In den Berliner Kitas wird es ab Einführung der Lolli-Tests eine Testpflicht geben. Was das für Eltern und Kinder heißt, wie die Testung ablaufen sollen und welche Auswirkungen dies auf Isolation und Quarantäne hat, erklärt Sylvia Werth, die das Referat der Einrichtungsaufsicht leitet.
Bislang gab es freiwillige Nasal-Tests in den Kitas. Warum gehen Sie jetzt zu einer verbindlichen Lolli-Testung über?
Mit der Verbreitung der Omikron-Virusvariante beobachten wir aktuell eine wachsende Dynamik des Infektionsgeschehens. Die betrifft auch die Kitakinder. Mit der Testpflicht können wir Corona-Infektionen zeitiger erkennen und flächendeckende Ausbrüchen innerhalb der Kitas bestenfalls verhindern.
Die Testung wird durch die Lolli-Tests zudem angenehmer für die Kinder. Viele Eltern hatten sich Tests dieser Art gewünscht, weil Sie von kleinen Kinder leichter akzeptiert werden. Wir sind davon überzeugt, dass sich mit den Lollitests die Testpflicht besser umsetzen lässt und wir eine höhere Verbindlichkeit bei der Testung in Kitas erreichen.
Wie kommt das Testmaterial zu den Eltern?
Die Tests wurden in sehr großer Menge bestellt und werden aktuell an die Jugendämter ausgeliefert. Die Jugendämter geben ab Freitag, den 21. Januar die Tests an die Träger aus. Die Träger werden darüber per E-Mail informiert. Die Träger müssen die Tests dann an die einzelnen Einrichtungen weiterleiten, damit die Kitas die Tests umgehend an die Eltern aushändigen können. Wir gehen davon aus, dass die Testlieferungen noch einige Tage fortgesetzt werden, die Einrichtungen dann aber bald Tests für mehrere Wochen haben, so dass Eltern auch Tests für mehrere Tage mit nach Hause nehmen können.
Wie oft, wer und wann soll getestet werden?
Kitakinder, die in die Einrichtung kommen, sollen morgens, am besten eine halbe Stunde nach dem Frühstück, zu Hause von den Eltern getestet werden. Die Eltern füllen dann den Dokumentationsbogen aus, den sie in der Kita vorlegen, wenn Sie das Kind bringen. Ist das Testergebnis negativ, kann das Kind in die Kita. Die Testung durch die Eltern kann gegebenenfalls auch in der Kita erfolgen. Hier sollte man sich aber mit der Kita abstimmen, wann und wo das möglich ist. Die Kinder sollen immer montags und an zwei weiteren Tagen in der Woche getestet werden. Die Kitas geben dabei den jeweiligen Rhythmus vor. So wird das regelmäßige Testen sichergestellt, das für die Infektionserkennung notwendig ist.
Gibt es Kinder, die nicht getestet werden müssen?
Von der Testpflicht ausgenommen sind bereits immunisierte Kinder, also vollständig geimpfte oder von Corona genesene Kinder. Wir empfehlen aber dringend, auch für diese Kinder die regelmäßigen Tests anzubieten.
Ebenfalls ausgenommen sind Kinder, bei denen ein Corona-Test auch in Form eines Lolli-Tests aufgrund ihrer persönlichen Voraussetzungen nicht durchgeführt werden kann, etwa weil es körperliche Einschränkungen gibt. Wenn die Kita davon noch nichts davon weiß, muss dies durch eine ärztliche Bescheinigung nachgewiesen werden.
Wer unterstützt Kitas und Eltern bei Konfliktfällen rund um die Frage der Testung?
Wir informieren die Einrichtungen und die Eltern regelmäßig und umfassend, so dass es keine Unklarheiten gibt. Angesichts der Testpflicht sind die Einrichtungen in die Lage versetzt worden, nicht einsichtigen Eltern die Betreuung ihrer Kinder in der Kita zu verwehren, wenn sie ihre Kinder nicht testen oder testen lassen. Die Träger können sich dazu im Einzelfall bei der Kita-Aufsicht beraten lassen.
Was sollen Eltern tun, wenn ein Test positiv ausfällt?
Wenn der Lollitest positiv ausfällt, muss das Kind nachgetestet werden. Das kann beim Arzt oder in einem Testzentrum durch einen PCR- oder PoC-Antigentest erfolgen. Ist auch die Nachtestung positiv, muss das Kind zu Hause bleiben und die Kita informiert werden. Die Isolation beginnt grundsätzlich im Moment der Kenntnisnahme, also in dem Moment in dem ein Test belegt, dass das Kind positiv getestet ist. Wenn die Testung in einem Testzentrum oder beim Arzt erfolgte, ist keine Nachtestung erforderlich.
Das Kind sollte dahingehend überwacht werden, ob sich Symptome zeigen. In diesem Fall ist der Kinderarzt zu informieren und das Kind muss in Isolation bleiben. Nach der Erkrankung kann die Isolation nach insgesamt sieben Tagen durch einen PoC-Antigen-Schnelltest oder PCR-Test beendet werden. Kinder, die als Kontaktpersonen in freiwilliger Quarantäne sind, können nach fünf Tagen „frei“ getestet werden und dann ihren Besuch der Kita wieder aufnehmen (Übersicht zu Isolation und Quarantäne).
Ab wann und durch wen kann eine Freitestung erfolgen?
Für Kinder, die erkrankt sind, kann die Isolation nach sieben Tagen durch einen negativen Antigenschnelltest oder PCR-Test beendet werden. Kinder, die als Kontaktpersonen in Quarantäne sind, können bereits nach fünf Tagen durch einen Antigenschnelltest oder PCR-Test freigetestet werden, wenn sie keine Symptome haben. Kinder, die vollständig, also zweimal, geimpft sind und deren letzte Impfung nicht länger als 3 Monate zurückliegt, müssen nicht in Quarantäne. (Übersicht zu Isolation und Quarantäne).
Für die Pädagog/-innen entfällt die Absonderungspflicht, wenn sie geboostert sind, also einen vollständigen Impfschutz und eine Auffrischungsimpfung haben, oder wenn sie geimpft sind und die Impfung nicht länger als drei Monate zurückliegt. Auch genesene Personen, deren Erkrankung nicht länger als drei Monate, aber mindestens 28 Tage zurückliegt, müssen nicht in Quarantäne. Ansonsten endet die Quarantäne beziehungsweise Isolation nach zehn Tagen ohne Test oder nach sieben Tagen mit Test.
Wichtig ist: Für die Freitestung sind grundsätzlich die Bürgertests der öffentlichen Teststellen (§ 6 TestV) zu nutzen. Dort werden PoC-Antigen oder PCR-Tests vorgenommen.
Wie können Eltern die Kitas darüber hinaus unterstützen, Infektionen zu verhindern?
Indem sie sich an die Hygieneregeln halten und die Vorgaben der Kitas und deren Hygienepläne befolgen. Denn Eltern sind die wichtigsten Vorbilder für die Kinder und sollten stets mit gutem Beispiel vorangehen: Impfen, Maske tragen, Abstand halten, lüften und so weiter. Die Zusammenarbeit mit den Kita-Erzieher/-innen ist besonders wichtig, damit die Kinder nicht in Loyalitätskonflikte geraten. Deshalb können Eltern auch die Testungen gut unterstützen, indem sie sie spielerisch und in kleine Geschichten verpackt vornehmen, um den Kindern eventuelle Ängste zu nehmen.