Deutsche Oper Berlin
Intermezzo
Zum StückDie Uraufführung von Richard Strauss’ achter Oper INTERMEZZO löste bei Kritik und Publikum Irritationen aus: Statt auf mythische oder antike Stoffe zurückzugreifen, hatte der Komponist diesmal in kaum verhüllter Form sein eigenes Eheleben auf die Bühne gebracht und damit die Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem provokativ überschritten. Übersehen wurde dabei, dass Strauss mit INTERMEZZO wieder einmal zeigte, dass er die aktuellen Trends des Musiktheaters seiner Zeit nicht nur aufmerksam verfolgte, sondern sie auch in sein persönliches Ausdrucksspektrum integrierte. Denn tatsächlich ist INTERMEZZO Strauss’ Antwort auf das Bedürfnis des Publikums der Zwanziger Jahre, neue, „moderne“ Opernstoffe auf der Bühne zu erleben, und steht daher in einer Reihe mit den Zeitopern von „Avantgardisten“ wie Arnold Schönberg (VON HEUTE AUF MORGEN) und Paul Hindemith (NEUES VOM TAGE). Anders als diese bleibt Strauss jedoch seiner klassisch-tonalen Tonsprache auch bei diesem Stoff treu und schafft vor allem mit der Hauptpartie der Komponistengattin Christine ein weiteres Exemplar seiner berühmten, mit silbrigen Kantilenen strahlenden Sopranpartien.
Und wie sich hinter dieser Christine Strauss’ Gattin Pauline verbirgt, so steckt auch in ihrem Bühnengatten, dem gefragten Kapellmeister Robert Storch, Richard Strauss selbst – und auch die Verwechslung, die die Ehe der beiden an den Rand des Scheiterns bringt, beruht auf einem tatsächlichen Vorfall. Es ist, wie oft in Komödien, ein fehlgeleiteter Brief einer Frau von moralisch zweifelhaftem Ruf, der Christine zur festen Überzeugung gelangen lässt, dass ihr Mann sie betrügt. Erst nach Aufklärung des Missverständnisses stellt sich wieder der häusliche Frieden ein. Doch ist dieser Vorfall in INTERMEZZO eher ein Anlass, das facettenreiche und psychologisch einfühlsame Porträt einer Frau zu zeichnen, die mit ihrem unausgefüllten Dasein hadert, sich andererseits aber auch durch ihre Rolle als fürsorgliche Ehefrau eines erfolgreichen Musikers definiert.
Zur InszenierungAn der Deutschen Oper Berlin ist INTERMEZZO der Mittelteil einer Richard-Strauss-Trilogie, in der Regisseur Tobias Kratzer verschiedene Stadien einer Paarbeziehung unter die Lupe nimmt. Nachdem in ARABELLA die Schwierigkeiten des Beginns Thema waren, widmet sich INTERMEZZO nun den „Mühen der Ebene“. Und wie in ARABELLA entdeckt Kratzer auch hier eine Modernität, die den Stoff auch für das 21. Jahrhundert interessant macht: Auf der einen Seite die Frau, die nach einem Lebensinhalt jenseits der Gattinnenrolle sucht und sich doch nicht von ihrem Mann lösen kann, auf der anderen Seite der Mann, der seine Dominanz auch dadurch demonstriert, indem er seine Frau zur Kunstfigur macht und dadurch seine Sicht der Beziehung verewigt. Denn nicht zuletzt setzt Strauss hier dem eigenen Künstlertum in Gestalt umfangreicher sinfonischer Zwischenspiele ein Denkmal – und auch das wird Thema der Inszenierung sein.
2 Stunden 45 Minuten | Eine Pause
Künstler/Beteiligte: Sir Donald Runnicles (Musikalische Leitung), Tobias Kratzer (Inszenierung), Rainer Sellmaier (Bühne, Kostüme), Stefan Woinke (Licht), Jonas Dahl (Video), Janic Bebi (Video), Jörg Königsdorf (Dramaturgie), Philipp Jekal (Hofkapellmeister Robert Storch), Maria Bengtsson (Christine, seine Frau), Elliott Woodruff (Franzl, ihr kleiner Sohn), Anna Schoeck (Anna, die Kammerjungfer), Thomas Blondelle (Baron Lummer), Clemens Bieber (Kapellmeister Stroh), Markus Brück (Notar), Nadine Secunde (Frau des Notars), Joel Allison (Kommerzienrat), Simon Pauly (Justizrat), Tobias Kehrer (Kammersänger), Lilit Davtyan (Resi), Orchester der Deutschen Oper Berlin (Orchester)
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Einführung: 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Rang-Foyer rechts
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