Bei sommerlichen Temperaturen kamen am 29. Juni 2016 Spitzenführungskräfte des Landes Berlin in der Verwaltungsakademie Berlin zusammen, um im Rahmen des Akademie-Symposiums mit Dr. Florian Artinger vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung über optimale Entscheidungsfindung, die Gründe für Risikoaversion im Land Berlin und die Etablierung einer konstruktiven Fehlerkultur zu diskutieren.
Dr. Artinger arbeitet an der Schnittstelle zwischen Ökonomie und Psychologie. Sein wissen-schaftlicher Schwerpunkt liegt in der Erforschung der Entscheidungsstrategien, die Individuen und Organisationen unter Unsicherheit verwenden. Der Impulsvortrag vom 29.06.2016 ist Ausdruck der engen Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Verwaltungsmanagement an der VAk (IVM) als Akademie für Führungskräfte des Landes Berlin und dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPI), die 2016 gemeinsam eine großangelegte Studie zum Thema “Defensives Entscheiden” in der Berliner Verwaltung durchgeführt haben.
Analog dem interdisziplinären Ansatz des IVM präsentierte Dr. Artinger Beispiele für defensive Entscheidungen aus dem Medizin-, Banken- und Technologiesektor. Defensives Entscheiden – das Vermeiden von Risiken, um sich vor negativen Konsequenzen zu schützen – ist eine Reaktion auf Umwelten, die Fehler übermäßig sanktionieren. Als Positivbeispiele für eine gute Fehlerkultur nannte er Luftfahrtunternehmen und das John Hopkins Krankenhaus, eines der bekanntesten Krankenhäuser der USA, an dem durch gezielte Interventionen (Abflachung von Hierarchien, Checklisten) Infektionen und Kosten rasant gesenkt werden konnten. Im letzten Teil des Vortrages wurden die Ergebnisse der Studie zum Entscheidungsverhalten in der Berliner Verwaltung erläutert. Auf besonderes Interesse stießen die Erfahrungen aus der Praxis, die von den Teilnehmenden an der Umfrage als Ursachen für defensives Entscheiden in ihren Teams identifiziert worden sind (vor allem: Konfliktvermeidung, mangelndes Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl).
Diese Erkenntnisse werden der VAk dazu dienen, konkrete Programm- und Inhouse-Angebote einzuführen, damit defensives Entscheiden in der Berliner Verwaltung vermindert wird.