoll. Es gab aus den Klassen und von Lehrer*innen so bestärkende Rückmeldungen, dass wir den Film auch 2023 wieder zeigen werden.

Welche Rolle spielt dabei der neue Kinder- und Jugendbeirat in Ihrem Theater?

Wir wollen Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben und sie direkt beteiligen, kontinuierlich und bereits in der Planung. Daher haben wir den Beirat ins Leben gerufen. Hier diskutieren Kinder und Jugendliche gemeinsam mit der Dramaturgie und der Vermittlung über Themen, die auf die Bühne sollen. Es werden Stücke gelesen und Proben besucht, Konzepte auseinandergenommen und viel Theater geschaut. Kinder und Jugendliche sind die Expert/-innen ihrer Welt, ihre Ideen und Kritik sind uns wichtig. Gleichzeitig lernen die Kinder und Jugendlichen, über Kunst zu sprechen und ihre Meinung argumentativ zu vertreten. Sie finden zu einer Haltung und erfahren, dass ihre Stimme einen Unterschied macht. Das sind Wirksamkeitserfahrungen par excellence.

Die Spielzeit 2022/23 steht vor der Tür. Welche Höhepunkte erwarten die jungen Theaterbesucher/-innen bei Ihnen im Haus?

Direkt ab September können Oberschulen das neue Stück „Du blöde Finsternis!“ entdecken. Vier Schauspieler*innen stellen in diesem Kammerspiel die Frage nach Hoffnung und Engagement in Krisenzeiten – und zwar mit einer ordentlichen Portion britischem Humor. Im Zentrum steht ein 17-jähriger Junge, der sich ehrenamtlich engagiert und an der Schwelle zur eigenen Zukunft steht. Selbst aktiv werden, können Grundschüler*innen ab Oktober in „Kompost-Horror“, ein interaktives Spiel zum Thema Nachhaltigkeit, das wir in Kooperation mit dem Theater Thikwa herausbringen. Später in der Spielzeit inszeniert Alexander Riemenschneider für Jugendliche „Das Kind träumt“ von Hanoch Levin, eine clowneske Tragödie über Flucht und Vertreibung, Verantwortung und Menschlichkeit. Wir haben eine Menge vor. Alle Lehrkräfte und Multiplikator*innen laden wir am 23. September zu unserem neuen Austausch- und Kennenlernformat „Nah dran“ ein – mit Tischgesprächen, Workshops, Stückvorstellungen mit dem Ensemble und allen Informationen rund um das Thema „Theater und Schule“. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen sind über den Besucher/-innenservice und die Website möglich. Sagen Sie es gern weiter, wir freuen uns sehr auf den Abend und den direkten und persönlichen Austausch!

Theater an der Parkaue

Theater an der Parkaue

Auf der Website des Theaters an der Parkaue finden Sie alle Informationen zum Ferien- und Hortprogramm sowie dem neuen Spielplan 2022/23. Theater an der Parkaue

Wenn Avatare Schule machen

Alle Schülerinnen und Schüler sollten die Möglichkeit haben, am Unterricht teilzunehmen, unabhängig von ihren individuellen Umständen und Möglichkeiten. Dana Wolfram, stellvertretende Schulleiterin am Otto-Nagel-Gymnasium, zeigt, wie ein Avatar dabei helfen kann.

Etwa ein- bis zweimal die Woche suchen mich zwei Schülerinnen aus der 7. Klasse im Schulleitungsbüro auf und fragen mich freundlich: „Dürfen wir Tom mitnehmen?“ Nach einem kurzen bereits vertrauten Nicken holen sie dann Tom aus dem Schrank, wo er in einer Transportkiste liegt, oder nehmen ihn von seiner Ladestation.

Tom ist ein kleiner Avatar, der den Namen eines Jungen trägt, welcher seit etwa zwei Jahren nicht mehr die Schule besuchen kann. Der 12-jährige Junge ist schwer am Fatigue-Syndrom erkrankt. Seine Krankheit macht es ihm unmöglich, regelmäßig am Unterricht teilzunehmen bzw. die Schule überhaupt aufzusuchen. Aber der kleine, weiße Avatar von etwa 30 cm Höhe kann für ihn stellvertretend im Klassenzimmer sein – wie ein Avatar, den man aus virtuellen Spielwelten kennt.

Nachdem die Mädchen Tom aus dem Büro abgeholt haben, nehmen sie ihn in seiner Kiste mit und stellen ihn auf den Tisch, an dem Platz, wo Tom eigentlich sitzen würde. Dann schalten sie den Avatar ein. Von diesem Moment an kann sich der Schüler Tom von zu Hause in die Klasse schalten.

Der Avatar vom Typ AV1 ist ein Telepräsenzroboter, welcher für Kinder und Jugendliche entwickelt wurde, denen der Schulbesuch aufgrund von Krankheit nicht möglich ist. Der kleine Roboter hat mit seinem drolligen Gesichtsausdruck eine positive Ausstrahlung. Er besitzt eine eingebaute Kamera und ein Mikrofon. Mit dem Internet verbunden kann er via Live-Stream den Unterricht übertragen. Dies ist auch ohne WLAN möglich, da das Gerät über einen eigenen LTE-Vertrag verfügt.

Mit Hilfe eines Tablets und einer Steuerungs-App kann Tom seinen Avatar auf dem Tisch im Kreis um die eigene Achse bewegen und den Kopf heben und senken. Somit hat er einen Einblick in den gesamten Klassenraum und kann Arbeitsmaterialien auf dem Tisch erkennen. Darüber hinaus stellt Tom über Icons auf dem Tablet seinen Gefühlszustand ein. Diesen können seine Mitschüler/-innen sowie seine Lehrer/-innen über die Form der Augen seines Avatars erkennen. Sie leuchten hellblau und sind entweder weit geöffnet oder leicht verschlossen. Zudem kann Tom anzeigen, ob er aktiv am Unterricht teilnehmen möchte. Dann leuchtet der Kopf hellblau auf. Nun kann er ins Gespräch mit seiner Klasse und seinen Lehrkräften kommen. Lachen kann der kleine Gefährte stellvertretend für Tom auch.

Auch wenn Tom aufgrund seiner schweren Erkrankung nur selten aktiv am Unterricht teilnimmt, so ermöglicht der Avatar, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, die so wichtig für seine Genesung sind. Das virtuelle Aufsuchen des Klassenzimmers ermöglicht ihm auch aus dem Bett heraus ein Stück gelebte Normalität. Es geht um soziale Teilhabe, die ihm der Avatar bietet. Auch das Wissen, trotz seiner Krankheit zu jeder Zeit am Unterricht teilnehmen zu können und dürfen, schafft ihm ein kleines Stück gefühlte Sicherheit.

Der Avatar erfüllt alle datenschutzrechtlichen Anforderungen. Er kann keine Ton- bzw. Bildaufnahmen aus dem Klassenzimmer aufnehmen, sodass Bild- und Tonrechte gewahrt werden können.

Der Einsatz des Telepräsenzroboters erfordert dennoch die schriftliche Zustimmung aller Beteiligten – der Kinder, der Eltern und der Lehrkräfte. Diesbezüglich sind Informationsveranstaltungen notwendig. Hier erhielt die Schule Unterstützung durch das Bezirksamt und die Schulaufsicht in Marzahn-Hellersdorf sowie das Unternehmen BroMedia Berlin.

Die Nutzung des Avatars basiert auf Freiwilligkeit und wurde von Toms Eltern gewünscht. Sie haben daher in einer Elternversammlung alle Eltern über den Gesundheitszustand ihres Kindes informiert und um die Erlaubnis des Einsatzes gebeten. Die Einwilligungserklärungen wurden über das Klassenleitungsteam eingeholt.

Der Avatar findet hohe Zustimmung bei den unterrichtenden Lehrkräften, denn er bietet eine gute Option, um der Isolation von langzeit-erkrankten Kindern entgegen zu wirken und Mitwirkungs- bzw. Interaktionsmöglichkeiten zu schaffen.

Berliner Schulen überzeugen beim Bundeswettbewerb „fair@school - Schulen gegen Diskriminierung“

Gleich zwei Berliner Schulen stehen auf dem Siegerpodest des Schulwettbewerbs der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Die Kurt-Schumacher-Grundschule in Kreuzberg und die Gemeinschaftsschule auf dem Rütli-Campus sind die beiden Erstplatzierten bei fair@school 2022.

Den ersten Preis in Höhe von 3.000 Euro erhält die Kurt-Schumacher-Grundschule in Kreuzberg. Ihr Projekt „Wie ein Wald“ entstand, nachdem Kinder der Schule Rassismus erlebten, Angst vor Lehrkräften hatten und nicht gehört wurden. In einer Drehbuch AG und mit einem abschließenden Film arbeiteten sie das Erlebte auf und fanden Wege, damit umzugehen. Der Film wurde der gesamten Schule im Kino gezeigt, viele Lehrkräfte nahmen ihn zum Anlass für Gespräche in den Klassen.

Der zweite Preis in Höhe von 2.000 Euro geht an die Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli in Neukölln. Das Projekt „Mehr als 2 Seiten“ entstand im Kurs „Glauben & Zweifeln“. Nach einer gemeinsamen Reise nach Israel und in die Palästinensergebiete entstand ein Comic über die Reise mit Arbeitsanregungen. Viele beteiligte Jugendliche haben selbst familiäre Beziehungen in die Region, erleben antiisraelische und antisemitische Einstellungen und selbst oft Rassismus und Ausgrenzung. Der Comic wird mittlerweile in vielen Klassen und Schulen als Lehrmaterial genutzt, teilweise unter Einführung der an der Reise beteiligten Schüler/-innen. Den dritten Preis erhält die Stadtteilschule Bahrenfeld aus Hamburg.

Mit dem Wettbewerb fair@school zeichnen die Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Cornelsen Verlag vorbildhafte Schulprojekte aus, die ein gelungenes Miteinander fördern. Sie wollen die Initiatoren das Recht auf einen fairen Schulalltag und auf diskriminierungsfreie Bildung stärken. In diesem Jahr wurden insgesamt 58 Beiträge zum Wettbewerb eingereicht.

Der Wettbewerb richtet sich an alle, die an einer allgemein- oder berufsbildenden Schule in Deutschland beschäftigt sind – von der Schulleitung über die Lehrkräfte und (Schul-)Sozialpädagoginnen und -pädagogen bis hin zur Leitung von schulischen Arbeitsgruppen. Auch Schülerinnen und Schüler, die sich an ihrer Schule gegen Diskriminierung stark machen und Projekte initiieren, können am Wettbewerb teilnehmen. Mit dem Wettbewerb wollen die Initiatoren das Engagement an Schulen unterstützen und fördern. Die ausgezeichneten Projekte sollen Beispiel geben, wie sich Schulen für Diversität einsetzen können.

Schüler machen Zeitung

Wettbewerbe

Bei der Teilnahme an einem schulischen Wettbewerb gewinnt die Schülerin oder der Schüler immer. Vielleicht einen der ausgelobten Preise, auf jeden Fall aber die Erfahrung, sich mit einem Thema engagiert und zielorientiert zu beschäftigen und sich selbst oder im Team zu präsentieren. Wettbewerbe

Wie Digidi und blended learning den Schulalltag verändern

Berliner Schulen konnten bei einem Online-BarCamp Einblick in die ersten Erfahrungen des Schulversuchs „Hybrides Lernen und Lehren“ nehmen. Dabei ging es darum, wie der Schultag der Zukunft aussieht. Wir sprachen mit einer der Moderator/-innen des BarCamps über next practice und die Perspektiven der Schulen.

Frau Wöhlbier, in einem Online Bar Camp haben die Schulen des Schulversuchs „Hybrides Lernen und Lehren“ erste Ergebnisse vorgestellt. Bevor wir dazu kommen, vielleicht kurz: Was ist ein Online Bar Camp? Wie läuft das ab und wie viele Gastschulen haben daran teilgenommen?

Ein BarCamp ist im Grunde eine Un-Konferenz – es gibt eigentlich kein vorgefertigtes Programm, es treten keine ausgewiesenen Expertinnen und Experten auf und es gibt kein klassisches Publikum. Bei einem BarCamp begegnen sich alle auf Augenhöhe und können ihre Themen einbringen. So haben die Schulen aus dem Schulversuch keine fertigen Ergebnisse präsentiert, sondern einen Einblick in ihren Entwicklungsstand gegeben und ihre Erkenntnisse zur Diskussion gestellt. Es haben auch andere Schulen in eigenen Sessions ihre Erfahrungen geteilt und so Fragen aktiv eingebracht. Wir hatten das Ganze mit den Schulversuchsschulen schon etwas vorstrukturiert und diesmal ein Onlineformat gewählt. Das ist niedrigschwellig und in den heutigen Zeiten auch sicherer. Insgesamt waren ungefähr 70 Personen aus den Berliner Schulen den Nachmittag über dabei.

Zu den ersten Ergebnissen gehören Ideen wie Digidi und Digido. Klingt erst einmal ein bisschen gaga. Was ist denn damit gemeint? Und wie haben die Gast-Schulen auf diese Idee reagiert?

Hier geht es um die Öffnung des klassischen Schultages. Jeweils am Dienstag und Donnerstag steht an der Heinz-Brandt-Schule die Medienkompetenz im Zentrum und inhaltlich arbeiten die Schülerinnen und Schüler projektorientiert an den Nachhaltigkeitszielen, den global goals. Die Unterrichtszeiten und die Lernorte sind an diesen Tagen aufgebrochen und flexibilisiert. Sie richten sich danach, wie viel Betreuung und Begleitung die Schülerinnen und Schüler benötigen, wo und in welcher Lernform sie am besten arbeiten können – das kann im Klassenzimmer sein, an anderen Lernorten in der Schule, an außerschulischen Lernorten oder auch zuhause. Wer wie und wo arbeitet und was dafür technisch und vom Können her benötigt wird, wird gemeinsam mit den Lehrkräften festgelegt.

Es ging auch um Maßnahmen wie flipped classroom oder blended learning. Was sind die Vorteile solcher Methoden, insbesondere im Kontext des hybriden Unterrichts?

Das ist eine komplexe Frage. Die Blended Learning Idee ist ja nicht neu – es geht sehr vereinfach darum, dass bestimmte Inhalte vorab bereitgestellt werden, damit sich Schüler/-innen individuell vorbereiten und die gemeinsame Zeit zum Austausch, für Fragen und zum Weiterdenken nutzen können. So können Expertenvorträge, Erklärfilme, Hintergrundtexte oder Podcasts ein Themengebiet vorher entlasten. Indem die Materialien auf verschiedene Weise zur Verfügung gestellt werden, kann in dieser Lernphase gut differenziert werden. Schülerinnen und Schüler können sich im eigenen Tempo und mit der individuell benötigten Unterstützung mit den Inhalten auseinandersetzen. Ein Film kann z.B. langsamer oder schneller oder mehrmals angeschaut werden, Untertitel können helfen, die Schriftgröße und die Darstellung kann angepasst werden, bei Fragen kann noch vertieft recherchiert werden – und wer ganz schnell ist und alles gleich verstanden hat, kann sich anderen Themen widmen. Hier bieten die Lernmanagementsysteme, also digitale Plattformen, viele Möglichkeiten. Lernpfade können angelegt und der Lernprozess vorstrukturiert werden. Die Materialien sind verfügbar, sobald ein Gerät und ein Onlinezugang vorhanden sind.

Neben ersten Ideen ging es auch um offene Baustellen. Welche Baustellen sind denn aus Sicht der Schulen die dringendsten?

Natürlich wird viel über Ausstattungsfragen gesprochen. Das ist wichtig und eine Grundvoraussetzung, aber gar nicht der Kern des Schulversuchs. Dieser betrifft das Lehren und Lernen an sich. Fragen ergeben sich auf schulorganisatorischer Ebene: also konkret danach wie ein Schultag aussieht, wer wo ist und was auf dem Stundenplan steht – das ist gar nicht so einfach und da verändert sich viel. Natürlich treibt alle ebenso um, wie ein sicheres und kompetentes Handeln in der digitalen Welt aussieht, diese Fragen betreffen neben dem Beherrschen der Technik auch die datenschutzrechtlich konforme Nutzung von Anwendungen im Netz.

Auch geht es im Schulversuch darum, was sich an Lernerfolgskontrollen und Prüfungen ändern sollte, damit diese die Kompetenzen abbilden, die im 21. Jahrhundert notwendig sind und junge Menschen fit für die Zukunft machen. Wenn sich die Welt verändert, wenn Lernen und Unterricht sich stark wandeln, sind dann unsere Formate noch richtig und stimmig? Darüber diskutieren die Schulen viel, hier wollen sie einiges ausprobieren.

Aufbruchstimmung oder Frust – wie haben Sie die Debatten im Bar Camp wahrgenommen?

Ganz viel Aufbruch! In großem Maße ist der Wunsch da, sich weiter zu vernetzen und mehr voneinander zu lernen – das ist extrem motivierend und ein tolles Signal. Und auch für uns eine herausfordernde und spannende Aufgabe.

Hier geht es zu einem Bericht der Berliner Zeitung über das Online-BarCamp.

Studenten vor Computer

Schule in der digitalen Welt

Wir setzen in unserer „Digitalisierungsstrategie Schule in der digitalen Welt“ zwei Prioritäten, mit denen wir an den „Aktionsplan für digitale Bildung 2021-2027“ der EU-Kommission sowie an die Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ anschließen. Schule in der digitalen Welt

Kurznachrichten

Sommerschulen: In den Sommerferien bietet die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie knapp 7.500 Plätze in der Sommerschule an. Damit sollen die pandemiebedingten Lernrückstände aufgefangen sowie zusätzliche Lernanreize für Schülerinnen und Schüler geschaffen werden. 4.020 Plätze stehen für die Jahrgangsstufen 2 bis 8, 2.400 Plätze für ältere Schülerinnen und Schüler sowie 1.040 Plätze in den beruflichen Schulen zur Verfügung. Die angebotenen Kurse an den Schulen dauern in der Regel zwei Wochen.

Ferienschulen für geflüchtete und zugewanderte Kinder und Jugendliche: Beim Programm „Fit für die Schule PLUS Ferienschule“ erhalten schutzsuchende Kinder und Jugendlichen Lernangebote, um sich auf den Schulbesuch in Berlin vorzubereiten. In ganz Berlin stehen rund 1.000 Plätze zur Verfügung. Die Teilnehmenden können ihre Sprachkenntnisse in Deutsch auf- und ausbauen und verschiedene Freizeitangebote wie Stadterkundungen, Sportprogramme und Kunstworkshops nutzen. Die Ferienschulen finden über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen und für jeweils 6 Stunden täglich statt. Die Berliner Ferienschulen werden um bereits laufenden „Fit für die Schule“-Lerngruppen ergänzt. Das Angebot richtet sich an geflüchtete Kinder und Jugendliche, die vorübergehend auf einen Schulplatz warten. Auf der Website der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung finden Sie eine Übersicht über die Angebote und weitere Informationen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an ferienschulen@dkjs.de.

Mehr Personal an Schule und für Digitalisierung: Der Haushalt für die Jahre 2022 und 2023 setzt klare Prioritäten. Der Etat der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ist weiterhin der größte Einzeletat aller Senatsverwaltungen und wächst allein in diesem Jahr um knapp 500 Millionen Euro auf rund 5,6 Milliarden Euro an. Auch im Jahr 2023 sind rund 5,6 Milliarden Euro etatisiert. In diesem und im nächstem Jahr werden dadurch rund 1.500 neue Stellen für die Schulen entstehen können. Außerdem werden die Digitalisierung gestärkt sowie zusätzliche Stellen für Schulpsycholog/-innen geschaffen, um die psychosozialen Folgen der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen noch gezielter zu adressieren.

Mathe-Cracks gesucht: Die Mathematische Schülergesellschaft Leonhard Euler der Berliner Universitäten und Schulen fördert mathematisch begabte Schüler/-innen in Berlin. Für die freien Plätze von Klasse 5 bis 12 im Schuljahr 2022/23 können sich mathematisch begabte und interessierte Kinder und Jugendliche bis zum Ende des laufenden Schuljahres online anmelden. Wegen der hohen Nachfrage in Klasse 7 findet am 27./28. Juni ein Aufnahmetest statt.

Fachbeirat Inklusion: Am Dienstag, den 21. Juni, hat sich heute der neue Fachbeirat Inklusion mit insgesamt 23 Mitgliedern konstituiert. Zum neuen Vorsitzenden des Fachbeirats Inklusion wurde Mario Dobe berufen, ehemaliger Schulleiter, Schulrat und Leiter der Fachgruppe Inklusion. Der Fachbeirat hat die Aufgabe, die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie im weiteren Umsetzungsprozess zur inklusiven Schule in Berlin konstruktiv zu beraten.

Berliner Klima Schulen: Die Initiative zur grundwasserschonenden Nutzung des Regenwassers der Schule am Berlinickeplatz hat den Publikumspreis des Wettbewerbs „Berliner Klima Schulen“ gewonnen. Mehr als 2.500 Stimmen wurden online für die Schule abgegeben. Die ersten Preise gehen an die August-Sander-Schule und an die Schule am Bienwaldring. Zweite Preise gehen an die Kepler-Schule, die Lina-Morgenstern-Gemeinschaftsschule, das Carl-Friedrich-von-Siemens-Gymnasium, das Goethe-Gymnasium Lichterfelde, die Wetzlar-Schule, das OSZ Gesundheit I und die Carl-Legien-Schule sowie die Sophie-Scholl-Schule. Hier finden Sie weitere Informationen.

Schwimmintensivkurse in den Ferien: In den Sommerferien fördern wir wieder die Intensiv-Schwimmkurse, die der Landessportbund durchführt. Sie richten sich an Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse, die kein Seepferdchen oder Bronzeabzeichen erworben haben. Seit dem 17. Juni ist die Anmeldung zu den Schwimmkursen online möglich.

Das steht an

28. Juni, 15.00-20.30 Uhr: Demokratie, Mitbestimmung und politische Bildung an Berliner Schulen. Eine Tagung der Landeszentrale für politische Bildung, Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin. Bitte melden Sie sich online an.

29. Juni, 16.30 Uhr: Die ersten Schritte – Kinder ins Netz begleiten. Vortrag für Eltern von Kindern im Grundschulalter. Bodo-Uhse-Bobliothek, Erich-Kurz-Straße 9, 10319 Berlin. Weitere Informationen finden Sie online.

29. Juni, 10-12 Uhr: Voice-Aid-Konzert „Music for the Planet“ auf dem Schulhof der Peter-Lenné-Schule, Hartmannsweilerweg 29, 14163 Berlin. Um Anmeldungen per E-Mail wird bis zum 24. Juni gebeten.

30. Juni, 17 Uhr: Digitale Medien – Handy, Gaming und soziale Medien im Familienalltag. Anna-Seghers-Bibliothek, Prerower Platz 2, 13051 Berlin. Weitere Informationen finden Sie online.

2./3. Juli, ab 13 Uhr: YouthCON’22. Jugendfestival mit Workshops, Diskussion, Austausch, Kreativangeboten und Musik für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 17 bis 30 Jahre im FEZ-Berlin.

4./5. Juli, 9-16 Uhr: JugendMedienDemokratieTage mit offenen Panels, Workshops und Foren zu Themen wie Mobbing, Hass, Rassismus & Gewalt im Netz, DeepFakes und Verschwörungsmythen, Wählen ab 16, diverse Gesellschaft und Beteiligung in regionalen Planungsprozessen. Am 5. Juli wird Aziz Bozkurt, Staatssekretär für Jugend, Familie und Schuldigitalisierung an einer offenen Diskussionsrunde teilnehmen. Bitte melden Sie sich bis zum 27. Juni online an.

Jobs, Jobs, Jobs

Einen Überblick über offene Stellen bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie finden Sie im Karriereportal des Landes Berlin

Sie sind eine pädagogische Fachkraft? Dann machen Sie Berlin groß! Das Land Berlin sucht Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte – auch interessant für Quereinsteigende.

Impressum

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
Bernhard-Weiß-Str. 6, 10178 Berlin

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