Woyzeck, ein einfacher Soldat, dient einem Hauptmann als Barbier. Von dem Lohn kann er seine Geliebte Marie und das gemeinsame Kind nicht ernähren, also verdingt er sich zusätzlich als medizinisches Versuchsobjekt. Die Folgen der Versuche schwächen den ohnehin vom Leben gezeichneten so sehr, dass er sich mehr und mehr in einer Welt von Wahnvorstellungen verliert. Und So taumelt Woyzeck – trotz seiner aufrechten Mühe, ein guter Mensch zu sein – am Ende Richtung Abgrund in einer Gesellschaft, die ihm kein Halt im Leben gibt. Der Regisseur Ersan Mondtag verlegt Woyzeck in ein kleines Camp im Wald. Zurückgezogen zelebriert hier eine kleine Gemeinde in der Natur ihre toxische Männlichkeit. Woyzeck wird zum Opfer dumpfer, patriarchaler Muster.
Künstler/Beteiligte: von Georg Büchner (Autor/in), Maximilian Diehle (Woyzeck), Max Gindorff (Tambourmajor), Gabriel Schneider (Andres), Gerrit Jansen (Marie), Marc Oliver Schulze (Doktor), Martin Rentzsch (Hauptmann), Peter Luppa (Narr / Amme), Carsten Kaltner (Wahnvorstellung), Robert Carstensen (Kind), Ersan Mondtag, Alexander Naumann, Ari Schruth, Tristan Brusch, Damian Dalla Torre, Rainer Casper, Clara Topic-Matutin
Laufzeit: Di, 10.12.2024 bis Mi, 11.12.2024
Am 2. Juni 1821 erstach Johann Christian Woyzeck seine Geliebte, die Witwe Woost. Woyzeck wurde verhaftet und zum Tod durch das Schwert verurteilt. „Die Tat selbst ergab sich aus einer Konstellation aus Arbeitslosigkeit, Hunger, Erniedrigung aller Art, Hass und Eifersucht“, hielt der Literaturwissenschaftler Hans Mayer fest. Der Fall wurde auf breiter gesellschaftlicher Ebene diskutiert und Fragen nach der Veranlagung Woyzecks sowie nach individuellen und gesellschaftlichen Bedingungen gestellt, welche die Zurechnungsfähigkeit während der Tat beeinflusst haben könnten. Dieser Fall inspirierte Georg Büchner zum Verfassen der Fragmente seines Woyzeck. Neben den sozialen Gefällen seiner Zeit (das erste Fragment des Stückes schrieb Büchner 1836 in Straßburg), interessierte ihn vor allem, ein Liebesdrama unter den Bedingungen von Armut zu erzählen. Jenen gesellschaftlichen, physischen und psychischen Umständen also, die Woyzeck schließlich zum Mord an Marie führen.Der Regisseur Ersan Mondtag erzählt Woyzeck mit einer männlichen Besetzung, die im Stück als kleine Gemeinde tief im Wald siedelt. Zurückgezogen in der Natur zelebrieren sie ihre Männlichkeit (und erschaffen sich eine eigene Realität). Die Gewalt, die der patriarchalen Gesellschaftsordnung innewohnt, gewinnt in der Enge der kleinen Gemeinschaft und in der Einsamkeit des Waldes bald die Oberhand – Woyzeck wird zum Opfer dumpfer, toxischer Muster.von Clara Topic-Matutin