Mit Sophie Rois als Fürstin der Finsternis, den Chören der Sing-Akademie zu Berlin und der Kammersymphonie Berlin
Ich weiß aus Erfahrung, es ermüdet, sich in der Welt der Toten aufzuhalten. Es scheint, dass tot zu sein schrecklich ist, weil dann die Aussicht auf eine Zukunft fehlt. Sind wir in dieser Hinsicht etwa bereits alle längst tot?Zum ersten Mal seit 1876 erklingt Jacob Adalbert Ritter von Goldschmidts allegorisches Musikdrama DIE SIEBEN TODSÜNDEN für Soli, Chor und Orchester wieder in Berlin. Das Monsterwerk war bei der Uraufführung in den Berliner Reichshallen (Leipziger Straße) ein Sensationserfolg. Sophie Rois (als Fürstin der Finsternis), das Ensemble der Volksbühne und die Chöre der Sing-Akademie zu Berlin machen sich gemeinsam mit Regisseur Christian Filips daran, das vergessene Musikdrama wiederzuentdecken. Dabei wird sich zeigen: Die Geister, die 1876 durch das legendäre Wiener Kaffeehaus Größenwahn spukten, haben nicht aufgehört, uns heimzusuchen. Denn wir leben in einer Zeit historischer Geister und Wiedergänger.In gewaltigen Tableaus mit Soli, Chor und Orchester vollbringen in diesem Musikdrama die Dämonen der sieben Todsünden ihr Vernichtungswerk und zeigen auf ihrer Fahrt durch das Panoptikum des Praters, woran das Abendland zugrunde gehen wird: an Nationalismus und Kriegslust, Antisemitismus und Kolonialismus, Börsenrausch und Mechanisierung, kapitalistischem Exzess und narzisstischer Selbstoptimierung.Wer kann diesen Vorgang aufhalten? Der Dichterkomponist war sich sicher: die Kunst.Doch dagegen formierte sich politischer Widerstand: Ausgerechnet ein jüdischer Komponist und Sohn aus dem Wiener Haus Rothschild-Goldschmidt sollte die Nachfolge Richard Wagners antreten und zum Propheten der Moderne werden?Das wussten die Antisemiten, die sich um 1880 in Wien erstmals als politische Partei formierten, erfolgreich zu verhindern. Goldschmidt starb 1906 verarmt und unbekannt in einem Sanatorium. Keines seiner großen Werke wurde seither wieder aufgeführt.Ob es an der Zeit ist, diesen Sündenbock der Musikgeschichte von seinem Fluch zu befreien? „Die Todsünden sind ein einziger Strom, der über und unter der Menschheit rollt und sie mitreißt in seinem Fortschritt.“ (Vilém Flusser).
Künstler/Beteiligte: Maximilian Brauer, Susanne Bredehöft, Margarita Breitkreiz, Benjamin Bruns, Christian Filips (Text & Regie), Sara Gouzy, Haupt- und Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin, Herren des Staats- und Domchor Berlin, Gerrit Illenberger, Kai-Uwe Jirka, Sebastian Kaiser, Kammersymphonie Berlin, Arttu Kataja, Balthazar Gyan Alexis Kuppuswamy, Ariel Nil Levy, Yury Makhrov, Mima Millo, Frank Novak, Christoph Pfaller, Silvia Rieger, Sophie Rois, Adrian Terzic, Sabine Zielke, Daniela Zorrozua, Christian Filips (Autor/in), Maximilian Brauer (mit), Susanne Bredehöft (mit), Margarita Breitkreiz (mit), Balthazar Gyan Alexis Kuppuswamy (mit), Ariel Nil Levy (mit), Silvia Rieger (mit), Sophie Rois (mit), Kammersymphonie Berlin (mit), Haupt- und Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin (mit), Herren des Staats- und Domchor Berlin (mit), Benjamin Bruns (Sänger:innen), Sara Gouzy (Sänger:innen), Gerrit Illenberger (Sänger:innen), Arttu Kataja (Sänger:innen), Yury Makhrov (Sänger:innen), Mima Millo (Sänger:innen), Christoph Pfaller (Sänger:innen), Kai-Uwe Jirka (Musikalische Leitung), Christian Filips (Text & Regie), Daniela Zorrozua (Bühne & Kostüme), Frank Novak (Licht), Adrian Terzic (Video), Sabine Zielke (Dramaturgie), Sebastian Kaiser (Programmvideo)