Anfang März veranstaltet die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie mit den vier Berliner Universitäten und dem Netzwerk für Lehrkräfte mit Migrationshintergrund eine digitale Informationsveranstaltung, um Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 10 über die beruflichen Perspektiven in der Schule zu informieren und Austausch anzubieten. Wir sprachen mit Rusanthja Kathirgamalingam, einer der Organisatorinnen, darüber, mit welchen Vorurteilen sie dabei aufräumen wollen und wie Lehrkräfte an den Schulen sie dabei unterstützen können.
Frau Kathirgamalingam, Sie veranstalten einen Zukunftscampus für Schülerinnen und Schüler, um für das Lehramt zu werben. Dabei richten Sie sich auch an die Absolventen der 10. Jahrgangsstufe? Ist eine Grundvoraussetzung nicht das Abitur?
Der Zukunftscampus ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin, der Universität der Künste Berlin, dem Berliner Netzwerk für Lehrkräfte mit Migrationshintergrund Vielfalt bildet Berlin und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Wir alle wollen, dass Lehrer/-innen ihre Fächer mit Leidenschaft unterrichten. Um den bestmöglichen Übergang von der Schule in das Lehramtsstudium zu ermöglichen und individuelle Stärken zu fördern, möchten wir Schülerinnen und Schüler der Oberstufe bei ihrer Berufs- und Studienorientierung frühzeitig unterstützen. Denn wenn Schüler/-innen bereits mit Wahl ihrer Leistungskurse feststellen, welche Fächer sie tatsächlich interessieren und wo ihre Stärken liegen, fällt ihnen die Wahl der Lehramtsfächer umso leichter. Deshalb sind auch Schüler/-innen ab der 10. Jahrgangsstufe, die sich für den Lehramtsberuf interessieren,
herzlich zu unserem digitalen Zukunftscampus eingeladen.
Was genau erwartet die Schüler/-innen bei dieser Veranstaltung und wie kommen Sie dabei den unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Lehrämter nach?
Die Interessierten erwartet ein spannendes und abwechslungsreiches Programm mit Informationen zu Bewerbung, Zulassungsvoraussetzungen und Studienfinanzierung. Zudem bieten wir Workshops zu unterschiedlichen Themen an, wie z.B. „Wie sieht der Alltag einer Lehrkraft aus?“ oder „Aller guten Dinge sind 3: Allroundtalente studieren Grundschullehramt“. Die Workshops werden gemeinsam von Studierenden aller Lehramtstypen, aktiven Lehrkräften und Schulleitungen unterschiedlicher Schularten, von Referendar/-innen und Seminarleitungen aus dem Vorbereitungsdienst sowie Mitarbeitenden der Universitäten und der Senatsverwaltung gestaltet. Zudem können Interessierte in digitalen Meetingräumen in einen individuellen Austausch mit Lehramtsstudierenden verschiedener Fachrichtungen treten.
Bei Schüler/-innen die Begeisterung für den Schuldienst zu wecken, klingt nicht einfach. Meist wollen Heranwachsende ja die Schule hinter sich lassen. Wie wollen Sie für den Lehrer/-innen-Beruf begeistern?
Die Heranwachsenden haben die Schule bisher einzig und allein aus der Sicht einer Schülerin oder eines Schülers betrachtet und wahrgenommen. Der Zukunftscampus führt alle verschiedenen Akteur/-innen der Schule zusammen, sodass die Interessierten die Möglichkeit haben, aus verschiedenen Perspektiven einen Einblick in die aktive Gestaltung von Schule zu gewinnen. Die Vorstellung, in seinen Lieblingsfächern junge Menschen auf ihrem Bildungsweg zu begleiten, ihnen bessere Lebens- und Teilhabechancen zu ermöglichen, Wissen zu teilen, Erfolge mitzugestalten, selbstständig, aber auch gemeinsam im Team zu arbeiten sowie Gestaltungsraum für kreative Ideen zu haben, ist für viele ein großer Motivator. Der Job als Lehrer/-in ist am Ende vielseitiger als viele glauben. Da sind neben Fachwissen auch viele Soft-Skills gefragt. Zugleich zeigen wir die beruflichen Perspektiven auf, denken Sie etwa an die Verbeamtung von Lehrkräften, die vorgesehen ist (hier das ganze Programm).
Unter Schüler/-innen gibt es klassische Vorurteile über Lehrkräfte. Mit welchem wollten Sie schon immer mal aufräumen?
Der Running Gag „Morgens Recht und nachmittags frei“ in der Kombination mit der Aussage, dass Lehrer/-innen während der Schulferien faulenzen und Urlaub machen können, ist ein schon lange überholtes Vorurteil. Aus diesem Anlass haben wir sogar einen Workshop danach betitelt, um durch Erfahrungsberichte von Lehrer/-innen, Studierenden und Schulleitungen solche und weitere Vorurteile zu beseitigen. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, muss eine Bereitschaft zum lebenslangen Lernen mitbringen, auf ständige Veränderungen reagieren können und offen sein für Weiterentwicklung und Professionalisierung zugunsten einer qualitativen und innovativen Unterrichtsgestaltung. Gerade in Berlin arbeiten Lehrer/-innen mit einer heterogenen Schülerschaft zusammen, auf deren Bedürfnisse sie individuell eingehen. Dabei einen kühlen Kopf zu bewahren, ist eine Kunst, die nicht jede/-r beherrscht.
Wie erfolgen denn Information und Anmeldung? Können hier die Lehrkräfte an den Schulen unterstützen?
Wir machen die Schulen auf verschiedenen Wegen auf die Informationsveranstaltung aufmerksam. Informationen zum Programm und die Anmeldung für die Teilnahme sind unter www.zukunftscampus-berlin.de versammelt. An die Schüler/-innen kommen wir aber nur über die Lehrkräfte. Wir sind darauf angewiesen, dass sie in ihrem Unterricht oder auch im Rahmen der Berufs- und Studienorientierung für die Teilnahme am Zukunftscampus werben und durch eigenes Vorbild Schüler/-innen für den Schuldienst begeistern.
Um auf den Zukunftscampus im Rahmen des Unterrichts hinzuweisen und den Schüler/-innen eine einfache Anmeldung mit dem Handy zu ermöglichen, stehen der Flyer sowie ein Aushang mit QR-Code erstellt, der im Klassen- und Kursraum oder am schwarzen Brett der Schulen angebracht werden kann.