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Streetart
Die Jugendkulturen Punk und Hip Hop machten sie die Streetart in den 70er-Jahren in Berlin zum Ausdrucksmittel. Heute erfährt die Straßenkunst zunehmende Anerkennung in der Gesellschaft. mehr
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Die Fassade des Stattbades Wedding zierte mehrere Jahre lang das riesige Portrait einer Frau, das 2009 im Rahmen der Ausstellung "No More Sugar For The Monkeys" entstand.
Das Frauen-Portrait des Streetart-Künstlers El Bocho an der Fassade des Stattbades Wedding in Berlin war mit 1.100 Quadratmetern das weltweit größte Tape-Art-Bild. Es entstand im Rahmen der Ausstellung "No More Sugar For The Monkeys" im Juli 2009. Als Teil der Serie "Citizens" von El Bocho zeigte es das Gesicht einer Frau im Pop-Art-Stil, das sich links neben der Eingangstür befindet. Die größere rechte Seite ziert in großen weißen Buchstaben auf rotem Untergrund der Schriftzug "And then we take Berlin".
Die portraitierte Frau wendete dem Betrachter ihr Gesicht frontal zu und schaute mit geradeaus gerichtetem Blick über ihn hinweg. Ihre Augenfarbe sowie die Augenbrauen und die Oberlippe waren rot. Der übrige Teil des Gesichts war in Beige- und Grautönen gehalten. Gekrümmte Linien, die nach Kritzelei aussahen, gaben ihm Struktur. Die knallroten Haare der Frau überzogen den Rest der Fassade vollständig. Mit den Jahren verblasste die Farbe und das Mural löste sich langsam auf. Heute ist fast nichts mehr davon übrig.
"No More Sugar For The Monkeys" war die erste Ausstellung im zuvor leergestandenen Gebäude des Stattbades Wedding, das der Immobilienentwickler Arne Piepgras 2009 erwarb und provisorisch als kulturelle Einrichtung wiedereröffnete. Kurator und Betreiber Jochen Küpper stellte im Inneren des ehemaligen Hallenbades Fotografien, Licht- und Sound-Installationen, Stencils und Paintings verschiedener Künstler in gruselig-psychedelischer Atmosphäre aus.
2015 wurde das Stattbad Wedding, das in sechs Jahren zahlreiche Ausstellungen und Partys veranstaltet und Künstlern einen Raum zum Arbeiten geschaffen hatte, wegen gebäudetechnischen Problemen dauerhaft geschlossen. Ob und wann eine erneute Nutzung möglich sein wird, ist unklar.
El Bocho, der weder seinen echten Namen noch sein Gesicht öffentlich bekannt gibt, wurde 1978 in Frankfurt am Main geboren. Der gelernte Illustrator und Typograf begann 1997 in seiner Wahlheimat Berlin mit seinen Streetart-Werken, die heute überall im Stadtbild zu finden sind. Zunächst probierte er sich, wie die meisten Künstler dieser Szene, im Graffiti-Bereich aus. Später zog er es vor, seine Bilder auf braunes Packpapier zu malen und anschließend auf die Häuserwände der Stadt zu kleben.
El Bocho wurde mit seiner Kunst international bekannt. In verschiedenen Ländern der Welt, wie Rumänien, Russland oder Brasilien, sind seine Werke zu finden. Der Künstler, dessen Spitzname übersetzt "Das Eselchen" bedeutet, beschränkt sich nicht auf die Straße allein. Er stellte bereits in verschiedenen Galerien aus, illustrierte Zeitungen und erhielt dafür zahlreiche Auszeichnungen.
Stilistisch bedient sich El Bocho verschiedener Methoden. Bekannt und beliebt ist seine Serie an Frauen-Portraits in einer Art Pop-Art-Stil mit dem Namen "Citizens". Fans des schwarzen Humors erfreuen sich an Little Lucy, einer Comic-Figur, die einer tschechischen Kinderserie entstammt. In El Bochos Werken tötet Little Lucy ihre Katze auf immer neue und einfallsreiche Weise. Zudem arbeitet der Künstler an wechselnden Projekten. 2012 brachte er beispielsweise die Aktion "Gewalt" auf den Weg: Er klebte Sticker und hängte Schilder, die Gewalttaten zeigten, in der Nähe von Orten auf, an denen diese geschahen.
Das Stattbad Wedding befindet sich in der Gerichtsstraße 65 in der Nähe der S-Bahn-Stationen Wedding und Humboldthain. Neben dem Gebäude fließt in westlicher Richtung die Panke. In östlicher Richtung befindet sich die Reinickendorfer Straße.
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