Wer alleine weiter weiß, hat Krise nicht verstanden. Und glaubt vielleicht noch, die Welt sei eine Bühne der egozentrischen Selbstbehauptung. Nichts belästigt unser Zusammensein so sehr wie der kapitalistische Befehl, sich als etwas Besonderes zu produzieren.
Die Akteur*innen dieses Abends stemmen sich gegen die patriarchale Geste, Räume mit der eigenen Selbsttotalisierung zu fluten. Sie suchen einen Ort des postidentischen Sich-Fühlen-Könnens durch Beziehungs-Fürsorge. Aber wie geht das, wenn die Strukturen, mit denen wir uns Gewalt antun, auch in uns liegen?
Die Inszenierung erkundet, was es heißen könnte, sich traumasensibel in Frage stellen zu lassen, um trotz Machtstrukturen ein Selbst zu werden. Die eigene Narzissmuskritik als verkörperte Kapitalismuskritik. Was muss geschehen, damit das Gefühl der Verlorenheit in kollektive und beziehungsorientierte Sorge überführt wird?
In einem Reigen von Sprachzerstörung und Rekonstruktion, musikalischer Trance und Lichtarena eröffnet die Inszenierung einen atmosphärischen Diskursraum zwischen Abstraktion und Nähe, um die ideologischen Grammatiken der Unverbundenheit zu markieren und nach subversiven Ästhetiken gegen den traumatischen Wiederholungszwang zu suchen. Ein Ausbruch aus einer überkomplexen Welt durch die radikale Anerkennung der eigenen Verlorenheit: Wer nicht weiter weiß, hat recht!
Von/mit Bettina Grahs (für Lisa Henrici) / Emma Rönnebeck Konzeption/Regie/Text Malte Schlösser Musik Michelangelo Contini Licht/Kostüm/Bühne Thomas Giger Videokunst Nicolas Gebbe Dramaturgie Anna Krauß Outside-Eye Marie Jordan Szenen/szenische Texte Emma Rönnebeck / Malte Schlösser Regie-/Dramaturgieassistenz/Souffleuse Elisabeth Conradi Produktions-/Regieassistenz Lilli Else Dietmann Produktionsleitung Eva-Karen Tittmann / Chris Wohlrab Technische Produktionsleitung Chris Wohlrab Bühnentechnik Nora Tormann / Vincent Aritisde Calafiore PR Yven Augustin Foto William Minke / Milena Schlösser Plakatgrafik KruseundMüller Kooperation TD Berlin Gefördert durch Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Dank an das Theaterhaus Schöneweide / TD Berlin