Liebe Andrea, was hat Dich dazu motiviert, für das Amt der Forumsdelegierten zu kandidieren und wie blickst Du auf die letzten zwei Jahre zurück im Hinblick auf dein Engagement als Forumsdelegierte?
Zum einen wohne ich in der Nachbarschaft des Dragonerareals und habe von Anfang an die Entwicklung des Modellprojekts mit Interesse verfolgt. Zum anderen studiere ich neben meiner beruflichen Tätigkeit Stadt- und Regionalentwicklung im Fernstudium. Das Ehrenamt der Delegierten ermöglichte mir einen ungefilterten Einblick hinter die Kulissen solch eines komplexen Stadtentwicklungsverfahrens, in dessen Rahmen ein neues Stadtquartier entsteht. Die letzten zwei Jahre waren spannend und intensiv.
Es ist durchaus eine Herausforderung, sich dazu verpflichten, ca. alle zwei Wochen an einem Termin teilzunehmen. Allerdings werden die meisten Sitzungen digital durchgeführt, so dass sie gut in den Tag zu integrieren sind. Dass ich freiberuflich bin, hat dabei sicherlich geholfen. Darüber hinaus gibt es sogar ein Sitzungsentgelt von 35 Euro pro Termin.
Welche Themen und Anliegen liegen Dir für das Modellprojekt Rathausblock besonders am Herzen und gelang es Dir als Forumsdelegierte die Themen voran zu treiben?
Das Thema Barrierefreiheit finde ich sehr wichtig. Ich konnte dazu anregen, dass eine Forumsveranstaltung mit diesem Thema als Schwerpunkt durchgeführt wird. Dabei waren u.a. die bezirkliche Beauftragte für Menschen mit Behinderung und ein Vertreter des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlins eingeladen und haben einen spannenden Input gegeben. Das hat allen Beteiligten die Wichtigkeit des Themas nochmals vor Augen geführt und auch für weitere Vorhaben auf die Agenda gesetzt. So wurde das Thema auch in die Fortschreibung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (kurz: ISEK) eingebracht.
Die gewählten Forumsdelegierten teilen sich auf den Zukunftsrat sowie das Raum- und Flächenkuratorium auf. In diesen beiden Gremien werden die maßgeblichen Entscheidungen für die Entwicklung des Rathausblocks getroffen. Mit welchen Themen hat man im jeweiligen Gremium zu tun und unterscheidet sich die ehrenamtliche Tätigkeit?
Ich selber bin Delegierte für den Zukunftsrat. Hier werden alle strategischen Entscheidungen für den Rathausblock getroffen, was eine große Themenvielfalt mit sich bringt und man sitzt u.a. mit dem zuständigen Stadtrat und Staatssekretär auf Senatsebenen an einem Tisch. Der Zukunftsrat tagt etwa alle zwei Monate. Alle zwei Wochen findet ein Termin der Vorbereitungsgruppe Zukunftsrat statt, der dabei hilft, sich mit den aktuellen Themen und anstehenden Entscheidungen auseinanderzusetzen. Das Raum- und Flächenkuratorium beschäftigt sich mit den aktuellen und künftigen Nutzungen der Räume und Flächen auf dem Dragonerareal. Dieses Gremium trifft sich alle sechs bis acht Wochen.
Beide Delegiertenämter geben einen Einblick in Ebenen und Prozesse, an denen man als Laie normalerweise nicht teilhaben kann.
An welchen Entscheidungen im Zukunftsrat oder Raum- und Flächenkuratorium warst Du zum Beispiel beteiligt und welche waren besonders wichtig für Dich?
Das waren einige. Zum Beispiel habe ich den Beschluss des städtebaulichen Entwurfs begleitet. Das war ein Meilenstein für das Modellprojekt. Auch war ich an der Entscheidung beteiligt, dass maßgeblich die WBM (Wohnungsbaugesellschaft Mitte mbH) die Wohnungsbaumaßnahmen auf dem Baufeld Süd umsetzen wird. Momentan wird der Bebauungsplan noch ausgearbeitet, ohne den das geplante neue Stadtviertel nicht gebaut werden könnte. Dies ist einer der nächsten anstehenden grundlegenden Beschlüsse.
Wie sieht der Alltag als Forumsdelegierte aus? Wieviel Zeit muss man mitbringen, was gehört zu den Aufgaben?
Es stehen insgesamt mehr Termine an als die alle zwei Wochen stattfindende Sitzung der Vorbereitungsgruppe für den Zukunftsrat. Und nahezu alle Termine finden auch während der üblichen Arbeitszeit statt, was manchmal mit dem eigenen Arbeitsalltag kollidiert.
Aber wir Delegierten waren in den letzten zwei Jahren ein Team von vier Leuten. Die Arbeit im Team war auch manchmal herausfordernd, da auch wir zum Teil unterschiedliche Positionen und Meinungen haben. Insgesamt hat die Zusammenarbeit aber gut funktioniert, wir standen im Austausch miteinander und konnten uns auch gegenseitig vertreten.
Mir war es wichtig, gut vorbereitet zu sein für den Zukunftsrat und die Vorbereitungsgruppe. Die Vorbereitung dauert aber nicht immer lange. Oft reicht es, das Protokoll der letzten Sitzung zu lesen, um wieder reinzukommen.
Was möchtest Du Personen mitgeben, die überlegen, ob sie sich für das Ehrenamt Forumsdelegierte*r zu Wahl stellen?
Traut euch! Das Ehrenamt bietet die Chance, sich an einem der seltenen kooperativen Stadtentwicklungsprojekte beteiligen zu können. Mit Erfahrungen und Begegnungen, die man sonst nicht hat.
Und es gibt auch Unterstützung: Die Delegierten sind mehrere Personen, Alexander Matthes vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, die Teams der ZusammenStelle und der S.T.E.R.N. stehen auch jederzeit bei Fragen zur Verfügung.
Zum Abschluss: Bitte beschreibe das Amt der Forumsdelegierten mit maximal drei Wörtern.
Hier habe ich lange überlegt und nun sind es fünf Wörter geworden:
Keep calm and carry on!