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Architektur: Wichtige Berliner Bauwerke
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Das Turbinenhaus der AEG in Berlin-Moabit gilt als Leitbau moderner Industriearchitektur.
"Kommen Sie nach Berlin, so vergessen Sie nicht, sich das Turbinenhaus der AEG von Peter Behrens anzusehen. Sie müssen das gesehen haben!", schrieb 1914 der junge Erich Mendelsohn. Das bahnbrechend Neue an diesem Bau wird erst klar, wenn man sich die vorherige Entwicklung vergegenwärtigt. Kleinere Industriebauten wurden oft von heute unbekannten Bau- oder Maurermeistern entworfen, große Gebäude und Fertigungshallen meist von Bauingenieuren; zur Fassadengestaltung zog man namhafte Architekten hinzu.
So entwarf Franz Schwechten, Architekt der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und des Anhalter Bahnhofs, für die AEG-Bauten in der Acker- und in der Brunnenstraße die Fassaden. Doch das war keine Industriearchitektur im eigentlichen Sinne, die Fassaden waren – zeittypisch – eine beliebige Kulisse, ohne Bezug zur Funktion der Gebäude und in ihren Formen auf jede Bauaufgabe anwendbar.
1907 berief Emil Rathenau Peter Behrens, ursprünglich als Maler ausgebildet, zum künstlerischen Berater der AEG, zuständig für das gesamte Erscheinungsbild der Firma. Behrens, in dessen Büro Leute wie Gropius, Mies van der Rohe und Le Corbusier arbeiteten, entwarf nicht nur eine neue "Corporate Identity" und zeichnete verantwortlich für das Design sämtlicher AEG-Produkte, sondern schuf mit der Turbinenhalle in Moabit 1909 den Leitbau der modernen Industriearchitektur.
Erstmals überhaupt zeigte die öffentliche Fassade eines Industriebaus die nackte Konstruktion: Die Stahlbinder liegen mit ihren Gelenken unverkleidet vor der Glasfassade, die sich leicht nach innen neigt, den inneren Stützen folgend. Auch der sechsfach gebrochene Giebel der Stirnwand folgt der inneren Konstruktion. Doch hier wird auch klar, dass es Behrens nicht darum ging, die bloße Konstruktion darzustellen: Scheinbar ruht der Giebel auf der Glasfront, das Prinzip von Tragen und Lasten wird durch die rückspringenden gequaderten Eckpfeiler verkehrt. Die massiven, konstruktiv unnötigen Eckpylone geben der Front eine Schwere, die Vertrauen einflößen sollte– den wie auch der Außenwelt. Die Architektur selbst wurde zum Werbemedium.
Erst im Vergleich mit den "klassischen" Fassaden aus Säulen, Dreiecksgiebeln und neobarockem Zierrat wird die bahnbrechende Neuerung des Behrens’schen Baus deutlich, die auf die Zeitgenossen starken Eindruck machte, wenngleich die Stirnseite von nachfolgenden Architekten als Zugeständnis an die Tradition kritisiert wurde. Die Halle war ursprünglich 110 Meter lang, 1939 wurde sie in deutlich schwächerer Architektur auf über 200 Meter verlängert. Zum Werksgelände hin wird sie von einer zweigeschossigen werksteinverkleideten Halle begleitet.
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