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Streetart
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Das im Jahre 1975 entstandene Mural "Weltbaum" nahe der S-Bahnstation Tiergarten gehört zu den ältesten Wandmalereien Berlins.
Hinweis: Der "Weltbaum" von Ben Wagin ist leider nicht mehr zu sehen. Auf dem Gelände vor dem Mural wurde ein Bürogebäude gebaut.
Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen an dem "Weltbaum" von Ben Wagin, der sich über eine Brandmauer am Siegmunds Hof erstreckt. Die Farbe blättert ab und verblasst, Unbekannte haben das Bild mit neuem Graffiti übersprüht. Trotzdem ist das 1975 entstandene erste Mural Berlins für sein Alter noch erstaunlich gut zu erkennen: Der dicke alte Baum mit Gesicht streckt seine kahlen Äste in alle Richtungen. Sein Mund ist - zu einem Lachen? - geöffnet und enthält große Zähne. Rechts von ihm befindet sich eine kleine Ansammlung technischer Gegenstände aus Metall. Kaum noch zu sehen ist dagegen das Schiff am oberen Rand der Wand, das mit Bäumen beladen übers Wasser fährt.
Zwischen Ben Wagin und den Bäumen besteht eine enge Verbindung. Als Baumpate engagierte sich der Streetart-Künstler für den Schutz von Natur und Umwelt und pflanzte Bäume an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, auf dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Ost- und West-Berlin, vor dem Berliner Ensamble sowie an zahlreichen weiteren Orten der Hauptstadt. Auch in seinen künstlerischen Werken und Ausstellungen spielen die Bäume immer eine große Rolle. Der "Weltbaum" mit dem Namenszusatz "Grün ist Leben" vermittelt dem Betrachter oder der Betrachterin die Wichtigkeit der Natur gegenüber der zunehmenden Technisierung der Welt.
Das Mural "Weltbaum" entstand zu einer Zeit, in der Streetart noch nicht kriminalisiert worden war. In den 1970er Jahren förderte der Senat die Projekte und schrieb sogar Wettbewerbe für die Künstler aus. So kam es, dass der damalige Senator für Bau- und Wohnungswesen Harry Ristock seinen Namen unter das Kunstwerk setzte, als er dieses 1975 einweihte. Ben Wagin setzte seinen Entwurf für den "Weltbaum" gemeinsam mit P. Janssen, F. Köthe, N. Kumar und S. Rischar an der Wand des Hauses am Siegmunds Hof um.
Ben Wagin, der mit bürgerlichem Namen Bernhard Wargin heißt, wurde 1930 im polnischen Jastrow geboren und floh 1945 nach Deutschland. Seit 1957 lebt er in Berlin. Ben Wagin ist Aktionskünstler, Bildhauer und Baumpate. Er machte eine Tischlerlehre, arbeitete als Bühnenbildner und war Assistent des Bildhauers Karl Hartung. 1961 nahm er an einem der ersten künstlerischen Proteste gegen die Mauer, dem Bildhauersymposium, teil. Ein Jahr später gründete er die Galerie S Ben Wargin, in der zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen stattfanden.
1967 fand Ben Wagins erste Baumpflanzung an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt. Es folgten bis heute zahlreiche weitere solche Aktionen in und um Berlin. Auch mehrere Bücher veröffentlichte Ben Wagin - darunter beispielsweise "Kunst in Berlin. 1945 bis heute" im Jahr 1969, "Wie ein Jahr vergeht oder Die Poesie der Straße" im Jahr 1983 oder seine Autobiografie "Nenn mich nicht Künstler" im Jahr 2015.
Das Streetart-Werk "Weltbaum" von Ben Wagin ist von der S-Bahnstation Tiergarten aus in wenigen Schritten zu erreichen. Es befindet sich an der Brandmauer des Hauses Siegmunds Hof 21 an der Ecke zur Bachstraße.
Hinweis: Der "Weltbaum" von Ben Wagin ist leider nicht mehr zu sehen. Auf dem Gelände vor dem Mural wurde ein Bürogebäude gebaut.
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