Newsletter Grüne Beschaffung, Nr. 30

T-Shirt mit Symbol für Kreislaufwirtschaft

Februar 2023

Wegweisendes Pilotprojekt „Textilkreislauf Berlin“ gestartet

Im Februar ist das ambitionierte Forschungs- und Demonstrationsvorhaben „Pilotprojekt Textilkreislauf Berlin“ gestartet. Im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK) wird das Konsortium rund um das niederländische Textil-StartUp Circularity B.V. exemplarisch einen geschlossenen Textilkreislauf aufbauen. So soll für Berlin erstmalig gezeigt werden, dass in Berlin anfallendes textiles Altmaterial gesammelt und durch Sortierung, Vorbehandlung und rein mechanisches Recycling wieder für die Herstellung von z. B. T-Shirts für Berliner Bürger*innen eingesetzt werden kann.
Neben diesem wegweisenden Vorhaben engagiert sich die SenUMVK in weiteren Initiativen für eine kreislauforientierte Textilwirtschaft. So liefert die Re-Use Initiative viele gute Antworten auf die Frage, wie Berlinerinnen und Berliner gemeinsam mit Politik und Wirtschaft die Mode- und Textilverschwendung stoppen können. Einen Überblick über wesentliche Ansätze bietet das Video „Zirkuläre Textilwirtschaft in Berlin“. Für Interessierte ist zudem die Nachberichterstattung des Fachdialogs “Bekleidungsbeschaffung unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte” vom 12. Oktober 2022 auf der Website des SenUMVK abrufbar.

Abriss mit Hydraulikhammer

„Urban Mining“ für mehr Klimaschutz – Die öffentliche Beschaffung in Berlin geht voran

Mehr Klimaschutz im Bausektor ist notwendig, um die Klimakrise zu bewältigen. Umweltverbände fordern insbesondere den „Abrisswahn“ auf Kosten von Klima und Umwelt zu stoppen. So hat die Deutsche Umwelthilfe im Dezember 2022 eine Liste mit Negativbeispielen für Gebäudeabrissen veröffentlicht. Das „Urban Mining“ (d. h., die integrale Bewirtschaftung von anthropogenen Lagern) bietet einen Lösungsansatz für den verschwenderischen Umgang mit dem Gebäudebestand. Berlin geht im Rahmen der öffentlichen Beschaffung in Sachen Urban Mining voran und fordert in der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt (VwVBU) z. B., dass vor der Beschaffung von Bauleistungen bzw. deren Planung „Vorüberlegungen“ in Bezug auf die alternative Anmietung von bestehenden Gebäuden sowie dem Kauf bereits vorhandener baulicher Anlagen angestellt werden. Damit ist der Vorrang der Sanierung/des Umbaus vor dem Neubau im Rahmen der bestehenden Prüfpflicht bereits jetzt geltendes Recht. Darüber hinaus sieht die VwVBU die Einbindung einer qualifizierten Umwelt- und Energieberatung vor, um die hohen Umweltstandards im Rahmen von Neubau oder Modernisierung sicherzustellen (Leistungsblatt 26 und 29).

Eine Pflanze wächst aus einer Betonspalte

Marktplätze für gebrauchte Bauteile und recycelte Baustoffe ermöglichen das Urban Mining

Eine Herausforderung im Zusammenhang mit dem Urban Mining ist die Verfügbarkeit von Informationen hinsichtlich des Angebots an gebrauchten Bauteilen und Sekundärbaustoffen. Digitale Marktplätze und Plattformen können hier Abhilfe verschaffen. Das Gebäudeforum Nachhaltigkeit hat zahlreiche Marktplätze, Plattformen und Organisationen für Recycling-Baustoffe und gebrauchte Bauteile zusammengetragen. Die Zusammenstellung kann die kreislauffähige Planung unterstützen und hilft, die richtigen Produkte und Ansprechpartner für entsprechende Planungs-, Bau- und Rückbauprozesse zu finden. Eine sehr informative Quelle für Verantwortliche in der Baubranche und der öffentlichen Beschaffung!

Gestapelte Baumstämme

Leitfaden: Öffentliches Bauen & Sanieren mit Holz

Holz wird als nachhaltiger Baustoff immer wichtiger. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) hat in diesem Kontext den Leitfaden „Öffentliches Bauen & Sanieren mit Holz“ vorgestellt. Der Leitfaden beinhaltet praktische Hilfestellungen bei der Planung und Vergabe von kommunalen Holzbauprojekten und beschreibt die Unterschiede zum Massivbau. Das Land Berlin ist mit dem Praxisbeispiel „Neubau Schulgebäude Berlin-Mahlsdorf“ (Seite 70) im Leitfaden vertreten.

Recycling-Gesteinskörnung

Berlin fördert ressourcenschonendes, nachhaltiges Bauen über die öffentliche Beschaffung

Das Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz (BerlAVG) verpflichtet öffentliche Auftraggeber*innen der unmittelbaren Berliner Landesverwaltung bei der Vergabe von Bauleistungen ab geschätztem Auftragswert von 50.000 Euro ökologische Kriterien zu berücksichtigen und umweltfreundlichen und energieeffizienten Produkten, Materialien und Verfahren den Vorzug zu gegeben. Wesentliches Instrument zur Umsetzung dieser Vorgabe ist die Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt (VwVBU). Die Federführung für die Entwicklung von Vorschlägen an den Senat zur Fortentwicklung der VwVBU liegt bei der SenUMVK. Die Ambitionen der SenUMVK hinsichtlich des ressourcenschonenden und nachhaltigen Bauens spiegeln sich auch in den konkreten Maßnahmen zur Förderung des Einsatzes ressourcenschonenden Betons wider. In diesem Zusammenhang wurde das Pilotprojekt “CORE“ (CO2-REduzierter Beton) durch das SenUMVK initiiert und unterstützt. Im Rahmen des Projektes wurde im Jahr 2022 zusammen mit dem Projektkonsortium und der Baufirma Instone Real Estate erstmals in einem Bauabschnitt der Quartiersentwicklung Friedenauer Höhe in Tempelhof-Schöneberg der Nachweis erbracht, dass das CORE-Verfahren den Praxistest besteht und Umweltentlastungen auch im kommerziellen Betrieb zu erzielen sind.

Flaggen der EU

Europäische Union einigt sich auf Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten

Das Gesetz, auf das sich die europäischen Institutionen im Dezember geeinigt haben, betrifft Rohstoffe wie Rinder, Kakao, Kaffee, Palmöl, Soja und Holz sowie Produkte, die diese Rohstoffe enthalten. Diese tragen im besonderen Maße zur Entwaldung bei und führen zu gravierenden ökologischen und sozialen Auswirkungen entlang der Lieferkette. Der Gesetzesentwurf enthält verbindliche Sorgfaltspflichten für alle Marktteilnehmer*innen und Händler*innen, die die besagten Rohstoffe und Produkte in der Europäische Union (EU) vermarkten, bereitstellen oder aus der EU ausführen wollen. Von strengeren Vorgaben für den Marktzugang solcher Produkte profitiert auch die nachhaltige öffentliche Beschaffung in Deutschland. Berlin ist bereits heute Vorreiter in der öffentlichen Holzbeschaffung und stellt seit über 10 Jahren hohe Nachhaltigkeitsanforderungen, wie z. B. durch die Nachweisführung mit dem FSC-Siegel bzw. gleichwertigen Zertifikaten.

Logo der FNR

Seminarreihe „Nachhaltige Beschaffung“ der FNR

In Kooperation mit den kommunalen Partnern Deutscher Städte- und Gemeindebund (DStGB) und Deutscher Landkreistag (DLT) hat die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) eine Online-Seminarreihe zum Thema nachhaltiger öffentlicher Einkauf ins Leben gerufen. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an Mitarbeitende aus Kommunen, Behörden und öffentlichen Einrichtungen sowie an alle am nachhaltigen Einkauf Interessierten. Die Auftaktveranstaltung fand am 18. Januar 2023 statt und behandelte das Thema „Green Meetings – Umweltfreundliche Veranstaltungen mit nachwachsenden Rohstoffen“. Das nächste Seminar zum Thema „Die umweltfreundliche Marketingausstattung: Drucksachen & Papiere richtig ausschreiben“ ist am 15. März 2023.

Junges Team arbeitet an einer Flipchart

Weiterhin Nachholbedarf bei der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen

Das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderte Forschungsvorhaben „Identifikation, Visualisierung und Analyse verwaltungsinterner Strukturen zur Förderung der öffentlichen Beschaffung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen“ stellt fest, dass die nachhaltige öffentliche Beschaffung zwar mittlerweile einen höheren Stellenwert einnimmt, es jedoch weiterhin Nachholbedarf gibt. Das Land Berlin nimmt in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle ein. Weitere Informationen zum Forschungsvorhaben finden sie hier:

Umweltbundesamt (UBA)

Leitfänden zur umweltfreundlichen Beschaffung des Umweltbundesamtes

Das Umweltbundesamt, die zentrale Umweltbehörde der Bundesrepublik Deutschland, veröffentlicht regelmäßig Leitfäden zur umweltfreundlichen Beschaffung für verschiedene Produktgruppen. Im Dezember 2022 wurden Leitfäden für die Beschaffung von Mobiltelefonen, Smartphones und Tablets sowie für aufbereitete Tonerkartuschen und Tintenpatronen für Drucker, Kopierer und Multifunktionsgeräte veröffentlicht. Die Leitfäden basieren auf den Kriterien des Umweltzeichens Blauer Engel und enthalten die für öffentliche Auftraggeber*innen wesentlichen Informationen und
Empfehlungen für die Einbeziehung von Umweltaspekten in die Vergabe- und Vertragsunterlagen.

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz veröffentlicht Vergabestatistik für das erste Halbjahr 2021

Die Vergabestatistik für das erste Halbjahr 2021 zeigt, dass im Berichtszeitraum knapp 11.000 Vergaben gemeldet wurden, in denen Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt wurden. Bezogen auf die Gesamtanzahl an Vergaben entspricht dies rund 12 Prozent. In Bezug auf das Gesamtauftragsvolumen sind es gut 31 Prozent.

Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert die Anschaffung klimaschonender Nutzfahrzeuge

Mit attraktiven Förderungen möchte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) klimafreundliche Nutzfahrzeuge konkurrenzfähig machen. Hier finden Sie aktuelle Informationen zu alternativen Antrieben und zum Förderprogramm: