Newsletter des Landesdenkmalamtes Berlin - Dezember 2022

Inhalt

1. Preisträger der Ferdinand-von-Quast-Medaille 2022

Alter St.-Matthäus-Kirchhof Schöneberg

Den Berliner Denkmalpflegepreis, die Ferdinand-von-Quast-Medaille, erhielten 2022
  • Hamid Djadda, Inhaber der Avus-Tribüne
  • EFEU e. V. – Alter St. Matthäus-Kirchhof Schöneberg
    vertreten durch Rüdiger Pohl und Wolfgang Schindler

Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister von Berlin und Senator für Kultur und Europa, verlieh die Auszeichnung am 30. November 2022 im Bärensaal des Alten Stadthauses.

Weitere Informationen bei der Senatsverwaltung für Kultur und Europa:

2. Neu unter Denkmalschutz: S-Bahnhof Savignyplatz mit Wandbild von Ben Wagin

S-Bahnhof Savignyplatz mit Wandbild "Weltbaum" von Ben Wagin und anderen

Das Landesdenkmalamt Berlin hat den Denkmalschutz für den S-Bahnhof Savignyplatz erweitert und dabei unter anderem das berühmte Wandbild „Weltbaum 2“ von Ben Wagin unter Denkmalschutz gestellt.
Bisher schon geschützt war der eigentliche Bahnhof (1895-96) als Teil des Bahnviadukts, der Berlin vom Ostbahnhof bis zum Bahnhof Charlottenburg durchzieht (1875-82). Neu hinzugekommen ist die städtebauliche Situation direkt um den Bahnhof, insbesondere die Fußgängerpassage zwischen Bleibtreustraße und Savignyplatz (seit 1999 Else-Ury-Bogen). Der S-Bahnhof ist als Einheit mit der Passage, den raum- und ortsprägenden Brandwänden der umgebenden Häuser sowie der Brandwandgestaltung eines Künstlerkollektivs um Ben Wagin von hoher geschichtlicher, künstlerischer und städtebaulicher Bedeutung.

Weitere Informationen:

3. Studienpreis 2023 des Landesdenkmalamtes Berlin ausgeschrieben

Studienpreis 2023

Der Studienpreis des Landesdenkmalamtes Berlin wird 2023 zum dritten Mal vergeben. Bewerbungen zum Studienpreis des Landesdenkmalamtes Berlin können bis spätestens zum 17.02.2023 eingereicht werden. Teilnahmeberechtigt sind Bachelor- und Masterarbeiten, die im Zeitraum von bis zu zwei Jahren vor der Auslobung des Studienpreises an einer Universität oder Fachhochschule abgeschlossen und bewertet wurden. Studierende aller Universitäten und Fachhochschulen im In- und Ausland sind teilnahmeberechtigt.
Der Preis würdigt und fördert die Beschäftigung an Universitäten und Hochschulen mit der Berliner Denkmallandschaft. Er wird jährlich an bis zu drei herausragende Bachelor- oder Masterarbeiten verliehen, die sich auf die Berliner Denkmallandschaft beziehen und für die Berliner Denkmalpflege relevante Themen behandeln.

4. Neuerscheinung: Keramik in Berlin, Brandenburg und Europa

Cover der Publikation

Das 53. Internationale Keramiksymposium, organisiert vom Arbeitskreis für Keramikforschung, sollte 2020 in Berlin stattfinden, musste jedoch aufgrund der Corona­-Situation abgesagt werden. Trotzdem und gerade deshalb werden hier die geplanten Beiträge publiziert. Der vorliegende Sonderband nimmt die Region Berlin/Brandenburg in den Fokus und zeigt Beispiele der Produktion, Innovation, des Handels und der Sammlungsgeschichte von Keramik auf. Die weit über diese Region hinausgehenden Aufsätze beschäftigen sich zu einem Teil mit archäologischen Keramikfunden des Mittelalters und der frühen Neuzeit, darunter speziellen Funden und Befunden, wie Kachelöfen und Ofenkacheln, einem Töpfereifund und der Steinzeugproduktion. Darüber hinaus werden moderne Baukeramik in Berlin, technische Aspekte der Keramikherstellung sowie die Rolle der Keramik als Bildträger behandelt. Als übergreifender Aspekt steht immer wieder der Austausch mit Keramiken als Quelle zu Handelswegen und der Kommunikation im Blickfeld.

Die Neuerscheinung ist dem Archäologen Dr. Eberhard Kirsch gewidmet, einem bedeutenden Keramikforscher in Berlin (Märkisches Museum).

Bibliographische Angaben
Keramik in Berlin, Brandenburg und Europa. Produktion, Innovation, Handel und Sammlungsgeschichte
Herausgeber: Landesdenkmalamt Berlin und Gregor Döhner und Lutz Grunwald für den Arbeitskreis Keramikforschung
Reihe: Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Sonderband
300 Seiten, 23,5 × 29,7 cm, Hardcover, mit zahlreichen Abbildungen und Fundzeichnungen
ISBN 978-3-945880-87-6
hendrik Bäßler verlag · berlin, Berlin, 2022
Euro 29,95
Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag

5. Außergewöhnlicher Fund auf der Grabung Molkenmarkt

Wiegenpüppchen aus Keramik

Auf dem Großen Jüdenhof wurde im Rahmen der laufenden Grabung Molkenmarkt (Landesdenkmalamt Berlin) ein außergewöhnlicher Fund gemacht. Ein Holzbauwerk aus der Zeit um 1400 war offenbar in kurzer Zeit verfüllt worden und barg eine Fülle von Material. Die Anzahl und die Vielfalt der geborgenen Funde sind für Berlin einzigartig.

Es kamen nicht nur große Mengen eines typischen Haushalts des 15. Jahrhunderts zum Vorschein, wie Gefäße, Werkzeuge, Ausstattungsgegenstände und Flachglas, das als Fensterglas im Wohngebäude eingesetzt war. Besonders interessant sind die Sonderfunde wie Knochenwürfel, Murmeln, ein Wiegenpüppchen und Metallgegenstände. Einzigartig gut erhalten sind Lederschuhe, -stiefel, Textilreste und kleinste Nahrungsreste, wie Kirsch-, Weintrauben- und Pflaumenkerne sowie Haselnüsse und Walnüsse. Erwähnenswert sind darüber hinaus außerordentlich große Mengen an Fensterglas (ca. 220 Kg), die bisher in diesem Umfang noch nicht aufgefunden worden sind.

Das Holzbauwerk
Grabungstechnisch war das Bauwerk eine Herausforderung. Es ragte bis zu 4 m unter die heutige Geländeoberkante. Es wurden 48 Kubikmeter Füllung entnommen und durch Siebe mit Wasser geführt (geschlämmt), um kleinste Objekte bergen zu können. Das verbaute Holz war nicht gut erhalten, so dass das Bauwerk komplett abgetragen wurde. Lediglich Proben für die Dendrodatierung konnten entnommen werden.

6. Führungen über die Grabung Molkenmarkt gehen im Frühjahr 2023 weiter

Grabung am Molkenmarkt

Derzeit finden keine Führungen über die Grabung auf dem Molkenmarkt statt. Große Bereiche der archäologisch erschlossenen Flächen sind aus Sicherheitsgründen bereits wieder verfüllt worden. Derzeit können wir daher vor Ort keine interessanten archäologischen Strukturen präsentieren.
Ab dem kommenden Frühjahr wenden wir uns einem neuen Grabungsareal zu, nämlich den bisher nicht zugänglichen Bereichen unterhalb der Grunerstraße. Dann werden wir wieder jeden Freitag kostenfreie archäologische Führungen anbieten können. Bitte achten Sie auf aktuelle Hinweise in unserem Veranstaltungskalender.

Zum Nachlesen: Auf unserer Internetseite finden Sie umfangreiches Material zu den bisherigen Funden am Molkenmarkt:

7. Einladung zur Bürgerwerkstatt Zehlendorf am 26. Januar 2023

Waldsiedlung Zehlendorf

Das Landesdenkmalamt Berlin lädt am 26. Januar 2023 zur nächsten Bürgerwerkstatt in die Waldsiedlung Zehlendorf ein. Die Veranstaltung gehört zu den Maßnahmen, die den Welterbevorschlag „Waldsiedlung Zehlendorf“ als Erweiterungsgebiet zu den bestehenden „Siedlungen der Berliner Moderne“ begleiten und in die Öffentlichkeit bringen.

Die Waldsiedlung Zehlendorf liegt zu beiden Seiten der Argentinischen Allee im Stadtteil Zehlendorf. Bekannt ist sie unter dem Namen Onkel Toms Hütte, so hieß ein nahegelegenes Ausflugslokal. Die Siedlung entstand zwischen 1926 und 1932 im Auftrag der Gemeinnützigen Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft (GEHAG). Sie entstand in sieben Bauabschnitten nach Plänen von Bruno Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg auf der Grundlage des Siedlungsplans von Bruno Taut. Die Gartengestaltung erfolgte nach Plänen von Leberecht Migge und Martha Willings-Göhre.

Der Schwerpunkt der Bürgerwerkstätten liegt auf dem Denkmalpflegeplan, der derzeit begleitend zum Projekt Klimafreundliches Quartier des Nachbarschaftsverein Papageiensiedlung e.V. erarbeitet wird.

Der Veranstaltungsort und die genauen Themen für den 26. Januar werden noch bekannt gegeben.

Die Teilnahme an der Bürgerwerkstatt ist kostenfrei.

8. Aufzeichnung online: Großwohnanlagen der 1970er Jahre

Plakat: Jung, aber Denkmal

Am 2. November 2022 fand im Rahmen unserer Reihe „Jung, aber Denkmal:“ eine weitere Veranstaltung in der Urania statt. Thema waren die „Großwohnanlagen der 1970er Jahre“. Auf dem Podium diskutierten u.a. Jacqueline Brüschke | Prokuristin der degewo AG und Leiterin vom bauWerk, Dr. Bernd Hunger | Vorstandsvorsitzender des Kompetenzzentrums Großsiedlungen e.V., Prof. Petra Kahlfeldt | Senatsbaudirektorin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen und Prof. Dr. Matthias Noell | Professor für Architekturgeschichte und Architekturtheorie an der Universität der Künste Berlin.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung kann auf unserem Youtube-Kanal eingesehen werden.

9. Erweiterung unserer Internetseiten

Internetseite PETRI Berlin

Wer öfter mal auf die Homepage des Landesdenkmalamtes Berlin geht, wird es schon bemerkt haben: Nach der Umstrukturierung im Sommer haben wir nun interessante neue Seiten ergänzt, so zum Beispiel:

  • Schon länger gibt es die Seite zu den Welterbepotenzialen mit den Vorschlägen.
    Welterbepotenziale
    • Karl-Marx-Allee + Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne
      und
    • Waldsiedlung Zehlendorf – Erweiterungsvorschlag zur Welterbestätte “Siedlungen der Berliner Moderne”
Ein Besuch auf unserer Homepage lohnt sich immer, vor allem in den Zeiten zwischen zwei Newslettern.

Auf der Startseite geben wir immer die aktuellsten Informationen bekannt, seien es Veranstaltungen, Publikationen, Unterschutzstellungen oder Stellenausschreibungen. Außerdem finden Sie dort den Veranstaltungskalender.

10. Schauwerkstatt Quadriga abgeschlossen

Viktoria während der Restaurierung 2022

Die im Herbst 2020 eingerichtete Schauwerkstatt zur Restaurierung der Gipsabformungen („Mastermodell“) der Quadriga des Brandenburger Tors wurde im Oktober nach zwei Jahren vorerst abgeschlossen. Das Mastermodell war in den Nachkriegsjahren aus den 1942 vor Ort abgenommenen (Negativ-)Formen der Quadriga in der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin erschaffen worden. Es weist die größtmögliche Nähe zum verlorenen Original (1793 von Johann Gottfried Schadow) auf. Die zuvor auf mehrere Depots verteilten Gipsfragmente wurden gesichtet, dokumentiert, restauriert und in Teilen wieder zusammengesetzt. So erfolgte innerhalb des Projektzeitrahmens die Zusammenfügung eines der Pferde und des Torsos der Viktoria samt Flügel. Die Ergebnisse werden ab Frühjahr 2023 in einer Ausstellung im Mauer-Mahnmal des Bundes gezeigt, zudem erscheint in Kürze ein ausführlicher Dokumentationsband.

Das Projekt wurde von den Staatlichen Museen Berlin, dem Kunstbeirat des Deutschen Bundestages und dem Landesdenkmalamt Berlin ins Leben gerufen. Aus Sicht der Denkmalpflege ist es ein großer Gewinn: Das Mastermodell als wertvolle Quelle bleibt in seiner Authentizität erhalten, und durch die Zusammenfügung konnten wichtige Erkenntnisse über das Aussehen und die Geschichte der für Berlin und die Bundesrepublik Deutschland so wichtigen Plastik erlangt werden.

11. Denkmalschutz ist aktiver Klimaschutz – Dokumentation erschienen

Bötzow-Brauerei, 2021

„Denkmalschutz ist Klimaschutz. Und Klimaschutz ist Denkmalschutz.“ Dies war der Tenor eines zweitägigen Netzwerkdialogs im Umweltforum Berlin, den das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes Berlin im Sommer 2022 zur Vernetzung der verschiedenen Akteure auf diesem Gebiet ausgerichtet hatte. Die nun vorliegende Dokumentation gibt die Vorträge und Diskussionsbeiträge der zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Denkmalpflege, Architektur, Forschung, Politik und Baupraxis wieder.

Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Band 105
51 Seiten mit zahlreichen Abbildungen.

12. Zum Tod von Meinhard von Gerkan (1935 – 2022)

Flughafen Tegel

Meinhard von Gerkan war ein Baumeister für die ganze Welt, dessen Karriere in Berlin begann und ihn immer wieder auch zurückführte. Berlin verdankt ihm u.a. den Flughafen Tegel, dessen oktogonaler Grundriss inzwischen legendär ist (gemeinsamer Entwurf mit Volkwin Marg und Klaus Nickels). Noch 2020 hatten wir die Chance, Meinhard von Gerkan für ein Gespräch in unserem Film „Bye-bye Flughafen Tegel – Hallo Denkmal!“ zu gewinnen. Dort spricht der Architekt über die Planung und den Bau des Flughafens (1969-75). Am 1. Dezember ist er im Alter von 87 Jahren in Hamburg verstorben.

13. Erste Terminvorschau 2023

Einige Termine im neuen Jahr stehen schon fest:

  • 26. Januar: Bürgerwerkstatt Zehlendorf (siehe oben)
  • 9. Mai, 19.30 Uhr in der Urania: „Jung, aber Denkmal“
  • 11. bis 13. Mai: 6. Jahrestagung der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte
  • 4. Juni: UNESCO-Welterbetag unter dem Motto „Unsere Welt. Unser Erbe. Unsere Verantwortung“
  • 9. und 10. September: Tag des offenen Denkmals mit Abschlussveranstaltung am Sonntag
    (Anmeldebeginn für Aktive: Anfang April. Programm zu erwarten ab ca. Mitte August)
  • 7. November, 19.30 Uhr in der Urania: „Jung, aber Denkmal“
Freuen können Sie sich außerdem auf folgende Veranstaltungen, für die es noch keine festen Termine gibt:
  • Berliner Denkmaltag,
  • Berliner Archäologentag,
  • Grabungsführungen,
  • Digitale Dialoge

und anderes mehr.
Bitte achten Sie auf die aktuellen Mitteilungen auf unserer Homepage und auf die Ankündigungen im Terminkalender. Und auf den nächsten Newsletter.

Gutes neues Jahr!

Wir vom Landesdenkmalamt Berlin wünschen allen unseren Abonnentinnen und Abonnenten schöne Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr. Wir denken an unsere Kolleginnen und Kollegen in den vielen Ländern, die unter Krieg, Verfolgung und Vertreibung leiden. Für 2023 hoffen wir auf Frieden in Freiheit, vor allem auf ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine.

Blue Shield, Logo
Eine Anregung für alle, die etwas Gutes tun möchten: Geldspenden für das Kulturgut in der Ukraine sammelt der gemeinnützige Verein Blue Shield Deutschland.

Mit herzlichem Dank und den besten Wünschen für 2023
Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin