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UNTER UNS • Folge 2: Monster - Fabian Bernhardt im Gespräch mit Şeyda Kurt - Gesprächsreihe im Roten Salon mit Fabian Bernhardt und Gästen

Von Behemoth bis Godzilla, von King Kong und Gollum bis hin zur Hydra und Dragoran – Monster durchziehen das kulturelle Imaginäre. Es gibt schreckliche Monster und niedliche, fiktive und reale. Es gibt eine Politik der Gewalt, die bestimmte Subjekte oder Gruppen zu Monstern erklärt, um sie besser beseitigen zu können. Was aber sind Monster eigentlich? Und was ist das Monströse? Das „monstrum“ im Lateinischen war nicht nur Scheusal, sondern auch Mahnung und Zeichen. Zwei Tätigkeiten, monstrare „zeigen“ und monēre „erinnern, mahnen, warnen“, stehen an seinem Anfang. Was zeigt das Monströse? Gerade das, was in einer Gesellschaft nicht gesehen werden soll, was unsichtbar gemacht wird, das (vermeintlich) Hässliche und Böse. „Der Begriff des Monsters“, erklärt Michel Foucault, „ist im wesentlichen ein Rechtsbegriff […], denn das Monster ist durch die Tatsache definiert, dass es qua Existenz und Form nicht nur eine Verletzung der gesellschaftlichen Gesetze darstellt, sondern auch eine Verletzung der Gesetze der Natur.“ Monströs nennen wir, was in extremer Weise von der Norm – dem Gesetz, der Grenze – abweicht, sie verletzt und in Frage stellt. Ein Affe so groß wie ein Hochhaus, ein Hund mit drei Köpfen, eine Löwin mit menschlichem Antlitz. Wo es keine Normen gibt, da gibt es auch keine Monster; beziehungsweise alles wäre monströs. Der Traum von der Abschaffung der Arten ist der glückliche Traum einer Welt, in der sich mit den Gattungsgrenzen auch der Begriff des Monströsen auflöst. Solange diese und andere Grenzen aber noch Bestand haben, kommen wir um eine Kritik des Monströsen nicht herum. Wie können wir die wirklichen Monster von den imaginären unterscheiden? Welche Monster müssen wir fürchten und welche fürchten uns? Und schließlich: Wie sollen wir umgehen mit dem Monster in uns?

Dr. Fabian Bernhardt ist Philosoph und Autor. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich Affective Societies der Freien Universität Berlin und schreibt unter anderem regelmäßig für das Philosophie Magazin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört der Umgang mit schlimmen Vergangenheiten, Schuld, Unrecht und Gewalt. Nach einer 2014 veröffentlichten Monographie zur Frage der Vergebung erschien 2021 sein zweites Buch Rache. Über einen blinden Fleck der Moderne (Matthes & Seitz), das mit einem Sachbuchpreis ausgezeichnet wurde.

Şeyda Kurt schreibt und spricht als freie Journalist:in, Moderator:in, Speaker:in und Autor:in über Innenpolitik, Kultur und linken Feminismus. 2021 erschien ihr Buch Radikale Zärtlichkeit – Warum Liebe politisch ist, 2023 HASS – Von der Macht eines widerständigen Gefühls (beide bei Harper Collins), die beide zu Bestsellern wurden. Radikale Zärtlichkeit und Hass markieren zugleich die gefühlsmäßigen Extreme, zwischen denen sich der menschliche Umgang mit Monstern bewegt.

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