Tagesordnung - 49. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung  

 
 
Bezeichnung: 49. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung
Gremium: Ausschuss für Stadtentwicklung
Datum: Di, 29.01.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Minna-Cauer-Saal
Ort: Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin

TOP   Betreff Drucksache

Ö 1  
Begrüßung und Feststellung der Tagesordnung      
Ö 2  
Annahme der offenen Protokolle: 23.,24.,30., 46.,47.,48. Sitzung      
Ö 3  
Mitteilungen der und Fragen an die Verwaltung (20 Minuten)      
Ö 4  
Bericht aus dem Denkmalbeirat – Beschluss zur Empfehlung bezüglich der „Bachmannhäuser“ (10 Minuten)      
Ö 4.1  
Denkmalschutz für die drei Bachmann-Häuser am WOGA-Komplex  
Enthält Anlagen
1135/5  
    29.01.2019 - Ausschuss für Stadtentwicklung
    Ö 4.1 - ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen
   

 

Der Ausschuss für Stadtentwicklung

empfiehlt der BVV,

die BVV möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird aufgefordert, sich beim Landesdenkmalamt dafür einzusetzen, dass vom LDA geprüft wird, ob die Wohnhäuser in der Albrecht-Achillesstr. 5 und Paulsborner Straße 11 u. 12 des Architekten Jürgen Bachmann aufgrund ihrer herausragenden geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt werden können als konstitutive Bestandteile des Denkmalbereichs (Gesamtanlage) WOGA-Komplex.

 

Der BVV ist bis zum 31.05.2019 zu berichten.

 

 

Begründung:

 

Empfehlung der Expertengruppe des Denkmalbeirats der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf

WOGA-Komplex, Häuser Albrecht-Achilles-Straße 5, Paulsborner Straße 11 und 12,
10709 Berlin

Die Bauten des WOGA-Komplexes am Kurfürstendamm, an der Albrecht-Achilles-Straße und der Cicerostraße stehen als Gesamtanlage seit dem 24. September 1982 unter Denkmalschutz und mit den Tennisplätzen seit dem 24. April 1995 in der Denkmalliste. Nicht unter Denkmalschutz stehen jedoch die drei noch erhaltenen Mietwohnhäuser Albrecht-Achilles-Straße 5 und Paulsborner Straße 11 und 12, die 1926/27 nach Plänen von Jürgen Bachmann im Rahmen der WOGA-Gesamtplanung von Erich Mendelsohn (1887-1953) und Jürgen Bachmann (1872-1951) errichtet worden sind. Die Expertengruppe hat die Bauakten der Wohnhäuser von Bachmann an der Albrecht-Achilles-/Paulsborner Straße im Bauaktenarchiv des Bezirksamtes studiert und die Wohnhäuser sowie je eine exemplarische Wohnung in den drei noch erhaltenen Häusern besichtigt.

Empfehlung:

Die Expertengruppe empfiehlt, die bisher nicht denkmalgeschützten, noch erhaltenen drei Wohnhäuser von Jürgen Bachmann als konstitutiven Teil der Gesamtanlage WOGA-Komplex (Denkmalliste Nr. 09011464) aufgrund ihres Denkmalwertes in die Denkmalliste einzutragen.

Gründe:

Die drei noch erhaltenen Wohnhäuser der ursprünglich von Jürgen Bachmann erbauten Wohnzeile an der Albrecht-Achilles-/Paulsborner Straße erfüllen die Merkmale der geschichtlichen, der künstlerischen, der wissenschaftlichen und der städtebaulichen Bedeutung nach § 2 Abs. 2 DSchG Bln. Ihre Erhaltung liegt im Interesse der Allgemeinheit.

Die drei erhaltenen „Bachmann-Häuser“ erfüllen das Merkmal der geschichtlichen Bedeutung, weil sie zur ursprünglichen Planung und Bebauung des WOGA-Geländes durch Mendelsohn und Bachmann in der 2. Hälfte der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts gehören. Das WOGA-Gelände war der damals letzte noch unbebaute, nur zu sportlichen Zwecken genutzte Baublock am Kurfürstendamm; die Bebauung durch Mendelsohn und Bachmann stellt exemplarisch dar, wie sich die beiden Architekten mit ihren konkurrierenden Planungen eine gemischte großstädtische Bebauung am Kurfürstendamm mit Kino, Kabarett, Restaurants, Läden, Hotel, Wohnungen und Tennisplätzen vorstellten. Im Keller des Hauses Paulsborner Straße 11 finden sich noch Spuren der ehemaligen Umkleidekabinen, Duschen und WCs der denkmalgesctzten Tennisanlage im Innenhof des WOGA-Komplexes. Der private Investor Hans Lachmann-Mosse (1885-1944) für die Bebauung des WOGA-Geländes war Schwiegersohn des Zeitungsverlegers Rudolf Mosse.

Die drei erhaltenen „Bachmann-Häuser“ besitzen eine herausragende nstlerische Bedeutung, weil sie ausgezeichnete Wohnungsgrundrisse mit subtil gestalteten Fassaden verbinden:

Die Räume der 21/2-Zimmer-Wohnungen mit Küche und Bad/WC (ca. 75 m²) werden durch eine zentrale Diele erschlossen, die durch einen kleinen Garderoben-Vorflur vom Treppenhaus her erreichbar ist. Die Türen in der Diele zu den Räumen sind symmetrisch angeordnet, die Verkleidungen der Türfutter sind kanneliert, in Höhe der Türstürze befindet sich eine umlaufende breite, friesartig zusammenfassende Holzleiste, dadurch erhält die Diele eine geschlossene räumliche Wirkung. Überdies ist die Diele im Gegensatz zur langen Mittelflur-Erschließung in den Mendelsohnschen Wohnhäusern an der Cicerostraße aufgrund der Abmessungen (Haus Nr. 5: 2,20 x 2,80 m) nicht nur ein Verkehrsraum, sondern ein nutzbarer Wohnraum; Bewohner im Haus Nr. 5 haben mitgeteilt, daß sie die Diele zweitweise als „zimmer“ benutzt haben. Die Küche hat Raum für einen Eßplatz, angeschlossen ist eine Speisekammer und ein Putzbalkon. Das Wohnzimmer mit Parkettfußboden wird durch einen breiten, dreieckig vorspringenden Erker mit zwei Fenstern erhellt.

Die Fassaden der „Bachmann-Häuser“ zeigen Merkmale der Landhausbewegung vor 1914 (Sprossenfenster), des Expressionismus nach 1918 (Dreieckserker) und der beginnenden Neuen Sachlichkeit von 1927 (vertikal durchlaufende Treppenhausfenster), die vom Architekten zu einer beschwingten Fassade komponiert sind. Interessant ist, daß beide Architekten Mendelsohn und Bachmann r die Rhythmisierung der Fassaden wellenförmige Ausbuchtungen verwendet haben: Mendelsohn gebraucht gerundete Balkonbrüstungen, Bachmann spitz vorspringende Erker, die den langen Straßenfassaden Dynamik bzw. Rhythmik verleihen. Die Altersdifferenz von 15 Jahren zwischen beiden Architekten manifestiert sich in einer unterschiedlichen Haltung in der Gestaltung: Bachmann ist deutlich noch der frühen Moderne vor 1914 verpflichtet, Mendelsohn der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre mit expressionistischen Akzenten.

Die drei noch erhaltenen „Bachmann-Häuser“ besitzen wissenschaftliche Bedeutung, weil das reiche Oeuvre Bachmanns (nach heutigem Kenntnisstand) bisher keine monografische Gesamtwürdigung gefunden hat und weil deshalb diese Wohnbauten von Jürgen Bachmann für die wissenschaftliche Forschung erhalten bleiben müssen. J. Bachmann (bis 1918 zusammen mit Peter Jürgensen) hat vor allem Sakral-, Büro- und Wohnbauten sowie das Rathaus Schöneberg 1911-14 erbaut.

Die drei noch erhaltenen „Bachmann-Häuser“ weisen ebenfalls eine städtebauliche Bedeutung auf, weil sie konstitutiver Bestandteil der Bebauung des WOGA-Geländes von E. Mendelsohn und J. Bachmann sind, auch wenn die Wohnzeile entlang der Albrecht-Achilles-/Paulsborner Straße teilweise im 2. Weltkrieg zerstört worden ist. Zwei der drei erhaltenen Häuser, die Nr. 11 und 12, zeigen die dynamische runde Eckbildung an der Ecke Albrecht-Achilles-/Paulsborner Straße. Die drei Häuser sind wichtige Zeugnisse für die ursprüngliche Planung und den Bau der rhythmisierten Wohnzeile von J. Bachmann als Gegenstück zur Wohnzeile von E. Mendelsohn an der Cicerostraße.

Die Erhaltung der Wohnhäuser von Jürgen Bachmann liegt im Interesse der Allgemeinheit, weil das Werk des Architekten Jürgen Bachmann von weiten Kreisen der Fachwelt in einzelnen Artikeln und in Lexika gewürdigt wird und weil die Häuser an der Albrecht-Achilles-/Paulsborner Straße dem unbefangenen Betrachter als nicht alltäglich und über dem durchschnittlichen Bauschaffen ihrer Zeit liegend erscheinen.

Die Expertengruppe des Denkmalbeirats der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf empfiehlt deshalb die Eintragung der drei Wohnhäuser Albrecht-Achilles-Straße 5 und Paulsborner Straße 11 und 12 in die Denkmalliste als konstitutive Bestandteile des Denkmalbereichs (Gesamtanlage) WOGA-Gelände.

R. Brüggemann Dr. W. Fest W. Jockeit Dr. J. Lautsch A. Solmsdorf Prof. Dr. h.c. W. Wang
PD Dr. D. Worbs

Berlin, den 26.11.2018

Literatur:

Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. 6 Bde. Leipzig 1953, Bd. 1, S. 89-90.

Schaubühne am Lehniner Platz (Hg.): Der Mendelsohn-Bau am Lehniner Platz. Erich Mendelsohn und Berlin. Berlin 1981, S. 41-42 (Wohnbauten von J. Bachmann).

Sigrid Achenbach: Erich Mendelsohn 1987-1953. Ideen, Bauten, Projekte. Ausstellung zum 100. Geburtstag aus den Beständen der Kunstbibliothek. Berlin 1987, S. 77 (Wohnbauten von J. Bachmann).

Wolfgang Ribbe, Wolfgang Schäche (Hg.): Baumeister, Architekten, Stadtplaner. Biographien zur baulichen Entwicklung Berlins. Berlin 1987, S. 598 (Kurzbiografie).

 

Abstimmungsergebnis:

 

dafür: einstimmig dagegen:          Enthaltung: 

   
    11.04.2019 - Bezirksverordnetenversammlung
    Ö 7.1 - ohne Änderungen in der BVV beschlossen
   

Die BVV stimmt der Drucksache einstimmig zu. (Konsensliste)

 

Ö 5  
BA –Beschluss über etwaige Hochhausplanungen im Bezirk bis zur Vorlage eines Hochhausentwicklungsplans des Landes (15 Minuten) Zusammenbehandlung mit      
Ö 6  
Kriterien für die Entwicklung von Hochhausstandorten in Charlottenburg-Wilmersdorf  
Enthält Anlagen
0956/5  
Ö 7  
Parkplätze unter die Erde: Quartiersgaragen voranbringen  
0664/5  
Ö 7.1  
Baupotenziale auf bezirklichen Parkplätzen ermitteln  
0650/5  
Ö 8  
Dachausbau vorantreiben  
Enthält Anlagen
0684/5  
Ö 9  
Städtebauliche Bauberatung im Stadtentwicklungsamt wieder aufnehmen  
0699/5  
Ö 10  
Restriktiv bei Genehmigungen für großflächige Werbeplakate bei Baumaßnahmen  
Enthält Anlagen
0695/5  
Ö 11  
Bezirkliche Infrastruktur, nur wo?  
Enthält Anlagen
0734/5  
Ö 12  
Der Hardenbergplatz als Tor zur City West - Mobilität und Aufenthaltsqualität in Einklang bringen  
0746/5  
Ö 13  
Tiefgaragen auf Bebauungsflächen begrenzen  
Enthält Anlagen
0737/5  
Ö 14  
Wohnungsbauentwicklungsplan  
0742/5  
Ö 15  
Ehemaliger Güterbahnhof Grunewald als Entwicklungsgebiet  
Enthält Anlagen
0749/5  
Ö 16  
Im Bezirk Bauen gezielt ermöglichen  
0725/5  
Ö 17  
Überbauung von Regenwasserbecken  
Enthält Anlagen
0693/5  
Ö 18  
Wie wir morgen leben wollen I: Relikte der „autogerechten Stadt“ beseitigen – Mehr Lebensqualität für Charlottenburg-Wilmersdorf  
0682/5  
Ö 19  
Bündnis für Wohnungbau mit Leben erfüllen  
0654/5  
Ö 20  
Qualität für das Bauvorhaben Quedlinburger Straße 45 sicherstellen  
Enthält Anlagen
0799/5  
Ö 21  
Bei Bedarf nicht öffentlicher Sitzungsteil      
Ö 22  
Verschiedenes      
               
 
 

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